Freitag, 16. September 2016

Scheidung in Deutschland

Unser ehemaliger Bundeskanzler Schröder und seine Noch-Ehefrau haben die Scheidung eingereicht und das Trennungsjahr begonnen. Im Grunde ist es mir gleich. Das ist deren Leben. Es berührt mich jedoch ein wenig, da ich zum einen mehrere Scheidungen in meinem Umfeld erleben musste und selbst als Katholik katholisch verheiratet bin und immer wieder wegen meines Glaubens bzw. dem Umgang meiner Kirche mit Wiedervereheirateten angesprochen werde. Wobei es um Letzteres diesmal nicht gehen soll, sondern um den Staat. Immerhin schließen Christen hierzulande i.d.R. zwei Mal die Ehe. Im Standesamt für den Staat und in der Kirche. Ich persönlich finde diese Trennung augenscheinlich und gut. Nichtchristen können so trotzdem eine offizielle Partnerschaft beginnen, der Staat bekommt ein klares Signal und für Gläubige ist es ein Amtsgang mehr im Leben. Vielleicht wäre es noch gut, unterschiedliche Bezeichnungen zu finden. So könnte man die Debatte bspw. um die Verbindung homosexueller Paare minimieren und auf ausschließlich konfessionsinterne Ebene verschieben.
Am Ende solcher Beziehungen aber, setzt der Staat auf eine gut gemeinte Idee. Das Trennungsjahr.
Schröder hatte zum vierten Mal geheiratet und immerhin 18 Jahre mit dieser Frau eine Gemeinschaft gebildet. Dann wurde das Trennungsjahr eingereicht. Aber was genau ist das und was soll es?

Der Staat ging (ich schreibe bewusst in der Vergangenheitsform) davon aus, dass Menschen, die sich zum großen Schritt der Eheschließung entscheiden, eine tiefe, schwer zu brechende Verbindung miteinander eingehen. Um dieser und dem Ehebund selbst die angemessene Bedeutung zu erhalten und vorschnelle oder leichtfertige Entscheidungen zu vermeiden, wollte man der Scheidung eine Hürde setzen, welche zum einen die emotionale wie physische Trennung der beiden Beteiligten eindeutig belegt. Außerdem kann das Trennungsjahr genutzt werden, um nachzudenken, sich zu finden, die veränderte Situation schon einmal kennen zu lernen und vielleicht zu verwerfen.
Kurzum, eine Art Beweis und Bedenkzeit in einem.
Ist das Jahr vollbracht, kann die einvernehmliche Scheidung angegangen werden und zwei Menschen, die sich einst schworen, alle Zeiten des Lebens gemeinsam zu durchschreiten, gehen getrennter Wege... oder fast. Immerhin bleiben Unterhalt, Alimente und Sorgerecht in den meisten Fällen strittig.
Der Gedanke ist gut und in meinen Augen richtig. Die Ehe ist etwas Bedeutendes. Ein Sakrament für Christen. Die nicht nur auf den Lippen getragene Vereinigung. Man wird zu einem Fleisch, einem Blut, verkörpert im Idealfall durch die gemeinsamen Kinder. Diesen Bund wieder aufzulösen stand für mich nie in Frage. Von daher ist es für mich auch ein Zeichen des gemeinsamen Denkens zwischen mir und Staat, wenn dieser versucht, Ehen zu retten, auch wenn die Beteiligten erstmal nicht an Rettung glauben mögen, wenn er mehr Anerkennung für die tiefe Bedeutung fordert.

Das Problem dahinter ist die Entleerung aller tieferen Bedeutung in dieser Zeit. Nichts ist den Menschen mehr wirklich heilig - abgesehen von einigen politischen Ideologen. Ob Feiern auf Friedhöfen, Pornodrehs in Kirchen, die Beziehungen zur Nachbarschaft, die Ausführung der eigenen Arbeit (Berufsstolz) oder eben die Beziehung zum eigenen Partner. Das man sich in einer Ehe oder Beziehung aneinander reibt ist normal. Das Problem entsteht erst, wenn diese Reibung nicht zur Anpassung führt, wenn die Menschen darauf beharren, sie selbst in jedem noch so kleinen Charakterzug und Angewohnheit zu bleiben, statt sich aufeinander einzulassen und einen gemeinsamen Weg zu finden. Besonders die Freizeit und das Berufsleben sind hier in meinem Umfeld typische Beispiele.Wer nicht bereit ist, ein wenig von seinen intensiv ausgeübten Hobbies abzulassen, wenn diese dem Partner oder gar der ganzen Familie nicht ermöglichen daran teil zu haben (und diese das auch wollen), der kann nicht durch die gemeinsam verbrachte Zeit mit den eigentlich geliebten Menschen wurzeln schlagen, die auch schlechte Zeiten überstehen.
Natürlich ist das recht pauschal und platt formuliert,  und natürlich gibt es viele weitere Gründe, die trotz gemeinsam verbrachter Zeit und gegenseitigem Bemühen dazu führen, aber dies ist ein Beispiel, woran es nach meinem erleben oft hängt.

Das Trennungsjahr kann also gar nicht die Bedeutung in Erinnerung rufen. Wenn es sie nie gab in einer Beziehung, dann kann es auch nicht wieder wach gerufen. Letztlich ist es also ein lässlicher Akt, ein bürokratischer Aufwand.
Für jene, die schlicht nicht wollen ist es ein lästiger Nebeneffekt, den es auszusitzen gilt. Jene, die ihrer Beziehung noch eine Chance geben wollen kamen nicht zu dem Punkt und jene, die unbedingt von ihrem Partner weg müssen, bspw. wegen häuslicher Gewalt, Vergewaltigung in der Ehe, notorischer Untreue, Suchtverhalten etc. müssen einen Mehraufwand betreiben, der auch nicht immer von Erfolg gekrönt ist.

Meiner Ansicht nach ist es der falsche Ansatz in unserer Zeit und von der falschen Institution. Eheberatungen und Hilfen anzubieten, dass ist hilfreich für jene, die nicht leichtfertig mit ihrem geliebten Menschen umgehen und die Beziehung retten wollen. Die Bedeutung der Ehe VOR der Schließung zu vermitteln wäre m.E. um einiges effektiver und die Trennung als eine beständig bestehende Möglichlichkeit der Konfliktvermeidung vorzuleben der falsche Weg.
Es sollte der allerletzte Notnagel sein, wenn die größten Anstrengungen nicht fruchten oder Dinge geschehen, welche die Beziehung zu etwas anderem als eben einer Ehe machen.
Wie gesagt gibt es Ausnahmen, die eine Scheidung in meinen Augen rechtfertigen. Und auch die Kirche hat dafür ja eigens Kommissionen.
Nun stecke ich nicht in der Haut jener Menschen und urteile hier über deren Leben, was mir fern liegen sollte. Aber jemand, der zum vierten Mal geschieden wird, muss sich angesichts des wiederholten Geblübdes die ein oder andere Frage oder den ein oder anderen Rat gefallen lassen.

2 Kommentare:

  1. Vor einigen Tagen kam in den Zeitungen die Meldung, dass Frau Schröder-Köpf den derzeitigen verwitweten niedersächsischen Innenminister Pistorius geheiratet hat.
    Hat ihn wahrscheinlich durch ihren Beruf als MdL kennen- und liebengelernt?

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    1. Danke für den Hinweis. Ich wünsche den beiden alles Gute und das diese Beziehung endlich hält.

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