Mittwoch, 28. Dezember 2016

Vom Selbsthass und Selbstaufgabe

Marco war schneller als ich, der ich viele Gedanken momentan nicht zeitnah und am Stück bearbeiten kann. Er hat aber auch einige Gedanken präziser auf den Punkt gebracht.
Trotzdem ein paar Worte.

Schon das ein oder andere Mal habe ich hier die Frage nach den Opfern gestellt, oder vielmehr, wo Mitgefühl und Interesse an diesen geblieben ist.
Auch jetzt, nach dem Anschlag von Berlin stellt sich mir die Frage. Die ermordete Italienerin, ihres Zeichens pro-Refugee (nach ihrer Facebookseite zu urteilen) und im europäischen Ausland arbeitend, wurde unter großer Anteilnahme der ausländischen Presse von ihrer Familie in Deutschland abgeholt und in Anwesenheit wenigstens einiger großer Staatsvertreter beigesetzt.
Gut so. Meinen Respekt und mein Mitgefühl.
Bei uns werden nicht mal die Namen der deutschen Opfer veröffentlicht, geschweige denn ein Staatsakt daraus gemacht. Vermutlich war es nicht der letzte, aber als Merkel sich das letzte Mal persönlich um die Angehörigen und das Andenken von Individuen kümmerte, war es in einem Staatsakt für die Angehörigen des NSU - mehrheitlich ebenfalls Menschen mit deutscher Staatsbürgerschaft oder als solche bezeichnet. Sie entschuldigte sich sogar für die Ermittlungen der Polizei die, ohne Anzeichen eines terroristischen Aktes erstmal von einem Mordfall ausgehen musste und naturgemäß das nähere Umfeld untersuchte, da von dort in der Mehrheit der Fälle die Täter kommen. Dafür entschuldigte sie sich. Seitdem wurden Plätze und Strassen nach den Opfern des NSU benannt. Plaketen mit ihrem Namen wurden aufgehängt, Stiftungen und Veranstaltungen dienen dem "nie wieder" Slogan.
Das dies alles einem Teil der Opfer vom Islamisten Amri verwehrt bleibt ist für mich eine viel stärkere Botschaft als jeder "gemeinschaftliche Gottesdienst", bei dem demonstrativ Imamen eine prominente Rolle gegeben wird. Es reiht sich ein, mit Reden "gegen Rechts" kurz nach dem Anschlag am Ort des Massenmordes.
Die Botschaft ist klar und wird durch die Aufforderung "weiter zu machen, als sei nichts geschehen" nur deutlich formuliert. Damit ist nämlich offensichtlich auch das Gedenken der Toten und der Schutz der Lebenden gemeint. Halbherzige und verspätete Maßnahmen werden da nicht helfen. Wer glaubt, ein paar billige Poller in den Zufahrten würden verhindern, dass die Täter irgendwo einen Haufen beisammen stehender Menschen über den Haufen fahren können oder das eine handvoll überarbeiteter Polizstinnen ohne Magazin in der Waffe einen Sprengstoffanschlag verhindern, der sitzt einer Propaganda auf, die nicht so brachial aber wesentlich dümmer ist, als jene, die wir von DDR, UdSSR oder dem 3. Reich gewohnt sind.
Hier tobt der Selbsthass, die Selbstverleugnung des eigenen Werts als Mensch. Deutsche sind nur dann etwas wert, wenn sie mit Teddybären und "Welcome" Schildern am Bahnhof auf Menschen warten, von denen sie nichts wissen, außer, dass sie unsere Hilfe beanspruchen möchten.

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