Sonntag, 1. November 2015

Propaganda oder einfach Unfähigkeit?

Als würde sich beeilt, meinen gestrigen Beitrag zu belegen, erschien heute in der FAZ ein Artikel unter dem Titel "Venus wieder da", welcher einsetzt mit:
Eine Frau steigt aus dem Meer, in ein goldenes Gewand gehüllt. Die „Venus“ von Botticelli? Nein, es ist eine junge Syrerin auf der Flucht.

Darunter ist das Bild der Szene zu sehen. Also hier kurz zum Vergleich:
Gerettete Syrerin in Rettungsfolie

Botticellis Venus








Der Text stellt diese beiden Bilder gegenüber, den hinkenden Vergleich mit den privaten Gedanken der Autorin stützend. Die Tatsache, dass Venus nackt, die Syrerin in die Folie gehüllt ist wird sogar besprochen - auf der Basis besagter Gedanken, einer sehr individuellen Vorstellung, welche die Venus vor dem Auge der Autorin in goldenem Umhang wiedergab. Nun ist dies aber nicht nur nicht der Fall und auch nicht herbeiwünschbar, sondern die beiden Frauen sind in keiner Form vergleichbar - und jeder mit einem Kunstbuch über Botticelli oder eben dieses Bild weiß das auch. Die Venus mag zwar auf den ersten Blick schamhaft wirken - wer genau hinsieht merkt aber, dass dies nur ein beiläufiger Eindruck ist. Das ihr gereichte Tuch scheint sie gar nicht wahrzunehmen, und danach zu greifen liegt ihr völlig fern. Die "Hand vor der Scham", wie es die FAZ-Schreiberin vorgibt, liegt in Wirklichkeit locker auf dem Oberschenkel, nur lose das wallende Haar darüber legend. Direkt blickt sie den Betrachter an, nicht verschämt, verschüchtert oder entsetzt sondern selbstbewusst. Die Brüste werden nicht krampfhaft vor dem Betrachter bedeckt sondern lediglich halbherzig und somit auch nur auf einer Seite mit einem Arm bedeckt. Wie zum trotz bleibt die andere aber frei und dem Auge des Betrachters zugänglich.

Die Syrerin trägt dagegen nicht nur den Umgang, sondern verwehrt sich, islamischer Tradition folgend, dem besagten Auge durch ein Kopftuch. Mehr trennende Symbolik, mehr Kleidung (oder dessen Mangel) um den Unterschied zu betonen geht kaum - außer einer Burka. Ihr "scheuer Blick zu Boden" erscheint angesichts des Bildausschnittes möglich - wahrscheinlicher ist aber, dass nasser Fels der im Hintergrund erkennbaren Küste und Entkräftung die Frau zwingen, auf eine Stütze und Umsicht beim Setzen der Füße zu achten.
Es ist mal wieder eine Projektion und ein Versuch etwas "schön" zu reden. Es ist, was es ist. Ein Paar, welches eine gefährliche Seereise auf sich nahm, um in einer völlig fremden Kultur ein neues, vermeintlich besseres Leben zu beginnen. So wie dieses Paar sich ein vermutlich nicht allzu realistisches Bild von Europa gemacht hat, so phantasiert sich die Autorin einen Vergleich mit einem der Urbilder Europas zusammen. Das aber hilft niemandem und trägt allerhöchstens zur Verklärung bei.



Passend zum vorhergehenden Beitrag übrigens auch ein Artikel in der Jungen Freiheit zur Manipulation der ARD unter dem Titel "Das Vertrauen schwindet". Und auch die Welt brachte die Meldung, dass jeder fünfte der Presse nicht mehr vertraut, bzw. sie als Lügenpresse tituliert. Ich habe den Verdacht, es sind mehr.






2 Kommentare:

  1. Ich habe den Artikel erst durch Dich zur Kenntnis genommen - das ist ja unsäglich peinliches Geschreibsel!
    Möge das junge Paar Heimat und Zukunft finden.

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    1. Ich wünsche dem Paar, dass seine Heimat bald Frieden und Wiederaufbau findet. Und sollte das nicht passieren oder es nicht zurückkehren wollen, dann schließe ich mich an und wünsche ihm eine neue Heimat bei uns - und das es die Vergangenheit inklusive deren Gewohnheiten und einschränkenden Traditionen zurücklassen kann.
      Denn ein Mensch ist ein Mensch. Aber eine Venus in der Muschel steht für Werte, die ich gut finde oder mit denen ich leben kann und die mich leben lassen - während ein Hijab oder al-Amira für etwas steht, dass für uns einen Rückschritt bedeutet.

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