Mittwoch, 12. März 2014

Die Anschläge von Madrid 2004

Caroline Bauer hat in einem Kommentar zu meinem vorherigen Beitrag auf die Predigt ihrer Eminzenz,  Kardinal Varela, Erzbischof von Madrid
 hingewiesen und einige wichtige Sätze übersetzt:
"hubo personas "dispuestas a matar inocentes a fin de conseguir oscuros objetivos de poder".
"Es gab Personen, die bereit waren, Unschuldige zu töten, um dunkle Ziele der Macht zu erlangen."

"el cardenal ha subrayado que ellos murieron y sufrieron porque individuos y grupos mezquinos, "sin escrúpulo alguno", subordinaron el valor de la vida humana a "la obtención de sus intereses económicos, sociales y políticos".
Der Kardinal hat unterstrichen, daß diese starben und litten weil weil egoistische Individuen und Gruppen, skrupellos das menschliche leben der Erreichung ihrer wirtschaftlichen, sozialen und politischen Interessen unterordneten."

"hay que estar abierto al perdón siempre, aunque sólo se pueda hacer efectivo cuando se muestra arrepentimiento sincero por los crímenes cometidos y se reparan los daños causados."
"man muss immer offen sein für die Vergebung, aber nur wenn aufrichtige Reue für die begangenen Verbrechen gezeigt wird und die angerichteten Schäden repariert werden."

Vielen Dank dafür. 
Außerdem verwies sie auf den Stand der Ermittlungen. Noch immer ist nicht klar, wer hinter jenen sieben islamischen Terroristen und ihren Helfer stand, die sich nach der Schießerei im April selbst in die Luft sprengten. Dafür wurden 22 weitere Personen zu Haftstrafen verurteilt, drei davon werden wohl nie wieder auf freien Fuß kommen.
In Spanien hatte der Anschlag politische Folgen, da schnell die Vermutung um sich griff, dass der Anschlag eine Folge der bedingungslosen Unterstützung Spaniens für die USA nach dem 11.09.2001 war.
Prof. Fernando Reinares
Fernando Reinares, Politikprofessor und Spezialist der Terrorismusforschung an der Universität von Madrid hat jüngst ein Buch veröffentlicht, in welchem er diese Theorie widerlegt. Darin legt er Argumente und Beweise vor, welche die Gründung der Terrorzelle in die Zeit unmittelbar nach dem Anschlag auf das World Trade Center 2001 und den Beginn der Vorbereitung für den Anschlag auf das Jahr 2002 / 2003  eingrenzen. Somit stünden die Anschläge nicht im Zusammenhang mit dem Irakeinsatz, aber das will außerhalb der Betroffenen kaum jemand wahrnehmen. Eher noch kursieren Verschwörungstheorien, die eine Verbindung zwischen ETA und den Islamisten konstruieren. Auch das Versagen der Polizei, die einige der Attentäter wohl beobachtete und andere als Informanten kannte macht die Lage undurchsichtiger und regt die Phantasie an.

Gedenkwald in Madrid
Das darüber das Andenken an die Opfer und das Leid der Überlebenden und Hinterblieben vernachlässigt wird, ist offenkundig. Die unmittelbar nach den Anschlägen gewählte sozialistische Zapatero-Regierung entließ noch im Dezember 2004 die engagierten Psychologen, welche die Opfer und Hinterbliebenen betreuten. Im Gedenkwald, in welchem Zypressen und Olivenbäume an die Getöteten erinnern sollen weist keine Gedenktafel, keine Erklärung, kein Informationsstand auf den Sinn und Hintergrund der Anlage.
Isabel Casanova vor dem Mahnmal am Bahnhof
Die Rajoy-Regierung kürzte die staatlichen Zuschüsse für die größte Opfervereinigung um 60%.
Dabei wäre Hilfe auch nach einem Jahrzehnt mehr als nötig.
Adeniria Moreira ist eine von vielen, die in diesem Video ihr Leben und ihren Verlust schildert.
Andere haben mehr Glück und ihre Psyche verweigert den Zugriff auf die Erinnerungen, wie im Fall von Sergio Gil, der damals, 19 Jahre alt, einen Schädelbruch und eine Augenverletzung davontrug.
Hilfe und Gerechtigkeit, das wünschen sich auch die Hinterbliebenen, wie Isabel Casanova, die ihren Sohn und ihren Ex-Mann verlor.

Die Gedenkveranstaltung lässt zumindest hoffen, das dies vielleicht erkannt wird, obwohl auch hier eine z.T. heftige Diskussion in Spanien entbrennt.
Währenddessen wächst die Bedrohung durch weitere Anschläge kontinuierlich an. Altes Leid, das nicht verheilt, neues Unheil, dass sich ankündigt. Und mitten drin die Politiker...



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