Montag, 10. März 2014

Furor atheorum

Es ist nunmehr absehbar, dass jenes Museum eröffnet wird, welches den Opfern, Helfern und Ereignissen des 11.9.2001 in New York City gewidmet ist und auch den islamistischen Anschlag von 1993 nicht vergisst. Das Museum ist unterirdisch über mehrere Stockwerke angelegt und zeigt Bilder, Videos, Gegenstände und Bezüge zu allem rund um die Anschläge. Wer will kann sich Graphiken ansehen, die zeigen, wie es einmal aussehen soll.

Zu dieser Ausstellung gehört auch ein Kreuz. Dieses Kreuz hat eine besondere Form, eine besondere Oberfläche und eine besondere Geschichte. Sie wird in einem drei Minuten Video auf dem history Channel erzählt. Wer keine Geduld für das Video hat oder mit der Sprache hadert: Die Rettungskräfte, welche in den Tagen nach den Anschlägen in den Trümmern nach Opfern und Überlebenden suchten, dabei ihre Gesundheit ruinierten und ihr Leben aufs Spiel setzten, bemerkten am 13.09. in einer Senke der Trümmerlandschaft ein Kreuz. Dem Arbeiter Frank Silecchia wird die Entdeckung zugeschrieben, er selbst sagt in dem Video, bei dem Anblick überwältigten ihn seine Gefühle, er sank auf die Knie und betete. Nach seiner Entdeckung nutzten die Rettungskräfte und Arbeiter den Ort zum Gebet und ritzten die Namen ihrer umgekommenen Kameraden in den Stahl. Anfang Oktober wurde es aufgrund der Fürsprache des Franziskaners Brian Jordan bei Bügermeister Guiliani leicht versetzt aber nahe Ground Zero aufgestellt. Dort wurden regelmäßig Messen gefeiert.
So weit so profan erzählt mag es in manchen Ohren klingen. Wer sich die Bilder ansieht und die Erzählungen der Menschen vor Ort anhört, der erfährt wie viel ihnen das Kreuz bedeutet hat in jener Zeit und manchem noch immer bedeutet.

Dazu ein Beispiel jenes Franziskaners, Pater Brian Jordan:
Christmas Eve was the coldest night recorded during the 10-month recovery period at Ground Zero. Nevertheless, more than 150 worshippers came for midnight Mass. We sang Christmas carols and prayed for all who died on 9/11. One hour before the Mass, a firefighter's body was recovered, and I joined the Honor Guard from the pit to the top road to accompany the body to be transported by a FDNY fire truck. The Honor Guard participated in the Mass as tears streamed from their eyes in memory of their fallen brothers.
Grob übersetzt: Die Heilige Nacht war die kälteste Nacht in der 10 monatigen Aufräumphase von Ground Zero. Trotzdem kamen über 150 Gläubige für die Mitternachtsmesse. Wir sangen Weihnachtslieder und beteten für alle die am 9/11 starben. Eine Stunde vor der Messe war der Körper eines Feuerwehrmannes gefunden worden und ich schloss mich dem Ehrengeleit von der Grube bis zur obersten Strasse an um den Körper von einem FDNY Feuerwehrwagen transportieren zu lassen. Die Leute des Ehrengeleites nahmen an der Messe teil während ihnen die Tränen aus den Augen strömten in Erinnerung an ihre gefallenen Brüder.

Das sind Szenen, die sich an diesem Kreuz abspielten. Trauer, Schmerz, Trost, Bewältigung, die Suche nach Hilfe und Rettung.
Bereits nach kurzer Zeit wurde das Kreuz und seine Nutzung angefeindet. So ging 2003 eine Rundmail um, welche durch diese Angriffe alarmiert eine Petition bewarb, um das Kreuz zu bewahren. Seitdem geht dies so hin und her. Seit aber bekannt wurde, dass jenes Museum das Kreuz aufnehmen wird hat sich die Sache erneut verschärft. Namentlich die American Atheists Inc. klagt nunmehr zum zweiten Mal, nachdem bereits 2013 eine Klage von 2011 abgewiesen worden war.
CBS berichtet:
Pater Jordan sagte, bei dem Anschlag verlor er seinen Freund, den Feuerwehrkaplan Pater Mychal Judge und 10 andere gute Freunde. Das Kreuz sei ein Zeichen des Trostes / des Zuspruches gewesen und sei nie dazu gedacht gewesen, Atheisten zu verletzen.
 Der Anwalt der Gesellschaft behauptet, Folge dieses Kreuzes wären Verdauungsstörungen, Depressionen, Kopfschmerzen und Unbehagen / Ängstlichkeit bei Atheisten und Nichtchristen.

Sie forderten zumindest eine Plakete am Kreuz auf dem stehen soll, dass "auch Atheisten hier starben". Der Anwalt des Museums wehrt sich mit dem Argument dagegen, dass jenes Kreuz Teil der Geschichte des Anschlages und der Bergungsarbeiten sei, eine solche Plakete dagegen nicht. Zudem verwies er auf den direkten Bezug, den Rettungs- und Bergungskräfte sowie die Familien der Opfer zu dem Kreuz hätten, wie dieses ihnen Trost spendete.
Richter Reena Raggistellte die Frage, warum ein objektiver Betrachter im Museum es nicht als ein religiöses Artefakt welches in eine säkulare Umgebung verbracht wurde kann

Normalerweise habe ich Verständnis für Atheisten, die sich vom Anblick eines religiösen Symbols belästigt fühlen. Aber hier geht es zu weit. Diesen Streit über etwas vom Zaun zu brechen, dass Leidenden, Trauernden Trost gespendet, den Arbeitenden vor Ort Kraft zum Weitermachen gegeben hat und ein spontanter, ungeplanter Teil eines ungeheuer schmerzlichen Prozesses wurde ist unterirdisch mies und rücksichtslos. Kein Atheist wird im Museum gezwungen sich das Kreuz anzusehen geschweige denn davor zu beten. Die Namen und Bilder der Opfer sind am WTC sämtlich aufgeführt, so dass niemals der Eindruck einer homogenen Gruppe von Opfern entstehen kann. Eine große Zahl Angehöriger hat explizit darum gebeten, das Kreuz ins Museum aufzunehmen, darunter auch Nichtchristen. Da sind Reaktionen, wie diese moderate oder diese sehr verärgerten zu erwarten.

Nun könnte man dies nach fast 12 Jahren mal ad acta legen und sagen: wir stritten, es gab eine begründete Entscheidung und nun ist es so. Aber es geht weiter und weiter und ausgerechnet eine Organisation, die auf Wissenschaft pur setzt kommt mit diffusem "Unwohlsein" als Begründung...

Daher schließe ich mich der Forderung der ACLJ an:







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