Mittwoch, 13. Juli 2016

Neue Informationen zu den Auslösern der aktuellen Rassenunruhen

Wie in einem meiner letzten Beiträge geschrieben, haben die deutschen wie die US Medien sofort nach bekanntwerden der tödlichen Schüsse auf Sterlin und mit der BLM (Black Lives Matter) und allen anderen "Black Power" Organisationen gemeinsame Sache gemacht, und die Berichterstattung von "unbewaffneten, harmlosen schwarzen Männern" die von der Polizei aus Rassismus ermordet wurden weitergeben. Sogar die FAZ ließ einen Redakteur zu Wort kommen, der den Fall Sterling, obwohl nur wenige Tage her und noch immer in den Ermittlungen, bereits als Beweis polizeilicher, rassistisch motivier Gewalt anführte - ohne Untersuchungsergebnisse und ohne alle Informationen zu kennen.
Ich muss zugeben, auch ich kam zu einem negativen Urteil nach Sichtung der Bilder - wenn auch auf einem anderen Level. Ich sah einen der Polizisten Sterling "tacklen", also zu Boden reißen, und dann beide Beamte nach einem kurzen Ringkampf ihre Waffen ziehen und "aufsetzen". Ich bewertete dies als unprofesionelles Verhalten und Unfähigkeit, denn es hätte andere Maßnahmen gegeben.
Was ich vergaß zu beachten: die Videos beginnen - aber keineswegs dort, wo die Begegnung begann. Ich konnte also nicht wissen, was vorher geschah und hätte mich zurückhalten sollen.
Mittlerweile ist einiges mehr bekannt geworden.
So muss ich mich dem Waffenlehrer Mike Brown anschließen, der in einem Video klar stellt, dass, wenn die Polizisten den Eindruck hatten, Sterling sei bewaffnet gewesen (und es hat sich herausgestellt - er WAR bewaffnet und seine Schusswaffe steckte in der Tasche nach der er Griff), dann war das verhalten der Polizisten gerechtfertigt.
Aber von Anfang an.
Das Video zeigt nicht, das Sterling einen Obdachlosen mit seiner Schusswaffe bedrohte und damit den Notruf auslöste, der die beiden Beamten vor Ort brachte. Die Beamten sprachen nach Zeugenaussagen zuerst mit ihm aus der Distanz und forderten ihn, wie immer wenn der verdacht auf Gefährdung besteht, auf, sich hinzulegen. Sterling widersetzte sich und wurde aufbrausend. Mindestens einer der Beamten zog seinen Taser und drohte erst mit dem Einsatz, bevor er ihn benutzte - allerdings ohne Erfolg.
Über dieses Thema schrieb ich ebenfalls schon. Entgegen dere verbreiteten Laienmeinung sind Taser keine ungefährlichen Wundermittel der Verbrechensbekämpfung. Neben der Tatsache, dass auch diese Geräte tödlich sein können versagen sie aus technischen Gründen sehr oft (beide Elektronen müssen Kontakt mit am Körper anliegenden Material haben oder direkt in die Haut eindringen) oder aus biologischen (bestimmte Drogen scheinen eine Art "immunisierende" Wirkung zu haben, die verhindert, dass die Getroffenen mehr als ein wenig Krampfen und immer noch eine Gefahr darstellen. Auch Geisteskranke haben sich in einigen Fällen so abgehärtet gezeigt). Woran es in diesem Fall lag ist noch nicht bekannt, wird es vielleicht auch nicht, wenn der Grund nicht ermittelbar bleibt.
Also wurde unmittelbare physische Gewalt zur "Unterwerfung" eingesetzt. Das ist reguläres Vorgehen der Polizei in den USA und unter bestimmten Voraussetzungen auch bei uns. Die Art und Weise kann kritisiert werden, was sich der Beamte beim "tackle" dachte, kann nur er sagen.

Die Beamten sahen aber am Boden dann einen Teil der Waffe aus der Tasche ragen - zusammen mit dem Notruf  und dem fortgesetzten Widerstand Sterlings waren sie also überzeugt, dass der Mann eine Gefahr für das Leben Unschuldiger und ihr eigenes darstellt. In der Situation zogen sie völlig gerechtfertigt die Waffen. Im Video kann man sehen, dass sich Sterling an seinem eigenen Körper nach unten orientiert. Ich kann nur spekulieren, dass die Polizisten darum ihre Waffen "aufsetzten", um ihm seine Situation durch das Spüren bewusst zu machen. Dann fällt der Ruf: "er greift nach der Waffe" und die Schüsse fallen.

Was im Video ebenfalls nicht zu erfahren ist, und worüber die Beamten vermutlich auch nicht informiert waren, aber die Journalisten von der Darstellung des "Unschuldigen und Ungefährlichen" hätte abhalten sollen, ist die Vita von Sterling. Diese enthält mehrere Verhaftungen und Inhaftierungen. Und keineswegs wegen Delikten. Häusliche Gewalt, Raub, Drogenhandel, Körperverletzung, unerlaubter Waffenbesitz, Angriff mit einer Waffe und er war auch in der Kartei der Sexualstraftäter zu finden. Letzteres wegen Kindesmissbrauches. Er hatte eine 14jährige geschwängert. Den Unterhalt zahlte er nicht, als er starb stand er mit 26 000$ aus.
Der Mann war mindestens so lange im Gefängnis wie in Freiheit.
Die Situation, die ihn nun das Leben gekostet hat, kannte er seinen Unterlagen nach ebenfalls schon. Er hatte bereits illegal bewaffnet einem Officer Widerstand geleistet. Dieser war jedoch schneller und erfolgreicher in seinem Versuch, ihn körperlich zu unterwerfen und in Gewahrsam zu nehmen.
Spätestens bei diesen Informationen hätten die Journalisten hüben wie drüben sich vielleicht zurückhalten sollen - besser noch, zur Zurückhaltung bis zur Aufklärung abwarten sollen. Denn nicht nur für Zivilisten gilt die Maxime der Beweislast.


Auch im Fall von Castile sind neue Informationen bekannt geworden. Castile wurde in den letzten 14 Jahren über 50 mal von der Polizei angehalten. Von fehlendem Sicherheitsgurt bis defekten Lichtern war alles dabei. 2011 wurde er mit abgelaufener Fahrerlaubnis erwischt und erfasst.
Diesmal allerdings gab es in unmittelbarer Nähe vorher einen bewaffneten Raub und Castile entsprach der Täterbeschreibung - weshalb der Officer auch vorsichtiger und nervöser war.
Auf der Facebookseite von Castiles Freundin, die das Video unmittelbar nach den Schüssen aufgenommen und live hochgeladen hatte, während ihr Freund neben ihr verblutete und ihre vierjährige Tochter auf dem Rücksitz saß ist unterdessen ein Video zu sehen (gewesen), welches zeigt, wie beide kurz vor einer Fahrt und mit dem Kind auf dem Rücksitz Drogen konsumieren und Castile primäre wie sekundäre Geschlechtsmerkmale seiner Freundin preist und Detailaufnahmen versucht. Keine Entschuldigung für tödliche Schüsse, aber Grund die Darstellung der Freundin kritisch zu beleuchten.
Das Castile wohl eher nicht vorhatte sich zu wehren oder gar zur Waffe zu greifen wird aus seinem guten Taten im Alltag geschlossen, von denen Dritte berichten.
Allerdings waren auch die Berichte über Trayvon Martin, Michael Brown und Freddy Grey erstmal absolut positiv. "Gentle giant" und "nicest kid" waren Charakterisierungen.
Bei Castile mag das zutreffen oder eben nicht. Wir wissen es noch nicht. Wir wissen nur, es gibt ein Video NACH den Schüssen und zwei in einem wichtigen Punkt nicht übereinstimmende Aussagen.
Die Ermittlungen wären abzuwarten, bevor man Rassismus schreit. Das wäre auch im Sinne des in Wahrheit lateinamerikanisch abstammenden Polizisten.

Polizeirealität in den USA und andernorts


Dienstag, 12. Juli 2016

FAZ zur Black Panther Bewegung und Rassenthematik

Der Artikel machte auf mit einem Bild von Beyonce während ihres Auftrittes beim Superbowl - eine eigentlich rein zu Unterhaltung dienende Veranstaltung über alle sozialen Grenzen hinweg, die unpolitischer nicht gewesen sein könnte. Zwar hat es auch in der Vergangenheit immer wieder Künstler gegeben, die Anliegen unterbrachten, so etwa Michael Jackson, aber Beyonce politisierte und polarisierte, als sie eine regelrechte Ehrung der gewaltätigen und wegen mehrer Morde in Verruf geratenen Black Panther Bewegung vorspielte, während sie einen Song darbot, dessen Video bereits Rassismus vorwarf, während es selbst rassistische Rollenbilder lieferte.

Also dachte ich mir, dass nun jemand Kritik liefern würde, nachdem diese Black Power Bewegung (die neben Namen auch in Symbol mit der "White Power" Bewegung teilt) nun für eine Reihe von Mordanschlägen und mehrere Tote in den letzten Tagen verantwortlich ist.
Weit gefehlt. Der Artikel beginnt:
Die „Black Panther Party“ sah sich in den sechziger und siebziger Jahren in Amerika im Widerstand gegen weiße Polizeigewalt. 50 Jahre später gehen Afroamerikaner wieder auf die Straße – aus denselben Gründen. Nur mit einem anderen Ansatz.
Neben der Tatsache, dass die Panther Bewegung sich illegal bewaffnete - ein Anliegen, dass Redakteure deutscher Zeitungen normalerweise auf legale Bewaffnungsmöglichkeit zurückführen und verdammen, ist ihre Geschichte wie ihr Personal die von Gewalt und Verbrechen.
Das blendet die FAZ mal eben komplett aus.
Als Schweine wurden die Polizisten in den Karikaturen der Parteizeitung dargestellt und beleidigt. Das hat maßgeblich zum Untergang der „Black Panther“ beigetragen, denn das FBI hatte es sich daraufhin zum Ziel gesetzt, die militante Organisation zu brechen und zu zerstören. Wie genau das gelungen ist, und wieviel ihre Mitglieder selbst dazu beigetragen haben, ist umstritten. Fest steht, dass Ende der sechziger Jahre immer wieder führende Köpfe der Panthers verhaftet oder bei Razzien von Polizisten erschossen wurden. Anfang der siebziger Jahre begann sich die „Black Panther Party“ nach einem internen Machtkampf langsam selbst aufzulösen, seit 1982 gibt es die Partei nicht mehr.
Das die Strukturen der Black Panthers Ende der 70er und den frühen 80ern vermehrt für organisierte Kriminalität genutzt wurden, diese Information fällt für den Schreiber wohl unter den Bereich "umstrittene Gründe für den Untergang". Auch das der "interne Machtkampf" durchaus blutig ausgetragen wurde.

Einer der Gründer der Black Panthers , Huey Newton, wurde wegen Angriffs mit einer tödlichen Waffe zu lediglich sechs Monaten Haft verurteilt, nachdem er mehrfach auf einen anderen schwarzen Mann einstach. Als er im Oktober 1964 freikam, feierte er dies mit Black Panther Mitgliedern. Auf dem Rückweg geriet er in eine Polizeikontrolle. Er wurde identifiziert und die Beamten nahmen ihn vorläufig wegen Verstoßes gegen Bewährungsauflagen fest, riefen nach Verstärkung, was 1964 deutlich länger dauerte. Bis die Verstärkung da war, lag ein Beamter mit vier Schüssen tot am Bodem, der andere wurde drei Mal getroffen und überlebte verletzt. Newton hatte einen Bauchschuss. Nach seiner, dem überlebenden Polizisten widersprechenden Aussage, hätten die Beamten zuerst auf ihn geschossen und sich dann gegenseitig verletzt.
In erster Instanz zu 15 Jahren wegen eines Tötungsdeliktes verurteilt, wurde diese Strafe wiederrufen. In zwei folgenden Prozessen verhinderte stets mindestens ein Mitglied der Jury eine Einigung der Geschworenen und so mussten die Prozesse ergebnislos abgebrochen werden. Ein vierter Prozess wurde abgelehnt.
Newton reiste nach China, wo die kommunistische Mao Regierung für ihn ein Schaulaufen organisierte und er die höchsten Beamten des Landes außer Mao traf. In seinem Urteil war das maoistische China, wo zu diesem Zeitpunkt mindestens 40 Millionen Menschen umgebracht worden waren, und der in seiner "Roten Bibel" schrieb, dass die Macht aus den Läufen der Gewehre komme, ein "freies und fortschritliches Land unter sozialistischer Regierung". Zu diesem Zeitpunkt schufteten sich vermutlich über 700 000 Menschen in Konzentrationslager zu Tode. Etwa ein Jahr nach seiner Abreise begannen die "Roten Garden" auf Betreiben der Regierung mit  "Säuberungen", die Freidenker und Kritiker zu Freiwild machte. Allein In Bejing (Peking) wurden 1966 100 Lehrer von ihren Schülern ermordet. Meist öffentlich und qualvoll.
Es folgten mindestens ein weiterer Mord und mehrere Gewaltakte, meist unpolitischer Natur, deren Strafverfolgung er sich durch eine Flucht nach Kuba entzog.
Die Strafverfolgung kam durch Einschüchterung und Mordversuche an den Zeugen ums Leben. Der Mordversuch an einer Zeugin konnte eindeutig auf die Black Panthers zurückgeführt werden - diese hatten sich im Haus geirrt, der Nachbar war bewaffnet und erschoss ein Mitglied, dessen Leiche identifiziert werden konnte. Einen weiteren Verwundete er. Dieser konnte Mithilfe eines anderen Black Panthers, Nelson Malloy, in den Reihen der Sanitäter entkommen - der Sanitäter sollte zum Schweigen gebracht werden, überlebte aber und identifizierte seine Angreifer aus den Reihen seiner Bewegung. Newton konnte keine Verbindung nachgewiesen werden und ging so mit seinen Verbrechen frei aus. Er kehrte in die USA zurück. Er starb 1989 eines gewaltsamen Todes, als er nach dem verlassen eines Crack Houses, eines Drogenumschlagplatzes von einem Mitglied einer anderen Black Power Bewegung erschossen wurde.
Obwohl zu seinen Opfern nicht "nur" Polizisten und vor allem Schwarze zählen, wird dieser Gewalttäter seit einigen Jahren als Märtyrer im Kampf für die Rechte der Schwarzen und gegen die Unterdrückung verehrt. Das dies nicht nur unwidersprochen hingenommen sondern teilweise aufgegriffen wurde, führte m.E. mit zur jetzigen Situation. Der 2015 veröffentliche Dokumentarfilm über die Black Panther bspw. spricht zwar einen getöteten Polizisten an - mehr von Newtons dunkler Geschichte jedoch nicht.
Dabei ist Newton nur eines der vielen Beispiele, wie man allein an seinen vielen Handlangern wahrnehmen kann.

Auch beleuchtet sein Leben ein soziales Problem, welches den FAZ Artikel ad absurdum führen, mehr noch, zu einem verlogenen Pamphlet machen.
Die „New Black Panther Party“ hat es sich zum Ziel gemacht, die amerikanische Gesellschaft, in der Schwarze überdurchschnittlich oft Opfer von Polizeigewalt werden, unter genau diesem Slogan zu revolutionieren. Wie schwer es allerdings ist, die Strukturen der amerikanischen Gesellschaft aufzubrechen, zeigt die Tatsache, dass es vor 50 Jahren schon einmal eine „Black Panther Party“ gegeben hat, die damals genau dieselbe politische Agenda hatte.
Überdurchschnittlich ist richtig - denn noch immer sterben mehr als doppelt so viele Weiße durch Polizeigewalt (sowohl gerechtfertigte als auch übertriebene oder kriminelle). Da die schwarze Bevölkerung (insgesamt) nur ca 12 - 14 % der Gesamtpopulation der USA ausmacht, ist das in Relation mehr als zu erwarten, wenn "alles gleich" wäre.
Beweis für Rassismus ist dies jedoch noch nicht, wie Newtons eigene Biographie darstellt.
Denn junge schwarze Männer machen auch unter den Mordopfern ohne Polizeibeteiligung weit mehr als ihren Anteil in der Bevölkerung aus. Die meisten dieser Fälle haben entweder einen Gang-, Drogen- oder Beziehungshintergrund. Dies ist also ein soziales Problem - kein Rassismus.
Unter den bewaffneten Widerständlern gegen Verhaftung machen schwarze junge Männer ebenfalls einen deutlich überdurchschnittlichen Anteil aus - sowohl insgesamt als auch unter den Verhaftungen in den jeweiligen Gruppen (Rasse, Alter, Geschlecht). Das heisst, die Polizisten treffen bei schwarzen jungen Männer weit häufiger auf für sie lebensbedrohliche Gewalt, als bei Weißen, Asiaten, Latinos oder Orientalen.
Unter den Mördern an den schwarzen jungen Männern sind mit überwältigender Mehrheit schwarze junge Männer vertreten. Die Einordung in ein soziales Problem, oft verkürzt als "thug cultur", als "Schläger Kultur" wiedergegeben und in Rap-Songs wie Lifestyle glorifiziert wird offensichtlich.
Dies schlägt sich auch in anderen Verbrechen wieder. So sind von 100 Vergewaltigern 57 weiß aber 27 schwarz - und damit weit mehr als in Relation zu erwarten wären.

Überschreiten wir jetzt die Gruppengrenze stellen wir fest, dass schwarze junge Männer auch über durchschnittlich oft die Täter bei Verbrechen an Weißen sind. Vergewaltigung, Mord, Körperverletzung. Gerade Vergewaltigung und Mord fallen hier auf. Vergewaltigung, die sonst eher im eigenen Umfeld und zumindest im eigenen ethischen Umfeld stattfindet sieht weit über die Proportion hinaus viele Übergriffe auf weiße Frauen durch schwarze Männer. Wie in allen diesen Bereichen ist es schwer aktuelle und verläßliche Zahlen zu finden, aber es scheint, dass bis zu einem Drittel der weißen Opfer von Vergewaltigung zu diesen durch schwarze Täter wird.
Umgekehrt sind unter den schwarzen Opfern von Vergewaltigung "lediglich" zwischen 20 und 5% durch weiße Täter angegriffen worden. (Die große Bandbreite spiegelt die stark variierenden Angaben wieder, die ich fand. Den extremsten Angaben, nämlich 0% schenke ich keinen Glauben).

Auch die FAZ weiß, dass es eben nicht nur schwarze trifft, schreibt dies auch, aber ignoriert dann alle anderen Möglichkeiten.
Natürlich gibt es nicht nur Polizeigewalt gegen Schwarze. Laut Recherchen der Zeitung „Washington Post“ wurden allein 2015 in Amerika 990 Menschen von Polizisten getötet. 494 waren Weiße, 258  Afroamerikaner. Das sind 26 Prozent aller Fälle. Dabei machen Schwarze nur 13 Prozent der amerikanischen Bevölkerung aus – sie sind also überdurchschnittlich von Polizeigewalt betroffen.

Und bevor nun jemand einen anderen Hintergrund hineinliest: ich halte dies wie mehrfach gesagt, für ein soziales Problem. Die "black community", die schwarze Gemeinschaft in den USA kämpft gegen innere Probleme - oder vielmehr, sie kämpft nicht. Der ausgeschiedene Präsidentschaftskandidat Ben Carson sprach es mehrfach an. Eine Gesellschaft, in der die Mehrheit der Kinder von ihren Vätern verlassen und ignoriert werden, in der Kriminelle verehrt und die Selbstreflektion lediglich in der Opferrolle besteht, kann nicht gesunden.
Die eigenen Probleme werden auf andere, in diesem Fall die Weißen projeziert um jemanden, nicht sich selbst, verantwortlich machen zu können. Es gibt viele aufrechte Schwarze in den USA, die gegen diese Haltung, diesen Teufelskreis angehen - aber ihre Bewegung wird weder bejubelt noch befördert. Im Gegenteil.
Newton ist dafür ein Beispiel. Ein starker Hang zur Gewalt und die Vermeidung jeglicher Verantwortung für seine Taten, trotz hoher Intelligenz. Da ist das Wiederaufleben kein Beweis für die Stabilität von rassistischen Strukturen.

Die oben angesprochene Doku wird ebenfalls als "Beleg" zitiert, ebenso wie andere Dokumente der "black history". Was nicht angesprochen ist, dass diejenigen, die dort ihre Angst ausdrücken zu Opfern von Polizeigewalt zu werden weit mehr Angst vor ihren "Mitstreitern" hätten haben sollen.
Mindestens ebensoviele Black Panther starben durch die Hand ihrer "Brüder" oder rivalisierender Schwarzer, wie durch die Polizei. Angesichts der Tatsache, dass die Black Panther aktiv gegen die Polizei vorgingen oder diese bewaffnet bedrohten oder stalkten spricht das eigentlich genau das Gegenteil.

Völlig verlogen oder ahnungslos dann dieser Absatz
Die Fälle von Eric Garner, Michael Brown und Alton Sterling und die gängige Erklärung der Polizeibehörden, man habe gedacht, der Verdächtige sei bewaffnet und wolle gar nach seiner Schusswaffe greifen, zeigen, dass Coates zumindest ansatzweise Recht hat.
Eric Garners Fall wurde von einer gemischten Grand Jury abgelehnt. Hintergrund dieses Vorfalles war, dass der mehrfach im Knast gewesene Kleinkriminelle mal wieder beim Dealen mit Zigaretten erwischt wurde - zwar kein schweres Verbrechen, aber ein verbreitetes Vergehen, welches die Stadt geahndet sehen will, um ihre von Kioskbetreibern erhobene Tabaksteuer nicht zu riskieren und die damit verbundene "Eindämmung des Rauchens" betreiben zu können.
Eric Garner, ein riesiger Mann mit extremen Körpermaßen, widersetzte sich der Festnahme. Er zog seine Hände aus dem Griff der Polizei und fuchtelte mit den Armen herum, während er zunehmend lauter wurde. Ein Beamter setzte einen Polizeigriff ein, den er nicht hätte benutzen dürfen. Dieser allein war aber nicht das Problem. Garner wurde von einem dutzend Krankenheiten geplagt, die meisten davon aus seiner Fettleibigkeit geboren. Dazu kamen Asthma und ein Herzproblem.
Die neben den ausführenden Beamten stehende Supervisorin, also Chefin vor Ort, war ein weiblicher, schwarzer Seargent. Auch diese sah das Vorgehen gerechtfertigt.
Garner, der am Boden lag, klagte laut und deutlich mehrfach, dass er nicht atmen könne. Obwohl dieser Kontext Gegenstand vieler schwarzer Witze ist, so ist lautes Rufen mit der Behauptung nicht atmen zu können für Beamte, die jeden Tag bei Festnahmen gesundheitliche Klagen zu hören bekommen erstmal nicht glaubhaft. Erst, als Garner zu kolabieren drohte und seine Rufe wirklich erbärmlich klangen, ließ man bereitstehende Sanitäter zugreifen - die ebenfalls Zweifel an der Echtheit hatten.
Garner verstarb an einer Kombination verschiedener Probleme, u.a. einem Asthma-Anfall, Herzrythmusstörungen und einem erhöhten Stress-Pegel. Der Gerichtsmediziner trug ins Protokoll ein, dass am Hals Quetschungen zu finden waren, die zum Tode "beitrugen".
Die einzige Gewalt gegen Garner, war der besagte Griff, der lediglich dazu diente, ihn, den Widerständler, zu Boden zu ringen angesichts einer bedrohlichen Situation.
Der Beamte erhielt wegen seines unerlaubten Griffes eine disziplinarische Maßnahme, der Fall wurde berühmt und eine Grand Jury verhandelte, ob es zur Anklage gegen die Beamten kam.

Michael Brown, der kurz vor seinem Tod einen kleinen Laden beraubte, griff einen Polizeibeamten an, versuchte ihm die Waffe zu entwenden und schlug ihn. Nach Aussage des  Polizisten bedrohte er ihn. Brown, der u.a. in Gangster-Rap-Songs mit seiner Gewaltbereitschaft geprahlt hatte, wurde erschossen, als der Beamte den Eindruck hatte, er würde erneut auf ihn einstürmen. Die Autopsieergebnisse können so gelesen werden. Die ersten Zeugenaussagen aus der schwarzen Gegend, in der dies geschah entsprachen entweder dieser Darstellung oder wurden als komplett erlogen entlarvt - so etwa die seines Komplizen und Freundes, der aussagte, er hätte sich mit erhobenen Händen hingekniet und wäre aus nächster Nähe von hinten exekutiert worden.
Egal wie die letzten Sekunden waren - den vorherigen Teil auszulassen und Brown als unschuldiges Opfer unnötiger Gewalt darzustellen ist verlogen.

Der letzte genannte Fall ist noch gar nicht behandelt worden. Die Ermittlungen laufen noch, Zeugenaussagen werden noch immer gesammelt. Bislang ist klar: die Beamten handelten nicht profesionell und Sterling selbst leistete Widerstand. Alles andere wird noch zu klären sein - aber nicht für den Journalisten, der bereits alles genau einzuordnen vermag.

Während also die Relation der Kern der These des polizeilichen Rassismus ist so wird alles andere an Statistiken und Daten gepflegt ignoriert.
Heute suchen viele Polizisten und afro-amerikanische Aktivisten einen anderen Weg. Es wird auf Repräsentation in der Politik und in der Polizei gesetzt, die Stadt Ferguson bekam etwa nach dem Tod Michael Browns durch Polizeikugeln ihren ersten schwarzen Polizeichef, Delrish Moss. Auch der Polizeichef von Dallas, David Brown, ist Afroamerikaner. Informationen des amerikanischen Justizministeriums zufolge sind inzwischen etwa zwölf Prozent aller lokalen Polizeibeamten schwarz, zwischen 1987 and 2013 hat sich der Anteil fast verdoppelt.
12% aller Polizeibeamten sind also schwarz. Auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, was dies für Verantwortung und Umsetzung in Sachen Rassismus bedeuten würde, das kommt nicht in den Sinn. Vielfach haben sich Kollegen und schwarze Chefs hinter Beamte gestellt, die des Rassismus gezichtigt wurden - das ist keine Meldung wert. Aber ein LA Beamter, der Amok läuft und dabei die Familie eines anderen Beamten ermordet und damit droht, dies weiter zu betreiben - der wird mit Verständnis behandelt und sein Anliegen als gerecht.

Im Gegensatz zu der „Black Lives Matter“-Bewegung werden sie als rassistische, gewaltbereite Organisation porträtiert, die mit der Polizei auf Konfrontationskurs geht, schreibt die „Washington Post“.
Ob das stimmt, ist schwer zu beweisen. Die neuen Panthers reagieren nicht auf Presseanfragen und geben sich als mysteriöse Untergrund-Kämpfer.
Hier wird es nun lächerlich. "Black Power" Rufe und eine geballte, erhobene Faust sind auch bei der neuen Bewegung Symbolik. Wer das nicht als rassistisch einzustufen vermag, der sollte sich auch bei "White Power" und dem gleichen, in weiß gehaltenen Symbol zurückhalten oder sich gleich "Heuchler" auf die Stirn tätowieren.
Beides sind rassistische Bewegungen, durch und durch. Das gilt in meinen Augen etwas abgemildert auch für die BLM Bewegung. Zahllose Mitglieder und zahllose Demonstrationen stehen hierfür als Zeugen bereit, in denen Vorurteile und Pauschalisierungen, Phrasen und unbewiesene Verschwörungstheorien kursieren.
Die FAZ singt unterdessen ein Loblied auf BLM und die originallen Panthers, verweist auf die Witwe Newtons. Kein Wort über dessen kriminelles Leben oder die zum Schweigen gebrachten Zeugen und Helfer.

Der ganze Artikel blendet den Teil der Geschichte aus, der aus Helden Banditen macht. Er blendet die Seite aus, die den angeblichen Rassismus in ein anderes Licht rückt.
Keine Frage, WARUM es mehr Kontrollen gibt - man will es bereits wissen.
Im streben, ein "Guter" zu sein, ein "social justice warrior" wird als erstes Faktenwissen bekämpft. Unehrlich und traurig.

Ich hoffe sehr, dass sich nun mehr Ohren finden, die jenen Schwarzen zuhören, die erstmal die inneren Probleme lösen. Allein an einem Wochenende in der Stadt Chicago sterben im Schnitt mehr schwarze Jugendliche durch Gewalt schwarzer Jugendlicher (meist Gangrivalität) als durch die Polizei an der gesamten Ostküste im Verlauf eines Halbjahres.
Wenn "schwarze Leben zählen" - wieso dann nicht die kleinen Mädchen, die in ihren Häusern durch schwarze Gangmitglieder tödlich verletzt werden, während sie in einem "drive by shooting" mit vollautomatischen Waffen draußen vorbeirasen und versuchen einen Rivalen zu töten...

Montag, 11. Juli 2016

Beschwichtung und Verharmlosung

Man stelle sich vor, die aktuellen Schlagzeilen würden in einem Wort anders lauten.
"Rechte Krawalle bei Räumung eines besetzten Hauses. 123 Beamte verletzt, Verstöße gegen das Sprengstoffgesetz gemeldet. 3500 Rechte, teilweise vermummt, machten aus Protesten eine Orgie der Gewalt."
Zu Recht wäre das Land entsetzt und angesichts des Potenzials vermutlich auch verängstigt. Die Polizei würde spektakuläre Festnahmen unter dem Beifall von Politik, Medien und Gesellschaft vornehmen. Die Presse wäre voll davon, wie falsch und hasserfüllt diese Rechten seien und wie ihre Sympathisanten auf perfide Propagandastrategien hereinfielen, die nichts mit der Realität gemein hätten.
So wie es seit vielen Jahren der Fall ist, wann immer irgendwo eine Gruppe von wenigen dutzend bis einigen hundert aus der Republik angekarrter Rechtsradikaler demonstriert oder Einwanderern statt Willkommenskultur blanke Ablehnung entgegen schlägt.
Ginge es gerecht zu, so wäre dies auch bei linker Gewalt nicht anders. Was gerade in Berlin passiert, ich verlinkte das Vorspiel erst vor wenigen Tagen, ist jenseits einer Kleinigkeit, ist alles andere als "aufgebauscht", wie es Familienministerin Schwesig nannte, als sie sämtliche Fördermittel im Kampf gegen Linksradikalität strich und auch die Bekenntnisklausel gleich mit einkassierte. Diese hatte gefordert, dass sich auch linke Gruppierungen zum Grundgesetz bekennen müssen, bevor sie Fördermittel erhalten - auch wenn es um den Kampf gegen Rechts geht.
Das ist auch nicht mit einem halben Nebensatz abgetan, wie es unser Bundespräsident (mir unbekannter Weise) tat. Schon gar nicht im Kontrast zur eindeutigen "Kante" gegen Rechts. Um einen stark harmlos klingenden aber nicht verharmlosend gemeinten Vergleich zu benutzen:
wer zwei unartige Kinder unterschiedlich abmahnt, das eine schwer und massiv straft und ihm das Vergehen immer wieder vorhält und das andere mit einem "darüber müssen wir mal reden. Was haben wir falsch gemacht, dass du sowas tust" für fünf Minuten an den Tisch zwingt, bevor er mit einem Stück Schokolade wieder losziehen darf, der darf sich auf schwere Familienprobleme freuen und auf mindestens ein, wenn nicht zwei asoziale (im psychischen Sinne) Abkömmlinge.

Statt dessen wird aus Berlin in den Medien seit Wochen immer "neutral" berichtet. Die Polizei reagiere ja über, jahrelang wäre es nie zu Problemen gekommen und erst durch Polizeiübergriffe wäre die Lage immer weiter eskaliert. So die Tagespost, so die FAZ und Süddeutsche und Taz sowieso. Auch die Tagesschau verkneift sich solcherlei Hinweise ebensowenig, wie die berichtenden Magazine der ÖR.
Obwohl wir nun bspw. wissen, dass es 123 verletzte Beamte sind - eine Zahl die fast drei Mal so hoch liegt, wie jene die als "neue Stufe der Gewalt" betitelte "HogeSa" Demo von Köln (und hier wurde ignoriert, dass der Polizeipräsident selbst auf der PK sagte, die meisten durch das eigene Pfefferspray - was immer noch einige verletzte Beamte auf das Konto der Hooligans gehen lässt und somit untragbar bleibt) ist sich die Tagesschau nicht zu schade zu schreiben:
Von den 1800 eingesetzten Beamten wurden mehrere verletzt, Sanitäter mussten auch blutende Demonstranten behandeln.
"Mehrere" klingt nicht besonders dramatisch - und der direkt angestellte Hinweis auf eine wesentlich bildlicher und ergreifender geschilderte Verletzung von Demonstranten macht die Relativierung vollständig.

Die Demonstration richtete sich gegen Polizeieinsätze und die seit längerem andauernde Polizeipräsenz in und vor einem von Autonomen bewohntem Haus in der Rigaer Straße. In den vergangenen Wochen hatte es Aufrufe zu Gewalt und Straßenschlachten gegeben. Der Berliner Senat aus SPD und CDU muss nun klären, wie er mit dem Konflikt um die Rigaer Straße weiter umgeht. Doch eine politische Strategie zur Lösung des Problems fehlt bislang.
Das Haus ist nicht "bewohnt" sondern "besetzt" - und die Formulierung stellt es nicht als überfälligen Versuch den Rechtsstaat auch in Friedrichshain herzustellen dar (eine Forderung, die für ein von Nazis übernommenes Dorf absolut legal immer und immer wieder erhoben und sogar mit vor Ort durchgeführten Konzerten forciert wird aber hier scheinbar ein Sakrileg zu sein scheint), sondern als polizeiliche Übergriffe.
Auch die direkte Forderung an die Politik ist einmalig - denn genau das gleiche zu den Demonstrationen zu Anti-Asylheim-Demonstrationen geschrieben würde einen Sturm der Entrüstung hervorrufen.

Dabei ist die Lösung simpel. Macht es genauso, wie mit den Rechtsextremen. Keine Verhandlungen, keine Deeskalation, keine Öffentlichkeitsarbeit FÜR Linksradikale und schon gar nicht in ÖR. Wer sich sein eigenes Recht gestaltet, wer die Gesundheit anderer gezielt attackiert, wer das Eigentum anderer nicht nur nicht achtet sondern schlicht vernichtet, der verdient keine bessere Behandlung als jene menschenverachtenden Aggressoren, die Asylheime anzünden oder laut pöbelnd um einen Bus demonstrieren.
Polizisten sind ebenso Menschen. Wieso man diese bedrohen, beschimpfen und angreifen darf und dafür noch Verständnis und Gesprächsforderungen kassieren darf, während bei Flüchtlingen jeder Teilnehmer mit dem Stempel Neonazi leben muss und seine Grundrechte in Frage gestellt werden dürfen - das ist mir ein Rätsel.

Gerechtigkeit behandelt alle gleich und ist darum eine Utopie. Aber eine, nach der man streben sollte und keine, die man lachend mit Füßen tritt.

Sonntag, 10. Juli 2016

Rassistische Gewalt in den USA eskaliert UPDATE(s)

Wer die Meldungen der letzten Tage aus den USA mitverfolgt, stieß auf die Meldung, dass "innerhalb von 48 h zwei Afro-Amerikaner durch weiße Polizisten erschossen wurden". Besonders die Filmaufnahmen, welche die Freundin eines der beiden erschossenen machte sollen dabei die Stimmung angeheizt haben und als Beleg für den Rassismus der Polizei dienen.
Und nun sind gestern Abend fünf (m.W. weiße) Beamte in Dallas während eines Protestmarsches gegen Polizeigewalt erschossen und sechs weitere Verletzt worden. Der bislang als Hauptverdächtige gehandelte und erschossene schwarze Aktivist betonte in den erfolglosen Verhandlungen nicht nur, dass er es gezielt auf weiße Polizisten abgesehen hatte, sondern generell Weiße zum Ziel nehme. Er drohte ebenso, er habe Bomben in der Stadt verteilt.

Für unsere Medien ist der Fall klar - die vorhergehende Polizeigewalt, rassistisch motiviert und von Weißen getragen, habe diesen Zustand herbei geführt der jetzt erstmals zu einem Rückschlag führte.
Die Zahl der ignorierten Fakten ist dabei überwältigend und bezeugt die Schamlosigkeit oder Unfähigkeit unserer Journalisten.

Fangen wir bei den beiden aktuellen Vorfällen von Polizeigewalt an. Was unsere deutsche Presse vermeidet zu vermelden:
1. Castilo, der Mann dessen Freundin seinen Tod live streamte, eine Lizenz zum verdeckten Tragen einer Waffe hatte und dies auch tat. Sie betont diese Information unmittelbar nach Beginn des Videos. Castilo informierte den Beamten darüber und griff dann nach seiner Brieftasche - was er auch ankündigte.
2. Das Video zeigt diese Vorgänge alle nicht. Das Video setzt scheinbar unmittelbar NACH den Schüssen ein. Es steht Aussage gegen Aussage - der Beamte gab zu Protokoll Castilo verboten zu haben, nach seiner Brieftasche zu greifen. Sollte dem so gewesen sein (vermutlich wird die DashCam des Dienstfahrzeuges dies aufgezeichnet haben), dann ist die Reaktion des Polizisten wie zu erwarten. Greift ein Bewaffneter nach Eindruck des Beamten nach seiner Waffe und gehorcht den Befehlen des Beamten nicht, so darf dieser als Akt der Notwehr schießen.
Sollte dies nicht der Fall gewesen sein, dann hat der Beamte überreagiert bzw. den jungen Mann tödlich auflaufen lassen. Dafür wird er vor Gericht gestellt, wie es hierzulande ebenfalls wäre.
3. Der Beamte wird von der Freundin als "chinese cop", also als Asiate bezeichnet. Man sieht ihn in dem Video nicht - erst nach dem Aussteigen sieht man drei Beamte, aber welcher derjenige war ist nicht erkennbar. Es handelt sich also erstmal nicht um einen rassistischen Akt von Weißer Seite.
4. Die Stimme des Beamten zittert und seine Nervosität ist regelrecht greifbar. Er hält dem Verletzten weiterhin seine Waffe entgegen - ein Verhalten welches bedeuten kann, dass er ihn nicht kaltblütig aus purem Hass anschoss, sondern als wirkliche Bedrohung ansah und selbst angesichts von vier Geschossen im Körper noch immer hielt.
Die Festnahme der Freundin läuft ebenso mit vorgehaltener Waffe und unter äußerster Vorsicht ab.
Statt rassistischer Polizeibrutalität handelt es sich hier also vermutlich um das Zusammenspiel zweier Handlungen - der bewaffnete Castilo langt an seine Hüfte und der Beamte fühlt sich bedroht.

Das ganze passierte in den letzten Jahren mehrfach mit weißen Schusswaffenbesitzern. NRA und andere Organisationen geben darum sogar Videos heraus, wie man sich als "concealed carrier" verhalten soll. Aktivisten für das Recht Waffen zu besitzen und zu tragen sind unzählig in den Videoplattformen vertreten und zeigen, teilweise sehr auffällig, wie man es macht und teilweise auch, wie nicht.

Gerade unsere Presse, die nicht oft genug behaupten kann, dass die 300 + Millionen legaler Schusswaffen in den USA ein Problem seien, gibt hier keine Sekunde Gedanken über die Sicherheit der Beamten zu lesen.
Auch sind im Juli bislang 26 Menschen von der Polizei in den USA erschossen bzw. getötet worden. Die absolute Mehrheit davon waren weiße Männer, kurz gefolgt von Latinos und dann von Schwarzen. Einer der aufgelisteten Schwarzen ist der Täter von Dallas, dazu aber später mehr.

Der zweite Fall, Sterling, ist offensichtlich und unleugnenbar ein Fall übertriebener Gewaltanwendung. In dem Video eines Zeugen ist zu sehen, wie zwei Beamte Sterling mühsam am Boden halten, während dieser sich, auf dem Rücken liegend, wehrt und die Beamten anschreit. Schließlich ziehen die Beamten die Waffen und halten sie dem Mann an den Körper. Warum genau dann geschossen wird ist nicht zu erkennen - einer der Beamten liegt danach unmittelbar neben dem blutendenVerdächtigen, unverletzt.
Hier kann, darf, vielleicht sogar muss von Polizeigewalt gesprochen werden. Hier wären andere Mittel angebracht gewesen und das ziehen einer Schusswaffe in der Situation ist auch in den USA streng reglementiert.
Ein anderes Video des Vorfalles, früher einsetzend zeigt, wie es dazu kam, und dass es hier weniger um Rassismus als um Ausbildung geht. Die Beamten sind überfordert und schlecht ausgebildet - oder einfach unfähig. Sie befahlen dem Verdächtigen sich hinzulegen ("get on the ground") - welcher sich weigerte, der Festnahme somit widersetzte. Einer der Beamten versuchte es nun mit einem "tackle", einem Angriff wie man ihn aus dem Football kennt - zuerst mit mäßigem Erfolg. Erst nach recht unprofesionellem Ringen gelingt es schließlich.
In dieser Situation sollten die beiden Beamten nun spätestens in der Lage sein, den offensichtlich nicht zu sehr kämpfenden Sterling zu arretieren und festzunehmen - oder aber sich zurück zu ziehen und Verstärkung anzufordern. Dies ist zwar leicht reden für jemanden, der nicht dabei war und hinterher alles bewertet, umso mehr als die Beamten informiert waren, dass der Mann eine Schusswaffe habe und zwischendurch auch der Ruf "gun", also Schusswaffe zu hören ist. Aber aus der Außenperspektive ist dies eine plausible Einschätzung.

Diese beiden Vorfälle, keiner der ca. 20 anderen und erst recht keiner der erschossenen Latinos oder Weißen, bewegten Obama, den schwarzen, zwei mal mit Vorsprung gewählten Präsidenten der USA, unmittelbar nach Veröffentlichung und ohne Anhörung der Beteiligten, schwere Vorwürfe gegen die Polizei der USA zu erheben - die zwar vom lokalen Dorfsheriff bis zu schwer bewaffneten Eliteeinheiten quer durch den riesigen Kontinent rangieren, aber eben doch mal pauschalisiert werden dürfen.
Was folgte war die zu erwartende Protestwelle, allen voran die "Black Lives Matter" Bewegung, die bereits einiges an Gewalt gegen Polizisten zu verantworten hat. Das Netz ist voll von "Protesten" vor oder in gestürmten Polizeistationen, in denen Beamte angepöbelt, beleidigt und bespuckt werden. Besonders schwarze Polizisten werden dabei zum Ziel perfider Angriffe genommen. Von Verrätern ist da die Rede und von Rassenschande.

Unsere Presse ignoriert die jüngere Vergangenheit und behandelt Dallas als erste Eskalation. Ganz vergessen scheint der Tod zweier New Yorker Cops, den Officers Ramos und Liu durch einen "aufgebrachten Schwarzen" im Jahr 2014. Dies wird bis heute als Reaktion auf "Polizeigewalt" gewertet.
Ein weiterer BLM (Black Lives Matter) Aktivist ermordete den State Trooper Joseph Cameron Ponder, während dieser für ihn und seine anwesende Familie eine Unterkunft organiserte, da er ohne Erlaubnis und Zulassung unterwegs war.
Das sind nur zwei Beispiele, die ziemlich eindeutig zurückverfolgt werden können. Andere ebenso wie Mordversuche und gezielte Gewalt werden kaum erfasst - aber unter dem Schlagwort Black Lives Matter kann man diverse Aktionen auf Video bewundern, in dem bspw. Weiße gezwungen werden, ihre Unterstützung für "die Sache" oder "die Bewegung" kund zu tun.Uni-Bibliotheken werden lahmgelegt durch lautstark protestierende - die Anwesenden können nicht lernen, werden angepöbelt und unter Druck gesetzt.
Eine Gründerin der Gruppe in Toronto setzte bspw. einen Tweet ab, in dem sie dies mehr oder minder ankündigte.
Latausha Nedd stand wegen terroristischer Drohungen gegen Weiße und Polizisten vor Gericht (sowie für Gewalt gegen Schutzbefohlene).

Regelmäßig werden Podiumsdiskussionen und öffentliche Veranstaltungen gestürmt und übernommen, oft unter Androhung von Gewalt. So etwa eine Bernie Sanders Wahlkampfveranstaltung oder eine Podiumsdiskussion mit dem homosexuellen Konservativen Milo Yiannopoulos.


Die Liste ließe sich mit gründlicher Recherche wohl erweitern bis zu bestimmten Ereignissen während Trump-Wahlkampfveranstaltungen.
Schwarze, die sich gegen die BLM Bewegung aussprechen und dies auch argumentativ untermauern haben mit schweren Anfeindungen, Drohungen und Übergriffen zu rechnen - nahezu unbeachtet durch US oder EU Medien.

Kurz nach Obamas Ansprache also wurde ein Angriff auf die Polizei von Dallas durchgeführt, die einen BLM-Protestmarsch absicherte. Zeugen berichten von mehreren Tätern. Drei Beamte sterben noch am Tatort, zwei weitere erliegen im Krankenhaus Ihren Verletzungen. Ein Schütze, der sich verbarrikadierte behauptete allerdings, allein gehandelt zu haben. Zu seinen Behauptungen zählt aber auch eine stadtweite Bombendrohung. Am Ende muss die Polizei einen Roboter des Bombenräumkommandos umfunktionieren und als mobile Sprengfalle nutzen. Der Täter drohte jeden Cop und "white folks" zu erschießen, derer er ansichtig würde.
Wer aufmerksam liest bemerkt, wie verschoben die Verhältnisse von unseren Journalisten dargestellt werden. Die Proteste von Ferguson waren bereits alles andere als friedlich. Brandstiftung, Plünderung und aktive Gewalt wie Gewaltaufrufe (bspw. durch Browns Vater) zwangen die Polizei geradezu, die Beamten in Schutzausrüstung und mit sog. "anti riot gear" auszustatten, also Mittel zur Unruhebekämpfung. In fast allen anderen Ländern der Welt wären mindestens Gummigeschosse zum Einsatz gekommen, in Ferguson nutzte die Polizei Tränengas.
Betrachtet man die Videos von BLM Protesten, so erlebt man keine ruhigen, friedlichen Aufmärsche. Beleidigungen in Sprechchören sind das kleinste Übel. Die Lage ist stets und bewusst emotional aufgeladen.  Nach "Gerechtigkeit" wird gerufen und "keine Ruhe" für jene, die nicht den Forderungen nachkommen. Gerichtsurteile und Ermittlungsergebenisse werden ignoriert, es wird auch schon mal eine Form von Lynchjustiz gefordert.
So auch auf den Videos dieser Veranstaltung. Das harmloseste waren wohl die Sprechchöre, welche auf die Polizei zielten, ihnen mit der "Macht der Leute" drohten und die Strassen als "ihr Eigentum" reklamierten.
Das sie dabei auch den Verkehr lahmlegten und ziemlich aggressiv auf Personen reagierten, die versuchten trotzdem ihre Termine einzuhalten und vorsichtig weiterfuhren scheint Nebensache.
 So schreibt der Korrespondent der FAZ
Alles war noch ruhig, als sich die wenigen hundert Demonstranten kurz vor neun Uhr abends der Innenstadt der texanischen Großstadt Dallas näherten. Sie protestierten friedlich gegen Polizeieinsätze, bei denen jüngst zwei schwarze Männer in Louisiana und Minnesota ums Leben gekommen waren.
Und obwohl die BLM Bewegung keineswegs so groß ist, wie sie gerne tut und in der schwarzen Bevölkerung keineswegs unumstritten oder gar unwidersprochen, vielmehr zu großen Teilen auch von weißen Teilnehmern lebt, spielt auch dieses gespaltene Verhältnis keinerlei Rolle im Artikel. Der Eindruck einer mächtigen Bewegung wie Martin Luther Kings Millionenmarsch wird erweckt.
Als die Demonstranten von Dallas marschierten, protestierten zur gleichen Zeit tausende in anderen Städten wie Washington oder Los Angeles.
 Mittlerweile ist einiges über den Täter bekannt, der durch nach zähen Verhandlungen und erneuten Drohungen nur mittels eines Sprengsatzes an einem Roboter unschädlich gemacht werden konnte.
So u.a. dass Micah Xavier Johnson die "Black Power" Bewegung verehrte, jene Bewegung, die durch Beyonce während des letzten Superbowls kontrovers geehrt wurde und mit den Black Panthers die wohl prominenteste und in den 70er Jahren auch gefährlichste Vertretung gefunden hatte. Sie ist berühmt für ihre Hinterhalte auf Polizisten - ein Grund, warum Beyonces Gruß an sie keineswegs von allen bejubelt wurde.

Nach meinen Informationen wurde die Waffe des getöteten Schützen als SKS identifiziert. Eine Waffe, die zuletzt während des Vietnamkrieges vom Vietcong eingesetzt wurde und heute alles andere als militärisch genutzt wird. Zwar ist sie sehr präzise aber auch lediglich halbautomatisch (wie auch das des "open carry" Verdächtigten am früheren  Abend). Heute ist sie nicht nur keine Kriegswaffe mehr sondern in den USA auch nur noch aus Altbeständen zu bekommen, denn sie darf nicht mehr importiert werden.
Sie ist kein "Schnellfeuergewehr", wie im FAZ Artikel behauptet.
Erstaunlich wenig kümmert die tödliche Effizienz des Überfalles die Journalisten. Obwohl eine Vielzahl Unbeteiligter vor Ort war, wurde lediglich eine Demonstrantin am Bein verletzt - ihr gilt dafür besondere Aufmerksamkeit.

Alles in allem werden wieder Informationen ausgelassen und Verbindungen gezogen, Sachlagen aufgeblasen oder verharmlost - je nachdem, wie sie besser ins gewünschte Bild passen.

Die USA stehen, dank Berichterstattung, Medienabdeckung und mangelnder Vermittlung am Rande eines Rassenkrieges, den lediglich eine winzige Minderheit wirklich will. Grund sind einige Fälle von Polizeigewalt, die unter eine Vielzahl gerechtfertigter Schüsse auf Klein- wie gefährliche Kriminelle gemischt wurden. Berühmt ist wohl der Prozess gegen den Nachbarschaftswächter Zimmerman, der Trayvon Martin erschoß. Obwohl zur Hälfte Latino wurde Zimmerman als "Weißer" präsentiert, trotz ehrenamtlichem Engagement für Schwarze als Rassist. Trayon wurde, trotz "thug live" Mentalität, Strassenkämpfergeschichte und Einbruchswerkzeug wie -beute in seinem Besitz als "kleiner, harmloser Junge" dargestellt, der auch "Obamas Sohn" sein könnte.

Beamte, die sich gerade im Umgang mit schwarzen jungen Männern keineswegs sicher fühlen können - das belegen die Statistiken und kein Rassismus - fühlen sich allein gelassen und noch weiter verunsichert. Die Obama- Regierung kümmert sich lieber um Räuber und Angreifer wie Martin Brown als um ermordete Trooper und Beamte. Die Beerdigung der NYer Cops wurde zur politischen Demonstration, als 40 000 Beamte den Bürgermeister, der ebenfalls unmittelbar vor den Schüssen sie des Rassismus zichtigte, den Rücken zeigten und anschließend einen Monat lang Dienst nach Vorschrift machten - mit für NY negativen Folgen.

All diese Dinge werden nicht in den Zusammenhang gesetzt. Einzig zwei gefilmte Ereignisse, ohne Kontext und sofort verallgemeinert anstatt als singuläre Vorkomnisse zu sehen, werden da zugelassen.
Und ein weiteres Problem wird nicht besprochen: weder Clinton noch Trump werden in der Lage sein, diese Eskalation zu beenden. Trump ist bei der BLM extrem unbeliebt, Clinton bei den Beamten der Dienste, Militärs und Polizeieinheiten.
Die Spirale können nun nur noch die Aktivisten brechen. Zeichen der Solidarität trotz der Differenzen oder der Probleme würden der Gewalt den Wind aus den Segeln nehmen. Aber ich bin skeptisch, dass dies passieren wird.
Die Polizei wird nun weiter aufrüsten, die Beamten werden vorsichtiger und angesichts ausbleibender Rückendeckung von oben, bzw. der Beteiligung von dort, wohl auch frustrierter sein.

UPDATE:
Mittlerweile hat Obama eine Rede gehalten. Er rief, selbst wenige Stunden vor der Tat jemand, der die Spaltung des Landes betonte und den Graben eher vertiefte als überbrückte, zur "Geschlossenheit der Nation" auf.  Er versteigert sich so weit, dass er Falschbehauptungen trifft. So sagt er wörtlich:
"Jeder Amerikaner, egal ob schwarz oder weiß, ist schockiert von den Vorkomnissen" - das ist nachweislich falsch. Ebenso wie die Behauptung, dass es keine tiefe Kluft gebe - wenn auch nicht zwischen den Rassen allgemein. Aber zwischen den BLM Anhängern bzw. Black Power vertretern und dem Rest auf jeden Fall. Und genau mit diesen sympathisiert Obama wieder und wieder.
Eine Reihe von Bloggern und Ytoubern haben eine Auswahl von Reaktionen veröffentlicht. Schockierend ist die Freude, Häme und der Aufruf weiter zu machen - und zwar nicht von einer Handvoll sondern von hunderten.
Das Klima innerhalb dieser Bewegung und an ihrem äußeren Rand ist vergiftet - und Obama ignoriert dies bewusst, ja negiert es sogar. Er wehrt sich gegen Pauschalisierung - zugunsten einer anderen Pauschalisierung. Sein Vorstoß zur "gun control" - zur Regulierung des Waffenbestitzes entgegen der Verfassung der USA wird diesmal unterstrichen indem er behauptet, "jedem, dem etwas an der Sicherheit der Polizisten liege", müsse sich hinter die Novelle des Waffengesetzes stellen.

Er wie auch alle anderen Offiziellen stellen die Vorfälle, sowohl die der beiden in zwei unabhängigen Vorfällen getöteten Schwarzen als auch die der hinterhältig, geplant und vor aller Augen ermordeten fünf Beamten während einer BLM Demo auf eine Ebene.


Die Generalstaatsanwältin Loretta Lynch hat mittlerweile ebenfalls eine Rede gehalten. Obwohl sie zum Justiz-Ministerium gehört ging es dabei weniger um die Polizisten, deren Familien und wie man nun weiter vorgehen sollte. Die wie ihr wegen eines irrsinnigen Planes rund um Waffenschmuggel zurückgetretener Vorgänger im Amt schwarze und vom Obama geförderte Staatsanwältin richtete sich an die BLM Bewegung und betonte, sie möge sich in ihrem gerechten Handeln nicht entmutigen lassen. Die Polizei, so ihre geäußerte Haltung, sei für die vielen getöteten Afro-Amerikaner zur Verantwortung zu ziehen und der Missbrauch der Bewegung für diesen Akt der Gewalt sollte diesen Prozess nicht stoppen.

 Was aber kaum vermeldet wurde: ein anderer Schütze versuchte an einem anderen Ort ebenfalls gezielt Weiße und weiße Polizisten zu ermorden. Anders als der oder die Täter von Dallas scheint ihm aber die Ausbildung an der Waffe gefehlt zu haben, er war Gott sei es gedankt, weniger erfolgreich.
Trotzdem gelang es ihm, einen Menschen zu töten und drei weitere zu verletzen.
Zwei eindeutig und offen bekennende Rassisten versuchen sich kurz hintereinander am Massenmord - aber Obama sieht natürlich kein gesellschaftliches Problem - sondern ein juristisches...

Freitag, 8. Juli 2016

Meldungen

Zeitmangel beherrscht momentan meine Internetpräsenz. Ich bin bestenfalls selbst in der Lage, die Meldungen und Nachrichten durchzugehen, und da ich dies i.d.R. in den online-Präsenzen mehrerer Länder mache, fällt dabei eine Menge an, was mich beschäftigt.
Derzeit habe ich 15 Beiträge, von denen ich wohl bestenfalls ein oder zwei fertig stellen werde.
Darum hier jetzt einfach ein paar bemerkenswerte, alarmierende, interessante oder wichtige Meldungen in den deutschen Medien.
Linksextreme terroriseren Berlin - Nachbarin hat keine Angst und Erzieherin erzürnt polizeilicher Kontakt zu Kindern

Enormer Anstieg an sexuellen Übergriffen in Schwimmbädern - vornehmlich in Form von Belästigung, Vergewaltigung und sexuellem Missbrauch von Minderjährigen - Tätergruppe eindeutig

Faz bewundert Atheisten, der Trauergästen seiner Beerdigung das Tragen, auch versteckt, von religiösen Symbolen verbietet. (und ist nebenbei zu doof einen Kosenamen zu erkennen...)

"Willkommenskultur sinkt". Euphorischem Utopismus folgte die ernüchternde Realität.

Die unbereinigte Gender Gap wird noch immer als Argument genutzt - Jahre nachdem sie als Datenmissbrauch entlarvt wurde.

Hagia Sophia wieder als Moschee genutzt. Vorerst zeitlich begrenzt.

Gewalt eskaliert und wird verharmlost. Weiterhin interessiert die deutsche Presse mehr, was sein könnte, als die Geschehnisse.


Neues Sexualstrafrecht. Jetzt kann auch ohne bestimmte Voraussetzungen auf Vergewaltigung und sexuelle Belästigung geklagt werden (bzw. mit Aussicht auf Erfolg). Einzig Linke und Grüne waren nicht begeistert - Asylanten, Visa-Arbeiter und Migranten haben bei Sexualverbrechen nun mit Maßnahmen wie der Ausweisung zu rechnen, was besagten Parteien als "überzogene Reaktion" erscheint.

Französische "Intellektuelle" rufen zum "Widerstand gegen den radikalen Islam". Sie treibt der Grad der Kollaboration unserer Gesellschaft, ihrer Institutionen und einzelner Mitglieder mit den Radikalen Kräften. Gemeint sind damit bspw. die Hinnahme unterdrückerische Tendenzen, wie Kleidungsvorschriften für Frauen an öffentlichen Einrichtungen.

In Köln wurde Ende letzten Monats ein Linksradikaler mit einer Bombe gestellt - er trug ein die Polizei provozierendes T Shirt, welches zu seiner Kontrolle führte.

Massive Wahlfehler in Österreich bei der knappen Wahl des Bundespräsidenten. Zuungunsten des "Rechtspopulisten". Darum erfolgt nun die Wiederholung.

Erstes Urteil des Verfassungsgericht gegen amtierenden Justizminister wegen Verletzung des Neutralitätsgebotes. Der Thuringer Justizminister hatte, wie diverse andere hohe Politiker ebenfalls, vor Teilnahme an AfD Veranstaltungen gewarnt.


Freitag, 1. Juli 2016

Gedenken an Gefallene

In Randartikeln und Politikerreden vermerkt, nachdem 2014 das "große Gedenken" angekündigt worden war, ist der 1. Weltkrieg ziemlich genau 100 Jahre her. 2016, mitten drin in diesem Krieg aus Trommelfeuer, Schützengräben und unglaublichen Verlusten an Menschenleben, fanden u.a. die Schlachten um Verdun und an der Somme statt. Letztere war vor allem für die englischen Truppen wohl mit eine, wenn nicht die verlustreichste Schlacht. Sie begann vor genau 100 Jahren, am 1. Juli und zog sich bis in den November. Innerhalb der ersten halben Stunde, so schätzt man, starben bis zu 10 000 Briten durch das Abwehrfeuer der deutschen Truppen oder an ihren Verletzungen.
Völlige Fehleinschätzung, mangelnde Aufklärung und starres, für diesen Krieg typisches Festhalten an Vorgehensweisen durch die Stabsoffiziere waren die Ursache.

Unser Gedenken spielt sich entweder wenig beachtet in Nachrichtenmeldungen, Zeitungsartikeln auf den hinteren Seiten und vielleicht der ein oder anderen Doku im Fernsehn ab. Die Krieger- und Soldatenmäler in den Städten umweht nicht nur der Hauch der Geschichte nach der Weimarer Republik sondern auch es ruhen auch die aufmerksamen Augen derer, die sich als "Schutzwall" vor den Rechten fühlen darauf.
In Frankreich fanden unterdessen zahlreiche Veranstaltungen statt. Was sich in Verdun abspielte bzw. abspielen sollte, empfanden viele als geschmacklos und geschichtsvergessen. Der Regisseur Volker Schlöndorf, von Frankreichs Präsidenten Hollande engagiert, hatte bereits im Vorfeld klar gemacht, was er mit der Veranstaltung, der Gedenkfeier vorhatte.
Auf dem Friedhof, wo die Überreste hunderttausender junger Männer, Soldaten, liegen, die ihr Leben im Glauben für ihr Vaterland zu kämpfen verloren, ging der Künstler "neue Wege".

Einen Teil der Gedenkfeier mit fast 4000 Jugendlichen hatte der deutsche Regisseur Volker Schlöndorff vorbereitet. "Das Wichtigste ist eigentlich, dass man die Zeremonie Politikern und Militärs wegnimmt und den Jugendlichen gibt", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. "Es geht nicht um irgendwelche Flammen, die wieder angezündet werden. Es geht auch nicht um die Nationalhymnen, die zum x-ten Mal abgespielt werden, sondern es geht um die 15 Minuten, wo wirklich die Jugendlichen diesen Friedhofsplatz überströmen."

 Das sah dann so aus:


Dann "stolzierte" noch ein "Tod" auf Stelzen umher und zeigte im wahrsten Sinne des Wortes "den Tod" an.
In meinen Augen auf einem Massenfriedhof nicht nur ein zutiefst unwürdiges Spektakel sondern eine Respektlosigkeit gegenüber den Toten und mittlerweile Verstorbenen, die nicht nur grausamer und für sie am Ende tödlicher Disziplin unterworfen waren, sondern deren Leiden so nicht verstanden, vielmehr verharmlost wird.
Was das Erlebte sogar mit denen machte, die das Gemetzel überlebten, kann in medizinischen Dokumentationen und einigen wenigen Filmaufnahmen zumindest teilweise gesehen werden. "Shellschock" wurde das Phänomen genannt, lange bevor es PTBS u.ä. Bezeichnungen für die Traumata des Krieges gab, und in der Ausprägung traten sie seit 1918 nur noch sehr selten auf.

 Unter Soldaten, gerade unter solchen, die selbst an Kämpfen oder Krieg teilgenommen haben, aber auch unter jenen, die sich der Kameradschaft über Tod und Ländergrenzen hinaus verpflichtet fühlen, stößt solches Verhalten, solche Denkweisen auf völligs Unverständnis, Frust und Wut.
Statt der Gefallenen, insgesamt wie individuell zu Gedenken, wird hier ein Spektakel daraus gemacht, dass der eigenen Gefälligkeit dient, dem eigenen Überlegenheitsdenken. Kein Verständnis für das Denken der Zeit, für die Menschen oder das Soldatische wird so erzeugt. Keine Annäherung, kein Geschichtsverständnis.
Da halfen die kleinen, privaten Aktionen wohl bedeutend mehr. So kamen viele "Reenactor" zusammen. Menschen, die sich mit teilweise unendlich viel Aufwand bemühen, Ausrüstung und Bekleidung der Zeit nachzustellen und einen Eindruck zu vermitteln, wie es wohl aussah.
Von einem Freund, der bei deren Trauerzeremonien dabei war erfuhr ich, dass die französischen Reenactor ihre deutschen Pedants baten, Erde mitzubringen, die sie dann über den Gräbern der Gefallenen in einer mit dem zeitgemäßen zeremoniell ausschütteten. Für viele von uns heute nicht begreiflich dürfte denen, die mit sich mit Heimat und Vaterland noch durchaus verbunden fühlten solch ein Akt wesentlich mehr bedeutet haben, als raufende Jugendliche auf ihrem Grab.
Für die Franzosen und Deutsche, die daran teilnahmen ein berührender, verbindender Moment, der sie menschlich einander näher brachte. Ebenso die Wärme beim Anmarsch. Darsteller in den Uniformen aller beteiligten Nationen marschieren durch die Dörfer der Umgebung - und werden begeistert begrüßt - egal ob in blau, braun oder feldgrau.
Reenactor demonstrieren Völkerverständig. Quelle: volksbund.de
Auch der Ärger über das Verbot deutscher Regimentsfahnen durch deutsche Offizielle eint die Darsteller. 

Wer "Völkerverständigung" aus diesem Gedanken will, der findet es eher hier, als in inszenierten Theaterstücken auf Gräbern.

Und das ist die wesentliche Frage: geht es um sie, die Menschen von einst, die Opfer des Krieges, oder geht es um uns, wie wir unser Leben gestalten, die Zukunft möchten und die Vergangenheit interpretieren (wollen)?

Die Antwort findet sich in den Plattitüden der Politiker, die eben doch stattfanden. Merkel betont, was wir lernen müssen aus der Geschichte, obwohl gerade sie und ihre Generation Politiker massives Unwissen demonstrieren und unter ihrer Regierung die Geschichte als Forschung und Lehre in Deutschland massiv eingedampft wurde.
Hollande sagte schon vorher in einer Radioansprache:
Heute müssen wir Worte und Taten vorhalten, damit die deutsch-französische Freundschaft ihren Nutzen für Europa und die Welt entfaltet.
Nutzen. Effektivität. Heute.
Die dort liegen - was mögen sie davon halten?

Das Gedenken der Engländer an ihre jungen Männer sieht dagegen handfester aus. Landesweit waren Darsteller, Schauspieler und Reenactor, in Uniform unterwegs. Sie sprachen nicht mit den Leuten, sie überreichten nur Stumm Karten. Karten mit den Namen und Einheiten derjenigen, für die sie stellvertretend an diesem Tag dort als stumme Erinnerung standen. Als Erinnerung für deren Tod.
 So berührt man Herzen, so erinnert man, so gedenkt man. 
Statt in Sportkleidung auf den Gräbern zu trampeln um eine Verbindung herzustellen fährt die Erinnerung und Auseinandersetzung in Uniform mit der "Tube", der U Bahn.
Was man verliert bemerkt man oft erst, wenn es weg ist - mitunter aber auch erst, wenn es sich doch noch ein Mal kurz zeigt. Das die Gräber gefüllt sind mit Menschen, mit jungen Männern mit Träumen und Hoffnungen, mit geliebten Menschen...