Dienstag, 8. Dezember 2015

Demokratie über alles - solange die Ergebnisse sind wie gewünscht

In Frankreich wurden die Regionalwahlen abgehalten. Haben Sie es gewusst? Ich nicht. Gut, ich lese mittlerweile deutlich weniger deutsche Zeitungen, Radio meide ich, wo es nur geht und Fersehn - also Sender-TV haben wir nicht mal mehr.
Aber trotzdem bekomme ich eigentlich das Meiste mit, was unsere Journalisten sich herablassen uns, dem dummen Pöbel zu vermitteln. Und da war keine breite Begleitung der Wahl in Frankreich dabei. Was nicht ausschließt, dass hier und da mal ein Artikelchen über jenen oder diese publiziert wurde.
Aber auf einmal, am Abend der Wahl, da sind die Schlagzeilen da.
Die Bild titelt "Rechts-Virus infiziert unsere Nachbarn" - eine wie ich finde bedenkliche Wortwahl. Nicht nur werden da letztlich Menschen mit schädlichen Krankheiten verglichen sondern auch eine Übertragung unterschwellig angedroht.
Beate Klarsfeld - die Vorzeigedemokratin und Präsidentschaftskadidatin, die für die Zusammenarbeit mit der SED im Kampf gegen Kiesinger, den sie öffentlich körperlich angriff und beschimpfte (allerdings mit einem sachlich zutreffenden Begriff) sowie die versuchte Entführung eines anderen Nazi-Chefs aus Köln das Bundesverdienstkreuz erhielt, diese Klarsfeld warnt im Deutschlandfunk sogar davor, dass dies nun ein neues 1933 sei.
Und die tagesschau klärt uns freundlicherweise über die bösartigen Methoden der Rechten auf.
"Spiel mit den Ängsten der Menschen" lautet ihr Titel. Und das Fazit kann natürlich dementsprechend nur so ausfallen: "Ein Desaster für Frankreich". Man könnte die Artikel zusammenfassen: was die Franzosen da wählen - da könnte einem Angst vor werden...


Weil sich sowas natürlich nie, niemals wieder wiederholen darf wird nun zur Aufklärung geblasen. So weiß der Sender n-tv seine Frage "Ist die AfD der deutsche Front national?"gewohnt knackig in sechs Absätzen zu beantworten: war mal nicht, nun aber mindestens. Wenn nicht NPD. Oder gleich Monster.
Scheinbar gelassener geht die FAZ an die Sache. "Ist das nicht mehr Madame Frexit" will die Wirtschaftspolitik der Partei analysieren - endet aber bereits bei Satz zwei im unsachlichen. "Und doch hat die Partei im Regionalwahlkampf versucht, die Unternehmen zu umgarnen." - als würden das die andern Parteien nicht versuchen. Ein Blick in die Listen der Wahlkampfspenden würde es verraten.

Es gilt, was man die letzten Jahre immer wieder verfolgen konnte. Solange die Bevölkerung fein das wählt, die Politiker an die Macht bringt, die den deutschen Analytikern in den Redaktionen genehm sind, solange wird gejubelt. Was war Obama für ein Glück. Und Hollande hatte ja das gleiche Potential. Aber jetzt reichen schon Regionalwahlen - also ein Ereignis, dass deutsche Medien bislang so sehr interessierte wie die indischen Cricketergebnisse, um das Wiedererscheinen des Dritten Reiches anzukündigen und die Regeln der Demokratie durch Manipulation der öffentlichen Meinung bedroht zu sehen. Fast könnte man meinen, da dringt jemand in ihr Territorium ein...

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