Montag, 15. Februar 2016

Wenn Satire und Journalismus nicht mehr zu unterscheiden sind...

wird es Zeit den Beruf des Journalisten zu hinterfragen.
So zumindest empfinde ich. Ein gutes Beispiel liefert eines der letzten noch manchmal seriösen Blätter unseres Zeitungswaldes.
Die FAZ berichtet über den Zusammenhang zwischen Flüchtlingen, deren Verhalten, der Sicht der Bevölkerung auf sie und dem Einlaß in Nachtclubs. Immerhin haben vor einigen Tagen Freiburger Nachtclubs für Negativschlagzeilen gesorg, als sie offen bekannten, dass sie keine Flüchtlinge mehr reinließen. Der Artikel machte für mich mit überraschend viel Platz für die Position, Meinung und Hintergründe der Club-Betreiber auf. Diese scheinen in Frankfurt dann doch selbst über Migrationshintergründe zu verfügen - was heute so eine Art Persilschein für kritische Äußerungen ist, deren nicht anerkannter kleiner Bruder der Satz "ich habe viele ausländische Freunde / mit Migrationshintergrund" ist. Es ist gut zu erfahren, dass es zum einen die wirklich existierenden Taten und Verhältnisse sind, auf der anderen Seite aber auch die Sorge der Opfer und deren darauffolgendes Ausbleiben, dass die Wirte bewegt, solche Maßnahmen zu ergreifen.
„Wenn man alle reinlassen würde oder wenn auch nur mehr als fünfzig Prozent dieser Gäste kämen, dann kämen weniger Deutsche“, glaubt Rami. „Die würden sich nicht mehr wohl fühlen, selbst wenn sich alle diese Migranten gut benehmen würden. Die Deutschen würden sagen, es seien zu viele Schwarzköpfe oder zu viele Kanaken im Club. Wenn Sie keine Selektion haben, können Sie den Laden zumachen.“
Nun würde ich "Rami" (ein falscher Name, aus Angst vor den Folgen seiner Worte...) nicht zustimmen, was "die Deutschen sagen würden" - denn beide Begriffe sind sehr selten geworden und die wirklichen Rassisten haben mittlerweile ganz andere Worte parat.
In der Sache aber sollte dies nicht schwer zu verstehen sein: erzwungenes Miteinander führt zu nichts. Menschen gehen i.d.R. nicht feiern, wenn sie Angst haben.

Gegen Ende des Artikels versucht die Autorin des Artikels, Katrin Hummel, dann, die vermeintlichen "Opfer" zu Wort kommen zu lassen.

Ein 28 Jahre alter Inder, der einen fünfjährigen Aufenthaltstitel hat, erzählt, er sei in den letzten Wochen in zwei Frankfurter Clubs abgewiesen worden, mit einer abwehrenden Geste der Hände, ganz ohne Worte. „Ich habe gesagt, dass ich ein Geschäft leite, ich führe die Geschäfte in einer Wiener Feinbäckerei, die meinem Bruder gehört, neun Leute arbeiten bei mir, aber es nutzte nichts.“
 Nicht nur, dass dieses vermeintliche Rassismusopfer keine Begründung erhielt - was nebenbei alles andere als selten vorkommt, wie schon Kaya Yanar mit seiner Türsteherparodie "Hakan" mehr als einmal satirisch darstellte. Er versuchte an der Tür offensichtlich auch einen auf dicke Hose zu machen - denn wie sonst soll ein Türsteher es verstehen, wenn dann plötzlich der eigene Status als "Firmenchef" hervorgeholt wird.

Der nächste Fall ist so bescheuert, dass es sogar den Leuten selbst auffällt.
Und eine vierköpfige Gruppe junger Männer im Alter zwischen 20 und 26 Jahren – ein Marokkaner, ein Kurde, ein Afghane und ein Iraner – fangen sofort alle gleichzeitig an zu erzählen: „Passt heute nicht“, „manchmal winken sie einen auch mit einer Kopfbewegung weg“, „Ausländer kommen hier nicht rein“, „deine Mädels kommen rein, aber du nicht“ - das alles hätten sie schon zu hören bekommen. Sie erzählen, dass sie die Gruppe „Ash-Comedy“ sind, eine Comedy-Gruppe, die auf Facebook 26.000 Fans hat und von der alle „voll integriert“ seien. Einer hat Mathe und Sport auf Lehramt studiert, der andere studiert BWL, einer macht gerade Abitur.
 Als eine hübsche junge Latina vorbeischlendert, quatschen sie sie alle gleichzeitig an, so dass sie stehenbleibt und sich in ein Gespräch verwickeln lässt. Der Mathe-und-Sport-Lehrer grinst fröhlich und sagt: „So sind wir. Machen jede Frau an und wundern uns dann, dass wir in keinen Club reinkommen.“
Das erinnert mich an einen Fall von Beleidigung, über den zu meiner Jugendzeit die BILD berichtete. Der Angeklagte, ein junger Mann mit Migrationshintergrund, damals noch einfach Türke genannt, stand während der Verhandlung auf und brüllte den Staatsanwalt an: "Ey, ich beleidige nie jemanden, du H****sohn." Der Fall war an der Stelle abgeschlossen.
Die Zeitung mag es noch so galant darstellen - wenn eine Gruppe aus vier jungen Männern auf eine Frau zukommt, den Wunsch an den Augen ablesbar, dann ist selbst Journalisten nach Silvester klar, dass dies beim Publikum nicht gut ankommt - selbst wenn es dann "nur ums angraben" geht.

Dem Clubbetreiber läßt der Artikel beinahe das letzte Wort - und es ist eine sehr weise Warnung.
Wenn das so weitergehe, glaubt Rami, würden die Deutschen „bald gar nicht mehr differenzieren“.

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