Donnerstag, 4. Februar 2016

Wer nichts wird, wird Experte

Youtuber, also nicht nur Konsument sondern auch Lieferant zu sein, dass ist nicht unbedingt ein klassischer Ausbildungsberuf. Um genau zu sein, ist es etwas, dass jeder machen kann. Warum auch nicht.
Mancher ist dabei Dank Charisma, Wortwitz und Technik besser oder beliebter (die beiden Bewertungen sind nicht zwangsläufig identisch) als andere. Viele davon sind Kinder unserer Zeit. Sie dokumentieren ihre Meinungen zu Themen - und mehr nicht. Argumente fallen eher selten, Recherche und Hintergrundarbeit sind Fremdworte (mal abgesehen von einer schnellen Wikipedia - oder google-Suche). Besonders heraus sticht bspw. LeFloid. Schnell geschnittene Videos, witzige Geräusche, zeitgerecht cooler Look mit Star Wars Merchandise und Videospielanleihen im Hintergrun und eine hippe Art, die alle Menschen anderer Meinung zu ignoranten Faschisten erklärt, die besser "mal die Fresse halten" sollten. Ach ja, eine lockere Sprache ohne nervige Anstandsregeln gehört auch dazu.
Das machte ihn so beliebt, dass er Mama Merkel interviewen durfte. Heraus kam allerdings ein handzahmes Video, was beweist, dass der Mann entweder ein deutscher oder gar kein Journalist ist. (Tipp: Zweiteres)
So weit, so ... ja was eigentlich? Normal für unser Land?
Jetzt aber geht es einen Schritt weiter. Obwohl LeFloid in vielen Aussagen bewiesen hat, dass der Islam ihm eine eher unbekannte Größe ist und seine Inhalte ihn noch nie dazu bewegten mal mehr als ein halbes Stündchen die Nase in dessen heilige SchrifteN (ja, plural), hat ihn die Bundeszentrale für politische Bildung (dereinst ein Hort der Neutralität und der Faktenvermittlung, heute ein weiteres politisches Instrument der Volkserziehung), kurz BpB, zusammen mit zwei weiteren, ähnlich orientierten Videomachern gebucht, um als "Experte aufzuklären".

Die Youtuber werden jedenfalls von uns mit Honoraren bezahlt, die jeder andere unserer Experten üblicherweise auch bekommt. Außerdem ist es nicht in unserem Sinne, Youtuber einzukaufen. Wir wollen nicht irgendjemanden vor der Kamera haben, sondern Personen, denen unsere Themen ein wirkliches Anliegen sind.

Mit anderen Worten: wer unserer Meinung ist und beliebt, den buchen wir.
Was die Meinung anbelangt:
Wer sich entschieden hat, auszuwandern und sich dem Islamischen Staat anzuschließen, den sind wir vermutlich nicht in der Lage, mit dieser Kampagne zu erreichen. Wir können radikalisierungsgefährdete Jugendliche erreichen. Aber auch darüber hinaus sehen wir unsere Zielgruppe insgesamt in einer jüngeren Bevölkerung, die sich fragt: Was ist denn der Islam? Ist da eine Bedrohung? Wir sehen es auch als unser Ziel an, Muslim- und Islamfeindlichkeit abzubauen, indem wir für eine differenzierte Darstellung und Auseinandersetzung mit dem Islam sorgen. Insgesamt geht es uns darum, einen Diskurs möglich zu machen auf einer soliden Grundlage.

Soll heißen, youtuber ohne Ahnung und ohne islamische Anerkennung erklären "radikalisierungsgefährdeten Jugendlichen", warum sie sich nicht radikalisieren sollten.
Und weil ihnen dies von Imamen und Gelehrten ebenso gesagt wird - aber andere aus dieser Ecke ihnen genau das aber ans Herz legen, und weil es bereits Radikalsierte gibt, da muss man den Menschen mit Angst vor diesen Dingen erklären, dass sie differenzieren sollen und keine Angst haben müssen.
 Denn wenn ein Radikalisierter mit einem Taschenmesser köpfen sollte, so ist dies sicher nicht die Meinung anderer und die radikalisierungsgefährdeten sind ja noch gar nicht beteiligt - und ein Experte wird die Hinterbliebenen darüber aufklären, worüber sie sich differenziert fürchten dürfen.

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