Dienstag, 12. April 2016

Die FAZ: Was nicht gesagt wird, steht nicht da - außer es schreiben konservative Polen...

In der FAZ erklärt uns diesmal Stefan Stach nun den Sachverhalt eines anderen Böhmermann-Videos, "be deutsch". Wer sich das Video ansehen will, mag dem Link folgen, ich stelle es nicht als Video ein, denn auch dieses ist nichts als platter Müll in der sogar schön sichtbaren "schwarz-weiß" malenden Art, an dem der minimale Graustich auch nichts ändern kann.
Wer sich mit dem Inhalt auseinandersetzen will, der kann bei Marco Gallina reinsehen, denn dieser besprach das Video schon vor einigen Tagen.
Nun sind auch die Polen auf dieses Stück deutscher "Kultur" aufmerksam geworden, und behandelten es prominent. In ihren Nachrichten gab es dazu einen Kommentar, Kulturschaffende analysierten es und die Ministerpräsidentin fühlte sich angehalten, etwas zu ihrem Familienhintergrund zu sagen - etwas, dass die Polen nicht nur wertschätzen sondern im Dialog mit Deutschland ziemlich deutlich vor Augen haben, auch wenn es mittlerweile kaum noch ihr Bild von uns bestimmt. (Achtung, Verallgemeinerung.)
Und an dieser Stelle klappte mir die Kinnlade herunter:

Damit wollte sie wohl sagen, dass sie sich schon wegen ihrer Familiengeschichte nicht vorwerfen lassen müsse, ein Nazi zu sein.
Das hatten ihr allerdings weder das ZDF noch Böhmermann vorgeworfen. 
Letzterer dürfte nach seiner Provokation des türkischen Präsidenten Erdogan überrascht sein, mit welch geringem Aufwand er es zur Prime Time ins polnische Fernsehen geschafft hat. Immerhin zieht sein Video nicht nur die von Orbán geäußerte Angst vor dem „moralischen Imperialismus“ der Deutschen ins Lächerliche.

Denn die vorhergehenden Absätze behandelten einen Beitrag der staatlichen Nachrichtensendung, in der Prof. Zdzisław Krasnodębski darlegt, wie durch schwarz-weiß Malerei und Assoziationen zwei gegensätzliche Bilder aufgestellt werden - und das auf der "Pack"-Seite die polnische Ministerpräsidentin (zusammen mit Trump und LePen) zu einer Rädelsführerin dieser Denkweise erklärt wird, verehrt von jenen Bösen.
Wer sich das Video ansieht, kann auch nicht behaupten, es sei nie von Nazis die Rede gewesen - denn die Bilder sind ziemlich eindeutig. Auch wenn der junge Mann links im Bild mit der Mistgabel keine Bomberjacke im eigentlichen Sinne trägt - Schnitt und Stil bringen dieses Bild unterschwellig rüber und dann wissen wir sofort, wer da gemeint ist.
Kinder zum weinen zu bringen, während zombiehaft gegen die Scheiben gehämmert und mit Wutfratze geschrien wird, dann besagte "Mistgabel und Fackel"-Szene, nein, dass hat nicht mit Dämonisierung und Nazi-Bildern zu tun...
Aber selbst wenn man dies außer acht lässt und der Argumentation folgt - wie rutscht dann vorher folgender Satz in den Artikel:
Der ganze Beitrag suggeriert, Szydło werde vom ZDF zum Nazi erklärt.
Wurde das gesagt oder geschrieben? Nein - und damit sind wir auf der exakt gleichen Ebene. Was explizit gesagt wurde, war, dass hier eine Assoziation der Ministerpräsidentin (und damit der polnischen Regierung) mit einem bestimmten Schlag Mensch angegangen wird - und dieser wird in Wort und Bild eindeutig beschrieben und ist kaum miss zu verstehen. Die betreffenden Schlagworte fallen in der deutschen Medienlandschaft, in der sich Prof. Krasnodębski nebenbei gut auskennt, oft genug.

Womit wir bei der nächsten Information sind. Zwar wird angemerkt, dass Prof. Krasnodębski in Bremen seit 20 Jahren einen Lehrstuhl innehat - aber es wird nicht vermerkt, dass er auch seit Jahren für das polnische TV kommentiert. Hier suggeriert der Text, solch ein Kommentar wäre neu und auf den Einfluß der konservativen Regierung wie der neuen Mediengesetze zurückzuführen.
Wer danach sucht wird den Professor auch in mehreren Jahren alten Beiträgen finden, sowohl als Kommentator als auch in Gastbeiträgen wie dem Presseportal. Und dies neben seiner Politikertätigkeit.

Ab dann verliert der Beitrag an Qualität, um auf das Niveau zu sinken, welches er beklagt. Ja, die Behauptung, die deutsche Regierung habe eine Weisung zum Schlechtreden der polnischen Regierung ausgegeben ist nicht nur verschwörungstheoretischer Müll sondern auch noch sau schlecht recherchiert gewesen - und wer auch nur eine Woche ZDF Beiträge ansieht, etwa den durch "syrische Flüchtlinge geretteten NPDler" oder die "durch Fremdenfeinde angezündeten Wohnheim" die sich dann durch ihre Bewohner zerstört herausstellen, der weiß - die deutsche Medienlandschaft ist da keinen Deut besser.
Und angesichts des Debakels um die Diskussionsrunde mit der AfD, die aufgrund der Aktionen von Dreyer und Kretschmann ausgeladen wurde, ist die Verschwörungstheorie sogar irgendwo verständlich. Auch wer die einseitige Berichterstattung und Satireformate heranzieht, in denen es eben nicht die andere Seite ebenso trifft, ahnt, woher das Vorurteil kam.

Darüber, um mal auf das Niveau des Journalisten herunterzugehen, schreibt der FAZler (bewusst nicht -ke) nichts.

Daraus dann folgendes Fazit zu ziehen:
Die Berichterstattung über Böhmermanns Video zeigt, wie die PiS in kürzester Zeit die öffentlichen Medien in Regierungsmedien verwandelt hat.
ist schlimmer als der Kram des polnischen Kollegen. Der hat nämlich eine ziemlich erkennbare Verschwörungstheorie mit Quellenbezug auf die Klatschpresse - während Stach hier aus drei Statements (eines durch einen PiS EU Politiker....) bereits einen Beweis der Vereinnahmung der Medien sieht.
 Schade, Herr Stach. Ihre Maßstäbe sind ziemlich deutlich unterschiedlich lang...

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