Freitag, 8. April 2016

Vom Orchester zum Fußballclub

Der Bund der katholischen Jugend Deutschlands (ja, ich weiß, die Reihenfolge ist anders, das ist Absicht), hat sich zu den Äußerungen des Papstes zur Familie geäußert. Sie "seien enttäuscht", dass keine Neubewertung stattgefunden habe.
Wer einmal den Katechismus gelesen, sich die Lehren der Kirche und ihre Positionen der letzten Jahrhunderte angesehen hat, der dürfte darüber nicht so richtig überrascht sein. Das sind nunmal die Positionen und sie sind Teil dessen, was Lehre und Tradition verlangen. Schon der II. Vatikanische Konzil ging ja extrem weit, was die Veränderungen angeht - und die Folgen sieht und spürt man, wenn man ehrlich ist, in den deutschen Kirchen - in denen ich eher wenig von der katholischen Jugend erlebe - von den Messdienern einmal abgesehen.
Bei Kommunion und Firmung - sicher. Aber was die Priester da von den vorhergehenden Unterrichtsstunden zu berichten wissen ist gelinde gesagt gruselig. Wenn der Firmling nicht mal weiß, wer Josef war...

Aber diese öffentlich gemachte Enttäuschung über den Papst zeigt auch eine bestimmte Geisteshaltung. Die katholische Jugend ist nunmal die "katholische" Jugend - unsere ist aber erstmal "deutsch". Das heisst, die Jugend überlegt nicht, ob sie vielleicht falsch liegt, sie weiß (!), dass sie es besser weiß und kann als sogar nun der Papst.
Es muss was geändert werden. Nicht an der eigenen Haltung oder, wenn man schon unverrückbar ist, an der eigenen Mitgliedschaft, sondern am Verein.
Überträgt man dies auf andere Gemeinschaften und Gruppen, so muss man sich fragen, ob diese jungen Menschen wirklich Teil der Kirche sein wollen - oder nicht eine Kirche nach ihrem Wunsch gestalten wollen. Reformation und Bewegung sind zwar wichtig, doch ist nicht jeder Zeitgeist es wert, angebetet zu werden. Diesen Fehler der Vergangenheit bezahlt die Kirche noch heute mit allerhand Anfeindungen und Vorwürfen.
Nimmt man ein Beispiel, etwa ein Orchester heran, so wird vielleicht deutlicher, worum es geht. Es ist kein bezahltes Orchester, sondern ein Freizeitverbund der aus Spaß dabei ist. Niemand ist gebunden zu bleiben oder einzutreten. Nun entschließen sich einige Streicher, sie würden gerne statt zwei Mal die Woche zu üben einen Termin dazu benutzen gemeinsam Fußball zu spielen. Andere Vereine machen ähnliches, es dient dazu, das Teamgefühl zu stärken und dabei auch noch fitt zu bleiben.
Man stimmt ab, und obwohl lediglich ein Drittel der dafür ist, sich etwa ein Drittel enthält, entscheidet der Dirigent am Ende: so wirds gemacht.
Von den Gegnern und den Enthaltungen springen nun einige ab, andere kommen nur zur Probenzeit. Das bestehende Orchestergefühl und Zusammenspiel leidet und die Qualität nimmt ab - so die Kritiker. Die Streicher findens toll.
Nach kurzer Zeit nimmt man an Turnieren teil, weil dafür aber ein mal in der Woche nicht reicht, treffen sich einige außerhalb der Zeiten und es kommen als Ersatz für die Gegangenen neue Leute von denen einige zwar gute Fußballer aber mieserable Musiker sind.
Als die Turnierniederlagen sich häufen, wird die Zahl der Trainingsstunden erhöht. Erst wird jede zweite Woche die Probe ausfallen gelassen und am Ende ganz. Das Orchester existiert nicht mehr, die letzten reinen Musiker, die bis zum Ende glaubten, man würde sich wieder einkriegen, verlassen die Gruppe.
Jetzt gewinnt der Trupp auch das ein oder andere Turnier, aber Musik gibt es nicht mehr.

Solche Beispiele finden sich in der Realität häufig. Was wurde in der Vergangenheit nicht geklagt und umstrukturiert, nur um dann zu erleben, wie sich entweder der Charakter völlig ändert, oder alles den Bach runtergeht.
Ja, es gibt auch Beispiele positiver Veränderung, dem Ausmerzen von Fehlern und der Neuaufstellung zur besseren Leistung. Nun haben wir wie gesagt schon solche Veränderungen an der Kirche gesehen, namentlich vor allem Ende der 60er Jahre. Wer heute in die leeren Kirchen geht, in denen viel zu oft überarbeitete Priester versuchen zersplitterte Gemeinden zu betreuen, der ahnt, wie dies ausging. Ein Priester der zu einem tödlichen Unfall eilt? Seltenheitswert. Gruppentaufen? Normalität.
Hostien, die in die falschen Hände geraten, Technoparties und muslimische Gottesdienste in Kirchen - alles kein Thema mehr. Aber Politik und soziale Gerechtigkeit und Flüchtlingshilfe und überhaupt...
Wenn die Jugend glaubt, darum ginge es bei Kirche, dann ist ein essentieller, DER wichtigste Teil des katholischen Glaubens an ihnen vorbeigegangen. Und das darf man dann auch ruhig ihrer Unterweisung anrechnen - die im "neuen Geist" durchgeführt wurde und wird.

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