Donnerstag, 27. Februar 2014

Heldin

Bei der Recherche für ein Buch bin ich vor kurzem auf Maria Santos Gorrostieta gestoßen. Ich hatte von ihr zuvor in deutschen Berichten noch nichts gelesen und vielleicht ergreift ja den ein oder anderen ihr Schicksal ebenso wie mich.
Die junge Frau war Ärztin und Bürgermeisterin der Stadt Tiquicheo von 2008 und 2011 und galt als engagierte Politikerin der eher links gerichteten Partei der institutionellen Revolution (PRI).  Zudem war sie Mutter dreier Kinder und gläubige Katholikin.
Sie geriet in ihrem Amt als Bürgermeisterin mit den Drogenkartellen der Region in Konflikt, weil sie deren Geschäfte (vornehmlich Canabis und Opium) ablehnte und dies auch öffentlich verkündete. Bereits 2008 wurden sie und ihr Mann bedroht, 2009 erfolgten Anschläge, bei denen ihr Mann getötet und sie schwer verletzt wurde. Die englische Version von wikipedia berichtet, sie habe bei diesem Attentat sich schützend vor ihren Mann geworfen und habe nur überlebt, weil man sie aufgrund ihrer Verletzungen für tot hielt.
Nur drei Monate später erfolgte das nächste Attentat, bei welchem sie und zwei weitere Frauen schwer verletzt wurden und ihr permanente Schmerzen sowie die Notwendigkeit eines künstlichen Darmausganges zurück blieben.
Als Zweifel aufkamen, veröffentlichte sie Bilder von ihren Verletzungen, die jeden Kritiker beschämen sollten. Nach der Genesung von diesen Verletzungen verkündete sie, weiterhin als Bürgermeisterin arbeiten zu wollen. Scheinbar distanzierten sich aber die Mitglieder ihrer Partei von ihr als sie dort Hilfe und Schutz einfordern wollte, so dass sie die Partei wechselte und nach erfolgloser Kandidatur und dem auslaufen ihrer Amtszeit als Bürgermeisterin schließlich aus der Politik ausschied.
2012 wurde sie, während sie ihre kleine Tochter zur Schule bringen wollte vor deren Augen entführt. Sie soll um das Leben ihrer Tochter gebeten haben und dafür freiwillig in den Wagen der Entführer eingestiegen sein. Fünf Tage später wurde ihre Leiche an einem Wegrand gefunden. Sie war misshandelt, ermordet und ihr Körper mit Brandwunden bedeckt worden.
Ihr zweiter Ehemann und ihre drei Kinder blieben zurück.

Nach dem zweiten Attentat rang sie mit sich aufzugeben. In einem Interview gab sie an:
After the second attack, she considered quitting — but couldn’t. She said she had an obligation to her town of 13,000-plus people as well as to the memory of her slain husband.
“At another stage in my life, perhaps I would have resigned from what I have, my position, my responsibilities as the leader of my Tiquicheo,” she said.
“But today, no. (...) It is not possible for me to surrender when I have three children whom I have to educate by setting an example,” she said.
“And also because of the memory of the man of my life, the father of my three little ones, the one who was able to teach me the value of things and to fight for them.”

"Zu einer anderen Zeit in meinem Leben hätte ich vielleicht was ich habe aufgegeben, meine Position, meine Verantwortung als Anführerin meines Tiquicheo.
Aber heute, nein. Es ist mir nicht möglich aufzugeben, wenn ich drei Kinder habe welche ich durch ein das setzen eines Beispieles erziehen muss. Und auch für das Andenken des Mannes meines Lebens, den Vater meiner drei Kleinen, demjenigen der es schaffte mir den Wert von Dingen beizubringen und für sie zu kämpfen."

Zu Lebzeiten verfolgte sie das Grauen der Attentate und das Opfer das ihr Mann und andere, zum Teil Unbeteiligte bringen mussten.
Möge diese tapfere und liebevolle Frau in Frieden ruhen.

Edathy und kein Ende

Der Fall Edathy macht immer noch Schlagzeilen. Nicht, dass ein Bundestagsabgeordneter bei einem Internethändler von Kinderpornographie Bilder stand, welche die ermittelnde kanadische Polizei als Grund sah, unsere Behörden zu Informieren - sondern der Klüngel unserer Politiker und immer mehr Stimmen, welche den Umgang mit Edathy kritisieren - und ein paar Wünsche nach Gesetzesverschärfung und Gegenstimmen.

An der Stelle muss ich ein Wort loswerden, und bevor ich schreiend vor die Tür renne, mache ich es hier: Was ist bitte mit den Kindern und ihrem Schutz?
Ich meine...HALLO? Da hat ein Politiker unseres wichtigsten Gremiums, der Vorsitzende eines Ausschusses zur Untersuchung Rechtsradikaler Morde Bilder von nackten minderjährigen Jungs gekauft und das ist höchstens Material zur Einleitung?
Hab ich was verpasst? Ist seit 2010 das Kindeswohl plötzlich uninteressant geworden oder gilt das nur bei Priestern?
Nachdem schon die Wellen beim Skandal um die Verstrickungen der Grünen in Sachen Pädophilie in Deutschland eher bedenklich klein blieben ist hier ja nicht mal von einem plätschern die Rede, obwohl da immer noch was fliesst.
Das der Mann dann vorgewarnt wurde, sein Laptop nachdem er informiert wurde plötzlich "gestohlen" wird und der Rest seiner elektronischen Datenspeicher zur Unleserlichkeit beschädigt wird wird ja wenigstens noch gemeldet - aber wo bleibt der #Aufschrei? Statt dessen wird von Unschuldsvermutung gesprochen - ein sicherlich berechtigter Einwand, wäre da nicht besagte Reaktion gewesen. Und wäre da nicht, ich muss es wiederholen - das Wohl der Kinder. Und das sind nicht wenige. Allein in diesem einen Fall geht es um ca. 360 befreite Kinder.
Und es ist ja nicht das erste Mal. Vor vier Jahren war es Jörg Tauss, ebenfalls Bundestagsabgeordneter der SPD. Im Fall von Tom Königs Büroleiter ist es zwar nicht der Abgeordnete selbst, aber doch verflixt nah dran. Volker Beck und sein Artikel zur Entkriminalisierung werden heiss diskutiert, ich persönlich bin da misstrauisch und nicht geneigt, ihm zu glauben.
Und auch die CDU hat da ihre Kandidaten dabei: Thomas Pietzsch, ehem. MdL Sachsen wurde verurteilt, ebenso Clemens Nieting, ehem. Abgeordneter in Hamburg.
Auf der anderen Seite ist die Haltung zu nennen. Jörg Rupp war da vielen damals noch einen Schritt zu weit. Doch mit steten kleinen Schritten eilt manche hinterher. Renate Künast, wie Claudia Roth Mitglied der Humanistischen Union die sich seinerzeit über eine "kreuzzugartige Kampagne gegen Pädophilie beschwerte" ist mir vor allem noch von ihrem legendären Auftritt vor der Wahl in Erinnerung, als sie sagte, nicht die Grünen seien der "Ort der Täter" und die Vorwürfe eine "Hetzkampagne der CSU" nannte. Roth sagte zum gleichen Thema: "Von all denen müssen wir Grünen uns nicht sagen lassen, was Moral ist und verantwortungsvolles Handeln ist."
Und nun warnt sie, gemeinsam mit einigen Juristen vor "Schnellschüssen" bei der Verschärfung des Strafrechtes. Das mag zwar einerseits besonnen wirken - auf der anderen Seite besteht der Bedarf, und wenn nicht schnell etwas geschieht bleibt der Handluungsspielraum eben bestehen und genutzt - oder besser, missbraucht. Sicher, es gibt die harmlosen Familienfotos. Diese allerdings in einem Pornoshop zu erstehen ist... eindeutig dem Begriff "harmlos" oder auch "Familienfoto" widersprechend. Hier ist das Wort des ehemaligen Richters am Obersten Gerichtshof der USA, Potter Stewart sicherlich ein Hinweis, wohin die Reise gehen sollte: "Ich kann es nicht definieren, aber ich erkenne es, wenn ich es sehe."
Bei moderner (oder postmoderner) Kunst sehe ich das bereits anders. Abbildung der Realtität mit realistischen Ergebnissen ist da doch angeblich ohnehin kein Thema mehr - immerhin hängen in den Galerien dann keine Gemälde wie bei den Alten Meistern. Da ist der Verzicht von realistisch dargestellten nackten Kindern und Jugendlichen mit Sicherheit kein Problem. Sich da also erstmal quer zu stellen ist mir da zu sehr ein bekanntes Schema.

Wenn das behandelt ist, dann sollte man mit der Klüngelei in der Politik aufräumen - und zwar dringend und gründlich. Das sich da Machthabende gegenseitig Gelder und Schutz zuschieben ist ja bekannt, aber doch mittlerweile längst nicht mehr ertragbar. Trotzdem ist Kindesmissbrauch dann doch vielleicht mal der größere Aufreger - oder sollte es sein.






Donnerstag, 13. Februar 2014

Überraschendes Glück

Es kommt vor, dass man in Zeiten totaler Frustration einen regelrechten göttlichen Schulterkopfer bekommt. So erging es gestern meiner Frau und mir. Da wir beide derzeit Termine im Rahmen der Kirche anstehen haben, ich bspw. möchte meine Firmung nachholen, die mir als Jugendlicher nicht vergönnt war, mussten wir zu einem Gespräch mit einem der Pfarrer unserer Gemeinde. Vielleicht erinnert sich der ein oder andere Leser, dass wir mit einem unserer Pfarrer eine schlechte Erfahrung gemacht hatten, als dieser während einer Predigt sagte, er habe kein Mitleid mit einem Bischof, der von der Presse zerrissen würde. Und so freuten wir uns nicht gerade auf das Gespräch, auch wenn es sich um einen anderen Priester handelte. Wir gingen in einem Vorurteil davon aus, dass die Priester sich, auch aufgrund der Messgestaltung, in Haltung und Meinung ähnelten.
Schon nach relativ kurzer Zeit konnte ich denn auch nicht anders und stellte ihm die Frage, ob dieses übermäßige Klampfenspiel durch den Besuch der Messe in anderen Gemeinden der Region zu vermeiden sei, denn wir hätten dabei Konzentrationsprobleme und verstünden dies nicht als Gottesdienst. Was dann kam hatten wir nicht erwartet. Ganz kurz wurde das Gesicht des Priesters ernst. Ich glaubte schon, wir hätten, auf deutsch gesagt, verschissen.
Dann sag man, ich kann es nicht anders beschreiben, regelrecht ein Gewicht aus dem Gesicht, er lächelte erleichtert. Er könne das verstehen, es ginge ihm ebenso. Da wären eben einzelne Personen der Gemeinde, die wären tötlich beleidigt, ebenso wie das Singbärchen selbst, wenn sie nicht zum Zuge käme. Den Familiengottesdienst befürworte er und riet uns zum Besuch einer anderen Gemeinde an diesem Tag. Aber grundsätzlich sei es ein Haltungsproblem, das auch ihn belaste und für das er keine Lösung finde. So hätte man ihn gefragt, ob man die Messe nicht spaßiger gestalten könne. Vor allem für die Kinder unterhaltsamer. Und natürlich wäre es auch ihm wichtig, dass die Kinder sich nicht tödlich gelangweilt gezwungen sähen, aber es handele sich um einen Gottesdienst, da stünden bestimmte andere Dinge im Vordergrund und das ein jeder Spaß habe sei nicht die Aufgabe der Messe - und überhaupt unmöglich.
So unterhielten wir uns weit länger als der Besuch eigentlich geplant war, und ihm wie uns merkte man an, wie befreiend, wie erleichertend und wie wichtig es für uns war, auf Menschen zu treffen, die Gottesdienst als Dienst für Gott und als einen Akt des Glaubens, der Verehrung verstehen und nicht als eine Show.
Da unsere bisherige Suche nach einer anderen Gemeinde in der wir Sonntags zur Messe gehen können nur lange Distanzen zu ansprechenden Gottesdiensten brachte ermutigt uns dies, doch wieder in dieser, unserer Gemeinde hinzugehen - wenn auch nicht zu jedem Priester.
Es fühlt sich an, als seien Gebete erhört worden - auch wenn das vermessen klingen mag.

Mittwoch, 5. Februar 2014

48

Die in der Überschrift stehende Zahl zeigt die angefangenen und nie veröffentlichten Beiträge an, die ich für dieses Blog in den letzten drei Monaten versuchte zu verfassen. Ein Teil davon ist Zeitdruck, den Feiertagen und persönlichen Ereignissen zum Opfer gefallen, die meisten sind aber aus Frust, aus einem Gefühl der Überwältigung nicht über einige wenige Zeilen, manchmal sogar Worte hinweggekommen.
Frust aus der riesigen Diskrepanz, der Kluft die sich vor meinen Augen auftut zwischen dem was erzählt und berichtet wird und dem was wirklich passiert und getan wird. Der Satz der mir dabei am häufigsten durch den Kopf ging war: die Welt tickt doch nicht mehr richtig.
Was für ein Wahnsinn hat unsere Gesellschaft im speziellen aber die Welt im Allgemeinen befallen?
Die gleichen Menschen, die "freie Persönlichkeitsentfaltung" fordern gehen immer und immer wieder vor Gericht, vor die Parlamente und vor auf die Strasse um die Rechte anderer einzuschränken. Vom Recht auf freie Meinungsäußerung bis zum Recht auf Leben.
Die gleichen Menschen die den Kirchen vorwerfen anderen ihre Haltung aufzwingen zu wollen stürmen und stören die heiligsten Momente ganzer Gemeinden, attackieren verbal und körperlich jeden, der sich nicht in ihrem Sinne äußert.
Die Medien berichten von mangelnder Toleranz gegenüber anderen Lebensentwürfen, Muslimen und Zuwanderern (legal wie illegal) - aber die anhaltenden und sich stetig verstärkenden Angriffe auf Christen und Juden, ihre Gebäude und Einrichtungen sind ihnen höchstens einmal Randmeldungen wert in denen mittlerweile fast gebetsmühlenartig der Verweis kommt, dass auch andere zu leiden hätten.
In Diskussionsrunden finden Vertreter von nichtgewünschten Meinungen nicht nur eine ungleiche Zahl an Diskutanten sondern auch einen parteiischen und mitdiskutierenden Moderator und nicht selten ein völlig uninteressiertes oder eingepeitschtes Publikum vor.
Beispiel 1:
Auf der Strasse werden friedliche Demonstranten, bspw. beim Marsch für das Leben oder dem gerade stattgefundenen Protest in Stuttgart gegen den Bildungsplan, von Gegendemonstranten nicht mehr nur beschimpft sondern auch be- und abgedrängt und teilweise sogar unter den Augen der Polizei attackiert - die daraufhin nicht etwa die Gegendemonstrantionen auflöst und dem Grundrecht der Versammlungsfreiheit einer angemeldeten Demonstration nachkommt sondern kurzerhand eben diese beendet. Die öffentlich-rechtlichen Medien wie die großen Zeitungen und Sender geben dies als "Auseinandersetzung zwischen" wieder, also einem Kampf gleicher Verantwortung. Oder sie wissen zu berichten, dass die eine Seite gezielt dorthin provoziert. So schrieben die Stuttgarter Nachrichten nach der bereits eindeutigen Einleitung :
"Die einen finden die „Regenbogenideologie widerlich und ungesund“. Andere wünschen sich gemeinsames Leben und Lernen."
 denn auch
"Die Vertreter der Gegenseite kritisieren auf ihren Transparenten die „Regenbogenideologie“ von Grün-Rot und mahnen: „Aufklärung ab vier - wie krank seid ihr?“ Diese Plakate verleiten einige Störenfriede zu so heftigen Protesten, dass die Polizei sie festhält." 
(Hervorhebung durch mich.) Nicht nur, dass für die eine Seite ein negatives Extrem zitiert wurde (statt bspw dem Schild mit der Aufschrift "Wir wollen nicht diskriminieren, wir wollen nur keine Gehirnwäsche") und einem Wunsch nach gemeinsamem Leben entgegengestellt, die Gegenproteste sind also wegen der Plakate eskaliert. Daran sind die Täter völlig unschuldig.
Der Artikel endet mit einem Winkelzug der Berichterstattung.
„Anderssein können ohne Angst“, das wünscht sie sich für die jungen Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender am meisten. Dass das nicht selbstverständlich zu sein scheint, schockiert viele. Mit Blick auf ein neues homosexuellenfeindliches Gesetz in Russland sagt eine Rednerin: „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich fast denken wir sind in Sotschi und nicht in Baden-Württemberg.“
Nicht nur, dass der Bericht völlig außer acht lässt, dass organisierte Übergriffe der jüngeren Vergangenheit in Deutschland größtenteils genau andersherum verliefen, durch Aktionen in und gegen Kirchen und Gruppen anderer Meinung als jene Aktionsgemeinschaften, er lässt auch die Geschehnisse vor Ort nicht nur unbeachtet, sondern kehrt sie um. Die Zitierte sagt, sie fühle sich wie in Russland (was immer die russischen Gesetze jetzt konkret mit Deutschland zu tun haben mögen) - während die Demonstration erst von den Herrschaften mit den bunten Fahnen attackiert und schließlich vorzeitig abgebrochen wurde. Sowas wäre in Russland wohl eher nicht passiert. Die Polizei dort wäre wohl eher mit aller Härte gegen die Regenbogenfahnen vorgegangen und hätte deren Demonstration zusammengeknüppelt. Zwar ist dies nur eine Vermutung, allerdings eine aus der Erfahrung der letzten Jahre, bei der die Polizei verschiedenlich hart gegen Demonstrationen, große wie kleine, die sich für die Rechte Homosexueller in Russland einsetzte vorgegangen war. Der Vergleich kehrt also die Zustände geradezu um, und die Stuttgarter Nachrichten spielen willfährig den Wasserträger dafür. Man sehe sich die Bilder an, welche die Teilnehmer gemacht haben, höre sich die Sprechchöre an die ihnen lautstark entgegenschallen, die sprichwörtlichen Steine die ihnen in den Weg gelegt werden und die Tritte und Schläge, die sie einstecken müssen. Wer muss da fürchten? Unter den Augen der Polizei so attackiert zu werden... Und es ist wie gesagt nicht nur diese Demonstration. Videos vom Marsch der 1000 Kreuze verdeutlichen das.
 Man stelle sich einmal vor, der Christopher Street Day würde in dieser Weise angegangen. Hunderte Demonstranten hätten sich im Netz verabredet und würden in Sprechchören das Lebensrecht der Homosexuellen bestreiten, mit mitgebrachten Objekten werfen, Personen treten und den Zug versuchen aufzuhalten und die Medien würden die Schuld den Demonstranten geben, die ihr Recht einfordern wollten. Völlig zu Recht würde ein empörter Aufschrei durch das Land gehen - und das obwohl diese Veranstaltung einen Umzug beinhaltet, in dem es von Provokationen und Beleidigungen in Form von Verkleidungen, Wagenaufbauten und Transparenten wimmelt.

Beispiel 2:
Ein Kardinal sagt seiner Gemeinde, dass er sie um ein mehrfaches mehr schätzt als die Mitglieder einer anderen Glaubensrichtung. Und daraus wird ein Aufschrei der Empörung bis hin zum Rüffel einer Regierung, lange nachdem die Äußerung nochmal durch eine Erklärung klargestellt wurde, in deren Land keine Kleriker anderer Religionen ausgebildet werden dürfen, weder Protestanten noch Katholiken als Glaubensgemeinschaft geschweige denn als Kirche anerkannt sind und in den letzten Jahren immer wieder Priester, Bischöfe und Missionare unter zum Teil grausamsten Mitteln umgebracht wurden, in dem mehr Journalisten im Gefängnis sitzen als in manchen Diktaturen und deren Justizbeamte bei Ermittlungen wegen Korruption strafversetzt werden - zu hunderten. Und das mit dem Satz "Wir glauben an Religionsfreiheit". Sorry aber wie verlogen ist das und wieso wird das nicht von jeder Wand angeprangert?

Beispiel 3:
Ein Bischof gibt Geld, dass für Bauarbeiten vorgesehen ist, für eben jene an mehreren Projekten aus. Medien berichten über die aus internen Kreisen kommenden Anschuldigungen der Verschwendung und bauschen die auf - bis hin zu einem Luxusbau mit Badewanne für 15.000 €. Die Gegenstimmen, die das ganze zurechtrücken, von der deutschen Architektenvereinigung bis zur Preiskorrektur der Badewanne wird, wenn überhaupt, versteckt veröffentlicht. Dafür aber stürzt man sich auf jede noch so kleine Meldung in dem Fall und wirklich alles soll mit ihm in Zusammenhang stehen.
Was bleibt ist ein Lynchmob, der sich dann bei einem Moderator wiederholt (Beispiel 4), der einer Linkenpolitikerin, die Stalins Taten als erfolgreiche Projekte der unvermeidlichen Art anpreist und am Denkmal seiner Opfer demonstrativ vorbeigeht so ins Wort fällt und so provokative Fragen stellt, wie es sonst in der ihr eigenen Gesprächsführung nicht anders zu finden ist. Dafür wird zwar nicht sein Kopf aber seine Karriere per online-Petition und hunderttausenden Stimmen gefordert. Ein Vorgang der unkommentiert bleibt - anders als die online Petition, die sich dagegen ausspricht, Sexualität als Teil fast aller Unterrichtsfächer einzuführen. Die wird öffentlich und mit starken Worten gebrandtmarkt.

Beispiel 5:
Wo wir schon bei Schulen sind: jahrhunderte brauchte unsere Gesellschaft um von Gemeinschaftsklassen, in denen Schüler aller Altersstufen und aller Potentiale aufzulösen und ein Schulsystem zu entwickeln, welches Kinder entsprechend ihres Vermögens und Alters auf den Berufsalltag einzustellen. Und das will man nun wieder umkehren

Beispiel 6:
Ein Notfallmedikament, welches den Körper mit einer enormen Dosis Hormonen überflutet und deren Neben- und Langzeitwirkung nicht gründlich erforscht wurde soll freigegeben werden mit der Begründung, dies sei ein wichtiger Schritt zur Gleichberechtigung und Selbstverwirklichung. Als sind die bereits freien Verhütungsmittel gar nicht existent und alle anderen Elemente der Gleichberechtigung gar nicht wichtig gewesen.
Was mich sehr an die Kölner Debatte erinnerte. Da wird eine Frau vergewaltigt, aber die Medien und Parteien diskutieren eine angebliche Ablehnung einer Hilfe durch katholische Krankenhäuser - obwohl es die Politik war, welche die anonyme Erfassung für diese Krankenhäuser unmöglich gemacht hatte... Die Vergewaltigung selbst und ihre steigende Zahl spielt dabei lediglich die Rolle des Stichwortgebers für eine Empörung anderer Art.
Dafür wird aber die neue Familienministerin eine Quote durchsetzen - was nichts anderes bedeutet, als dass Eignung und Zahl irrelevant werden. Wenn, wie Siemens schon vor einiger Zeit verdeutlichte, keine Frauen mit der nötigen Ausbildung und Erfahrung da sind, wie soll man da die Posten besetzen?

Beispiel 7:
Den Soldaten wird nach der neuesten Umfrage vorgeworfen charakterlich oder im Geist "hinterherzuhinken". Diese hatte ergeben, dass mehr Soldaten an der Sinnhaftigkeit oder Umsetzung der Frau in der Truppe Zweifel äußerten als vor einigen Jahren. Daraufhin wurde sofort beschlossen, mehr "Aufklärung" zu betreiben, damit dieses "Missverständnis" aus der Welt geschafft würde.
Die Hintergründe dieser gestiegenen Zweifel habe ich nirgendwo nachlesen können. Ich glaube nicht, dass jetzt die Leute einfach mehr "Macho" sind, als noch vor fünf Jahren. Vielmehr glaube ich, dass bestimmte Ungerechtigkeiten (bspw. die Leistungsabfrage im Sport, die Quartierregelungen, die Ausfallquote beim Leistungsmarsch) und Probleme die nur die Soldaten selbst benennen können zu dieser Verschlechterung führen.
Statt dessen verweisen die Journalisten auf die Streitkräfte anderer Länder und deren tolle Gleichberechtigung ohne Probleme. Wie viel dahinter steckt kann jeder mit genug Recherchewillen (wer sich mit wenig Informationen zufrieden gibt lese wikipedia) selbst herausfinden. So wurden Projekte der gemeinsamen Offiziersausbildung in England wieder eingestellt - die Zahl der Frauen mit Frakturen stieg sprunghaft an, die Ausfälle häuften sich und die Lazarette füllten sich, während die Planstellen leer blieben und empfindliche Lücken entstanden. In der Folge wurden die Geschlechter wieder getrennt - mit der Nichtgleichberechtigung unterschiedlicher Leistungsabfragen.
In Israel müssen zwar auch Frauen Wehrdienst ableisten, dieser ist jedoch kürzer und danach sind sie freigestellt, während ihre männlichen Kameraden mehrere Jahre zur Einberufung und Übung herhalten müssen. Frauen dürfen selbst darüber entscheiden, ob sie in den Kampfeinsatz gehen. Die Mehrheit entscheidet sich dagegen - während die Mehrheit der Berufssoldatinnen oder freiwillig länger Dienenden sich für die Laufbahn des Offiziers entscheidet.  1994 erstritt eine Israelin vor Gericht das Recht sich als Kampfpilotin zu bewerben (Transportmaschinen durften sie da da schon seit Jahrzehnten fliegen), aber erst 2001 schaffte es auch eine Frau durch die Tests - die nicht angepasst wurden, anders als bei uns. Diverse israelische Studien haben massive Minderung der Kampfkraft und andere Nachteile von Frauen an der Front nachgewiesen - neben der bereits angesprochenen höheren Verletzungsanfälligkeit, einer völlig anders verlaufenden Trainingserfolgskurve und kleinerer Gewichtskapazität ist es die männliche Psyche die Schwierigkeiten macht: verletzte oder getötete Frauen belasten sie stärker, arabische Einheiten verweigern eine Aufgabe vor weiblichen Soldaten.
Das die deutschen Soldaten also, nach einigen Jahren Erfahrung von Kampfeinsätzen in Afghanistan, einer der arabischen Kultur verwandten Mentalität, den Eindruck haben, dass die Frauen in der Truppe nicht immer oder gar keine Bereicherung sondern eher besonders in gefährlichen Situationen ein Problem sind will mit diesen Informationen verständlicher erscheinen.
Dazu die Problematik der Sexualität. Wer schonmal vier Wochen ununterbrochen unter Männern verbracht hat die sich nicht zu jedem Zeitpunkt der Hygiene hingeben können und keinen Rückzugsort zur Entfaltung der Individualität haben sondern selbst bei peinlichsten Momenten aufeinander kleben müssen, der erinnert sich vermutlich auch an die leidigen Momente in denen Testosteron in der Luft lag. Nicht falsch verstehen. Das ist keine Entschuldigung eine Frau zu begrapschen oder schlimmeres, beileibe nicht. Aber wie sieht es denn dann andersherum aus? Vier Wochen im Einsatz, da bleibt auch andersherum manch körperliches und psychisches nicht aus. Von Gerüchen über Spannungen sexueller wie sozialer Art. Dies wird aber nicht erhoben sondern jede Beschwerde darüber als übertrieben und "von gestern" abgetan.
Für Männer also eine Lose-Lose Situation.
Das soll nicht heissen, dass man das Problem nicht lösen könne. Frauen die Gleiches zu leisten vermögen sollten die Möglichkeit haben und verdienen dann den exakt gleichen Respekt - vielleicht sogar etwas mehr angesichts ihrer Mehrleistung. Dazu gehört aber gerechte, gleiche Anforderungen zu stellen. Der Feind wird keine zwei Minuten Zeit geben, nur weil der Soldat in seinem Visier zwei X statt einem X in seinen Genen trägt. Und wenn die Handgranate nicht weit genug geworfen werden kann um die Kameraden nicht zu verletzen... Wenn das erfüllt wird, die Frauen auf den gleichen ausgeleierten Matrazen in den gleichen acht Frau-Stuben pennen wie ihre Kameraden, das gleiche Gewicht im gleichen Tempo die gleiche Strecke schleppen, dann stellt sich Anerkennung ganz von allein ein.
Aber so weit will man es ja gar nicht diskutieren. Fakten sind Nebensache. es gilt fest zementierte Weltbilder zu verteidigen.

Beispiel 8:
In Hamburg verkaufte der Senat der Stadt einem Investor für viel Geld ein Gebäude - im Vertrag steht eine Klausel, dass der neue Besitzer das Haus zwar kaufen aber in keinster Weise nutzen darf, weil es von Menschen besetzt sei, die keine Miete oder sonstiges Zahlen, aber die Immobilie dauerhaft nutzen und abnutzen. Die Rede ist natürlich von der Roten Flora.
Man kann sich denken, dass der Käufer einen Hintergedanken beim Kauf hatte - andernfalls wäre er entweder ein stinkreicher Verschwender oder ein ziemlich leicht reinzulegender Mensch. Dagegen wurden denn auch Maßnahmen getroffen, indem bspw. eine Sperrklausel lange nach dem Kauf verhängt wurde - also nachträglich eine Nutzung verboten wurde. Als dann weit über ein Jahrzehnt nach dem Kauf der Besitzer nun sein Besitzrecht geltend machen will wendet sich die Medienlandschaft und die Politik gegen ihn, drohen und verklagen und marschieren demonstrativ auf. Das dabei die Polizei massiv attackiert wird bis hin zu mehreren teilweise schwer verletzten wird heruntergespielt bis verneint. Bei einem Angriff auf eine Polizeiwache wissen die Zeugen nach Gesprächen mit Anwälten der Roten Flora auf einmal nicht mehr was sie vorher laut ihren ersten Aussagen gesehen haben wollten. Selbst eine Freundin von mir kommentiert, als ich ihr von dem Angriff auf einen Polizisten berichtete, der die Flüchtenden aufhalten wollte, bei dem dieser mit einem Backstein ins Gesicht geschlagen und dadurch schwer verletzt wurde mit einem "selbst schuld, so dumm sollte man als Polizist nicht sein."



Das waren nur einige wenige Beispiele der letzten Wochen. Es gibt dutzende anderer. So viel unehrliche Diskussion, so viel Faktenverleugnung, so wenig Logik, so wenig Herz, so wenig Wunsch nach Verständigung auch mit Menschen die andere Meinungen vertreten - das macht mich einerseits rasend, andererseits stumm. Daher hat dieser eine Beitrag so ewig gebraucht, bis ich ihn formulieren konnte - und immer noch fehlt so viel und einiges konnte ich nicht klar ausdrücken.
Keine Ahnung ob dies jemand bis zum Ende gelesen hat. Für mich ist es eine Gelegenheit gewesen, mal ein wenig Frust abzulassen - umso mehr meinen Dank an diejenigen, die es bis hier geschafft haben. Noch einen Dank an die, welche anderer Meinung sind aber mich deswegen nicht beschimpfen.