Donnerstag, 27. Februar 2014

Heldin

Bei der Recherche für ein Buch bin ich vor kurzem auf Maria Santos Gorrostieta gestoßen. Ich hatte von ihr zuvor in deutschen Berichten noch nichts gelesen und vielleicht ergreift ja den ein oder anderen ihr Schicksal ebenso wie mich.
Die junge Frau war Ärztin und Bürgermeisterin der Stadt Tiquicheo von 2008 und 2011 und galt als engagierte Politikerin der eher links gerichteten Partei der institutionellen Revolution (PRI).  Zudem war sie Mutter dreier Kinder und gläubige Katholikin.
Sie geriet in ihrem Amt als Bürgermeisterin mit den Drogenkartellen der Region in Konflikt, weil sie deren Geschäfte (vornehmlich Canabis und Opium) ablehnte und dies auch öffentlich verkündete. Bereits 2008 wurden sie und ihr Mann bedroht, 2009 erfolgten Anschläge, bei denen ihr Mann getötet und sie schwer verletzt wurde. Die englische Version von wikipedia berichtet, sie habe bei diesem Attentat sich schützend vor ihren Mann geworfen und habe nur überlebt, weil man sie aufgrund ihrer Verletzungen für tot hielt.
Nur drei Monate später erfolgte das nächste Attentat, bei welchem sie und zwei weitere Frauen schwer verletzt wurden und ihr permanente Schmerzen sowie die Notwendigkeit eines künstlichen Darmausganges zurück blieben.
Als Zweifel aufkamen, veröffentlichte sie Bilder von ihren Verletzungen, die jeden Kritiker beschämen sollten. Nach der Genesung von diesen Verletzungen verkündete sie, weiterhin als Bürgermeisterin arbeiten zu wollen. Scheinbar distanzierten sich aber die Mitglieder ihrer Partei von ihr als sie dort Hilfe und Schutz einfordern wollte, so dass sie die Partei wechselte und nach erfolgloser Kandidatur und dem auslaufen ihrer Amtszeit als Bürgermeisterin schließlich aus der Politik ausschied.
2012 wurde sie, während sie ihre kleine Tochter zur Schule bringen wollte vor deren Augen entführt. Sie soll um das Leben ihrer Tochter gebeten haben und dafür freiwillig in den Wagen der Entführer eingestiegen sein. Fünf Tage später wurde ihre Leiche an einem Wegrand gefunden. Sie war misshandelt, ermordet und ihr Körper mit Brandwunden bedeckt worden.
Ihr zweiter Ehemann und ihre drei Kinder blieben zurück.

Nach dem zweiten Attentat rang sie mit sich aufzugeben. In einem Interview gab sie an:
After the second attack, she considered quitting — but couldn’t. She said she had an obligation to her town of 13,000-plus people as well as to the memory of her slain husband.
“At another stage in my life, perhaps I would have resigned from what I have, my position, my responsibilities as the leader of my Tiquicheo,” she said.
“But today, no. (...) It is not possible for me to surrender when I have three children whom I have to educate by setting an example,” she said.
“And also because of the memory of the man of my life, the father of my three little ones, the one who was able to teach me the value of things and to fight for them.”

"Zu einer anderen Zeit in meinem Leben hätte ich vielleicht was ich habe aufgegeben, meine Position, meine Verantwortung als Anführerin meines Tiquicheo.
Aber heute, nein. Es ist mir nicht möglich aufzugeben, wenn ich drei Kinder habe welche ich durch ein das setzen eines Beispieles erziehen muss. Und auch für das Andenken des Mannes meines Lebens, den Vater meiner drei Kleinen, demjenigen der es schaffte mir den Wert von Dingen beizubringen und für sie zu kämpfen."

Zu Lebzeiten verfolgte sie das Grauen der Attentate und das Opfer das ihr Mann und andere, zum Teil Unbeteiligte bringen mussten.
Möge diese tapfere und liebevolle Frau in Frieden ruhen.

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