Dienstag, 28. Juni 2016

Bud Spencer - Muskeln, Herz und Hirn

Nach Götz George nun auch noch Bud Spencer, eigentlich Carlo Pedersoli. Viele Prominente würdigen nun ihren "Helden der Kindheit" und vermutlich viel mehr trauern wirklich.
Als Kind habe ich seine Filme gesehen und eine Weile auch sehr unterhaltsam gefunden, bis ich feststellte, dass Casting und Handlung bei vielen nahezu austauschbar waren. Sein Charme (und bei den Rollen mit Terence Hill natürlich auch dessen) rettete oft darüber hinweg. Wer ihn außerhalb der Rolle sah oder erlebte bemerkte, dass er wirklich eine solche Ruhe ausstrahlte - keineswegs aber die dümmliche Friedlichkeit. Der Mann war selbstsicher und wusste, dass es harte Arbeit war, die ihn dorthin gebracht hatte wo er war.
Hochintelligent hatte er kurzzeitig sein Jurastudium zu unterbrechen, um Geld zu verdienen. Danach beendete er es, obwohl er bereits als Schwimmer 10 Jahre die nationalen Meisterschaften dominiert hatte und als Sportler berühmt geworden war.
Und hier eine der bemerkenswerten Eigenschaften des Sig. Pedersoli: er bemerkte, dass ihm Ruhm und Erfolg zu Kopf stiegen und änderte sein Betätigungsfeld - nur um dort noch mehr Ruhm zu ernten. Das aber dauerte. Viele Jahre spielte er in Statisten- oder Nebenrollen vor sich hin. Eine eigene Dokumentationsreihe war mäßig erfolgreich.
Erst im Verbund mit Terence Hill, eigentlich Mario Girotti, gelang ihm der Durchbruch - mit einem Italo-Western. Und bis heute sind es die alten Western, die ich von den gemeinsamen Filmen bevorzuge - auch wenn hier schon viele der "Crew" zu sehen waren und die Handlung meist sehr überschaubar war. Aber "die Rechte und die Linke Hand des Teufels" geben nicht nur Gut und Böse wieder, sondern auch durch die Rolle die "Bud" einnahm eine eher ambivalente Haltung. Eigentlich ein Gauner und Schurke, durchaus auch zu mehr Gewalt als einer Faust aufs Auge in der Lage, kann er nicht anders, als den guten Menschen beizustehen und sich auch noch pro forma an die Regeln zu halten.
Auch als Musiker und Autor versuchte er sich, lange nach seiner Glanzzeit und mit entsprechend eingeschränktem Erfolg.
Dabei sang er bereits in seinen Filmen mitunter. Banana Joe und Das Krokodil und sein Nilpferd als Beispiele.
 
Auch als Politiker versuchte er sich - ausgerechnet für Forza Italia, die Partei Berlusconis. Er blieb erfolglos, aus meiner Sicht zum Glück. Nicht wegen ihm, ich traue ihm zu, dass er manches bewegt hätte, sondern wegen der späteren Entwicklung der Partei als Leibpartei.
Auch als Erfinder versuchte er sich und reichte bspw. Patente für Waffen und kleine Helfer im Alltag ein.
Leider gab es auch Krisen in seinem erfolgreichen Leben. Und so kehrte der eigentlich schon in den Ruhestand getretene Pedersoli wieder ins Fernsehn und auf die Leinwand zurück, um seine Geldprobleme zu lösen. So kommt er auf über 120 Filme und Auftritte.
 Es folgten Biographien uvm.
Ich hoffe für ihn, dass er aus der Misere durch seine Arbeit entkam. Er hätte es verdient.

Nun starb er im Kreise seiner Familie. Laut seinem Sohn waren sie alle gekommen, um Abschied zu nehmen.
 Und so zeigte der große Dicke auch im letzten Moment des Lebens Größe. Sein letztes Wort soll "Danke" gewesen sein.

Ruhe in Frieden. Ich danke Dir. Für ein tolles Vorbild, für ein aufrechtes Leben und die unzählbaren Lächeln, die Du gabst und die Du verusacht hast.

Götz George - Ruhe in Frieden

Der Schauspieler Götz George ist verstorben. Möge er in Frieden ruhen.
Viel weiß ich nicht über diesen Mann, der in meiner Jugend allen bekannt schien. Seinen Schimanski-Krimis konnte ich nie etwas abgewinnen. Zu unglaubwürdig, zu weit weg von dem, was wirklich in Deutschland und gleichzeitig nicht weit genug, um Actionfilmen der 80er und 90er das Wasser zu reichen. Aus heutiger Sicht war auch die damals wie in Kinderserien aufgeprägte "Toleranz und habt euch alle lieb oder es gibt Haue"-Thematik im Hintergrund abschreckend.
Schtonk fand ich zwar von der Thematik wirklich lustig, schon in der Jugend, aber das Schauspiel aller beteiligten erschien mir mitunter überzogen.
Aber in den späten 90ern sah ich dann "Der Todmacher". Ein spartanisch aufgemachter Film, nur ein Raum, zwei Schauspieler. Es geht um den Serienmörder und Kannibalen Fritz Haarmann, welcher die Weimarer Republik, das hungernde und verarmte Deutschland nach dem Krieg und der spanischen Grippe, noch vor der Wirtschaftskrise des Jahres 1929 durch Morde an einer großen Zahl männlicher Kinder und junger Männer unsicher machte. Teilweise zerstückelte und aß er seine Opfer oder verkaufte sie als Fleisch Unwissenden (und möglicherweise auch Wissenden).
Diese grausame und unglaubliche Geschichte endete mit der Verhaftung und dem Verhör des "Unmenschen". Der Film widmet sich jenen Vehören und versucht dabei, anhand der Protokolle, einen Einblick in die dunkle Seite der menschlichen Seele zu bieten. Es obliegt jedem selbst zu bewerten, ob der Film, ob die Schauspieler dies schaffen. Der Film ist aufgrund der Ausschließlichkeit des Dialoges nichts mehr für unsere heutigen Augen, die auf Bewegung, Action, schnelle Szenenwechsel und grelle Farben eingestimmt sind. Mich hat er damals aber sehr bewegt. Ich hatte daran zu knabbern, dass ich teilweise Mitleid empfand, obwohl mein Kopf sagte, dass dieser grausame Mensch nicht nur sein sondern auch das Schicksal seiner Opfer selbst bestimmt hatte. Es war das erste Mal, dass ich mich mehr als beiläufig damit auseinander setzte, dass in jedem von uns eine dunkle Seite schlummert und auch der grausamste Tyrann an Schrecklichkeit gewinnt, weil er im Grunde ein Mensch wie jeder andere ist. Jeder von uns kann nicht nur ein wenig auf die schiefe Bahn geraten, sondern ganz und gar.
Georges Schauspiel überzeugte mich völlig, zog mich in den Film, in die Gespräche und ließ bei allen Grausamkeiten um die es ging nie vergessen: da sitzt ein Mensch. Und gerade wenn man fast so weit war, über Gnade nachzudenken, da erhärtete der Schauspieler seine Züge und Text wie Einstellung machten wieder deutlich, wer da eigentlich sitzt.

Ziemlich zeitgleich sah ich auch "Der Sandmann" - ein Film der seine Aktualität nicht verloren hat, aber dessen Thema den Schauspieler scheinbar nicht allzu sehr bewegte.
Was ihn aber trieb, war sein Vater. Der war ein berühmter und hoch angesehener Schauspieler mit engen Beziehungen in das kommunistische Lager. Als aber die Nazis ihm kurz nach ihrer Machtergreifung unmöglich machen seinem Lebensinhalt zu frönen und er Auftrittsverbot erhielt, da arrangierte er sich mit dem Regime. So gut, dass er in vielen Propagandawerken auftauchte und Stimmung im Sinne der Rechtsradikalen machte.
Dafür wurde er nach dem Krieg festgenommen, nach Sachsenhausen verbracht, wo er hungerte und schließlich entkräftet und durch eine Blinddarmentzündung und Lungenprobleme geschwächt verstarb.
Das Schicksal seines Vaters ließ Götz George nicht los und erst vor wenigen Jahren, Rückblickend also als sein Lebenswerk, schaffte er es, einen Film über seinen Vater Heinrich umzusetzen. Bis heute habe ich ihn nicht gesehen - aber ich denke, sobald ich ein wenig Zeit habe, werde ich das nachholen.

Mit Götz George verlässt uns ein großer Schauspieler und Unterhalter. Für mich aber verlässt der Mime die Welt, der "die Banalität des Bösen" vermitteln konnte.

Freitag, 24. Juni 2016

Brexit - Seh ich über jede Schwelle doch schon Wasserströme laufen

Der Zauberlehrling Goethes glaubt, mit den ihm zur Verfügung stehenden Fähigkeiten seine Arbeit schneller und besser erledigen zu können und beschwört Mächte. Die machen zu Beginn ihre Arbeit, schnell aber machen sie die Lage schlimmer und schlimmer. Egal was der Lehrling versucht, er wird der Lage nicht mehr Herr, macht sie nur noch schlimmer.
Die EU kann man in diesem Licht sehen. Geschaffen mit guten und hehren Zielen auf der Basis einer wahrhaft noblen Idee. Die Vereinigung der Völker Europas. Das dabei riesige, sich selbst verwaltende und Unsummen verschlingende Strukturen geschaffen wurden, ein Verwaltungs- und Bestimmungswahn einsetzte war zwar ein Wasserschwall, der die Bevölkerung in Unmut versetzte und in den letzten Jahren auch ein paar halbherzige Versuche zur Abstellung dieser Probleme beschwor, aber mehr eben nicht.
Spätestens mit dem Debakel in Griechenland (welches zwar noch immer andauert, aber irgendwie keine Aufmerksamkeit mehr findet), deutlich spürbaren Terror in Europa und der Flüchtlingskrise aber, mit dem damit verbundenen politischen Rechtsruck verschiedener Länder und den daraus erfolgenden Beleidigungen und offenen Drohungen aus Brüssel wird aus Unmut Wut und Verzweiflung. Ja, sogar Panik.
Die politischen Führer, Cameron, Hollande, Merkel, Juncker usw. reagieren ähnlich wie der Schüler des Zauberers. Scheinbar ohne nachzudenken wird gesprochen und gehandelt. Die eigene Bevölkerung wird ebenso beschimpft (auch wenn mancher dies nicht wahrhaben will oder kritische Stimmen gleich pauschal aburteilt), wie jenen Regierungen der neuen politischen Bewegung sofort antidemokratisches Verhalten vorgeworfen wird.
Bestes Beispiel ist unser Verhalten gegenüber Polen. Während unsere Medien fast unisono berichten (oder eben auch nicht), Meldungen und Wortwahl sich oft verblüffend gleichen, ÖR-Sender sogar Wahlkampfdebatten sich in ihrer Zusammensetzung von Politikern (oder besser, ihren Chefs und Ministerpräsidentinnen) bestimmen lassen, Publizisten wie Broder von Politikern wie Roth aus Talkshows ausgeladen werden und Publikationen in Opposition zu ihrer Politik von "nicht hilfreich" bis "Hetze" öffentlich bewerten, während ein nicht unerheblicher Teil unseres öffentlichen Lebens immer deutlicher kontrolliert und moralisch bewertet wird, protestieren unsere "gewählten" Vertreter gegen das neue polnische Mediengesetz, weil dies der Regierung zu viel Einfluß auf die (öffentlich-rechtlichen) Medien in ihrem Land in die Hand gäbe.

In England, nicht in Großbritannien, wie der Begriff "Brexit" impliziert, ist diese Haltung nun belohnt worden. Die Menschen haben Angst. Wirtschaftlich aber auch rein existenziell. Das Land hat eine Reihe von Skandalen hinter sich, in denen Migranten aber auch die "Machthaber" eine bedeutende Rolle spielten und Vertuschung die Sache noch weiter verschlimmerte. Als Beispiele seien die Vergewaltigungs- und Missbrauchskandale durch muslimische Männerbanden und Medienschaffende der BBC genannt. Beide wurden gedeckt. Die einen von Lokalpolitikern und Polizei im Namen "höherer Werte", die anderen durch Beteiligung und Beziehung zu ranghohen Persönlichkeiten der Politik und Medienwelt.
Die Debatte kurz vor dem Ausstieg hat diesen Eindruck des Landeszustandes wohl verfestigt. So urteilte ein Mann mit pakistanischem Migrationshintergrund nach einer "townhall" Debatte (ein Format, bei dem sich ein Politiker einer Gruppe von Menschen verschiedenster politischer Haltungen stellt) mit Cameron, dass seine bisherige offene Haltung verkehrt gewesen sei, und nun, zur Erhaltung der Werte und der Kultur, die Grenzen erstmal eine Weile dicht gemacht werden müssten - wegen der ausweichenden und teilweise missachtenden Antwort Camerons auf seine Frage.
Nochmal: ein Unterstützer Camerons wurde durch eine eigentlich zuspielende Frage bzw. deren mangelhafter Beantwortung zum Gegner.

Wen wundert da die heutige Lage und das Wahlergebnis wirklich?
Die Frage lautet nun, fließt das Wasser weiter? Deutschland hatte nach dem Atomausstieg nach Fukushima gehofft, das eigene Handeln werde Vorbild für den Rest der Welt werden. Mit gegenteiligem Erfolg. Frankreich und andere Länder investieren wieder mehr in Atomkraft, uralte Meiler die schon längst hätten vom Netz gehen sollen bleiben wegen des gestiegenen Bedarfs, der besseren Einkünfte am Netz.
Der Ausstieg Britanniens hingegen (den Schotten und Nordiren nicht mitverantworten) könnte genau der Zauberspruch gewesen sein, der die Dämme ansticht und damit zum brechen verurteilt.
England war eine der Zahlernationen in der EU. Wirtschaftlich gut positioniert trug sie zur finanziellen Stabilität bei. Angesichts der Lage in Irland, Portugal, Spanien, Italien und natürlich vor allem Griechenland ein wichtiges Gegengewicht.
Die nun entstehende Lücke werden Länder wie die Niederlande, Belgien, Schweden, Dänemark und natürlich Deutschland ausfüllen müssen. Das dürfte den Kritikern in diesen Ländern neuen Zulauf bescheren und nebenbei die Struktur der EU selbst belasten.
Auch hat die Bevölkerung anderer Länder nun ein Beispiel bekommen, was Demokratie bedeutet: die Stimme des Volkes anzuhören. Zu fragen: was wollt Ihr, deren Vertreter wir sind?
Ich bin jedenfalls gespannt, ob weitere Länder folgen in der Abstimmung über den Verbleib in der EU.
Falls ja, wage ich zu orakeln. Mehr Austritte werden erfolgen und das leider völlig verkorkste Gebilde EU fällt erst sehr langsam und dann sehr plötzlich zusammen. So schlimm und gefährlich dies sein kann - ein Neuanfang könnte auch die Chance beinhalten, es besser zu machen. Erst einmal die Nationen zu vereinen, bevor man sich in gegenseitige Verpflichtungen und einen unüberschaubaren, durch und durch bürokratischen Dschungel begibt.
Ich glaube jedoch nicht, dass solch ein Neuanfang mit den momentan Regierenden möglich wäre. Cameron hat scheinbar den gleichen Gedanken.

Suizid durch Polizei

Ein Begriff, den anglophile bereits kennen lautet "suzicide by cop", Selbstmord durch einen Polizisten. Gemeint ist damit ein Verhalten einer Person, welche einen Polizisten zwingt, auf ihn zu schießen. Meist geht es dabei um Waffen, Sprengstoff oder die Gefährdung anderer - oft lediglich nach Anschein und ohne die Chance die genaue Lage zu klären. Den Polizisten ist in diesen Fällen i.d.R. kein Vorwurf zu machen.
Genau dies passierte nun in Viernheim. Ein junger Mann verschafft sich für das Auge bewaffnet zutritt in einen Kinosaal und gibt mehrere Schüsse in die Luft ab. Die Menschen geraten in Panik, die durch den Alarm herbeigerufene Polizei erschiesst den Mann. Es stellt sich später heraus, dass seine Waffen lediglich Schreckschusswaffen waren, also täuschend echt aussehende Geräte, die aber lediglich Schussgeräusche, ggf. noch Lichtblitze sowie Pfeffergase abgeben. Lediglich ab dem Kaliber 9 mm P.A.K. kann eine solche Waffe, wenn sie aufgesetzt wird oder sehr, sehr nah gehalten wird ernste Verletzungen verursachen - Schock oder Schädelfrakturen können dabei auch tödlich sein.
Zudem trug der junge Mann eine funktionsunfähige und ungefährliche Nachbildung einer Stabhandgranate bei sich.
Rein sachlich waren die Besucher also in keiner größeren Gefahr, als bei einem ähnlichem Übergriff mit einem Messer. Aber es sah erstmal danach aus.
Die Absicht des jungen Mannes scheint es gewesen zu sein, erschossen zu werden. Die stürmende Polizei konnte nicht wissen und auch nicht in der Situation klären, ob der Mann wirklich bewaffnet war oder eben nur Anscheinswaffen führte. Sie musste von einer Gefahr für die Geiseln und für sich selbst ausgehen.
Die Katastrophe wäre lediglich vermeidbar gewesen, wenn man dem Mann vor Beginn seines Verbrechens, der Freiheitsberaubung mit Waffengewalt, geholfen hätte bei dem, was auch immer ihn plagte. Einweisung in eine Klinik, klärende Gespräche, medizinische Behandlung oder schlicht ein paar Unterweisungen wie man mit den Rückschlägen des Lebens zurecht kommt.
Anders als von der FAZ im zweiten Artikel behauptet, ist die Geiselnahme ohne Schädigung und Erpressung nicht tyisch für "ähnliche Amokläufe in Schulen in den USA". Im Gegenteil. Die "shootings" oder Amokläufe, wie wir sie auch in Erfurt und Winnende erleben mussten, geschehen eben ohne Forderung. Die Ermordung bestimmter Menschen oder Mitgliedern von Gruppen ist dann das Ziel. Die eigene Tötung durch Polizeikräfte wird dabei i.d.R. nicht in Kauf genommen. Die Täter töten sich meist selbst (Columbine High School, Umpqua College, Virginia Tech usw. usf.
Die Täter richten sich dabei meist selbst nach der "Vollendung" ihrer Ziele oder nachdem sie keine Chance auf ein entkommen mehr haben, sei es durch die Einkesselung oder eine Verwundung.
Die Einkesselung führt aber i.d.R. nicht zum "in Kauf nehmen, von Polizisten erschossen zu werden" sondern entweder zur Aufgabe oder zum Kampf mit dem Versuch, am Leben zu bleiben. Anders als bspw. im Film "Falling Down" mit Michael Douglas oder eben jetzt in Viernheim richten die Täter von Amokläufen keine ungefährlichen Nachbildungen auf Polizisten und zwingen sie so zu schießen.
Entweder versuchen sie, die Polizisten selbst zu erschießen oder ihr Leben durch den Kampf so lange als möglich zu verlängern.
Für manchen Leser mag das kleinlich wirken. Tatsache aber ist, dass unsachliche Verknüpfungen und Falschbehauptungen Zusammenhänge vorgetäuscht werden, die es nicht gibt. Die Meinungen der Menschen lassen sich so durchaus in gewünschte Bahnen bewegen.
Der Täter von Viernheim ist kein Amokläufer. Er schädigte keine Geisel bewusst - auch wenn die Menschen (Geiseln wie Beamte) ein Trauma und einen Schock davon tragen werden, was dem Täter wohl egal war. Ebenso wie das Risiko für die Unschuldigen beim Zugriff verletzt zu werden.
Mit seinen Waffen aber verletzte er niemand. Konnte es auch nicht ohne weiteres. Trotzdem wollte er schwer bewaffnet wirken. Mit der Handgranate vielleicht sogar als Terrorist.
Welches andere Ziel kann also vorgelegen haben, als sich töten zu lassen. Dies zu vergleichen mit den Amokläufern der jüngsten Vergangenheit, deren Tätern es um den Tod anderer ging, ist mehr als fragwürdig.
Es springen noch immer viele Leute vor Autos, von Brücken oder vor Züge, um ihr Leben zu beenden, und riskieren dabei mindestens ebenso Leben und Gesundheit unbeteiligter. Nur, weil der junge Mann die Polizei zu seinem Mittel machte und dabei Nachbildungen von Schusswaffen trug wird eine Verbindun gezogen, die es nicht gibt.

Donnerstag, 23. Juni 2016

Motive des Täters von Orlando

Quelle: bearing arms
Was wurde nicht behauptet und entschuldigt, nachdem die ersten Einzelheiten über den Täter vom Massaker im Schwulenclub von Orlando bekannt wurden. Er sei dort über Wochen gesehen worden und äußerte sich im privaten Umfeld immer wieder abfällig über Homosexuelle. Er musste darum ein verkappter sein, der im Selbsthass ausrastete. Schuld ist also die Gesellschaft.
Geisteskrank sei er gewesen, und nicht zurechnungsfähig.
Die evangelikale Gesellschaft der USA habe ihn durch ihre Homophobie bestärkt.
Die Strukturen hinter dem Anschlag seien von der katholischen Kirche zu verantworten (Kommentator hier in meinem Blog).

Auch die Polizei von Orlando wirkte bei diesem Possespiel mit, bei dem der Präsident zuerst mal gar nicht von Terrorismus sprechen wollte, "bis man genaueres wisse", und vor Verallgemeinerung und Panikmache warnte (s. Satire).
Das gleiche Spiel haben Präsident und Polizei bereits beim Anschlag in Kalifornien gegeben. Währenddessen war diese Haltung beim Massaker in Colorado Springs nicht mehr zu finden.
Im Gegenteil. Kurz nach den Anschlägen von Paris im November stellte sich Obama in eben dieser Stadt vor die Kameras und behauptete im Zusammenhang mit den tödlichen Schüssen vor einer Planned Parenthood-Einrichtung, solche Verbrechen könne es nur in den USA geben.

Die Polizei gab bekannt, der Täter sei zwar Muslim gewesen, aber nicht auf der FBI-Liste der Radikalen bzw. Terrorverdächtigen. Nur um dann bekannt geben zu müssen, dass Omar Mateen bis 2014 eben doch auf dieser Liste stand und obwohl er wiederholt radikale Ansichten von sich gegeben hatte und wiederholt in der Öffentlichkeit davon sprach "als Märtyrer zu sterben" als "nicht gefährlich" eingestuft wurde.
Und nun hat die Polizei eine Mitschrift der Anrufe veröffentlicht, die der Täter kurz vor oder während seines Massakers tätigte. Sein erster Anruf bei der Polizei kurz vor Beginn der Tat bestand lediglich aus religiösen Floskeln und dem Bekenntnis zum IS und seinem Anführer.

Würden die Analytiker nicht alles in einer bestimmten Weise auslegen wollen, stünde ihr Urteil nicht bereits vorher fest, so würden die durch Erfahrung und wissenschaftlichen Prinzipien erarbeiten Ermittlungsschritte greifen. Ein Mensch, der einen Anschlag plant und sich über Wochen immer wieder an dem Anschlagsort aufgehalten hat wird dann normalerweise nicht als "verkappter Interessierter" oder "gesellschaftlich Gezwungener" gewertet, sondern als jemand, der seinen Plan mit der ausführlichen Inspektion des späteren Tatorts einläutet. Ortskenntnis ist stets von Vorteil. Nicht nur für Touristen auf dem Weg zur nächsten Sehenswürdigkeit und Einheimische, um Schleichwege zur Zeitersparnis nutzen zu können, sondern auch für Attentäter, Soldaten und Polizisten. Das gilt für Strassenbilder wie für Gebäude.
Das der Anschlag von Orlando so effektiv war, obwohl nur ein einzelner Schütze über viele Stunden an einem einzigen Standort aktiv war, liegt weder an der gewählten Waffe (von der die Medien massenhaft Unwissenheit demonstrieren oder bewusst Lügen und die populärste aber eben nicht involvierte Waffe zur Tatwaffe erklären) noch an den Fähigkeiten des Schützen. Ich erinnere an Breiviks Anschlag im Jahr 2011. Auch dieser wählte einen Ort, dessen Gegebenheiten er vorher auskundschaftete. So verhinderte er Fluchtmöglichkeiten und fand seine Opfer wie auf dem Präsentierteller.
Omar Mateen hat nichts anderes unternommen. Er wusste, wohin die Gäste einzig fliehen konnten, wo er seine ersten Schüsse abgeben musste um den Blutzoll am schnellsten in die Höhe zu treiben. Er wusste, wohin er sich zurückziehen konnte um nicht von Scharfschützen oder anderen Polizisten erwischt zu werden. Er scheint sogar über die Reaktionszeit der Polizei informiert gewesen zu sein und hatte eine Strategie deren Zugriff zu verzögern.
Anders, als die üblichen "shootings" in den USA, in denen die Täter zwar die Tat an sich planen, aber i.d.R. den Details glücklicherweise wenig Beachtung schenken, handelt es sich hier um ein funktionierendes und leider sehr effizientes Vorgehen.
Das dies nicht beachtet sondern lieber über "gesellschaftliche Normen" und "Homophobie in der westlichen Gesellschaft" oder eben "warum der Islam nichts damit zu tun hat" diskutiert wird, ist verrückt und gefährlich. Sich selbst zu belügen um ein Weltbild, ein Feindbild und das Bild eines "underdogs" aufrecht zu erhalten läuft darauf hinaus, das Problem nicht zu lösen sondern zu verschlimmern.

Und natürlich gibt es trotzdem, entgegen dem Geständnis und der Erfahrung auch die Möglichkeit, dass der Mann sich immer wieder in diesem Club aufhielt, weil er selbst bi- oder homosexuell war, wie ein angeblicher Liebhaber derzeit behauptet. Niemand, aber absolut niemand würde darüber Homosexuelle verallgemeinern oder in die Verantwortung nehmen.
Weil Mateen Muslim war und sich zum IS bekannte, auf diesem selbst offenbarten Motiv des Täters also, haben mehrere "right wingers" in den USA, allen voran Trump, moniert, man hätte auf sie hören sollen was ihre Pläne zum Kampf gegen den islamischen Terror angeht. Dies wird ihnen angekreidet. Von Hetze, Pauschalisierung und Schlimmerem ist die Rede.

Andersherum aggiert aber die LGBT-Bewegung jetzt genau so. Dutzende von Gruppen und Organisationen haben nunmehr der NRA, der "National Rifle Association" den Kampf erklärt.
Egal, was nun der Grund war, dass der Mörder zur Waffe griff, ob die Lehren des Islam oder seine Sexualität, es wird ein Verein verantwortlich gemacht, der absolut nichts mit diesem Schicksal zu tun hatte.

Hier eine Pauschalisierung von mir: nicht einer dieser Menschen nutzt sein Hirn zum nachdenken darüber, was an jenem Abend passiert wäre, wenn ein bewaffneter Sicherheitsmann oder sog. "concealed carrier", also mit Erlaubnis eine Schusswaffe verdeckt mit sich Führende im club gewesen wären. Omar wäre gestoppt worden.
Dutzende von Beispielen aus den USA, Europa, dem Orient, Asien und Afrika belegen: Waffenverbote haben Massenmörder und Serienkiller noch nie daran gehindert zu morden...

Hier haben sich Feindbilder eines innergesellschaftlichen Kampfes mit political correctness vermengt und versperren die Sicht auf Probleme und die Wege zu Lösungen.

Dienstag, 21. Juni 2016

Politik und Gewalt

Es ist erst wenige Tage her, da wurde die englische Abgeordnete des House of Commons Jo Cox von einem Rechtsradikalen mit einer selbstgebauten Pistole erschossen der anschließend noch auf sie einstach.
Der Schock über diesen Mord an einer jungen Mutter wegen ihrer Politik und politischen Aktivitäten sitzt tief und der Vergleich zum Anschlag auf die heutige Kölner Bürgermeisterin Reker drängt sich auf.
An diesem Wochenende kam es zu einem weiteren Zwischenfall. Ein 20jähriger Brite versuchte auf einer Wahlkampfveranstaltung von Donald Trump die Waffe eines Polizisten zu ziehen um den Politiker zu erschießen. Er hatte am Tag zuvor gelernt, wie man eine Waffe handhabt. Zwar ist dieser Mordversuch sehr dilettantisch und von Anfang an zum scheitern verurteilt, aber er gehört in die aktuelle Reihe von Gewalt in der Politik. Es ist auch nicht der erste Versuch, mit Gewalt an Trump heranzukommen.
Hier in Deutschland sieht es nicht viel anders aus. Ich will an dieser Stelle auch nicht meine Meinung kundgeben, wer hier Verantwortlich oder welche Seite eher aktiv ist.
Es geht schlicht um eine bemerkenswerte Tatsache. Wir sind weg von Ohrfeigen, faulen Eiern und Buhrufen. Torten und nackte Brüste erscheinen mittlerweile ebenfalls fast schon überholt und können bestenfalls auf führende Linke oder in Kombination noch journalistisches Interesse erwecken.
Die blanke Gewalt mit dem Ziel zu verletzen oder zu töten zieht ein. Sprengsätze an Parteibüros, Kopfsteine die gezielt auf Personen geworfen oder geschlagen werden, Messerangriffe, Schüsse.
In den USA, in England, in Frankreich und in Deutschland.
Was sagt das über unsere "freie Gesellschaft", unsere viel zitierten "Werte", die Sicherheit und Demokratie, für die wir uns so gerne auf die Schultern klopfen?
Was sagt das über die Richtung, in der wir uns bewegen?

Montag, 20. Juni 2016

Die andere Seite - Vergewaltiger und Anstifter

Gestern postete ich ein Video von Iren, die, volltrunken und im Fußballfieber, einer jungen Französin ein Ständchen, teilweise auf Knien, brachten. Dies war und ist das vollkomene Gegenbeispiel zu dem Gruppenvergewaltigungen, die wir vor allem durch eine bestimmte Gruppe Einwanderer erleben müssen.
Über diese Fakten dürfen aber auch nicht die Opfer vergessen oder geringer geachtet werden, die Tätern zum Opfer fallen, die nicht in dieses Bild passen. Heute erfolgte der Schuldspruch für einen Vergewaltiger und Anstifter zur Gruppenvergewaltigung, der dem feministischen Bild des "westlichen Mannes" entspricht. Diese Bestie und falsche Schlange verdient eine lange Haftstrafe, wobei scheinbar 15 bis 25 Jahre das Maximum sind.
Brandon Vandenburg war Sportler einer Mannschaft der Vanderbilt University in Tennesse, als er mit Mannschaftskollegen 2013 eine junge Frau vermutlich mit einer Droge bewusstlos machte, sie demütigte und vergewaltigte und anschließend seinen Kameraden für das gleiche Verbrechen überließ.
So weit, so grausam und widerlich genug. Die ganze Geschichte aber wirft ein weiteres Licht auf den Charakter des Mannes. Die junge Frau und er hatten zu besagtem Zeitpunkt schon mehrere Verabredungen gehabt, als er ihr etwas in das Getränk gegeben haben muss.
Am Morgen nach der Tat, als sie erwachte und ihren Körper in einem üblen Zustand vorfand, erzählte er ihr, sie sei scheinbar krank geworden, woraufhin er sie zu sich brachte, wo sie eine üble Schweinerei angerichtet hätte. So half sie ihm nicht nur beim Aufräumen der Überbleibsel der Tat an ihr, sondern hatte nach eigener Aussage auch noch einvernehmlichen Sex mit ihm. Sie fühlte sich schuldig und beschämt wegen dem, was angeblich geschehen sei.
Es kam aber relativ schnell ans Licht, was wirklich geschehen war. Selbst bei seiner Verhaftung leugnete er jedoch die Tat. Als man ihm sagte, man habe Beweise beschuldigte er seine Kameraden einer Vergewaltigung und gab unterlassene Hilfeleistung zu, behauptete aber "lediglich" nicht eingegriffen zu haben.
Ein Video beweist das Gegenteil, ebenso wie die Aussagen der Mittäter. Er hat den Plan ausgeheckt, das Mädchen betäubt, in sein Zimmer gebracht und den "ersten Schritt" getan. Er beruhigte die Nerven seiner Mittäter, vernichtete Beweismittel. Er belog die junge Frau anschließend und nutzte sie weiter aus.

Auch wenn die junge Frau sich an nichts von der Tat erinnert, so wurde sie geschändet, gedemütigt, ihr Körper missbraucht und misshandelt, ihre Person wie Dreck behandelt.
Solche Taten sind weit seltener, als Feministinnen dieser Tage uns glauben machen wollen, aber sie passieren und sind in ihrer Seltenheit kein Stück weniger schockierend und schlimm.
Den Tätern wünsche ich eines Tages Einsicht in die schwere ihrer Tat und bis dahin eine lange Haftstrafe zur Buße, Umkehr und Schutz anderer.
Dem Opfer wünsche ich, dass sie trotzdem ein normales Leben führen kann und zukünftig auf bessere Menschen trifft.

Sonntag, 19. Juni 2016

Europäische "Rape culture" oder "die sexistische Gesellschaft Europas"

Erinnern Sie sich? Als in Köln eine Menge junger Menschen, von denen die Polizei nun bestätigt hat, dass über 70% der festgestellten Personen weniger als ein Jahr vor dem Tatzeitpunkt ins Land gekommen sind, vor dem Kölner Hauptbahnhof erst den Dom beschoß und anschließend, belästigte, begrapschte, vergewaltigte und bestahl, da war die Zahl der Apologisten groß. "Alkohol" und der Hinweis, wir selbst hätten eine viel schlimmere, mindestens aber genauso schlimme "rape culture" in unseren Breiten waren die Entschuldigungen. Statt dem Vorfall und dem Schicksal der vornehmlich jungen Frauen, Familien und Paare entsetzte die aktuellen Feministinnen, die bereits über einen blöden Spruch über ein Dirndl und die darin steckende Oberweite zum #Aufschrei greifen, viel mehr, dass man die Gruppe der Täter als solche benannte und nach kulturellen Hintergründen der Tat fragte - auch wenn die schiere Menge und die Wiederholung des Vorfalls in islamischen Ländern und in bestimmten deutschen Städten dies geradezu aufzwang.
Ich hatte schon seinerzeit  die Frage gestellt, warum während einer WM Femen-Aktivistinnen sich mehr oder weniger nackt zwischen besoffene Fans legen konnten und nichts passierte - wenn es doch so schlimm um die europäische, männliche Moral bestellt sei.

Dieser Tage nun lieferten irische Fußballfans ein Beispiel der besonderen Art - und es wurde vielfach aufgenommen und online gestellt. Betrunkene Iren in großer Gruppe, denen eine schöne Französin über die Füße läuft. Sehenswert.

Dienstag, 14. Juni 2016

Terror und seine Folgen

Was erreichen die Terroristen eigentlich?
Ganz unmittelbar Leid, Tod, Angst, Traumata, Trauer, Verlust.
Und mittelbar? Viel mehr als sie sich erhoffen können. Denn unsere Gesellschaft, angefangen bei Medien und Politik, aber auch die Individuen und Vereine reagieren. Sie reagieren in dem sie eine mögliche Reaktion als Horrorszenario in den Raum stellen und unbedingt verhindern wollen.
Das wären Horden von Nichtmuslimen, die mit Fakeln und Heugabeln bzw. mit vollautomatischen Waffen und Fallbeilen die Bartholomäusnacht neu interpretieren und dabei jeden der nach Muslim aussieht abschlachten. Eine neue "Verfolgungswelle", in der Muslime "die neuen Juden" würden.


In Paris wurden in den letzten Jahren immer und immer wieder Menschen von Terroristen umgebracht oder es wurde versucht. Von Einzeltaten wie dem Mord an einer jungen alleinerziehenden Mutter und Tänzerin oder den tödlichen Schüssen auf eine Hilfspolizistin bis hin zu unglaublichen Massakern wie an der Redaktion von Charlie Hebdo oder im Bataclan und auf den Strassen von Paris im November 2015. Erst nach dem letztgenannten wurde der Staat aktiv, verhängte den Ausnahmezustand und hat Woche für Woche, Monat für Monat sensible Stellen überwacht, Moscheen durchsucht und eine strengere Waffengesetzgebung durch die EU vorangetrieben.
Wurde man in zahllosen Moscheen fündig was Propagandamaterial anging und ziemlich häufig auch deutlich gefährlicheres Material, so ist der letzte Schritt purer Aktionismus. Keine der genutzten Waffen der letzten Jahre war legal erworben oder gehalten worden. Die Kanäle über die Waffen und Munition bezogen wurden sind teilweise bekannt und alle gehören dem Terrorismus oder der organisierten Kriminalität an - beide interessieren sich für Gesetze einen Dreck. Fast alle der genutzten Waffen sind bereits für den Bürger verboten. Automatische Waffen sind vollkommen verboten, Sprengstoffe ebenso. Die Täter nutzten genau dies.
Warum dieser Schritt trotzdem gefordert wird, ist besagte Reaktion der Gesellschaft. Sie braucht jemanden, der schuldig ist und Maßnahmen, an die sie glauben kann. Da Waffen benutzt wurden, liegt der Schluss also nah - auch wenn er im Licht betrachtet völlig unlogisch ist.
Aber die Gesellschaft geht noch viel härter vor.
Der Sänger der vom Anschlag im November betroffenen Band Eagles of Death Metal sagte aus, er habe jubelnde und sich freuende Muslime auf den Strassen während seiner Flucht gesehen. Dafür bzw. für diese Aussage wurde er nun als Rassist gebrandmarkt und von zwei Festivals ausgeladen - seine Auftritte, die der Anschlag nicht beenden konnte, beendet die "tolerante" Gesellschaft.
Ungeachtet der Tatsache, dass in Frankreich größere Sympathiekundgebungen für Terroristen wie Mohammed Merah bis zu den Mördern von Charlie Hebdo nicht nur bekannt sondern auch dokumentiert und teilweise in den Medien vermeldet wurden - es also keineswegs so abstrus erscheint, was Hughes berichtet.

Auch jetzt, nach Orlando, geht das Spiel wieder los. Ein weiterer Terroranschlag, der Selbstbeschuldigung, Selbsteinschränkung und den Niedergang informativer Berichterstattung zur Folge hat.
Ein sich zum IS bekennender Islamist greift eine Schwulendisko an und tötet dabei ca. 50 Menschen. Seine Frau hilft ihm bei den Vorbereitungen, seine Ex-Frau behauptet in Interviews, er sei geistig verstört gewesen.
Fast zeitgleich ermordet in Frankreich ein weiterer bekennender IS-Anhänger einen Polizisten, dessen Frau und hält deren Kind, welches die Tat mit ansehen muss über Stunden als Geisel.
Die Reaktionen sind erbärmlich, kindisch, kleingeistig. Ein Kommentator schrieb hier unter einem Beitrag über die Klagen zur Toilettenbenutzung durch Transgender-Menschen, das die Kirche für die Morde in Orlando verantwortlich sei.
Die FAZ würgt Falschinformationen hervor, die noch aus dem Kontext gestellt werden, um eine gewünschte Zielsetzung zu erfüllen.
Das Massaker von Orlando fällt mit seinen 49 Todesopfern und 53 Verletzten nicht nur in diese Kategorie, es führt die Liste der mit Schusswaffen verübten Massaker in Amerika an. Weltweit sei es laut Lankford das dritt-tödlichste „mass shooting“ gewesen. Davor kommen nur das Massaker 2011 in Norwegen, bei dem der rechtsextreme Anders Breivik 69 zumeist junge Menschen in einem Sommercamp tötete, und die Tat eines Polizisten, der 1982 in Südkorea 56 Menschen erschoss.
Nicht nur, dass der Anschlag von Paris im November 2015 unerwähnt bleibt (auch hier wurden fast alle Opfer durch Schusswaffen getötet) - es werden Terroranschläge und "mass shootings" mal eben durcheinander geworfen und die Tatsache, dass die verlustreichsten Anschläge weltweit wie auch in den USA mit Flugzeugen und (meist selbst gebauten) Bomben durchgeführt wurden. 2001 komplett auszublenden, während man über islamistische Terroranschläge schreibt.
Auch der Rest, bspw. die Auswertung der langen Dauer bis zur Erstürmung und dem Zusammenhang mit der Opferzahl ignoriert, was im Bataclan passierte.
Sätze wie:
Ein Nachtclub, in dem laut Zeugenberichten etwa 350 Leute auf engem Raum dicht aneinander zu lauter Musik tanzen, ist für einen Schützen mit dem Ziel, so viel Schaden wie möglich anzurichten, ein gefundenes Fressen.
Werfen die Frage auf - warum passiert dies also nicht ständig, angesichts der "mass shootings" in den USA, über die sich die FAZ auslässt? Schulen, Universitäten, Parkplätze, Strassen - das sind die häufigsten Ziele. Warum also nicht Diskotheken, Technofeten, Festivals, Warteschlangen in Verngügungsparks? Kurz vor dem Jahrestag des Anschlages in einer Kirche in Charleston.
Schlechte Recherche kommt noch dazu:
Auch bereiteten sich Attentäter zu dem, was sie vorhaben, immer gezielter vor, zeigen die Recherchen Lankfords. Demnach kopieren die Täter oft Strategien, die bereits von anderen verwendet wurden. „Mateen hatte Waffen benutzt, die denen anderer Massaker ähneln“, sagt Lankford. Er gehe davon aus, dass sich der Täter von Orlando einiges bei den beiden Schützen des islamistisch motivierten Massakers im kalifornischen San Bernardino abgeschaut hat. In beiden Fällen wurde eine AR-15 verwendet, ein halbautomatisches Sturmgewehr, entwickelt für das amerikanische Militär. Es ist legal im Handel zu erwerben.
Der technische Fehler, ein Sturmgewehr kann par definitionem nicht "halbautomatisch" sein, sondern höchstens wählbare Schussmodi aufweisen, ist ja noch bekannt. Aber das der letzte islamistische Anschlag in den USA, erst wenige Monate zurückliegend und im recht strengen Kalifornien passiert, mit umgerüsteten und eben nicht legal erworbenen Waffen ablief, wie auch sonst die meisten "mass shootings" eben nicht mit legalen Waffen unternommen werden - nicht gewusst aber das falsche Gegenteil behauptet.
Insofern ist Orlando eben keine Kopie, sondern schon in dreifacher Hinsicht neu: Opfergruppe, Anschlagsort und Waffe. Genau das Gegenteil des behaupteten.

Panik vor Waffen, das ist hier die Hauptreaktion. Dies zeigt sich auch in der aktuellen Bundeswehrdiskussion. Waffen auf Besuchertagen? Geht gar nicht. 

Statt sich zu bemühen ein genaues, ehrliches und neutrales Bild der Geschehnisse zu geben, werden wir lieber mit Reaktionen der Promis konfrontiert. Das Lady Gaga sich diesmal genötigt sieht, eine Trauerkundgebung zu veranstalten liegt einzig und allein an der Opfergruppe. Das ist ihr Recht - hinterlässt aber einen schalen Geschmack den die Medien ignorieren, die Gesellschaft sogar bejubelt.

Das Obama sich dahingehend äußerte, dass es keine Beweise für eine Steuerung durch Terroristen gäbe und darum die Vermutung und Benennung als Terroranschlag abwies - eine Haltung die er bereits beim Anschlag in Kalifornien zeigte, nicht aber bei jenem weißen Mann, der vor einer Abtreibungsklinik in Colorado Springs mordete und sich darin verschanzte. Dort war auch ohne Beweise sofort klar wer und warum und womit. Das der angebliche Rassist von Charleston einen schwarzen Freund hat und sich zuvor nicht derart äußerte und Obama trotzdem eine Rassismuskampagne startete... Auch hierzu schweigt oder nickt Medienwelt, Politik und Gesellschaft.

Die Reaktionen der Parteien bzw. der Politiker erfahren in den deutschen Medien Beachtung und besonders Trumps absehbar harte Antwort wird als Ausnutzung und Missbrauch der Mordopfer dargestellt. Das eine Reaktion erfolgen muss, dass Amerika eine Reaktion zu Recht erwartet und diese dann eben der eigenen politischen Agenda entspricht - unwichtige Nebensache. Immerhin bekommt auch Clinton nicht nur Zustimmung.
In Europa rumort es kaum. Wir sind beschäftigt. Prügelnde Hooligans während der EM sind viel schlimmer und berichtenswerter. Folgenreicher sowieso. 

Würde ich eine Liste der Anschläge und Opfer des islamischen Terrors der letzten 16 Jahre versuchen, ich bräuchte Jahre. Nicht nur wegen der großen Zahl und der vielen Opfer, sondern auch wegen der mangelhaften Berichterstattung, die mitunter vorschnell zurechnet - aber viel öfter Ausreden und Entschuldigungen sucht und findet. Geisteskrankheit ist dabei eine der beliebtesten Versionen. Obwohl in Westeuropa mindestens vier Männer unter dem bekannten islamischen Schlachtruf in Menschenmengen fuhren, wenigstens zwei davon in Weihnachtsmärkte, wurde jeder Zusammenhang abgelehnt und bei fast allen auf Geisteskrankheit befunden.

Während also die Reaktionen auf die jüngsten Terroranschläge ALLES abdecken, außer dem Kern, der Frage nach dem Terror im Islam und diesen ENDLICH, nach hunderten von Talkshows und Podiumsdiskussionen nun endlich auch mal wirklich IM DETAIL zu führen, sich an Suren und hadith zu verbeißen, zu analysieren und zu verlesen, was der IS denn da findet, dass er "missbrauchen" kann, statt dessen also lieber die narzistische Selbstbeschäftigung. Als ginge es um die Diskussion über einen neue Umgehungsstrasse, den Bau eines neuen Bahnhofes oder Mehrausgaben für die Kommunen.

Statt in uns zu gehen, uns selbst zu definieren, unsere Grundwerte zu erklären und die Möglichkeiten unserer Wehrhaftigkeit zu überdenken, statt in die Welt zu blicken und mit den Opfern zu sprechen, statt ALLES zu tun, damit diese Grausamkeiten nicht wieder und wieder geschehen machen wir uns Sorgen, was Überreaktion und Hass bewirken KÖNNTEN. Dabei ignorieren wir die Realität, die wirklichen Vorgänge, die Opfer, die bewirkte Angst. Es werden jene beschimpft, die etwas ändern wollen, OHNE Mistgabeln und Fackeln und dem Ruf nach Hinrichtungen.
Die Folge dieser Reaktion ist Gewalt. So oder so. Die Terroristen werden nicht aufhören, ihre Anhänger werden sich weiter mehren, die Zahl ihrer Opfer ebenso. Die Kritiker werden weniger, denn es werden mehr und mehr ein Gefühl des Verrates, des allein-gelassen-werden verspüren und darüber sich nur noch mit ausgewählten Gleichdenkenden unterhalten, planen, handeln.
Wer glaubt, der Rassismus und Antisemitimus der Vergangenheit sei einfach da gewesen und hätte durch Auslassungen und Überbetonung von Positivem, durch Lügen und Beschimpfungen, durch Haftstrafen, Zensur und Meinungspolizei verhindert werden können, der irrt.
Es gibt einen zivilisierten Weg - aber auch dieser kommt nicht ohne die Anerkennung der Realität aus.
Es ist Zeit, liebe Grünen, Linke, AntiFas. Liebe selbsterklärten Menschenrechtler, liebe beschimpfte Gutmenschen. Ihr Idealisten und Helfenden. Wollt ihr verhindern, das die Gewalt, der Hass weiter eskaliert - dann nehmt die Scheuklappen ab, hört auf zu beschönigen und zu verschweigen und redet mit jenen anderer Meinung. Hört zu, widersprecht, diskutiert - aber akzeptiert Fakten. Und findet gemeinsam einen gangbaren, menschlichen Weg.
Sonst sind die Flammen der Fakeln irgendwann die kleinsten Feuer, die wir fürchten müssten.

Donnerstag, 9. Juni 2016

Sport, Terror und Zika

Sport gehört seit der Antike zur europäischen Kultur. In enger Verwandtschaft zur Wehrbereitschaft entstand ein reiches Angebot an athletischen und unterhaltsamen Sportarten, die teilweise bis heute gepflegt werden. Zwar läuft kein Athlet mehr mit der Aspis, dem griechischen, großen Rundschild und Speerwurf hat mit kriegerischem Einsatz nichts mehr zu tun, aber ob Ringen, Boxen oder Fechten, manchem Sport kann man noch ansehen, woher er kam.
Anders ist das natürlich bei (fast) allen Ballsportarten. Volleyball, Basketball, Tennis, Boccia oder Boule usw. sind nicht bekannt dafür, dass mit ihnen für Krieg und Kampf trainiert wurde, auch wenn mitunter von einem Ballspiel der Maya behauptet wird, es endete für den Unterlegenen tödlich.
Bei Eishockey sieht die Sache sehr kämpferisch aus, und Knochenbrüche oder ausgeschlagene Zähne sind nicht selten, beim Curling gewinnt man den Eindruck, es handele sich um ein Intensivtraining von Putzkräften.
Sogar die elektronischen Spielen haben mittlerweile eigene Liga-Kämpfe und versuchen sich mit moderner Technik dem Interessierten als Unterhaltungsprogramm anzubieten.
Wir können also mit Recht stolz und dankbar sein, für eine lange Geschichte höchst unterschiedlicher Sportarten. Es findet sich für jeden etwas. Vom Bodenturnen bis zu 24 Stundenrennen, von Martial Arts Kämpfen bis zu Schachturnieren.
Aber keine Sportart dominiert heute das Bewusststein so sehr, wie Fussball. Ein Milliardenmarkt, mit unzähligen Millionen von Anhängern der Teams und ganzen Nationen, die bei EM, WM oder irgendeinem anderen Ligaspiel in Hysterie verfallen.
Und nun steht die Fußball-EM in Frankreich bevor - mehr oder weniger zusammen mit den Olympischen Spielen in Rio. Die Werbemaschinen laufen auf Hochtouren. Kein Einkauf ohne mit Bechern, Plastikblumenkränzen und albernen Hüten in Nationalfarben belästigt zu werden. Die AntiFa macht bereits fleißig Werbung, wieder die an den Autos befestigten Fähnchen zu stehlen. Und kaum eine Firma, die nicht mit Fußballern oder gleich der Nationalmannschaft ihre Verpackungen bedruckt.
Mich nervt das ein wenig, und ich sehe schon sehnsüchtig dem Ende der EM entgegen, denn ich mag keinen Fußball. Ich finde ihn langweilig, zähflüssig, emotional viel zu hochgespielt und unpräzise. Meine Ballsportarten sind Volleyball und Basketball, wenn Fußball dann bitte (das richtige) Rugby oder Gaelic Football - aber damit stehe ich allein. Trotzdem gönne ich jedem Fan das Erlebnis und sehe darüber hinweg, dass viele der temporären Fans weder die Regeln beherrschen noch auf sonstige Nationalmannschaften einen Pfifferling geben.

Dieses Jahr sieht die Sache aber anders aus. Frankreich hat von vielen Seiten Warnungen erhalten, dass islamistische Terroristen Anschläge planen. Frankreich, seit Jahren von einer Terrorwelle geplagt, nimmt das ernst - was aus den heiteren Spielen eine einzige große Sicherheitsschleuse macht.
Und in Brasilien wütet das Zika-Virus. Eine Erkrankung, die bewirkt, dass die Köpfe der Neugeborenen von erkrankten Müttern nicht richtig wachsen und das Kind einen unglaublichen Schmerz durch den Druck ertragen muss und natürlich behindert bleibt.
Was beide Ereignisse gemein haben, ist die Gefahr und die Möglichkeit des ausufernden. Reisende, die das Virus aus Lateinamerika mit nach Europa bringen, also eine Seuche verbreiten und ein Sportereignis, welches Terroristen auf den Plan ruft, die eine ganze Gesellschaft, nicht nur die Fans bedrohen.
Während ein Einknicken, eine Absage im Falle der EM eine Kapitulation vor den Terroristen bedeuten würde und daher andere Reaktionen gefordert sind, ist die Verbreitung des Zika-Virus schlicht unverantwortlich. Statt die Olympischen Spiele abzusagen oder den Ticketverkauf zu limitieren, statt drastische Reisewarnungen und Quarantänevorschriften auszusprechen, wird so getan, als sei nichts. Mittlerweile gibt es bereits in England die ersten Fälle von zurückgekehrten Reisenden.
Die Folgen der Erkrankung können viele Jahre verborgen bleiben - bis ein Kind gezeugt wird.
Das ist wohl auch der Grund, warum der Abschreckungsfaktor bisher unerwartet niedrig ist. Handelte es sich um unheilbare Lepra oder permanenten Haarausfall, um eine tödliche Seuche oder eine Krankheit mit klingenden Namen wie "Schweinepest" oder "Maul- und Klauenseuche", die Leute würden es sich dreifach überlegen. So aber wird trotzdem geflogen.

Hier wird mit Leben gespielt. Für Unterhaltung.
Da geht es nicht um Prinzipien oder Werte, hier ist kein Kampf der Kulturen zu führen und es steht nicht der Untergang der Freiheit auf dem Spiel. Es geht einzig und allein um Leben.



Mittwoch, 8. Juni 2016

"Degeneriert und inzestiös"

Unser Finanzminister ist kein netter Mensch, und auch kein guter. Das liegt nicht nur am Amt und schon gar nicht an seiner durch einen feigen Anschlag eines "geistig Verwirrten" verursachten Behinderung. Das liegt einzig und allein an ihm selbst.
Unvergesslich ist sein bösartiges Lächeln, kurz bevor er seinen Sprecher zu Beginn einer Pressekonferenz vor versammelter Medienwelt runterputzte und wegen einer Nichtigkeit demütigte, so dass dieser kurz danach auch den Posten aufgab. Dadurch kam aber immerhin heraus, dass Schäuble das Ministerium insgesamt auf diese Weise führt. Das Arbeitsklima muss grausig sein.
Eiskalt, berechnend, intelligent, mitleidlos und zynisch - so wird er von seinem Umfeld und Autoren beschrieben.
Ausgerechnet dieser Mann nutzt nun ein Vokabular, welches normalerweise wegen seiner Nähe zur Nazi-Demagogie vermieden wird - um die Ziele der Kanzlerin und der Pro-Flüchtlingsbewegung "näher zu bringen".
„Die Abschottung ist doch das, was uns kaputt machen würde, was uns in Inzucht degenerieren ließe“
sagt er mit Blick auf die langsam in ganz Europa fahrt aufnehmende Gesetzeswelle zur erschwerten Immigration. Womit eigentlich die (fort)laufende Völkerwanderung gemeint ist, die gerade die westliche Welt in Atem hält - oder halten sollte.
Als wären die 740 Millionen (!) Einwohner Europas alle miteinander verwandt und würden nur im nächsten Umfeld heiraten.
Natürlich wird er den Satz eher metaphorisch gemeint haben, also dass Europa durch mangelnde Einwanderung zu sehr auf der Stelle tritt, sich nicht weiterentwickelt. Das war zwar in den letzten 2000 Jahren nur dann ein Problem, wenn Völkerwanderungswellen wie die Germanen oder Hunnen Druck auf die Völker ausübten und die Menschen im Anschluss viel zu sehr damit beschäftigt waren zu überleben als die Zivilisation voran zu bringen und Kultur auszuleben, aber woher sollte ein Finanzminister dies wissen? 

In Deutschland trügen Muslime zu Offenheit und Vielfalt bei: „Schauen Sie sich doch mal die dritte Generation der Türken an, gerade auch die Frauen. Das ist doch ein enormes innovatorisches Potenzial.“
 Das ist, und ich bitte die Wortwahl zu entschuldigen, der heuchlerischste Scheissdreck den ein Minister momentan erzählen kann - und der ausbleibende, faktenbasierte Protest schreit Bände über den Zustand unserer Gesellschaft.
Schon 2010 wurde festgestellt, dass die aktuellen türkischen jugendlichen Mädchen doppelt bis vier Mal (!) so häufig Selbstmord verüben, wie ihre autochthonen oder aus anderen Kulturen eingewanderten Altersgenossinnen. So toll geht es dieser Generation Mädchen und junger Frauen, dass 6 bis 8000 Mädchen in Deutschland von der Verstümmelung ihrer Genitalien bedroht sind.
Und wo wir bei "bedroht" sind: bevor die "Flüchtlingskrise" über uns hereinbrach waren zwischen 3 und 9000 meist türkische, aber auch arabische (inklusive palästinensische) und "nordafrikanische" Mädchen pro Jahr von einer Zwangsehe bedroht - kurz im Urlaub bei der Familie vorbeigesehen und zurück kam man als Ehefrau eines Menschen, den man noch nie zuvor gesehen hatte. Aus den Heimen und Auffanglagern hört man Schreckliches was dieses Verbrechen angeht, die Zahlen dürften drastisch gestiegen sein.
Und jüngst urteilte ein Gericht, eine Kinderehe eines "Flüchtlings" aus dem Irak zwischen Cousin und Cousine (was dabei nicht selten ist) sei rechtens.
Von Ehrenmorden (die eben NICHT identisch mit Familientragödien sind) ganz zu schweigen.
Ja, junge türkische und muslimische Frauen haben Potential - genau wie alle Frauen dieser Welt. Aber in der muslimischen Kultur, auch der dritten Generation türkischer Einwanderer, sind sie keine Hoffnungsträger der Innovation sondern der Vermehrung.
Womit wir bei "Offenheit und Vielfalt" wären. Länge Mäntel und Kopftücher oder gar schwarze Ganzkörperverhüllung ist weder das eine noch das andere. Sein Haar unter Tuch zu verbergen, weil es nach islamischer Überlieferung sittsam sei und (wie es die Salafisten und Wahabiten offen aussprechen) stets die Frau ist, die den wehrlosen Mann verführt, ist nicht offen. Ein paar Blumenmuster auf einen Burkini zu drucken während man die Geschlechter in den Schwimmbädern wieder trennt ist keine Vielfalt.

Die Bedrohungslage hat sich in den letzten 15 Jahren dramatisch verschlechtert, die Zahl der Ermordeten, Verstümmelten und ihr Lebtag gezeichneten geht mittlerweile auch in Europa in die Tausende. Stadteile werden selbst für Polizisten zu gefährlich und in Frankreich wird man in dutzenden wenn nicht hunderten der durchsuchten Moscheen fündig was Hetze und Propaganda angeht, alles andere als selten auch Waffen.
Das ist kein Ergebnis von Einwanderung, das ist ein Ergebnis zwanghafter Augenwischerei, wie sie Schäuble betreibt. Es gibt Muslime und Einwanderer die eine Bereicherung sind, die unserer Kultur neue Elemente hinzufügen können, die es für alle besser und schöner werden lassen. Dabei darf man aber die Realität und die Relationen nicht verleugnen und aus den Augen verlieren.
So wie es bislang lief wurde es dramatisch schnell schlechter - und wir legen seit letztem Jahr eine Schippe drauf.
Wer jetzt nicht offen und ehrlich die Probleme anspricht und scharf angeht, der riskiert die Offenheit, die Menschlichkeit, die wir der Geschichte abgetrotzt haben. Umso mehr, wenn man dafür Worte benutzt, die normalerweise zu "Nazi"-Rufen geführt hätten.



Nebenthema: auch Schäuble generiert sich als großer Kenner der Geschichte und Kultur - und zeigt dabei mindestens ebensowenig Wissen wie unsere frühere Justizministerin.
Man habe erst nach 1990 angefangen, sich ernsthaft mit der Tatsache zu beschäftigen, dass es außerhalb der westlichen Welt noch etwas anderes gibt. „Hart gesagt, hat uns der Mittlere Osten Afrika vom Hals gehalten.“
Ich vermute stark, er verwechselt hier den "Mittleren Osten" mit Nordafrika. Denn in den letzten Jahrzehnten waren es Marokko, Libyen, Tunesien und Algerien, die eine Art Wall gebildet haben. Nicht zuletzt der dort zu findende Rassismus gegenüber Schwarzen (sichtbar bspw. während der Jagden auf "Gastarbeiter" aus Afrika in Libyen während des Umsturzes) trug dazu bei. Nun aber ist der Druck aufgrund vervielfachter Bevölkerung in manchen Ländern derart groß, die Lage in den nordafrikanischen Staaten derart konfus, dass dieser Wall nicht mehr hält und die Devisen von illegal Reisenden gerne angenommen werden.
Der Mittlere Osten, also Israel, Syrien, Libanon usw. haben damit eher wenig zu tun. Gerade Israel ächzt moment selbst unter einer Einwanderungswelle vor allem aus Äthopien u.a. Die Spannungen in der Bevölkerung werden heftiger - als wären sie nicht bereits schlimm genug gewesen.

Wie man es auch dreht und wendet - Europa war sich seit Jahrhunderten bewusst, dass es da "mehr" gibt. Denn zuerst erwehrte man sich über Jahrhunderte der Angriffe der Osmanen und der Plünderungszüge der Barbarbeskenstaaten mit Millionen von Opfern, um die sich heute kein Mensch unserer "Nie wieder" Kultur bemüht. Danach zog der dämonische "Imperialismus" mit seinem kleinen Bruder, dem Kolonialismus ein, und man zog in die Welt, um dort alles besser werden zu lassen. Diese Überzeugung scheint heute ja ein heimliches Comeback zu feiern...
Wie viele Briten, Franzosen, Belgier, Holländer und deutsche in der ferne, besonders in Afrika und dem Orient, gefallen sind, ist unklar. Aber neben brutalen Verbrechen wie jenem an den Herero (welches ja Dank der Armenienresolution des Bundestages wieder Konjunktur als Vorwurf hat) gab es auch eine ganze Reihe von Schlichtungen, Friedensschließungen, medizinischen Verbesserungen usw. usf. Obwohl in Afrika an den meisten Orten (auch an jenen des Kolonialismus) afrikanische Kultur weiterlebt, die Nomaden umherziehen, die Stämme in Grals leben, usw. wird der europäische Einfluß nicht als "Bereicherung" und "Diversität" verstanden und ausgegeben, sondern als eine Art Erbsünde der Moderne.

Viele Kriege und Kämpfe wurden durch die Europäer in Afrika geführt aber eben auch verhindert. So zu tun, als seien die heutigen Zustände durch Europäer entstanden oder zu verhindern gewesen ist erneut Augenwischerei. Wir können den Nigerianern in ihre Familienpolitik ebensowenig eingreifen, wie den Türken, denen Erdogan gerade die Verhütung versagen will um möglichst fruchtbare Menschen zu regieren.

Seit dem Ende der Kolonialzeit versucht eine spanische Enklave in Nordafrika, sich illegale Einwanderer fern zu halten und die europäischen Staaten zahlen und helfen. Vielleicht nicht immer angemessen oder so stark wie es nötig wäre. Aber was in den letzten 50 Jahren an Hilfen und Programmen für Afrika gefahren wurde, sprengt den Rahmen eines kleinen Buches.
Es wäre unser Finanzminister also gut beraten, bei seinen Leisten zu bleiben und an sich selbst zu arbeiten.

Dienstag, 7. Juni 2016

Abgang eines evangelischen Pfarrers aus dem Präsidentamt

Nun hat er es endlich bestätigt. Unser Bundespräsident wird für keine zweite Amtszeit zur Verfügung stehen. Zum Glück.
Ähnlich wie bei Obama setzte ich viele Hoffnungen in den ehemaligen Leiter der "Gauck-Behörde", welche sich der Auswertung und "Aufbewahrung" bzw. Entsorgung der Stasi-Hinterlassenschaften, namentlich der unglaublich vielen Informationen der "Informellen Mitarbeiter", zugordnet sah.
Auch ein wenig mehr Klerus und ein wenig Widerstandsgeist hätten diesem Land in dem doch recht "repräsentativen" Amt vielleicht einiges bewirkt.
Was wir bekamen war jemand, der zwar redete wie ein Pfarrer und grundsätzlich ahnte, wie Behörden arbeiten, aber lediglich den Mund aufmachte, um alles andere als "gemäßigte" Ansichten von sich zu geben.
Wer könnte vergessen, dass ausgerechnet ein ostdeutscher Bundespräsident von "einem dunklen Teil Deutschlands" sprach und damit ziemlich unverblümt den Osten der Republik meinte (ausgenommen natürlich das geistesbefreite Berlin).
Eine Fernsehansprache, in der er von Angriffen in U-Bahnen sprach, motiviert durch die dunklere Haarfarbe und den Hauttyp - nach einer schier endlosen Reihe von solchen Attacken, bei der die Beschreibung auf die Täter, nicht aber auf die Opfer zutraf. Höhepunkt dürfte wohl der Mord an einer jungen Frau gewesen sein, die von einem iranischen Einwanderer grundlos vor den Zug geschubst wurde.
Außerhalb der U-Bahnen geht es nicht viel anders zu. Sei es der Mord in Weyhe an Johnny K., Daniel S. oder der jüngst in Bad Godesberg erfolgte Mord an Niklas - beide nebenbei nicht als Mord verfolgt, als würden Tritte auf den Kopf nicht genau darauf hinauslaufen.
Dafür findet unser (noch) Präsident keine deutlichen, lediglich relativierende Worte.

Deutliche Worte zu den Vorgängen um die IM, welche nun für den Justizminister "Hasssprache" im Internet verfolgen und melden soll - Fehlanzeige. Ausgerechnet. Anstöße um die DDR-Vergangenheit und die Linkslastigkeit, Sprach- und Darstellungsgebote zu überdenken kamen nicht.
Statt dessen propagierte er ein "modernes" Familienbild. Nicht geschieden von seiner angetrauten Frau, lebt er mit einer anderen zusammen, die als "first Lady" auftritt. Was mir im Grunde völlig egal ist, denn das muss jeder mit sich ausmachen. Als christlicher Geistlicher und als "Aushängeschild der Republik" aber finde ich dies befremdlich. Offensichtlich gelten für solch einen Mensch völlig andere Werte, als ich sie erwarten würde.

Nein, wahrlich, Gauck hat sich nicht mit Ruhm bekleckert, dem Volk nicht gedient, sondern es belehrt und ihm vorgeschrieben, obwohl er selbst sich nichts vorschreiben lassen wollte.
Diesen Präsidenten werde ich nicht vermissen.

Aber er hatte es noch nicht offiziell gemacht, da kreisten bereits die Parteigeier. Die Debatte, wen man vorschlagen sollte begann augenblicklich.
"Die SPD möchte ihr Profil schärfen und mit dem Kandidaten klare Kante zeigen" musste ich mir in einem der wenigen radiogetränkten Momente anhören.
Eigentlich sollten die Vorschläge zum Präsidenten (wie zum Kanzler) weniger den Parteiinteressen dienen, als vielmehr dem Wähler, dem Volk, dem Staat. Es sollten die fähigsten Kandidaten rangezogen werden, gleich welchen Geschlechtes und welcher Partei - und nicht jene, weil sie eine Frau ist, und jener, weil er so offen dem Zeitgeist den Mund redet.
Aber das war in der Vergangenheit schon selten der Fall.
Trotzdem habe ich aktuell das Bild vor Augen, welches den alten Monumentalfilm "Der Untergang des Römischen Reiches" beendet. Wenn die Generäle, eben noch loyal dem alten Kaiser gegenüber, nunmehr mit ihren Armeen im Rücken anfangen Geldsummen auszurufen um den Thron zu besteigen.

Sonntag, 5. Juni 2016

Heuchler im Amt

Es gibt eines ganze Reihe von Politikern, die mich regelrecht abstoßen. Von deren Charakter und Zielen ich derart angewidert bin, die ich für derart egozentrisch, arrogant und mit einer unsäglichen Hybris ausgestattet halte, dass mich die kalte Wut überkommt.
Jäger, Minister des Inneren in NRW gehört, wie regelmäßige Leser wissen, definitiv dazu. Schwesig ebenso. Beide rufen zum "Kampf gegen" auf, zum Kampf gegen Rechts (eine politische Richtung und nicht identisch mit Rechtsradikalen - wie "links" nicht gleichbedeutend mit Kommunist, Stalinist, Linksradikal oder AntiFa ist...), gegen Rassismus (also den Rassismus gegen Nicht-Deutsche, gegen Deutsche wird er verleugnet) und gegen Gewalt (außer gegen die Gruppen, gegen die man zum Kampf aufruft und natürlich auch die Polizei) auf. Dabei werden sie auch aktiv, streichen Gelder die im Kampf gegen anderen Radikalismus gedacht sind als gegen Rechts, stampfen Werbematerial gegen Islamismus ein, wenn sich Muslime beleidigt äußern (wann ist das nicht der Fall?), versprechen immer wieder die Verbesserung von Polizei- und Sozialbehörden, nur um diese dann doch wieder im Regen aber mit mehr Aufgaben stehen zu lassen usw. usf.
Ein besonders gefährlicher Mensch ist in meinen Augen in den letzten zwei bzw. bald drei Jahren in eine besondere Machtposition gekommen: Heiko Maas. Unser Justizminister hat sich mit Versuchen, Zensur als "Reaktion auf die Vorkomnisse von Köln in der Silvesternacht" und "modernes Geschlechterbild" einzuführen in meinen Augen ebenso positioniert, wie mit ständigen unsachlichen bis beleidigenden und unterstellenden Äußerungen oder der Einrichtung einer (privatwirtschaftlichen) Kommission, welche "Hasssprache" ausfindig machen und der Verfolgung übergeben soll.
Das letzte Mal, als "Beauftragte" unterwegs waren, um Menschen auf den Mund zu schauen, sie zu melden und dann strafrechtlich belangen zu lassen war ein Staat an der Macht, der seine Bürger wegen "Fluchtversuchen" abknallen ließ - und davor einer, der sowieso bereit war, jeden zu ermorden.
Mit beiden möchte man normalerweise nicht verglichen werden. Maas scheint das nicht zu kümmern.
Mehr Sorgen macht er sich wegen "vorschneller Verdächtigungen" und "unzulässiger Verknüpfungen". Nach besagter Nacht an Silvester, als aus ganz Deutschland gleichlautende Meldungen, Zeugen- und Opferaussagen eintrafen, da stellte er sich hin, und äußerte:
(....) Maas warnte davor, aus den Vorfällen Rückschlüsse auf die Gesetzestreue von Migranten zu ziehen. (....)
Auch sei es "schlicht falsch", zwischen den Exzessen in Köln und dem Flüchtlingszuzug einen Zusammenhang zu sehen (...)
Seine Kompetenz bewies er damals schon, als er von der "schnellen Abschiebung der Täter" sprach, und kurz darauf zurückrudern musste. Bis heute ist das nicht eingetreten und scheinbar auch nicht möglich. In der Tat sind die ersten Täter mit milden Strafen bereits wieder unterwegs.

Jetzt aber hat Maas mal wieder gezeit, wie geheuchelt seine Sorge um "Vorverurteilung" und "Pauschalisierung" wirklich ist. Und die Medien spielen fleißig mit.
Aktuell habe er eine Morddrohung in Form einer 9mm Patrone im Briefkasten erhalten. Kein Journalist fragt, wie das möglich sei, werden unsere Politiker doch i.d.R. ziemlich gut bewacht und gerade unser Justiz- und Innenministerien werden ja nicht müde zu erklären, wie sich der Bewohner Deutschlands doch verbunkern solle, angesichts der Zunahme an Einbrüchen und im Falle der persönlichen Bedrohung.
Keine Kamera, kein Sicherheitsbeamter hat gesehen, wie jemand an den Briefkasten ging?

Die FAZ macht gemeinsam mit Maas daraus folgenden, von mir nicht veränderten Absatz:
In den Briefkasten seiner Privatwohnung habe jemand „eine Neun-Millimeter-Patrone“ geworfen.

Die Täter kommen laut Maas aus der rechten Szene: „Vor allem Pegida, AfD, NPD und was es sonst noch in der rechten Ecke gibt. Das ist der Teil der Gesellschaft, der sich auch sonst in Fremdenfeindlichkeit und Rassismus ergießt.“
Der zuständige Journalist äußert durch diese Textsetzung die Behauptung, dass man wisse, wer die Patrone eingeworfen habe und wieso. Ohne, dass man Ermittlungsergebnisse präsentiert.
Wer sich die Flut von Artikeln zu diesem Thema, angefangen bei der Stellungsnahme in der BILD, durchliest kann erkennen, dass die Äußerung nicht auf die Patrone allen gezielt war, sondern auf die Flut von Beleidigungen und Drohungen, die Maas derzeit erhält. Das diese zweifellos vorwiegend bis ausschließlich von Rechtsradikalen, Fremden- und Verfassungsfeinden kommen, vermutlich mit einer nicht zu verschweigenden Anzahl schlicht frustierter Menschen, liegt auf der Hand.
Im Fall der konkreten Bedrohung wie der allgemeinen Zuschriften sofort bestimmte und überschaubare Gruppen zu nennen und zu beschuldigen ist hingegen weit über das hinaus, was Maas noch im Januar als rechtsstaatliches Verhalten definierte.

 Kein einziger der Journalisten kommt seinem beruflichen Ethos nach und stellt die vor allem gegen die AfD gezielten Äußerungen des Ministers in Frage oder der Tatsache gegenüber, dass selbst die FAZ erst vor kurzem darüber berichtet hat, wie massiv die Gewalt gegen genau jene Partei wurde, die der Minister hier in der Verantwortung nennt. Wenn also der Anstieg der Gewalt, welcher laut Behörden auf der linksradikalen Seite weitaus dramatischer ist nur den besagten Parteien und Bewegungen anzulasten sei, dann entsteht eine Diskrepanz zur Realität, die ausschließlich auf den Charakter und die Ziele des Justizministers zurückzuführen sind und ihm jegliche Ehrlichkeit und Objektivität absprechen.

Auch kommt nicht ein Reporter auf die paradoxe Ironie des folgenden Absatzes:
"Ich bin seit 20 Jahren in der Politik, so viel Rohheit wie heute habe ich nie erlebt", sagte Maas der Bild am Sonntag. "Das, was geschrieben und geschickt wird, ist unterirdisch und voller Hass." Er erhalte "Morddrohungen mit Ort, Datum, Uhrzeit". Massiv zugenommen hätten die Attacken, nachdem er die islamfeindliche "Pegida"-Bewegung als eine Schande für Deutschland bezeichnet habe.
 So viel Rohheit wie heute hat er noch nicht erlebt, nachdem er selbst, als Minister und "Vorbild" in die unteren Schubladen sprachlicher Möglichkeiten griff...
Wäre Maas ein zurückhaltender, bescheidener und wortgewandter Gentlemen, so würde ich seinen Protest akzeptieren. So aber kommt er mir wie sein verstorbener Parteikollege Herbert Wehner vor, der, oft sehr kreativ, pöbelte und randalierte, was das Zeug hergab - auch dieser war im Einstecken nicht so gut, wie im Austeilen. Allerdings war er m.W. nicht so frech, große Bevölkerungsteile so zu behandeln, wie Maas es unternimmt.

Und weil man es ja aussprechen (oder schreiben muss): die Drohungen sind nichts harmloses, sind nicht ok oder "selbstverschuldet". Jemandem zu drohen geht gar nicht - von niemanden an niemanden. Die Polizei findet hoffentlich den "Patronenspender". Und ebenso hoffentlich lernt auch Maas irgendwann, dass er nicht so viel anders vorgeht, wenn er die Meinungsfreiheit auf den Müll wirft und Menschen pauschalisiert und beleidigt.

"Was würde Jesus tun?"

Die in der Überschrift gestellte Frage dient Christen dazu, ihr eigenes Handeln zur reflektieren, zu betrachten. Bin ich gnädig, mitleidig, spendabel, gottesfürchtig? Darüber hinaus gibt es noch viele Adjektive mehr, die wir aus dem lesen können, was die Bibel uns über Jesus berichtet. Aufopferungsvoll, eremitisch bzw. nomadisch, gelehrt, schweigsam und beredt usw.

Darum ist die Frage "was würde Jesus tun" lediglich ein Rat, ein (sehr guter) Vorschlag, wie man sich verhalten sollte. Weder leben wir in seinen Zeiten, noch seinen Verhältnissen, noch sollten Christen soweit gehen und sich mit Jesus vergleichen wollen - denn auch das liegt in der Frage verborgen. Was Jesus zu tun bereit und fähig war und ist, das gilt noch lange nicht für den einfachen Menschen. Jesus würde einem hilfesuchenden Kranken Heilung schenken (eine Behauptung, die ich aus den exakt so in der Bibel zu findenden Beispielen ableite) - wer kann das von uns?
Kranken Menschen zu helfen hingegen - das ist machbar und scheint angesichts des Beispieles angemessen. Allen Kranken? Wie sollte man? Wir sind einfache Menschen und nicht Jesus. Wir können nur "unseren Beitrag" leisten. Rollstuhlfahrern im Alltag beizustehen, für die Forschung zu spenden, Verwandte und Freunde zu trösten und ihnen beizustehen, Erste Hilfe zu leisten oder jemandem der kolabiert ein Glas Wasser zu bringen und den Notruf zu wählen statt weiter einzukaufen - solche Dinge kann man aus "was würde Jesus tun" nicht direkt aber eben mittelbar ableiten.

Auch haben wir ein Problem bei der Beantwortung der Frage. Wir behaupten etwas, wir maßen uns an zu wissen, was Jesus tun würde. Wenn wir kein konkretes Beispiel haben oder über Umstände sprechen, die so vor 2000 Jahren gar nicht möglich waren, so kommen wir sehr leicht in Bedrängnis.
Der Kölner Bischof hat dies vor kurzem getan und vor einem für eine ordentliche Summe Geldes gekauften und transportieren "Flüchtlingsboot" gestanden und behauptet, Jesus wäre an Bord eines solchen Seelenverkäufers, wenn er heute auf Erde wandelte.
Ich beschrieb meine Haltung dazu vor Kurzem.

Aber dies ist nur ein sehr prominentes Beispiel für solches Verhalten.
LePenseur hat, wie immer mit deutlichen Worten, ein viel profaneres Beispiel kommentiert.

"Jesus würde heute über Fußball reden"


In meiner Phantasie kann ich manchen treuen Christen bei dieser Äußerung erschreckt einatmen hören. Jesus nicht zuhören? Ist das nicht bereits Blasphemie?
In diesem Fall nicht - denn LePenseur antwortet auf eine Anmaßung, welche zudem noch völlig daneben ist. Es gibt nicht einen Hinweis, dass Jesus sich irgendwann über einen Sport oder irgendeine Unterhaltungsform geäußert hat. Der Priester projeziert also seine Ideen und Vorstellungen, seine Präferenzen in Jesus. Macht ihn regelrecht zum Maskottchen. Das sollte viel eher zur Schnappatmung führen.

Demut gehört zu den christlichen, besonders aber zu den katholischen Tugenden. Gerade wenn man darüber spekuliert, was unser Herr unternehmen würde, sollte man mitunter mal kleinere Brötchen backen und sich der eigenen Grenzen bewusst werden.

Trunkenheit im Amt führt zur Entlassung - außer in der EU, da wird man zum Chef

Herr Juncker hat sich ja schon das ein oder andere Mal dazu geäußert, wie er sich Politik vorstellt und zählt dabei zu den wichtigsten Verbündeten von Schulz, Merkel und Maas (schon die parteiliche Kombination sollte verwundern....).
Abgesehen davon, genießt er einen Ruf, der nicht unbedingt glanzvoll zu nennen ist. Während Polizisten, Busfahrer, Lehrer aber auch Apotheker, Dozenten, Kassierer usw. ihren Job verlieren, wenn sie volltrunken zur Arbeit erscheinen und dabei dann auch noch Ohrfeigen verteilen und sich vor laufenden Kameras aufführen wie der letzte Überlebende vom Stamm der Pöbel, so macht Juncker dann erst recht Karriere. Und kein Protestruf, kein noch so peinlich berührter Kommentar führt zu seiner Absetzung.



Das ist EU, das ist die heutige Gerechtigkeit. Gleichheit für alle, für alle die keiner politischen Seilschaft oder bestimmten "förderungswürdigen" Gruppen angehören...

Freitag, 3. Juni 2016

Türken, Armenier, Deutsche, der Bundestag und die Kanzlerin

Heute war es endlich soweit. Der Völkermord an den Armeniern wurde offziell und ein für alle Mal als Genozid, als das organisiertes Morden an Armeniern und anderen, zumeist christlichen, Minderheiten mit dem Zweck ihrer Auslöschung  benannt. Durch unseren Bundestag, dem ich so viel Rückgrat gar nicht mehr zugetraut habe. Nunja, ein Bundestag, der betonte, es ginge bei der Resolution nicht um die Türkei, sondern die deutsche Verantwortung an den Vorgängen...
Armenier und deutsche Armenier im Bundestag
Aber immerhin, die Wahrnehmung liegt anders.

So weit, so für mich als Historiker befriedigend. Theoretisch hätte dieser etwa 100 Jahre zurückliegende Völkermord gar nichts mehr mit unserer Zeit zu tun und wäre eben ausschließlich für die historische Betrachtung und die Analyse von Menschenrechten im globalen Kontext interessant. Denn die Türkei hat sich seit den Zeiten des Osmanischen Reiches grundlegend verändert, von den Verantwortlichen lebt keiner mehr und selbst von den zehntausenden ausführenden Mördern dürfte keiner mehr auf Erden wandeln. Mir sind auch keine Fälle von Familien bekannt, die sich brüsten "mein Urgroßvater hat daran teilgenommen" - aber das könnte auch schlicht mangelndes Wissen meinerseits sein.

Es gab sogar kurz nach den Geschehnissen Prozesse gegen die verantwortlichen Paschas.
Die Erinnerung der überlebenden Opfer und die Folgen sind noch da und könnten nur durch einen gemeinsamen Bewältigungsprozeß gemildert werden. Viele Türken behaupten, man erkenne ja an, dass Unrecht geschehen sei, dies aber kein Völkermord gewesen war - meist mit dem nachgestellten Anlaß, dass die Osmanen sich lediglich selbst geschützt hätten, weil die Armenier sie verratten hätten.
Und hier brökelt die Theorie und weicht der Realität. Dort ist der Völkermord noch immer ein gestaltendes, ein wirkendes, ein spaltendes und sogar gewalttreibendes Element. Armenier (wie mehrere andere Minderheiten) haben noch immer in der Türkei einen schlecht stand, wie der Mord an Hrand Dink 2007 ausgesprochen deutlich demonstrierte  - und dem ausbleibenden Terrorismusprozeß bzw. der Verfolgung der Hintermänner.
Insbesondere aber die Leidenschaft vieler Türken (ja, längst nicht aller), die sie nicht nur leugnen lässt sondern sie in einen regelrechten Hass auf Armenier und alle "Sympathisanten", alle die jene Bezeichnung der Vorgänge in den Mund nehmen erhält den feindseeligen Geist am Leben und lauert im Hintergrund um die Lage zu verschlechtern.
Dies gilt natürlich umso mehr für die Politiker der Türkei, allen voran Erdogan, welcher sogar ein Zeichen der Versöhnung, aufgestellt durch einen Bürgermeister einer Grenzstadt nahe Armenien hatte einreißen lassen. Diese eskalieren derzeit mit politischen Mitteln. Der deutsche Botschafter in der Türkei wurde (schon wieder) einbestellt, der türkische in Deutschland zumindest kurzfristig zurückgerufen.

Aber auch die türkischen Auswanderer tragen dazu bei, wie wir aktuell erleben müssen.
Bundestagsmitglieder, Journalisten und Vertreter armenischer Verbände meldeten in den letzten Tagen, dass sie Drohungen und Massenanschreiben erhalten hätten. Letztere, aufgesetzt von hunderten von türkischen Vereinen und Verbänden, drohten damit, dass ein solcher Beschluss "das friedliche Zusammenleben" gefährde. 
Mitten hinein in die Debatten von Integration und Miteinander werden solche Mails und Briefe verschickt. Und die Stimmen der Republik reagieren in Nebensätzen verwundert und enttäuscht.
"Du bist Deutschland" und die vielen Talkshowstunden, in denen uns Kaddor und andere erklärten, wie der "neue Deutsche" aussehe liegen hinter uns - und nun bekommen wir ein klares Signal von einer der auffälligsten Einwanderungsgruppen. "Wir sind nicht Deutschland - wir sind die Türkei IN Deutschland".
Wenn eine Einwanderungsgruppe anfängt, die Außenpolitik im Sinne ihres Herkunftslandes zu gestalten, dann sollte man meinen, würde dies Anlaß zu Sorge und Kritik geben.
Hier wird offensiv gedroht, von eben jenen Vereinen und Verbänden die so oft herhielten als Beispiele gelungener Integration und Miteinander. Als Bereicherung.
Wir hatten dies in Frankreich bereits gesehen. Als dort beinahe die Bewertung verabschiedet wurde, übte die Türkei, übten die Türken und auch die in Frankreich lebenden Türken imensen Druck aus und schreckten auch vor Drohungen und Hackerangriffen wie Massenkundgebungen nicht zurück.
Dabei skandierte Parolen dürftenden wabernden Hass, die unreflektierte Zurückweisung verdeutlichen.
Es ist ein weiterer Stein in der pottenhässlichen Mauer, welche die Türkei und viele, wenn auch dankenswerter Weise längst nicht alle Türken umgibt.

Aber, wie gesagt, wir Deutschen mauern da kräftig mit. Nicht nur, dass unsere Kanzlerin um eines fragwürdigen Deals halber kuscht und sich nahezu jede mögliche diplomatische Frechheit gefallen lässt. Sie tut es auch noch demonstrativ in dieser Angelegenheit.
Weder die Kanzlerin noch ihr Stellvertreter noch Steinmeier waren heute im Haus bei diesem Ereignis zugegenen.
Die fast einstimmige Verabschiedung (eine Enthaltung, eine Gegenstimme) kommt wohl von dem, was Özdemir in seiner Rede betonte. Es geht um "deutsche Verantwortung". Er ließt sogar ein Zitat des damaligen Reichskanzlers vor, welches belegt, dass die Untätigkeit des deutschen Reiches der Überlegung geschuldet war, den Verbündeten nicht zu verschrecken, und dass man darob bereit war, Massaker und Unmenschlichkeiten zu akzeptieren.
Die Tatsache, dass sich unzählige Deutsche, auch offizielle, anders verhielten, dass dieses Zitat auf wiederholte und dringende Eingaben erfolgte, dass wir Beweise sicherten und Prozesse zuließen wie führten - all dies zählt an diesem Tag nichts.
Und der gut geölte Schuldkomplex scheint seine Wirkung zu tun. Anders kann ich mir dieses zwar im Grunde positive doch in seiner Einstimmigkeit verwirrende Ergebnis nicht erklären.

Sei es wie es sei. Mein Dank an alle Zustimmenden, ich teile die Freude der armenischen Gemeinden und Organisationen und den türkischen Verbänden und Vereinen wie Einzelpersonen die meinen, über eine ihnen unliebsame Bewertung eines 100 Jahre zurückliegenden Ereignisses nicht nur ignorant sein zu müssen sondern auch noch zu drohen: kehrt zurück. Euer Herz, euer Hirn und eure Hand sind offensichtlich nicht bereit hier anzukommen und die Werte zu teilen. Ihr seht etwas anders als die Gemeinschaft der Historiker (die sich bis auf wenige Ausnahmen einig ist), glaubt ihnen nicht, weil es eure Nationalisten anders darstellen. So weit so euer Recht. Aber den Frieden darüber aufzukündigen ist das allerletzte und ihr erklärt euch damit selbst zu Feinden. Wir werden euch nicht so behandeln, bis ihr handelt - aber ein Miteinander wird es so bestimmt nicht geben.
Es ist eure Wahl. Umkehr und Reue sind noch immer möglich.