Donnerstag, 31. März 2016

Der zweite Unsinn der FAZ

Vor zwei Tagen hatte ich geschrieben, zwei Artikel jenseits der Schmerzgrenze von der Startseite der FAZ müsste ich einmal behandeln. Der erste war jener ideologisch geleitete "Märchen werden missbraucht" Artikel, der Zweite ist mal wieder eine mit Bezug zur Geschichte.
Aber vorher zur Ehrenrettung der FAZ: es erscheinen im Gegensatz zu anderen "Nachrichtenblättern" dort auch immer mal wieder gute Artikel - wenn auch selten. Der "Blog", oder die "Meinung" der Kunstfigur "Don Alonso" zur Verharmlosung und Schönrederei, zur völligen Realitätsverweigerung in Sachen Terror ist so ein Beispiel.
Heute aber geht es um einen Artikel der Serie "Wie erkläre ich es meinem Kinde" in der es um Gewalt in Religionen geht. Der Artikel strotzt vor Halbwissen und Fehlern - und das ist für jemanden, der damit etwas "erklären" will ziemlich peinlich - und für jemand der es liest entweder schmerzhaft oder irreführend.
Der Titel es Artikels ist bereits Appeasement pur. Er diskutiert nicht, er legt nicht dar - er macht es klar.
Erst in der Erläuterung unter der Überschrift findet sich dann das, was die Überschrift negiert.
Die Attentäter von Brüssel berufen sich auf ihren Gott, um ihre Grausamkeiten zu begründen. Heilige Kriege gibt es seit Jahrhunderten. Aber gibt es Religionen, die in ihrem ureigenen Wesen Gewalt fördern und hervorbringen? 
Mal abgesehen davon, dass der landläufig mittlerweile bekannte Ausdruck des Jihad in all seinen Schreibformen in der Folge der Nennung islamistischer Gewalt richtiger wäre, statt dem für das Christentum wie wohl passendere "Heiliger Krieg", ist durch die Wortwahl "missbraucht" in der Überschrift die Antwort auf den letzten Satz ja bereits gegeben worden... jedenfalls aus der Sicht der Publizierenden.


Darunter zeigt ein Bild eine zeitgenössische Buchillustration - der Kampf von gepanzerten Kriegern zu Pferd. Der Leser erfährt durch die Bildunterschrift, dass es sich um Kreuzfahrer im Kampf gegen Saladin handelt.
Wieder sind es also nicht die Muslime, sondern wird Christliches ins Spiel gebracht.  Warum wohl...

Diese unsachliche, ja, fehlweisende Verstrickung kommt im zweiten Absatz dann in volle Fahrt. Zuvor wird noch das Gestammel der Mörder von Brüssel vorgebracht, aber dann geht es los.

Allein die Sprache dieses Briefs weist tief in die Geschichte: Ein Kalifat ist ein Herrschaftsgebiet Allahs auf Erden. Kreuzzüge waren mittelalterliche Kriegszüge europäischer Heere ins Heilige Land, mit der Begründung, die damals muslimisch beherrschten Wirkungsstätten Jesu wieder in die Gewalt der Christen zu bringen. Und Märtyrer sind Menschen, die für ihren Glauben zu sterben bereit sind. Viele christliche Heilige sind als Märtyrer gestorben.
Es beginnt mit einer falschen Definition. Nein, ein Kalifat ist nicht das "Herrschaftsgebiet Allahs auf Erden", schon gar nicht "ein". Denn entweder gibt es die eine Ummah und das eine dar al-Islam, das Haus des Islam wie alle muslimischen Glaubensgebiete nach islamischer Rechtslehre genannt werden, oder eben nicht. Kalifate hingegen sind differenzierte Staats- und Machtgebilde, die sich auf eine Nachfolge Mohammeds beziehen. Ein Herrscher vereint nicht nur den weltlichen Anspruch auf Herrschaft sondern auch den geistigen als rechtmäßig Nachfolgender. Hier liegt, nebenbei, auch bereits die Grundlage für den ersten "heiligen Krieg" innerhalb der islamlischen Welt - nicht aber innerhalb der Religion selbst, der liegt noch früher. Da es keine männlichen Kinder Mohammeds gab, kam es zur Spaltung über die Frage der Nachfolge. Die Sunniten kennen daher die "rechtgeleiteten Kalifen" - eine Reihe von Herrschern aus dem Umfeld die sich durch bestimmte Wesenszüge und Verdienste empfahlen und die Schiiten die weitere Verwandtschaft als blutsbestimmte Dynastie.

Kreuzzüge waren (leider) auch nicht nur "mittelalterliche Kriegszüge" und auch waren sie nicht lediglich ins Heilige Land unterwegs - wie diverse slawische Völker beklagen müssen.
Die Begründung des ersten Kreuzzuges auf "das Heilige Land in die Hand bringen" zu reduzieren ist eigentlich unmöglich. Zugrunde lag der Hilferuf der immer stärker an Boden verlierenden Byzantiner, dazu kam das aufkommen und immer stärker werdende Pilgerwesen - welches sehr unter teils bekämpften, teils geduldeten Banditen und Räubern in der muslimisch regierten Levante zu leiden hatte.
Und während es in Konstantinopel seit dem Ende der zweiten muslimischen Belagerung Anfang des 8. Jh. eine Moschee gab (und später weitere hinzukommen sollten), waren die Verträge mit den Christen und Juden in der Levante oben drein keineswegs so rosig, wie es heute allgemein gerne behauptet aber nicht bewiesen wird.
Man muss  schon ziemlich dreist mitten rein in die Geschichte springen, um alle Bestandteile zu verdrehen, auf das man ein gewünschtes Ergebnis erhält.

 Schließlich das Thema Märtyrer. Es wird hier so getan, als seien die Motive, Hintergründe, Ambitionen identisch. Das sind sie nicht. Christliche Märtyrer gingen für ihren Glauben, für ihren Gott, für ihre Gemeinden und Kirche durch Qualen und in den Tod. Die absolute Mehrheit von ihnen ging durch ein "Martyrium", wurden als Gefangene gefoltert und gequält und nicht selten besonders grausam hingerichtet. Dabei erhoben sie nicht die Hand, wehrten sich nicht.
Und, das sollte eigentlich den "Genderisten" besonders gefallen, weibliche  Märtyrer stehen in nichts den männlichen Kollegen nach.
Völlig anders verhält es sich mit den islamischen Shaheed / Shahid bzw. der weiblichen Form, den Shaheeda. Zwar gibt es, je nach Konfession und Rechtsschule ein paar Konditionen, die zur Aufnahme in diese Reihen führen. Die am ausführlichsten und dichtesten berichtete Weise zum Märtyrer zu werden ist im Kampf, also während man danach trachtet, einen Gegner, vorzugsweise einen Feind des Islam, Allahs oder Mohammeds zu töten. Dafür erwarten die Herren dann die bekannten "Freuden" des Paradises, den diese augenblicklich genießen dürfen. Es gibt sogar einen ausführlichen hadith darüber, wie die Wunden, die der Shahid vor seinem Tod erhielt bzw. die dazu führten im Paradies erhalten blieben, quasi als Ausweis der Taten. Verständlich, dass mancher Selbstmordattentäter daher wert darauf legen soll, seine edelsten Teile mit Betonklötzen, eisernen Tiefschützern etc. zu bewahren...
Und während die Zahl der christlichen Märtyrer durch die Morde anderer an ihnen wachsen, so wächst die Zahl der islamischen Märtyrer derzeit vor allem durch deren Morde und Mordversuche an anderen. Unterschiedlicher könnten die beiden also nicht sein. Jüngst hatte auch der Cicero dieses Thema.
Bodenlos unverschämt ist daher der Abschlußsatz dieses Absatzes. Ja, viele christliche Heilige sind als Märtyrer gestorben - nahezu keiner von ihnen wurde zum Märtyrer, weil er versuchte andere zu töten. Und bis auf einige wenige Ausnahmen der dunkleren Seiten der Kirchengeschichte gilt auch bei den Heiligen keine Gewaltverherrlichung. (Wer nun nach den Ausnahmen fragt: bspw. wurde Jakobus kurzerhand zum Matamaros, zum Maurentöter ernannt)

Man könnte dies als Redakteur wissen, finden denn auch heute noch Anerkennungen und Heiligsprechungen statt - etwa der 800 Märtyrer von Otranto, die während einer islamischen Invasion in Italien hinein sich weigerten angesichts der Henkersaxt zu konvertieren und hingerichtet wurden.
Dies sind unsere Märtyrer, auf die wir als Christen mit Achtung, Respekt und mitunter auch mit Stolz blicken.


Sie, lieber Leser, können sich vielleicht vorstellen, wie wenig Lust man nach solch einem von Grund auf falsch und fehlleitenden Absatz noch hat, weiter zu lesen. Aber der Folgeabsatz schlägt dann endgültig zu.
In Brüssel sind mehr als dreißig Menschen getötet und über zweihundert verletzt worden. Sie haben sich bestimmt nicht als Kreuzfahrer betrachtet. Nach den Attacken wird die Diskussion über das Gewaltpotenzial des Islams nicht abreißen – mit all den Folgen, die das für die Stimmung gegenüber den in westlichen Ländern lebenden Muslimen haben könnte. In Amerika versuchen die Präsidentschaftsbewerber Donald Trump und Ted Cruz, sich mit Forderungen nach Folter, Einreiseverboten für Muslime und deren polizeilicher Überwachung gegenseitig zu übertreffen. Leute wie sie wollen ausnutzen, dass Menschen in den westlichen Ländern nach den Anschlägen verunsichert sind und solche Forderungen vielleicht richtig finden, weil sie sich angesichts der grausamen Bluttaten fragen, ob der Islam nicht doch in seinem ureigensten Wesen Gewalt fördert und hervorbringt.

Da wird nun alles in einen Topf geworfen, was geht - und obwohl die Anschläge noch frisch vor den Augen standen, die Opfer noch zusammengesucht werden mussten und dementsprechend immerhin der erste Satz ihnen gilt - die wahre Bedeutung hat doch die "missbräuchliche Überreaktion" in den westlichen Ländern. Das ist es was doch wirklich schlimm ist - so denkt offensichtlich der Schreiber.
Auch weiß er sofort warum und was die republikanischen Präsidentschaftskandidten in den USA vorhaben. "Ausnutzen" - jawoll.
Immerhin hofft man, dass die Schlussfrage nun aufgegriffen wird. Ich gebe die geahnte Antwort: nein. Es wird nur wieder eine Nebelgranate geworfen - die bekannten Untaten des Christentum. Der Autor ist sich nur nicht sicher ob er sie nun anrechnen soll oder eben nicht.

Viele, vor allem Muslime selbst, aber auch Wissenschaftler, antworten darauf, dass dies nicht „der Islam“ insgesamt sei, sondern lediglich eine extreme Auslegung dieser 1400 Jahre alten Religion mit mehr als zwei Milliarden friedfertigen Anhängern auf der Welt. Dieser Islam – der schöne, kulturbeflissene, philosophische Islam – habe mit der grausamen Fratze des „Islamischen Staats“ oder von Al Qaida genauso viel oder wenig zu tun wie das Christentum mit den Untaten, die vor Jahrhunderten in seinem Namen begangen wurden: Die Kreuzzüge gehören dazu, aber auch die Verfolgung, Zwangsbekehrung oder Ermordung Andersgläubiger in Europa, Asien, Afrika und Südamerika. Und üben nicht auch radikale Juden immer wieder Gewalt aus, um vermeintliche göttliche Gebote zu befolgen? Wenn man es sich genau anschaut, muss man anerkennen, dass Gewalt historisch in diesen drei Religionen zu finden war oder ist.

Mal abgesehen davon, dass die Wissenschaftler, die "den schönen Koran" durchaus als andere Seite der gleichen Medaillie betrachten nicht nur reichlich vorhanden sondern erstaunlich oft massiv angefeindet und bedroht werden, nicht nur von Muslimen, ist die Schönrederei im Gewand des Pseudo-Zitates ein Mittel der Propaganda und in meinen Augen sehr unredlich. "der schöne, kulturbeflissene (...)" usw. ahja.
Ich lasse auch mal die Gleichstellung der "radiklen Juden" und ihrer Gewalt mit dem Terror des Islam einfach so stehen - der Vergleich ist so bescheuert, dass er für sich selbst spricht, wenn man ihn aus dem Absatz löst.
Am Ende aber wird die Gewalt auf die abrahamitischen Religionen zugespitzt. Als hätte es nie Kriegermönche im Buddhismus gegeben, keine Welle der Gewalt in Myanmar. Als wären Hexenverfolgung und Religionskriege in aniministschen Kulturen Afrikas und Südamerikas unbekannt.

Die Seite zwei des Artikels erspare ich mir zu rezensieren. Wer mag, kann es ja lesen. Neben dem einzigen Literaturbezug - ein sehr strittiges Werk mit 20 Jahren auf dem Buckel und bereits nach erscheinen ob diverser fachlicher Fehler schwer kritisiert und vom Autoren Assmann auf "Perlentaucher" selbst richtig gestellt wird (mit 15 Jahren Verspätung) weiter in einem Ton und Inhalt schwadroniert, den man nur erneut unter dem Label "Propaganda" ansiedeln kann.

Warum die Geschichte herhalten muss, wenn Ideologien zu überzeugen versuchen, liegt wohl in der Natur der Schwäche. Wer keine Argumente hat, beugt sich welche zurecht. Und die Geschichte wehrt sich nicht.


Mittwoch, 30. März 2016

Rede- und Meinungsfreiheit heute - Videos und Ereignisse

Eine gute Debatte zu schätzen - das behaupten viele. Aber was IST eine gute Debatte? Warum debattiert man. Und wird sie wirklich geschätzt, oder ist es lediglich eine Schutzbehauptung, weil es so furchtbar klingt, wenn man sagt, "ich hasse jeden mit anderer Meinung" - oder, weniger drastisch "jeder der anderes denkt, ist ein Idiot und wertlos"?

Gerne wird auf die Geschichte zurückgeblickt und selbstverliebt geseufzt, wie gut es sei, dass man heute seine Meinung, seine Gedanken offen und ohne Furcht vor Verfolgung und Diskriminierung aussprechen kann. Das sei früher ja ganz anders gewesen. Und natürlich ist das wahr. "Früher" gab es immer wieder Herrscher, Organisationen und Mächtige, die es geschafft haben, jegliche Kritik an sich, oft auch an ihrer Familie und ihren Freunden wie Mitarbeitern zu ersticken, indem sie Gewalt und Haft walten ließen. Solche Tyrannen gab es bereits in der Antike, ebenso wie Könige und Kaiser seit diesem Zeitalter. So viel früher aber brauchen wir nicht zu gehen und in so selten gewordene Regierungsformen ebensowenig. Auch Demokratien können genau das. Einseitigkeit und restriktive Maßnahmen.
Und ist es heute wirklich so viel besser?
Ich behaupte, wir drehen gerade in der westlichen Kultur die Uhr zurück, weltweit sind wir nie weiter gekommen. Wir ignorieren die ironische Selbsterfüllung dessen, was wir angeblich kritisieren - die dominante Einwirkung auf Andere bis zur Zensur, bis zur Gedankenverfolgung.
Klingt pompös, klingt übertrieben. Ist es aber nicht.

Ich hatte vor einiger Zeit schon einen Beitrag mit Beispielen aus dem akademischen Betrieb in Deutschland veröffentlicht. Dort finden sich Fälle von genau diesem Phänomen. Studenten, welche Dozenten und Professoren aufgrund ihrer politischen Einstellung, ihrer Haltung zu bestimmten Themen und Ideologien regelrecht verfolgen, stalken und anprangern bis zur Entlassung.
Auf diese Weise wird der Diskurs, die für die meisten "weichen" Wissenschaften überlebensnotwendige Debatte von Ideen, Theorien und Forschungsergebnissen unmöglich gemacht. So verkopft und wenig lebensbezogen das klingen mag, es hat handfeste Folgen. Aber eines nach dem anderen.
Die letzten Monate haben, von den Medien nahezu unbeachtet, eine riesige Reihe von Beispielen der Intoleranz gesehen. Hauptakteure sind dabei einzelne Wissenschaftler oder Disputanten auf der einen Seite und Organisationen, öffentlich Beauftragte und Ideologen auf der anderen.
Vielleicht noch in Erinnerung ist der Fall Tim Hunt aus dem Sommer 2015. Der englische Nobelpreisträger und Professor hatte während eines Vortrages im Ausland einen Scherz gemacht, der, so man die ganze Rede zur Verfügung hatte als solcher klar erkennbar und konträr zu seiner ebenfalls dort geäußerten Meinung stand. Ein wenig sarkastischer Humor eben. In der Folge entlud sich erst ein sog. shitstorm und anschließend die political correctness, die dafür sorgte, dass er ohne sich äußern zu können seinen Lehrstuhl verlor.
Nun ist das kein wissenschaftlicher Beitrag an sich - allerdings gehörte er zu einem.
Wesentlich fundierter ging es an der California State University Los Angeles zu (kurz CSULA), im Februar diesen Jahres. Dort wurde Ben Shapiro, ein liberaler Kommentator und politischer Redner eingeladen einen Vortrag mit dem Titel "Wenn Diversität zum Problem wird" zu halten. Daraufhin starteten verschiedene Studentenbewegungen Druck auszuüben, diese Rede nicht stattfinden zu lassen. Der Universitätspräsident gab diesem Druck teilweise nach, sagte die Veranstaltung ab um einen neuen Termin mit Rednern unterschiedlicher Meinung anzusetzen.
Die Young America's Foundation unterstützte den darüber ungehaltenen Shapiro, der trotzdem anreiste und mit Einwilligung des Präsidenten doch seine Rede hielt. Allerdings benötigte er, aufgrund von Drohungen und einem sehr "handfesten" Protest, der ihm und allen Zuhörern den Zutritt verwehrte Polizeischutz. Seine Zuschauer mussten über einen Hintereingang eingelassen werden, nachdem viele massiv angegangen worden waren und kaum jemandem der reguläre Eintritt gelang.
Hier mal ein paar Videos dazu:






Man muss sie sich nicht in voller Länge ansehen um zu erkennen, dass die Eskalation auf der Tür steht und auf eine falsche Reaktion derjenigen wartet, die dort ihre Grundrechte verwehrt bekommen. Die Blockierer sind offensichtlich aggressiv und es kam bereits zum Ruf nach "Muskeln".
Wer des Englischen mächtig ist, der kann sich die volle Rede ansehen. Aber: als die Protestierenden mitbekamen, dass sie die Rede nicht durch Blockaden verhindern konnten, zogen sie den Feueralarm.
Es ist scheinbar der anwesenden Polizei zu verdanken, dass keine Gebäuderäumung erfolgte, wie es sonst in diesem Falle notwendig geworden wäre - auch bei offensichtlichem Falschalarm.

Der "Ruf nach ein paar Muskeln" erfolgte sogar durch eine Dozentin der University of Missouri. Diese hatte sich einem Protest von Studenten angeschlossen, die für die Entlassung eines angeblich rassistischen Dekans einen Teil des Campus besetzten und zur "Safe Space" erklärten. Ein studentischer Reporter wollte dies aufnehmen und von seinem Grundrecht gebrauch machen. Die Aufforderung zu gehen verneinte er, woraufhin besagte Lehrkraft rief "ich brauche hier ein paar Muskeln. Der will nicht gehen". Die Frau ist nach erster Nichtreaktion, dann zeitweiser bezahlter Beurlaubung, Verurteilung von einem regulären Gericht und mehreren Protestschreiben entlassen worden.
Der Dekan allerdings auch.

Randbemerkung: wer mit dem Begriff Safe Space nichts anfangen kann, hat eine wirklich lange Erklärung eines völlig bescheuerten Systems vor sich, dass mit der Definition von "Microaggressions" beginnt - also dem Gedanken, dass alles vermieden werden muss, was andere beleidigt, verletzt oder angreift - und diese bestimmen, um was es dabei geht.
Die Macher von South Park haben das mal filmisch umgesetzt.
Wer nun glaubt, es sei ein US Problem - mitnichten. Zum einen beachten Sie bitte meinen Eingangs verlinkten Beitrag zur Entwicklung und Atmosphäre hier in Deutschland - und dabei bin ich noch gar nicht auf kontroverse Themen wie Klimaentwicklung, Energiegewinnung und Außenpolitik eingangen.
Zum anderen passiert dies auch in Europa, allen voran in England, dem Land, das die gepflegte Debatte eigentlich tief in seiner Kultur verankert hat. Wer sich die gepflegten Beleidigungen unter reger Publikumsteilnahme im Unterhaus einmal angesehen hat weiß, was ich meine.
Aber Vortrags- und Diskussionspodien sind an den englischen Unis uralte Tradition - und werden mehr und mehr von Studenten und Organisationen niedergemacht. Auch hier wurden schon verschiedene Redner zum Anlaß für massive, bedrohliche Proteste genommen die oft genug ein Einknicken der Unis zur Folge hatte.
So hatte die eigentlich stark links stehende Komikerin Kate Smurthwaite einen "Gig", einen Auftritt an der University of London - aber weil sie eine andere Meinung als diverse Vertreter des Studententums zum Thema "sex worker"hat, wurde eine Abstimmung gehalten, ob dieser Auftritt zugelassen würde. Zwar ging die Abstimmung deutlich zu ihren Gunsten aus (70 zu 30), aber die Verlierer zeigten sich als schlechte ihrer Art und so wurde die Veranstaltung schließlich aus Sicherheitsbedenken abgesagt.
 Der auch hierzulande berühmte Biologe und Religionsgegner Richard Dawkins wurde zu seinem eigenen Entsetzen ein weiteres Opfer. Er beging den Fehler, einen kleinen animierten Komik lustig zu finden. Dieser zeigte zwei Figuren im Duett - eine Feministin und einen Islamisten, die über ihre Gemeinsamkeiten ein Lied trällerten. Die Feministin war dabei einer real existierenden Frau nachempfunden, die durch ihr extrem feindseeliges Auftreten, ihre Äußerungen und ihr dabei einprägsames Äußeres zum internet meme wurde

Seine Belustigung twitterte er. Dieser Fehler zog diverse Feministinnen an, die ihn harsch angingen und ihm u.a. vorhielten, die Frau würde Drohungen erhalten (was stimmt - aufgrund ihrer eigenen Aggression erhielt sie diverse Drohungen doch nicht mehr als nahezu alle in der Öffentlichkeit stehenden Personen, erst recht Ali oder Dawkins) und nun versteckt leben - was nicht stimmt.
Dawkins entschuldigte sich auf der Basis dieser Informationen und löschte seinen tweet - und damit ging es erst richtig los. Am Ende wurde er von einer atheistischen Veranstaltung in den USA ausgeladen, zu der er als Redner geladen war. Die Begründung: man könne keinen so frauenfeindlichen, wenigstens aber anti-feministischen Redner zulassen. Dawkins zeigte bei der Genesung bei dem zeitlich darauffolgenden Schlaganfall in einem Podcast seine Enttäuschung über seine "eigenen Leute". Er betrachtet sich selbst als Feministen.

Sein Gegenstück ist wohl Milo Yiannopoulos, ein Journalist der massgeblich für eine Debatte mitverantwortlich ist, die sich "Gamergate" nennt. Dabei ging es um Feministinnen, die mit Hilfe persönlicher Beziehungen in den Reihen der Spiele-Journalisten ihre Agenda und die von ihnen entwickelten Spiele versuchten besser bewerten zu lassen und damit besser zu verkaufen.
Nachdem dies ans Licht kam, verabredeten sich verschiedene Zeitschriften- und Onlineredakteure, um gemeinsam gegen die aufbegehrende community anzuschreiben. Die Verabredung dazu wurde von Milo Yiannopoulos veröffentlicht.
Seitdem berichtet und tourt er mit Blick auf den Feminismus der "3. Generation" und bekommt dafür einiges an Gegenwind. Diverse Veranstaltungen wurden abgesagt, boykottiert und zweimal wurden sie wegen ernster Bombendrohungen abgesagt. Das der Feminismus keineswegs zimperlich vorgeht, hatten letztes Jahr auch die Teilnehmer einer Männerrechtsorganisation erleben dürfen, deren Veranstaltungsort aus Sicherheitsbedenken absagte und der neue Ort einen Mehraufwand von zehntausenden Dollarn forderte, bevor er stattfinden durfte. Geplant war u.a. darüber zu reden, warum Männer so viel häufiger am Arbeitsplatz Unfällen erliegen als Frauen, warum Männer früher sterben, warum männliche Kinder öfter erkranken, usw. usf.


Ähnliches gilt auch für die US Unis. Die Ehrung und Rede Ayaan Hirsi Ali in Yale 2014 ist dafür ein herovragendes Beispiel. Diese Frau, die sich seit vielen Jahren heftig angefeindet UND gleichzeitig durch radikale Muslime ständig an Leib und Leben bedroht für die Rechte muslimischer Frauen und Andersgläubiger einsetzt, wurde von über 30 Organisationen angegangen. Zwar konnte sie am Ende, nach einer sehr kontroversen und teilweise unsachlichen Debatte doch ihre Rede halten, aber die Entscheidung war knapp und allein der Tatsache geschuldet, dass eine Person nicht einknickte. Selbst die atheistische Yale-Gesellschaft wollte Ali von ihrer Rede abhalten - mit Berufung auf "Diversität". Ali ist eine schwarze Somalierin, (ehemalige) Muslima und steht unter konstanter Todesdrohung....

Umgekehrt haben es sich Mitglieder der Black Lives Matter Bewegung nicht nur angewöhnt, zu blockieren und zu eskalieren, sondern auch eine Art Inquisition einzurichten. So stürmten sie eine Uni-Bibliothek, beschimpften alle Weißen im Raum, zerrten ein junges Mädchen durch die Gegend und befragten jeden aufdringlich ob "Black lives matters".


Man merkt, ich könnte stundenlang so weiter schreiben (und war auch kurz davor), aber ich denke, es wurde deutlich, in welche Richtung die Reise geht, aus welcher Richtung die Meinungs- und Äußerungsfreiheit in Abrede gestellt wird. Es sind vor allem Bewegungen wie "Besorgte Studenten", "Black Live Matters", "Feministen", "AntiFa" und ähnliche Kreise, die sich positive Dinge auf die Fahnen schreiben, um dann völlig überzogene Behauptungen auszugeben und selbst bis zur Gewalt zu gehen.
Vielleicht glaubt man, gerade anhand des genannten Kreises nicht, dass dies für Deutschland irgendeine Relevanz hätte. Leider doch.
Angefangen mit den Paralellen in der Politik, wo sich die AfD immer wieder neue Veranstaltungsorte suchen muss und die Teilnehmer dringend Polizeischutz benötigen, über Familienrechtlerinnen wie Frau Kelle, die sich immer wieder massiven Störungen und Drohungen gegenüber sieht, hin zu Wissenschaftlern wie den Eingangs verlinkten Forschern oder jüngst einem Biologen, der zwar als Redner eingeladen wird, wenn er über die wissenschaftlich nicht haltbaren Behauptungen der Kreationisten reden soll, aber wenn er über die gleichermaßen wissenschaftlich nicht zu haltenden Pseudo-Argumente der Genderisten spricht sich sofort disqualifiziert.
Während immer weiter Stellen für Geschichtswissenschaften u.ä. abgebaut werden, blühen die Genderprofessuren - ohne an diese die üblichen Maßstäbe anzulegen.
Die freiwillige Gleichberichterstattung (oder besser "Nichtberichterstattung") unserer Medienwelt fällt ebenfalls darunter.
Israelboykotte, Rauswurfforderungen und Umsetzungen (bspw. ein Busfahrer wegen Tragens einer bestimmten, von Rechtsradikalen verehrten Kleidermarke) usw. usf.
Fundamente unserer Gesellschaft, die Unschuldsvermutung, die Versammlungsfreiheit, die Meinungsfreiheit, die Freiheit von Forschung und Wirtschaft sind am zerbröseln. Auch dies ist ein Grund, warum unsere Gesellschaft die Herausforderungen unserer Zeit, vom Terrorismus über Einwanderung bis hin zur Demographie nicht in den Griff bekommt und bekommen kann.


Es sind erstaunlicherweise genau jene Kreise, die ausschließen, die gegenteilige Meinungen dämonisieren und zum schweigen bringen, die Sprache benutzen, welche die Menschlichkeit ihrer jeweiligen Kontrahenten völlig abspricht, die sich hier stark machen.
Bei uns gerne mit unter die nicht ganz passende Bezeichnung "Gutmenschen" gepackt, gibt es im anglo-amerikanischen Raum den Begriff des SJW, des "social justice warriors".
Falls Sie sich, werter Leser, einmal berufen fühlen, "der weiße Ritter" in einer Sache zu sein - prüfen Sie bitte Ihr Anliegen. Geht es wirklich um etwas? Lässt es sich nicht besser in einer Schlacht der Argumente austragen als in Protest und Boykott?



P.S. Gut passt ein aktueller Skandal. Erdogan regt sich über ein Satirevideo des NDR auf, macht einen diplomatischen Zwischenfall daraus und versucht in unsere Medienfreiheit einzugreifen.
Mit diesem Machthaber und seinem Land hat unsere Regierung gerade einen extrem teuren und fragwürdigen Deal abgeschlossen, auf der Strasse einer deutschen Großstadt eskalierte eine türkische Demo der Grauen Wölfe - und nichts kommt von der Seite unserer Politik. Kein aufrechtes dagegenhalten und verweisen auf europäisches Recht und unsere Sitte - welche die Türkei angeblich ebenfalls anstrebte um Mitglied zu werden. Und unsere Medienschaffenden sind schon dabei, die Randbereiche ins Scheinwerferlicht zu räumen. Sieht einfach besser aus... Danke und tschüß, Pressefreiheit. Das scheint ein altersbedingter Tod zu sein...

Dienstag, 29. März 2016

Gewalt und Liebe

Pieter Bruegels "Sturz der rebellierenden Engel"
Ob der Leiter der katholischen Bischofskonferenz oder die ehemalige Präses der evangelischen Kirche, ob Grüne Jugendchefin oder integrationspolitische Sprecher - sie alle verweisen darauf, dass wir den Terroristen, ihren An- und Bewerbern mit Liebe entgegentreten sollten. Feindesliebe als Gebot der Stunde.
Liebe und Gewalt stehen aber ohnehin in vielfältiger Beziehung. Manche Menschen ertragen aus Liebe Gewalt. Natürlich allen voran Jesus und die Märtyrer, die aus Liebe zu Gott, der Kirche, den Menschen oder allgemein ihrer Religion durch Qualen bis in den Tod gehen. Oder Opfer häuslicher Gewalt, die aus Liebe immer wieder Glauben, dass ihr Mann, Freund, Ehefrau oder Freundin diesmal wirklich bereut und sich ändert. Oder das die Eltern aus Liebe zugeschlagen haben.

Und auch hier kann man, wenn auch aus unserer heutigen Sicht schwerer verständlich, Liebe und Gewalt Hand in Hand sehen - wenn Eltern versuch(t)en ihre Kinder zu erziehen, auf die Welt vorzubereiten, ihnen Regeln beizubringen und dabei auch zu Körperstrafen greifen. "Das tut mir mehr weh als Dir" mag zwar eine Phrase sein - aber ein Kern ist bei manchem wohl drin.

Nicht zu vergessen, die sexualisierte Gewalt. Die SadoMaso-Anhänger, die "Fesselspiel"-Shade-of-Grey-Fans und leider auch die Vergewaltiger, kindesmissbrauchenden Perversen und was es da noch so alles gibt, denen Gewalt die Liebe in der Sexualität ersetzt.

Natürlich sind dies nicht die Formen, die Marx oder Käßmann meinen. Sie meinen die besagte Feindesliebe. Einem Hassenden mit Liebe und offenem Herzen begegnen und ihn so entwaffnen.
Das Konzept ist toll. Und es mag manches Mal funktionieren. Ein Feind, der in den Krieg zieht, weil er muss. Ein Feind, der sich ergeben hat und auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist. Ein Feind, der glaubt, gegen das Böse, gegen grausame und herzlose Gegner zu ziehen.
Ja, auch ein Individuum, dass sich gegen alles stellt, weil es keine Liebe kennt kann durch die Liebe umgestimmt werden. All das ist vorstellbar.

Aber es gibt auch in der christlichen Religion die Einsicht, dass mitunter ein Kampf nicht zu vermeiden ist. Wie wir als Sieger die Sache dann beenden, das hängt von unseren Überzeugungen und vom Verhalten der Gegner ab.
Die Forderung den Terroristen mit Liebe entgegen zu treten ist an Schwachsinnigkeit, an Selbstaufgabe und -verleugnung völlig daneben und zeugt in meinen Augen von Geistesschwäche und einer einseitigen Theologie, die nie in der Realität ankam. Sätze und Forderungen von Menschen, denen noch nie ein Messer an den Hals gehalten wurde, deren Kinder nicht auf einem Spielplatz in die Luft gesprengt, deren Hund nicht als Warnung geköpft und sein Haupt an die Eingangstür genagelt wurde. Deren Nachbarn nicht vergewaltigt und zerstückelt, die Tochter nicht entführt, zwangsislamisiert und durch Vergewaltigung geschwängert wurde.
Es ist diesen Opfern von Gewalt und Terror gegenüber eine Ungerechtigkeit die sich kaum beschreiben lässt, wenn Menschen behaupten, durch Liebe könne man diese Gewalt aufhalten oder gar besiegen. Die Täter bekehren. Sie reiht sich ein in das merkelsche Geseiere, man müsse nur mehr in die Kirche gehen, um eine Islamisierung zu stoppen.

Schuster bleib bei deinen Leisten - diesen Spruch sollten sich auch diejenigen zu Herzen nehmen, die eine Strategie vorschlagen wollen, ohne auch nur die leiseste Vorstellung zu haben, wie es im Krieg, im Kampf, ja während eines Anschlages zugeht.
Zur Erinnerung (die folgenden Videos sind nicht für Kinder geeignet): Gnade ist in den Augen der islamischen Terroristen eine Schwäche, die es zu bestrafen gilt.

Tamara Fogel ist heute 17 Jahre alt. Frau Käßmann, Herr (!) Marx, reisen Sie nach Israel und sprechen Sie mit ihr. Erzählen Sie ihr, von Ihrer tollen Idee. Und dann sehen Sie sich die Bilder an, hören Sie sich die Berichte der Polizei und des Mädchens an. Sprechen Sie mit den durch EU Fördergelder und den "Märtyergaben" der palästinensischen Behörden weiterhin unterstützten Mördern. Ich kann nur hoffen, dass Sie dann begreifen, dass so manches Böse nicht mit Liebe geändert werden kann sondern nur zum eigenen Schutz bekämpft.
Michael besiegt Luzifer, Luca Giordano

Montag, 28. März 2016

Journalisten von zeitversetzten Verlusten überrascht

Es gibt so ein paar Dinge, an die man sich so sehr gewöhnt hat, dass nicht mehr darüber nachgedacht wird. Dazu gehört bspw. das technische Überlegenheitsgefühl. Was können wir nicht alles, was haben wir nicht alles, was haben wir nicht alles erreicht. Wir. Naja, eigentlich nicht wir, sondern einzelne Personen die oft aus bestimmten Berufsgruppen stammen. Penicilin? Ein Bakteriologe bzw. Mediziner. Der erste Computer? Ein Ingenieur usw. Machen Sie mal den Selbsttest - könnten Sie die Gegenstände, die Sie täglich nutzen, also Handy, Ofen, Mikrowelle, Auto, S-Bahn, Sicherungskasten (ja, den brauchen Sie täglich) selbst bauen und reparieren? Ich persönlich verstehe bis heute nicht, warum ich auf einer Seite in eine nicht gespannte Schnur hineinreden kann und hunderte von km entfernt versteht ein anderer Mensch nicht nur jedes Wort sondern auch den Klang meiner Stimme und der Emotionen darin.
 Weniger technisch ist aber der Zusammenhang zwischen Leben und Tod. So sind die Meldungen über Opferzahlen kurz nach den jeweiligen Anschlägen lediglich Aufnahmen des Momentes. Als nach dem Novemberanschlag in Paris hunderte von Menschen verletzt eingeliefert wurden, bemühten sich die offiziellen Stellen und Medien die Zahl der Toten nicht zu dramatisieren. Sachlich und ruhig wurde berichtet, dass die meisten Opfer in der Musikhalle Bataclan gestorben seien, hingerichtet. Auf den Strassen war ein Fluchtversuch drin, und darum die fatalen Zahlen weit geringer... Insgesamt also 130 wurden umgebracht und 352 verletzt. Was allerdings nicht kolportiert wurde, war, dass von den Verletzten viele lebensgefährlich verletzt waren und die moderne, für uns alltäglich gewordene Medizin sie nicht aufgab. Die Ärzte kämpften. Wie viele Opfer dann aber an den Folgen starben oder ob tatsächlich alle 92 schwer Verletzten schon wenige Tage völlig außer Gefahr waren - ich habe keine Informationen darüber gefunden.

Und so ist das Erstaunen des FAZ Artikels über die gestiegene Opferzahl von Brüssel eigentlich eine Selbstentblößung. Vier weitere Opfer der Schrapnellbomben sind im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen erlegen.
Denn bei aller Berichterstattung haben sie es nicht verstanden: das Leid, das der Terror bringt, ist nicht die nur die Angst vor weiteren Anschlägen und vor allem einer Überreaktion von Staat oder Gesellschaft. Es ist ein sehr direktes Leid. Verletzungen wie im Krieg. Waffen die darauf ausgelegt sind, größtmöglichen Schaden, größtmögliches Leid zu verursachen und Tod zu verstreuen. Wer eine Bombe mit keinen Metallteilen bestückt, damit diese in alle Richtungen verteilt werden und Menschen hunderte kleiner und großer Verletzungen beibringen, die alle schrecklich sind, der will damit genau dieses Böse erreichen.
Und so gut unsere Technik ist - sie kann vielleicht verhindern, dass die meisten Verkehrsunfälle tödliche Folgen haben - aber vor diesen Waffen muss sie dennoch viel häufiger als bekannt selbst aufgeben.
Wenn also die Stimmen unserer Gesellschaft schon am Abend nach der Tat vor "Aufgabe der Freiheit" warnten und andere die Anschläge kleinredeten indem sie vor dem "Nutzen der Populisten" warnten - dann quälten sich und starben zu diesem Zeitpunkt in den Krankenhäuser immer noch Opfer genau dieses "Einzelfalles". Und es wäre verdammte Journalistenpflicht gewesen, es nicht bei einer Zahl zu belassen, sondern dran zu bleiben und die Opfer zu ehren.

Und wo wir bei Opfer ehren sind: das gilt für die Anschläge in Nigeria, Somalia, Jemen und natürlich auch für Lahore in Pakistan. Es ist peinlich, dass jede größere Zeitung in regelrechten Serien über eine deutsche Partei und ihre Mitglieder berichtet, jedes noch so unwichtige Detail, jede noch so nebensächliche Kontrastimme in eigenen Artikeln umsetzt - aber ein gezielter Anschlag eines muslimischen Religionslehrers in einer der Terrorbrutstätten der Welt auf einen Kinderspielplatz auf dem vornehmlich Kinder und Mütter der in Pakistan stark verfolgten und diskriminierten Minderheit der Christen mit jeweils einem kleinen Seitenartikel zu bedenken - unmittelbar nach der Kreuzigung eines katholischen Priesters, der Ermordung von Nonnen, Pflegern und Altersschwachen die samt und sonders nicht mal eine Meldung wert waren, das ist so erbärmlich, wie es nur geht.
Unsere Medienlandschaft ist zur reinen Interessensvertretung verkommen, die sachliche und informative Berichterstattung ist nicht mal mehr Ansatzweise als Ziel zu erkennen.

Das machte auch Frau Misoga aus den Tagesthemen in einem Brief an Herrn Broder deutlich. Dieser hatte nachgefragt, wieso sie es für nötig erachtete, die AfD als "selbsternannte Alternative" zu bezeichnen - immerhin sei jede Namensgebung der Parteien selbst gewählt. Gerade unter konservativen Christen steht das C der CDU ja ebenfalls stark zur Debatte...
Ihre Antwort sagt alles über ihren Journalismus, über die Qualität der öffentlichen Berichterstattung, was man wissen muss.
Habe den Namen der Partei in diesem Fall buchstäblich wörtlich genommen, da es in dem folgenden Filmbeitrag darum gehen sollte, welche politischen ALTERNATIVEN die Alternative für Deutschland in ihrem Programm entwirft. Zu verspielt für Sie? Ich fand´s ganz gut.

Liebe Leser, wollen Sie sich informieren, was in der Welt und vor allem in der deutschen Politik vor sich geht? Tun Sie sich einen Gefallen. Hören Sie Feindsender. Welche das sind? Erschließen Sie das bitte selbst. Immerhin war seinerzeit ja auch das hören der BBC mit den Volksempfängern verboten.

Sonntag, 27. März 2016

Märchen auf brutal?

Momentan ist wieder "schlechte Witzewoche" bei der FAz ausgebrochen.
Nachdem ich mich heute, nach zweitägiger Nachrichtenabstinenz durch sage und schreibe 5 AfD-Artikel auf der Startseite kämpfen musste, die alle natürlich nur Schlimmes und Schlechtes zu vermelden hatten ("1% weniger Zustimmung", "NPD Chef gratuliert Vorstand" usw.), stieß ich darunter auf eine Lage nicht minder lächerlicher Artikel, von denen ich mir noch einige antat, bevor ich es für diese Tage aufgab.
Weil aber zwei davon wieder bemerkenswert mies sind, widme ich ihnen die nächsten beiden Beiträge.


Hier also der erste:

Es war einmal ein Mädchen, das hatte von seiner Mutter einen Korb bekommen, in dem neben allerlei Leckereien auch eine Flasche Wein lag. Diesen Korb sollte sie der alten Großmutter tief im Wald mitgeben.
Der Umstand, dass das kleine Kind alleine durch einen Wald geschickt wurde und dabei Alkohol mit sich führte ist dabei rein positiv zu bewerten und nicht als Missachtung oder gar Gefährdung des Kindeswohles.
Jedenfalls stieß es auf einen Wolf. Aber die Wölfe in diesem Wald waren alles Veganer und so unterhielten sich das Kind und der Wolf eine Weile über die herrschende Geschlechterungerechtigkeit. Dann trennten sich ihre Wege, das Kind verbrachte noch etwas Zeit in ihrem "safe space", in welchem sie sich selbst ein wenig mehr positives Lebensgefühl entgegenbringen konnte und lief dann zur Großmutter. Die untersuchte gerade den dort untergekommenen Wolf freundlicherweise von innen auf möglichen Darmkrebs - natürlich völlig ohne dabei Schaden von den Magensäuren zu nehmen oder sich gar an den Zähnen selbst zu verletzen. Dabei wollte das Mädchen helfen und sprang ihr fluchs hinterher.
Ein vorbeikommender Tiermörder verstand die Situation falsch und stach den armen, wehrlosen und völlig friedlichen Wolf nieder, schlitzte ihn auf und verhinderte so die Arbeit der Beiden.
Ende.

So jedenfalls scheint sich das Märchen vom Rotkäppchen abgespielt zu haben, wenn man einen Artikel über die Neuschöpfung einer Autorin glaubt, welche ihre Version auf den Seiten der NRA, der bekanntesten US Waffenbesitzerorganisation, veröffentlicht.
Das geht natürlich gar nicht, und um das zu verdeutlichen wird der ohnehin schon genüßlich zelebrierte Vorfall von letzter Woche nochmal hochgeholt, bei dem eine Mutter eine durchgeladene Waffe in Reichweite ihres vierjährigen Sohnes auf dem Rücksitz hatte liegen lassen, der sie damit prompt anschoß - ausgerechnet als Waffenrechtsverstreterin. Was war das für eine hämische Freude - Mitleid suchte man jedenfalls in den Artikeln über die "Waffennärrin" ebenso vergebens, wie nun bei der thematisch völlig unbezogenen Bemerkung zu den neuen Märchen.
Bleiben wir also beim Märchen selbst. Natürlich findet sich im Artikel ein Link über "Lewis Hamilton", der, bis auf den gleichlautenden Nachnamen nichts mit der Sache zu tun hat. Und natürlich am Ende der Link zu besagtem Vorfall.
Also bitte sehr: Das Märchen vom Rötkäppchen und dem Großen Bösen Wolf (ja, ein Eigenname...).
Natürlich auf englisch. Und weil mir alles zu übersetzen zu viel Zeit benötigt:
Rotkäppchen trägt ein Gewehr mit sich, um sich im Wald zur Wehr zu setzen, falls etwas passiert. Sie spricht gar nicht mit dem Wolf, den mit Fremden redet man nicht. Als er sich ihr trotzdem nähert, nimmt sie die Waffe demonstrativ herunter - mehr nicht.
Der Wolf nutzt seine Schnelligkeit, um, wie im Original, vorher bei der Großmutter zu sein und sich dort zutritt zum Haus der Überraschten zu verschaffen. Diese läßt jene bekannten "warum hast du so große...." Zeilen hören und weicht vor dem Wolf zurück. Und gerade als dieser ansetzt, sie zu fressen, hat sie ihre Flinte erreicht und richtet sie auf ihn. Gemeinsam mit der Enkelin verschnüren sie den Wolf und übergeben ihn einem Jäger.

Es wurde in der Neuversion wesentlich weniger Gewalt ausgeübt, als im "Original" der Gebrüder Grimm von 1812. Der Wolf musste nicht "aufgeschnitten, gefüllt und getötet werden" - etwas, dass sich im Original dann noch einmal wiederholt.
Wer sich mit den Märchen jemals beschäftigt hat, wird nicht überrascht sein, darin viel Gewalt und Sexualität vorzufinden. Und die verschiedensten Versionen und Interpretationen. So hat auch das grimmsche Rotkäppchen Vorfahren, und diese haben kein gutes Ende. Denn anders als dem auf "Happy End" verdrehten Märchen ist es in den übrigen Versionen weder Großmutter noch dem Kind gegönnt das Gefressenwerden zu überleben - und die urpsprünglichen Erfinder ließen den Wolf auch nicht so tief schlafen, dass er eine Operation verpasst oder vom Gewicht seines Buches "zu Tode stürzt".
Aber selbst der 1812 Version ist eines mit der neuesten Fassung gemein: Schusswaffen sind es, welche der einzige verlässliche Schutz sind. Denn der Wolf des Originals flieht einzig vor dem Jäger, der Neufassung auch vor allen anderen mit solchen Dingen.

All das spielt bei der Betrachtung der Neuschöpfung bei keinem deutschen Journalisten eine Rolle. Nicht die berichtigte Verhaltensweise des naiven Kindes (nicht mit Fremden sprechen), nicht das verantwortungsvolle und besonnene Verhalten beider weiblicher Hauptcharakter (keine "ballert" rum, nicht einen Schuss, selbst angesichts von Lebensgefahr) und auch die brutale, heimtükische Selbstjustiz der Märchen bleibt aus (der Gefangene wird den Zuständigen übergeben).
Es spricht Bände über den mangelnden kritischen Geist, dass ein Journalist sich eher über eine abschreckende Geste mit einer Schusswaffe erregt, als über ein Märchen, in dem die Befreiten den Wolf nicht einen schnellen Tod geben, sondern ihn erst noch foltern.


Natürlich kann man der NRA vorwerfen: Waffen gehören nicht in Kinderhände. Aber das würde beweisen, dass man sich mit der NRA nicht beschäftigt. Denn der verantwortungsvolle Umgang mit Schusswaffen - allen voran eben der durch Erwachsene, die ja einzig legal eine solche besitzen dürfen, ist eines der Hauptanliegen der NRA, wofür ein großer Teil der PR Gelder in Wirklichkeit rausgeht - in etwa so viel, wie für den Erhalt des zweiten Zusatzes der Verfassung - wofür man sie so hasst.
Ich hatte an anderer Stelle bereits das Zeichentrickvideo mit dem Adler Eddie verlinkt, der kleinen Kindern altersgerecht beibringt: "wenn ihr eine Waffe findet, nicht anfassen, lauft weg und berichtet es einem Erwachsenen".
Und nicht erst seit kurzem - seit den 80ern.
Wenn also unsere (oder die US Medienwelt) behauptet, die NRA fordert Kinderbewaffnung oder fördere die Unfallraten - eben nicht. Safety courses, bezahlbare, sichere Verstaumöglichkeiten usw. sind alle Teil des NRA Programmes und Forderungspaketes - inklusive entsprechender Gesetze.

Schade - differenzierte Berichterstattun ist schlicht nicht möglich, wenn man nicht recherchiert.

Karfreitag und die Osternacht

Es ist mir sicher mitunter anzumerken - ich bin erst seit einigen Jahren wieder "im Schoß der Kirche" angekommen, wie man es metaphorisch auszudrücken pflegt. Zwar war ich nie ausgetreten, aber aus einem nicht sehr religiösen Elternhaus stammend, welches sich nach der Kommunion als "theologisch entlastet" ansah, hatte ich nie einen Ansprechpartner. Die einzige Religiöse in meiner Familie wurde als exzentrisch betrachtet. Das färbte ab, und dazu die allgegenwärtigen "Informationen" rund um "Verbrechen der Kirche", "Märchengeschichten" und "Heuchelei".

Studium und allerhand persönlicher Erlebnisse brachten mich erst wieder auf einen anderen Weg.
Daraus resultierend bin ich in vielen Dingen des "Messalltages" bis heute in vielem recht unsicher, orientiere mich sehr an anderen Kirchgängern und bin über manche Entwicklung der letzten Jahrzehnte immer wieder erstaunt.

Dieses Jahr hatte ich die große Freude, dass eine Freundin, mehr schon ein Teil der Familie, sich Taufen lassen wollte. Also sind wir nicht in unserer gewohnten Nische, mit meinem Beichtvater und sehr verehrten Pater als Priester zur Messe gegangen, sondern in eine andere Kirche unserer Gemeinde - wie so oft in Deutschland sind wir zusammengefasst.
Diesen Priester kannte ich schon, wie gesagt, zusammengefasst. Wenn er die Messe hält, habe ich keine hohen Erwartungen an das, was bei mir ankommt und belasse es dabei, dies als Dienst anzusehen.
Zu Ostern, gerade zu diesem, habe ich aber mehr erwartet und der Herr hat mehr verdient.

Das klingt harsch, gemeint ist es nicht böse. Aber wenn dutzende von Menschen in der Kirche darauf warten geleitet zu werden, ein Vorbild zu sehen und ihm Folgen zu können, dann ist es fatal, wenn der Priester signalisiert: "ich bin mir gar nicht sicher, was ich hier überhaupt mache und was als nächstes kommt". Es ging ja nicht um die Segnung eines Geschirrspülers, sondern die Osternacht. Die Auferstehung. Der Kern. Die Hoffnung und das Licht.
Da standen wir dann am Osterfeuer vor der Kirche - und der Priester musste jeden Satz ablesen - in der Dunkelheit, die auch das keine Feuer in der Feuerschale kaum durchschneiden konnte ein ziemliches Problem - zumal wenn der Wind ständig an den Seiten zerrt.
Das Mikrofon war nicht funktionstüchtig - was man mit einem kurzen Test vorher hätte feststellen und beheben können. Wer nahe stand, konnte damit leben - viele hörten kaum etwas. Als die Prozession in die Kirche einzog, konnten wir lediglich das erste Lumen Christi hören - und daher war die Gemeindeantwort bei den folgenden zwei Rufen so gering und vereinzelt, dass es peinlich wirkte.
Ein paar vom äußeren Erscheinungsbild orientalische junge Männer, die sich zurvor mit versammelt hatten, entschieden sich an dieser Stelle, die Prozession zu verlassen. Es ist nur eine Vermutung meinerseits, dass dies mit der zur Schau gestellten Unsicherheit zu tun hat - aber ich glaube, so falsch liege ich damit nicht.
Um zuvor am Feuer die Symbolik auf der Kerze nachzuzeichnen mussten die Messdiener massiv helfen (die richtigen "Instrumente" wie Nägel und Stift als auch den "Standort" auf der Kerze zu zeigen"), was lange Pausen entstehen ließ, die sich mit der Problematik des Ablesens vermischten und aus dem liturgischen Gesangt ein Holpern und Stottern machte.

So ging es denn auch in der eigentlichen Messe weiter. Unmotiviertes, plump betontes Lesen der Laien - etwas, das man ja bereits gewohnt ist, selbst bei nichtbiblischen Texten, eine sehr "durchgeistigte" Predigte über "das Gute, das bleibt erhalten" mit einem nicht abgeleiteten sondern schlicht behaupteten Schluss. Angesichts eines an Karfreitag gekreuzigten Priesters und diverser Osterübergriffe (auch auf tolerante und mitmenschliche Muslime) die flacheste Wahl und Umsetzung.
Ein Mädchenchor, der eine ganze Reihe von klavierbegleiteter Musik darbot, die sicherlich den modernsten Ansprüchen an eine Messe entspricht - aber so gar nicht feierlich, würdevoll oder einer anderen von mir erwarteten Haltung entsprach.
Auch die Taufe, in einer Nische für die absolute Mehrheit der Anwesenden nicht sicht- oder erlebbar konnte im Ablauf aufgrund langer Pausen im Gesang nicht überzeugen. Mehrfach vermuteten Besucher, die "Antworten" seien bereits dran.
Wir saßen in der ersten Reihe und der Pfarrer war so nett, an der ersten Reihe entlang zu gehen (da die Gemeinde nicht eindeutig erkennen konnte, dass jetzt an der Zeit war, sich einzureihen und eine weitere peinliche Pause entstanden war) - als er aber am Atheisten neben mir vorbei kam, der seine Hände nicht gehoben oder gar entsprechend gehalten hatte, reichte er auch diesem eine Hostie. Auf die ausbleibende Reaktion, schob er die haltende Hand auffordernd in seine Richtung, so dass dieser, wohl mehr aus Reflex als Absicht, mit Daumen und Zeigefinger einer Hand zugriff. Ich wollte gerade vermitteln, da wurde mir bereits meine gereicht und ich stolperte sozusagen durch das Abendmahl. Hinterher erfuhr ich, dass ein Jugendlicher aus der besagten Familie, ebenfalls nicht getauft, auch daran teilgenommen hatte und eine Hostie empfangen - diese aber in sein Taschenbuch gesteckt hatte.

Alles in allem schloß ich die Osternacht mit dem Gefühl, ein spontaner Dankgottesdienst wäre eine bessere Alternative gewesen. Was nicht heißen soll, dass ich die traditionelle Messe, am liebsten die lateinische, nicht bevorzugen würde.
Aber wenn weder Priester noch Gemeinde dahinter stehen, vieles weder verstehen noch wollen, dann wird das halbherzige Umsetzung in meinen Augen zu einer albernen, inhaltsleeren Aufführung.
Vielleicht liege ich da falsch, vielleicht bin ich zu streng, vielleicht fehlt mir Wissen und Verständnis.
 Ich hatte aber weder das Gefühl, Gott gedient, Christus gedacht und gedankt oder einem ordentlichen Ritus beiwohnt zu haben.
Zu Ostern fühlt sich dies sehr falsch an.


Freitag, 25. März 2016

Karfreitag

Gott ist Mensch geworden. Mensch unter Menschen, half er. Als er gefangen genommen, gefoltert und qualvoll getötet wurde, kämpfte er nicht. Er litt und starb für uns.

Aus Dankbarkeit, Mitgefühl, Respekt und vielen anderen Gefühlen, werde ich bis Sonntag morgen hier nichts veröffentlichen.



Ich möchte nur einen Hinweis der Trauer hinzufügen, denn er ist nötig. In unserer schnell vergessenden und vergessen wollenden Zeit empfinde ich es als Pflicht, die ermordeten Nachbarn nicht schon drei Tage nach ihrem Leid diesem Schicksal anheim fallen zu lassen. Der Herr möge es mir nachsehen, dass ich an seinem Leidenstag auch an dieses Leid denke.

Bislang identifizierte Tote:
Fabienne Vansteenkiste
Adelma Tapia Ruiz
Leopold Hecht
Olivier Delespesse
Sascha Pinczowski
Alexander Pinczowski
David Dixon

Requiescat in pace.

Vermisste bzw. noch nicht idenfizierte Personen

Andre Adam
Stephanie Shults
Justin Shults
Loubna Lafquiri
Sabrina Fazal
Johanna Atlegrim
Aline Bastin
Berit Viktorsson
Fabienne Vansteenkiste
Patricia Rizzo
Raghavendra Ganeshan
Bart Migom
Janina Pansewicz
Berit Viktorsson
Liesbet Samyn
Jenny Garcia Scintu Waetzmann
Frank Deng
Yves Cibuabua

Verletzte und bis zur Stunde um ihr Leben kämpfende:
Christopher Delcambe
Karen Northshield
Sebastian Bellin
Danielle Adam
Mason Wells
Richard Norby
Joseph Empey
Fanny Clain
Nidhi Chaphekar
David Crunelle
Lennie Wagemans
Katleen Brusselmans

Keine Öffentlichkeit dem Zentralrat der Muslime und Fr. Gisouf aus dem Bundestag

Es hat sich ja rumgesprochen. Auf die jüngsten Terroranschläge in Brüssel, dem neuesten Blutbad einer langen Serie in Europa, hat Aiman Mazyek, der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime eine Pressemitteilung veröffentlicht. Diese scheint wohl identisch mit der gewesen zu sein, welche der Zentralrat im November nach den Anschlägen von Paris veröffentlichte. Und mit identisch ist gemeint: es wurde nicht einmal der Name des Ortes oder das Datum ausgetauscht.


Cemile Gisouf
Damit ist eine Signalwirkung verbunden. Ironischerweise hält diese Mitteilung in einem Interview mit Cemile Giousouf, derIntegrationsbeauftragten der CDU im Bundestag als Beispiel für den "Aufschrei der Muslime" her. Dieser Aufschrei ist jedoch nicht mehr als ein leises Gähnen der Langeweile, als Mazyek bzw. sein Pressesprecher die Erklärung einfach rüberkopierte und nicht einmal selbst las.
Die darin geäußerte Solidarität, die Trauer, das Mitgefühl werden völlig unglaubwürdig. Heuchelei - so wie es die AfD Vorsitzende den vielen Twitterbildmitfühlern vorwarf. Es geht Mayzek oder dem ZdM nicht um die Opfer, nicht um Frieden, nicht um Sicherheit, nicht um die allgemeine Gesellschaft und Europa. Es geht ihnen einzig und allein um den Islam. Ihren Islam. Das wird durch den Inhalt des zweiten von zwei Absätzen im Schreiben deutlich - auch ohne Wiederholung. Das Schlimme an der Sache, so der Inhalt, ist nicht der Terror, sind nicht die vielen Opfer, sind nicht die Verluste, die Traumata - es ist die "Vereinnahmung des Islam" und die "pseudo-religiösen Begründungen".

Das war auch andernorts so. Nach dem Anschlag auf Charlie Hebdo und den koscheren Supermarkt 2015 in Paris waren es der ZdM aber natürlich vor allem die örtlichen, pariser Verbände, die zur Solidarität mit Muslimen aufriefen - als seien sie und nicht Zeichner und Juden abgeschlachtet worden. Was war wurde irrelevant - was schlimmstenfalls sein könnte wenn man sich darauf konzentrierte was da passierte, das war relevant.
Das Schauspiel wiederholte sich. In Paris wie in Berlin positionierten sich junge Leute mit Schildern wie "ich bin Muslime, umarme mich gegen den Hass" - und die Leute taten dies - als würde es die Ermordeten wiederbeleben, die Verletzten heilen, die Trauernden trösten, den Islam reformieren, die zugrundeliegende Lehre ausradieren.
Was passierte waren umgehend weitere Anschläge und Versuche.

Aber zurück zum Thema. Sehr plump und doch unglaublich (im wahrsten Wortsinn) erfolgreich wird hier die Opferrolle eingenommen, die wirklichen Opfer an den Rand gedrängt und innerhalb eines Tages vergessen gemacht. Es sollte nicht verwundern, wenn dies weitere Ressentiments schafft, statt alte zu überwinden - allerdings nur bei jenen, die sich ansehen, was da passiert und nicht toleranzgeifernd drauflosakzeptieren.

Umso mehr, wenn Pressemeldungen als "Aufschrei" verkauft werden sollen.
Kurz aber noch folgender Vermerk: Frau Gisouf merkt kritisch an, dass die Stellungsnahmen der DITIB wie des ZdM nicht in den ÖR Nachrichten verlesen wurden. Nicht nur, dass dies absolut unüblich ist (auch Stellungnahmen der Kirchen werden idR nicht verlesen, besprochen oder gar erwähnt...), es wäre im Falle des besagten Kopierens wohl auch ein Schuss ins eigene Bein gewesen.
Lieber sollte sie dankbar sein, dass dieser Fehler nicht aufgegriffen wurde - warum auch immer.
Denn Skandale dieser Art, auch wenn es nur ein kleiner ist, SIND Nachrichten.
Gebetsmühlenartige Erklärungen hingegen...

Ein wenig selbstkritisch sollte die junge Frau vielleicht mit "ihrer" Gemeinde umgehen.
Warum kommen diese Reaktionen in der Öffentlichkeit nicht an?
Ich glaube, dass die muslimischen Gemeinden insgesamt noch keine so professionelle Medienarbeit leisten. Auf der anderen Seite ziehen Journalisten eher Experten heran und befragen sie zu den Motiven – auch weil sie nicht wissen, wer eigentlich für die Muslime spricht. Da gibt es auf beiden Seiten noch Luft nach oben.
 Medienarbeit leisten die Verbände ausgesprochen gute. Wie viele Skandale, vom "Schweinefleisch macht schwul" bis zum aktuellen, haben sich muslimische Gemeinden geleistet? Darunter jede Menge radikaler Ereignisse, wie die Scharia-Polizei, Angriffe auf Polizisten oder die Behauptung, ein Architekt hätte Kreuze in den Beton "gefärbt". Und absolut nichts davon bleibt hängen. Das ist erstklassige Öffentlichkeitsarbeit - wenn auch hinter den Türen.
Was die Menschen diese "Schreie" nicht wahrnehmen lässt, ist: es sind keine und wenn sie es wären, wären sie unglaubwürdig.
Nochmal: bei der Berliner "Mahnwache" des Zentralrates hätten Muslime "mit den Füßen demonstrieren" können, wie ernst ihnen die Ablehnung der Gewalt und die Solidarität mit Opfern und Gesellschaft ist. Es kamen aber kaum welche. Aus der Schweigeminute wird eine 10sekündige Redepause. Und der Zentralrat sagte danach nicht: immerhin haben wir versucht ein Zeichen zu setzen - sondern: war eure Idee, also zahlt ihr die Zeche.
Und bei manchem wird das Verhalten vieler Muslime, vor allem von Kindern und Jugendlichen vom letzten Jahr noch in Erinnerung haften. Da wurden die Schweigeminuten für die Opfer in Frankreich an unzähligen Schulen gestört, Lehrer beschimpft, die Täter bejubelt. Und selbst muslimische Polizisten und Soldaten machten da mit.
Und wer könnte die Zehntausenden vergessen, die im Sommer 2014 in den meisten deutschen Großstädten gegen Israel protestieren? Nicht nur zeigten hier fast ausschließlich Muslime wirklich "Solidarität" (mit Hamas und Co.), leider auch Antisemitismus und Vorurteile. Teilweise mittels Polizelautsprechern. Was an Reaktion darauf folgte ist verglichen mit dem, was die AfD oder andere mittlerweile jeden Tag zu spüren bekommen ein Witz. Die Verbände jedenfalls regten keinen Finger um darauf zu reagieren.
Wenn die taz dann ausführlich beschreibt, dass ja immerhin 10.000 Menschen in Berlin zur Mahnwache gekommen seien und man ja nicht wissen könne, wer von ihnen Muslim gewesen sei, dann erwähnt sie dabei nicht die sonst mögliche Mobilität der Muslime, wenn es um Proteste oder Wahlkampf geht.
Frau Gisouf geht sogar so weit zu behaupten, dass Muslime sowas gar nicht kennen würden.

In Deutschland gibt es fast keine Nazi-Demo ohne Gegen-Demo. Bei salafistischen Kundgebungen erlebt man das nicht. Warum ist das so? 
Ich glaube, da gibt es - leider noch - unterschiedliche Traditionen. Auf der einen Seite äußern sich die Muslime gegen Extremismus, aber dass man sich selbstbewusst auf die Straße stellt, ist selten.
Selten und keine Tradition sind für Frau Gisouf die Ausreden. Ich vermute, sie glaubt es. Erdogan-Wahlkampf (der immer auch mit dem Islam argumentiert) bewegt in Deutschland zehntausende - und wären die Hallen größer vermutlich noch mehr. Pro wie Contra.
Wann immer es in der Levante knallt - die Strassen füllen sich.
Als vor acht Jahren der Marokkaner Salih L. zusammen mit Freunden zwei junge, deutsche Männer (mit Migrationshintergrund) berauben will, sticht einer in Notwehr tödlich zu. Der Fall ist von Anfang an klar, die Beweise, die Zeugenaussagen usw. sind wasserdicht.
Tagelang, über Wochen, gehen trotzdem nordafrikanische, palästinensische und türkische Jugendliche
auf die Kalker Strassen und demonstrieren lautstark und unter den sorgenvollen Blicken der Polizei. Sie wollen den "Mörder".

Keine Tradition? Kein Bewusstsein? Keinen Mut zur Demonstration der eigenen Ansichten, der eigenen Haltung?
Und ob. Diese ist nur nicht mit dem identisch, was die viel veröffentlichten Stimmen gerne hätten. Frau Gisouf täte gut daran, keine Entschuldigungen zu suchen. So macht sie nämlich auch den eigentlich unterschreibbaren Teil ihres Interviews unglaubwürdig.

Wenn sich Extremisten auf das Religionsbuch berufen, um Terrorakte zu begehen, dann können es sich die Muslime nicht so leicht machen und sagen, das habe nichts mit ihrer Religion zu tun. (...) Dazu muss man aber auch zugeben: Ja, es hat auch etwas mit dem Islam zu tun.
Allerdings hatte sie dies durch den Kontext ohnehin schon getan.
Die Radikalisierung bis hin zur Vorbereitung so eines Massakers geschieht doch nicht in den Gemeinden, sondern in den dschihadistischen Netzwerken, die Jugendliche über soziale Medien anwerben. Dann werden sie radikalisiert und mit Aufträgen ins Kriegsgebiet oder zu Anschlägen geschickt
(...)
Letztlich wird ihr Buch missbraucht, um Menschen zu töten und Terror zu verbreiten. Man muss ganz selbstbewusst sagen: Die Botschaft des Islam ist eine andere, aber hier werden Botschaften aus dem Kontext gerissen, um Menschen zu radikalisieren.
(....)
 Die Opfer des weltweiten Terrorismus sind ja meist Muslime. An die täglichen Anschlagsmeldungen aus dem Irak, Afghanistan oder Somalia haben wir uns ja fast gewöhnt. Ich weiß nicht, ob es unter den Flüchtlingen Menschen gibt, die so etwas planen. Es wäre auch illusorisch, zu glauben, das seien alles nur Leute, die Gutes wollten. Aber: Die, die Anschläge in Europa verübt haben, waren alle hier sozialisiert. Ebenso, wie die rund 700 Extremisten, die nach Syrien gegangen sind. Viele sind sogar deutschstämmig.


Nicht nur, dass diese Aussagen sich selbst widersprechen und die wirren Gedanken eines noch nicht mal ausgereiften oder fähigen Geistes zu sein scheinen, der wilde Phrasen mischt und wiederholt.
Es ist auch viel Unsinn dabei.
So findet die Radikalisierung sehr wohl auch in den Gemeinden statt. Wer glaubt, dass die muslimischen Gemeinden nicht über die Tendenzen anderer Gemeinden bescheid wissen und sehr wohl mitbekommen, wenn eines ihrer Mitglieder auch dorthin geht oder sich ganz abwendet, dazu aber schweigen, auch den Behörden gegenüber, der hat wirklich noch in irgendeinem Gemeindewesen hingehört.

Wenn sie zum einen sagt, man muss zugeben, dass dies sehr wohl etwas mit dem Islam zu tun hat, um dann zu wiederholen, dass der Islam missbraucht wird und gar keine solchen Tendenzen habe - dann müsste ihr selbst auffallen, dass sich dies widerspricht.

Das Thema "meist Muslime als Opfer" hatte ich erst kürzlich ausführlicher besprochen. Dieser Unsinn ist kein Zeichen von Anerkennung, Respekt und Integration sondern von umgekehrtem Rassismus. Das passt auch zu dem Hinweis, dass mancher Dschihadist "deutschstämmig" ist - allerdings zum Islam konvertierte, was sie über der Abstammungslehre die sonst tabu ist, glatt vergisst.
Auch die Tatsache, dass wir bereits wissen, dass einige der Attentäter als Flüchtlinge getarnt waren und sie dies glatt  leugnet bewertet die Rede wie die Frau.
Es wäre daher angebracht, sie würde erst noch ein wenig lernen, lesen und reifen. Vielleicht kann sie sich dann für eine Richtung entscheiden. Aber bitte nicht im Bundestag.


Und weil es sonst keinen mehr zu kümmern scheint, hier ein Hinweis auf die Opfer des Anschlages. Die Liste stammt von dieser Seite und wird bis dato regelmäßig aktualisiert. Es handelt sich lediglich um die bekannten Namen. Die Zahl der unidentifizierten Toten und Verletzten ist bis zur Stunde groß.


Bislang identifizierte Tote:
Fabienne Vansteenkiste
Adelma Tapia Ruiz
Leopold Hecht
Olivier Delespesse

 Requiescat in pace.

Vermisste Personen
David Dixon
Andre Adam
Sascha Pinczowski
Alexander Pinczowski
Stephanie Shults
Justin Shults
Loubna Lafquiri
Sabrina Fazal
Johanna Atlegrim
Aline Bastin
Berit Viktorsson
Fabienne Vansteenkiste
Patricia Rizzo
Raghavendra Ganeshan
Bart Migom
Janina Pansewicz
Berit Viktorsson
Liesbet Samyn
Jenny Garcia Scintu Waetzmann
Frank Deng
Yves Cibuabua

Verletzte und bis zur Stunde um ihr Leben kämpfende:
 Christopher Delcambe
Karen Northshield
Sebastian Bellin
Danielle Adam
Mason Wells
Richard Norby
Joseph Empey
Fanny Clain
Nidhi Chaphekar
David Crunelle
Lennie Wagemans
Katleen Brusselmans


Bislang konnte ich nicht herausfinden, wer die tote Mutter bzw. ihr kleines Kind auf ihrem Körper ist. Falls jemand diese Information findet, bitte mir mitteilen.
Meine Gedanken und Gebete sind mit den Toten, Verletzten, Ringenden und ihren Angehörenden. Ich bete auch, dass sich meine Wut endlich legen möge.


Randnotiz: Obama, der Präsident der in Folge der Massenmörder in den USA mit Wuttränen in den Augen am Pult stärkere Waffenkontrolle forderte, ließ sich von den Anschlagsmeldungen nicht stören und genoß einen Tanzabend, bei dem er selbst u.a. als Tangotänzer in Erscheinung trat.
Mitgefühl ist heute extrem selektiv. Und das meine ich auch als Selbstkritik.

Donnerstag, 24. März 2016

Seht der Realität ins Gesicht

Es ist schon passiert. Man hat es gelesen und gehört, man hat verpixelte Bilder oder Aufnahmen von laufenden Menschen vor Rauch gesehen.
Das kann man kurz besprechen, sich gegen voreilige Schlüsse, Rassismus und Überreaktion aussprechen, darauf beharren die Freiheit nicht einzuschränken und das Leben nicht beeinflußen zu lassen.

Das alles geht, WEIL die Bilder verpixelt sind, WEIL die Presse auswählt, was sie bringt. Mittlerweile wird sie aber "unsensibler", bringt immer drastischeres Material - u.a. auch, weil es immer mehr davon gibt. Und das sie gebracht werden ist gut. So kann man sich nicht flüchten, so kann man sich nicht geistig davonstehlen und so tun, als sei nichts passiert.

Wer mir wirklich erzählen will, dass diese Anschläge nicht so viel Bedeutung, so viel Beachtung und erst recht keine deutlichen Reaktionen verdienen, weil sie doch immer noch so selten sind und in Relation zu andern Ländern oder dem Verkehr so wenige Opfer fordern, der soll dies verdammt noch mal dem Baby erzählen, dass verletzt und verschmiert mit dem Blut seiner Mutter auf ihrer Leiche steht. aus voller Angst, panisch, verstört und voller Schmerz schreit.

Die ganze Geschichte. Seht euch die Bilder an, stellt euch vor, es wäre eure Mutter, eure Schwester eure Tochter die da liegen und auf der Leiche der eigenen Mutter sitzen muss. Und dann wiederholt euer Mantra von dem "halb so schlimm" und "nichts im Vergleich."
Wer das noch fertig bringt, der ist ein Heuchler, wenn er sonst je die Worte Menschlichkeit, Mitgefühl und Menschenrechte in den Mund nimmt.
Ich habe es satt. Ich bin gerade voller Wut, Mitleid, Trauer und vor allem Hass und das ist ein ekelhaftes Gefühl. Mein Lebensmotto, jedem Menschen als Mensch zu begegnen wird auf den Kopf gestellt, weil wir toleranzbesoffen und in unserem "Verständnis", unserer Rücksicht und Selbstkritik nicht in der Lage sind, das Richtige zu tun um Leben zu schützen.
Aus Angst jemandes Gefühle zu verletzen oder Radikalen anderer Richtung in die Hände zu spielen lassen wir, nein, lassen es unsere widerlichen Gutmenschen, unsere pöbelnden "Aufrechten" es zu, dass sich solche Dinge ereignen.

Bitte betet für das Kind, seine Familie, alle übrigen Opfer und ihre Angehörigen. Ich kann es im moment nicht.

Mittwoch, 23. März 2016

Schwanger sein ist nicht lustig - ein Dank aus gegebenem Anlaß

Aus eigener Anschauung kann ich bestätigten, dass viele Schwangere keine Freude an dieser Zeit der Erwartung haben. Die bekannten Dinge wie Übelkeit und erstaunliche Essgewohnheiten sind nur einige wenige Beispiele dessen, was die Frau zu ertragen hat, um ihr Kind auszutragen. Meine Gattin, welche die beste Ehefrau von allen ist (sie liest hier nicht mit, falls dies jemand für Schmeichelei hält), hat ihre ersten Monate der ersten Schwangerschaft über der Toilette oder im Liegestuhl einer Praxis verbracht, wenn sie Glucose aus dem Tropf bekam. Eisenmangel, Krämpfe usw. ließen sie nur noch freundlich lächeln, wenn andere Frauen von der "Wohlfühlphase" sprachen - die sie ja leider nicht hatte.
Man darf nicht schwer heben oder viele Treppen laufen (ein Umstand, der die ganze Familie in "Mitleidenschaft" zieht), und wer es hasst in Wartezimmern zu sitzen oder von einem Arzt intensiv untersucht zu werden.... Dazu die ständige Sorge, ob alles gut geht. Bei mir hat sich in der letzten Schwangerschaft "so Gott will" tief eingeschliffen und auf die Botschaft, dass auch mein zweites Kind ein Mädchen sein wird und die Ärztin regelrecht entschuldigend lächelte entfleuchte mir ein "Gott gegeben".

Und dann ist da noch die Geburt - aber ich versprach meiner Frau nie Frauen, die noch keine Kinder haben davon zu erzählen, denn zu unterschiedlich sind die Erfahrungen - von "ups, das wars schon, kaum was gemerkt" hin zu "nach mehreren Tagen ..." nunja.

Umso dankbarer bin ich allen Frauen, die sich auf dieses Abenteuer einlaßen. Leben zu schenken. Ich mag den Muttertag nicht - aber an den Geburtstagen unserer Kinder gibt es nicht nur Geschenke für die Kleinen, sondern immer auch die Erinnerung und den Dank an die Mamma.
Umso froher stimmte mich die Botschaft, dass die christlichen und kirchlichen Angebote der Schwangerenberatung starken Zulauf verzeichnen, wie die 1000plus Initiative. Diese meldete ein starkes Interesse und einen deutlichen Bedarf an wirklicher Beratung mit Alternativen zur Abtreibung.

Vielen Dank allen Mitarbeitern und vielen Dank allen zukünftigen und gewordenen Müttern für eure Entscheidung zugunsten des Lebens. Es wird nicht alles Sonnenschein, Regenbogeneinhorn und toll - aber jedes Lachen, jedes Ankuscheln ist euer Lohn. Genießt ihn.

"Mehrheit der Terroropfer sind Muslime" und "Minderheit ist radikal"

Es hat wieder eingesetzt. Die Beruhigungslitanei der Politik und Medien. Die Beschwichtigungsrhetorik derjenigen, die Probleme lieber verschweigen und keinreden als sie anzugehen.
Einer der jetzt wieder beliebten Sätze lautet: "Die Mehrheit der Terroropfer sind Muslime". Diese Aussage ist einerseits richtig, die absolute Mehrheit der Anschläge die als Terrorismus wahrgenommen werden tötet oder verletzt Muslime. Angeführt wird dieses Argument aber zum einen, um jede Kritik moralisch in Frage zu stellen. Wie kann man die Opfer anklagen? Haben Sie nicht schon genug mitgemacht? Wie kann man Kritik am Islam üben, wenn Muslime selbst leiden?
Zum anderen aber ist es auch ein moralischer Zeigefinger. Wieso jammert ihr? Die paar Toten Christen sind doch nichts im Vergleich zu dem, was den Muslimen passiert. Terror in Europa ist nichts im Vergleich zu dem, was andernorts passiert.
So richtig die grundlegenden Informationen sind - sie sind nur ein Teil und ändern ihren Charakter, wenn andere dazu kommen.

I. Opferbestimmung

So ist die Frage nach dem warum eigentlich aufdringlich und doch ignoriert. Warum werden vor allem Muslime Opfer?

1. Wer verübt die Anschläge, woher kommen sie? 
Der Terror, der angeblich nichts mit dem Islam zu tun haben soll, findet natürlich dort die meisten Anhänger, wo die meisten Gläubigen seiner Lehre leben. Eurozentrisch berichtet unsere Presse natürlich gerne, wie viele IS-Soldaten aus welchem europäischen Land kommen. Dabei sind Pakistan, Türkei, Tschetschenien, Saudi-Arabien, Indonesien usw. usf. ebenfalls "Soldatenspender" - und das nicht zu knapp.
Im September 2015 wurde geschätzt, das ca. 30 000 Ausländer für den IS kämpfen. Darunter die größten Kontingente kommen aus dem angeblich moderaten Tunesien, Türkei, Marokko, Jordanien usw.
Diese Länder haben alle tausende von Kämpfern an den IS verloren - nicht im Kampf sondern weil diese für ihn zu den Waffen greifen.
Auch die Sympathie und Vehemenz mit der aus unserer Sicht "radikalem Gedankengut" begegnet wird ist bei weitem nicht so niedrig, wie immer behauptet, dazu aber unten mehr.
Das in dieser Atmosphäre, bei dieser Zusammensetzung mehr passiert, dürfte gerade jene nicht überraschen, die bereits die kleinsten erkennbaren Ansätze (zu Recht oder nicht) von Rassismus und Nationalismus als Alarmsignal bezeichnen.
Erschreckend ist dabei die hohe Teilnehmerzahl aus Ländern wie Frankreich, England, Belgien und Russland - in Relation zu den dortigen muslimischen Gemeinden ein dramatisches Warnsignal.

2. Wo passieren diese Anschläge auf Muslime? 
Pakistan, Afghanistan, Indonesien, Somalia, Nigeria, Elfenbeinküste, Mali, Sudan, Türkei usw. Neben dem unter 1. angeführten Bevölkerungskomplex gilt: diese Länder sind, was die innere Sicherheit angeht nicht unbedingt die bestausgerüsteten und bestausgebildeten Nationen. Es ist also leichter, einen Anschlag auszuüben.
Angesichts der hohen Zahl an vereitelter Anschläge in Europa in Relation zur Größe unserer muslimischen Gemeinde stehen wir aber keineswegs so viel besser da, was die Absichten und Versuche angeht. Das dies penetrant verleugnet wird, ist ebenfalls als Absichtserklärung zu lesen.

3. Warum werden sie verübt, was für einen Hintergrund haben sie?
Wer sich wirklich mit dem Islam auseinander setzt, stößt auf zwei Gruppen von "Feinden". Die Andersgläubigen (ihrerseits unterteilt in Schriftgläubige und Ungläubige) und die Kafr, die Ketzer.
Die Kafr werden als die größeren Feinde angesehen, wenn es um das Individuum oder Staatsinterna geht. Sie verstoßen als Muslime gegen den Islam, gegen den Willen Allahs und gegen Mohammeds Offenbarungen. Hier liegt ein Verbrechen vor. Säkulare oder wirklich moderate Muslime zucken mit den Schultern und beziehen sich auf einen Koranvers, in dem die Bestrafung Allah überlassen wird.
Ein sehr großer Teil der Muslime weltweit zählt nicht dazu.
Prägnante Beispiele sind die dauerhaften Konfessionskämpfe. Wie es zwischen Sunniten und Schiiten aussieht, das hat Marco Gallina in seinem Löwenblog vor wenigen Wochen angerissen. Die Ahmadiyya werden gleich von beiden verfolgt und ermordet. Fälle aus Indonesien, in denen sich spontan Mobs zusammenfanden, um Mitglieder dieser Konfession vor den Augen von Polizisten tot zu prügeln und die Leichen durch die Strassen zu schleifen oder sich verteidigende Mitglieder nach erfolgreicher Gegenwehr gegen solch einen Mob auch noch zu langen Haftstrafen verureilt werden, machen hierzulande leider selten die Runde, obwohl die Täter selbst stolz Videos ins Netz laden, welche die Tat zeigen.
Den Ahmadiyyas muss man lassen: sie gehören zu den friedlicheren Konfessionen des Islam - keineswegs aber zu den vorurteilsfreien.
Die Aleviten wiederum haben ihre eigene Geschichte in der Türkei - ein geben und nehmen, aufgrund des Minderheitenstatus meist ein einstecken.

Fazit:
Es sind also religiöse, demographische und staatliche Gründe, warum angeblich vor allem Muslime zu Opfern werden. Eigentlich ist das Argument aus dieser Perspektive eher ein weiterer Kritikpunkt am Islam, der die Auseinandersetzung damit bestärken und nicht beenden sollte - aber wer die meisten Informationen weglässt, der wird dies natürlich nicht eingestehen wollen.

Zum anderen gilt: Nur, wer "Terror" ausschließlich in den Opferzahlen von Bombenanschlägen und Massenschießereien zählt, wird zum Schluß kommen, dass vor allem Muslime Opfer werden.
Die Minderheiten in nahezu allen islamischen Ländern erleben einen alltäglichen, oft staatlichen Terror. Vom Verbot ihrer Religion bis hin zu immer wieder geschehenden, unverfolgten Entführungen und Zwangsislamisierungen bzw. der Unterwerfung unter die Scharia.
Wer sich die Statistiken der verfolgten Christen ansieht, kommt auf dutzende Millionen von Menschen, die einem Terror ausgesetzt sind, der ihre Leben vernichtet. Manchmal direkt durch brutale Morde, manchmal indirekt durch das, was ihren Familien, vor allen den Frauen, Schwestern,  Töchtern angetan wird.

Wer glaubt, die Sprecher sind sich dieser Dinge nicht bewusst, der ist löblich naiv. Diese Sätze sind rhetorische Mittel, Ziele zu verfolgen und arbeiten mit der Praxis des Verschweigens, Verleugnens und Lügens.


II. Sympathie und Radikalität in der muslimischen Welt

Ich habe mich ja bereits im letzten Beitrag dazu geäußert, wie wenig von Seiten der muslimischen Gemeinden an Handfestem, am wirklich eindeutig Sicht-, Spür- und Messbarem kommt.
Nach dem letzten Parisanschlag organisierte der Zentralrat der Muslime zwar eine Mahnwache, die wurde allerdings gleich mit gegen Islamophobie gedeutet, es kamen so bescheiden wenige Teilnehmer, dass auf der Bühne mehr Betrieb an Politprominenz herrschte als im Publikum an Muslimen und am Ende sollten die Parteien die ganze Sache noch bezahlen - immerhin war es scheinbar auch ihre Idee. Das Signal war also das genau Gegenteilige - eure Toten sind und eure Angst ist uns völlig egal.
Angesichts von immer noch reichlich fließenden Spenden für Terrornetzwerke, von dutzenden "radikaler" Moscheen und Prediger, von tausenden von in den Krieg ziehenden muslimischen Europäern, von sich wieder intensivierenden Kämpfen innerhalb der islamischen Welt (Stichwort Jemen) muss man schon ziemlich verblendet sein, um die Behauptung, die Radikalen seien statistisch irrelevant und die absolute Mehrheit sei gegen den Terror und die Gewalt weiterhin zu verbreiten.
Ben Shapiro, ein Redner, Anwalt und scharfer Kommentator mit libertärer Ausrichtung aus den USA hat dazu ein Video gemacht, dass sich mit den wirklichen Statistiken auseinander setzt und zu einem völlig anderen Schluss kommt.
Wenn ich die Zeit finde, werde ich demnächst eine Übersetzung davon hochladen. Wer bis dahin Verständnisprobleme hat, bitte melden. Es ist keine Schande eine Fremdsprache nicht zu beherrschen.

Mindestens 680 Millionen Radikale oder Unterstützer von Radikalen. Diese sind nicht alle darauf aus, Christen, Europäer, oder Nicht-Muslime zu töten. Aber ihre Glaubens- und Wertewelt ist vereinbar, oft identisch mit jenen, die sich in U-Bahnen in die Luft sprengen und dabei Unschuldige aller Altersstufen, jeden Geschlechts und jeglicher Werte in den Tod oder das Trauma reißen.

Wer sich nun mit Geschichte auseinander setzt, sei es der NSDAP oder den Bolschewiki in Russland, den Faschisten in Italien, den Franquisten in Spanien, den Maoisten in China usw. usf. der findet sehr ähnliche Datenlagen. Nirgendwo kommt die "direkte Unterstützung an die "absolute Mehrheit", aber überall gab es einen soliden, wenn auch mitunter "klein" wirkenden Teil von Anhängern.
Es ist für die Außenwirkung wie die Folgen also bspw. wesentlich wichtiger, wie stark der Widerstand ist. Der Wille, etwas zu tun. Und angesichts der verschiedenen Gelegenheiten, bei denen Maßnahmen in diesem Lande abgelehnt, kritisiert und totgeredet wurden, kann ich da kaum etwas erkennen.
Das liegt, um es nochmal zu betonen, nicht daran, dass es keine Muslime gäbe, die ihn hätten (Necla Kelek, Hamed Abdel-Samad, Bassam Tibi uvm.) - aber die "Toleranzbesoffenen" (man sehe mir diese kleine Beleidigung bitte nach, der Frust muss raus) verhindern Hand in Hand mit den Radikalen unter den Muslimen, dass sie zu einer breiten Bewegung gelangen können.

Wenn sich daran nichts ändert, wird es zu spät sein. Macht einen kritischen Muslim zum Chef einer anerkannten Dachorganisation. Gebt ihm oder ihr Personenschutz und erkennt diese Organisation an. Sie sollte die einzige sein, die Moscheen erlaubt, Prediger zulässt und Islam an den Schulen verwaltet. Der Gebetsräume an Unis überwacht und und und.
Nicht Ditib, nicht Salafisten, nicht der Zentralrat der Muslime. Alle drei haben ihre eigenen radikalen Tendenzen. Teilweise offen, teilweise leicht versteckt.
Ich vermute aber, wir ziehen jetzt die Appeasementpolitik durch, bis es zu spät ist. Mir graut vor dem, was da kommt.



Dienstag, 22. März 2016

Brüssel - die neue alte Realität

Ein Terroranschlag, nur kurz nachdem einer der Verantwortlichen für den Anschlag in Paris im November 2015 unter Steinwürfen, Protesten und Hochrufen auf den Mörder aus dem stark marokkanisch,
muslimisch geprägten Viertel Molenbeek in Handschellen abgeführt wurde, erschüttert Brüssel. Eigentlich sind es mehrere, denn eine ganze Reihe von Bomben wird gelegt und die meisten detonieren "erfolgreich", töten oder verletzen zahlreiche Menschen.
Und wieder sind die Medien scheinbar "überrascht", werden "Experten" hinzugezogen, Bilder von mit Langwaffen ausgerüsteten Polizisten gehen durch alle Kanäle und es dauert nur Stunden bis erst in den sozialen Netzwerken und dann den Nachrichtenseiten die ersten Relativierungen einsetzen. Zwar bekennt sich der IS umgehen zur Tat und droht, wie im November und Januar 2015 weitere Anschläge an - eine Drohung, die er bislang auch umgesetzt hat), aber natürlich hat dies nichts mit dem Islam zu tun, wir müssen, anders als bei anderen Gruppen, differenzieren.

Gewöhn Dich dran, Europa. Die Anschläge hören auf diese Weise nicht auf. Solange wir uns vor unseren eigenen, durchaus möglichen, dunklen Seiten mehr fürchten als vor dem, was Einzelnen von uns angetan wird, sei es in Madrid, London, Paris, Kopenhagen und vielen, vielen weiteren Orten mehr, solange wird es weiter gehen. Weitere Anschläge, weitere Opfer.
Brüsseler Metro nach dem Anschlag
Die Angst vor einer Überreaktion, vor Übergriffen oder Diskriminierung Unschuldiger ist berechtigt. Aber das sollte kein Grund sein, nicht endlich kritisch mit dem Islam und den muslimischen Gemeinschaften ins Gericht zu gehen. Es gibt viele Muslime, die das ebenso sehen, die bereits aufgestanden sind gegen Extremisten und Mörder, die durchaus auch Kritik an der eigenen Religion üben und eine Reformation anstreben.
Madrid 2004
Diese Menschen lassen wir mit den Extremisten im Stich, weil wir aus Angst vor uns selbst darauf verzichten ähnlich deutliche Worte und Handlungen zu finden und zu verlangen.

Fehlgeschlagener Anschlag Glasgow Airport 2007




Was ist das bitte für eine Gesellschaft, der es am Allerwertesten vorbeigeht, wenn immer wieder Züge voller Unschuldiger, Menschen jeden Alters, vom Kleinkind bis zum Greis, in die Luft gesprengt werden, der aber wutgeifernd über "racial profiling" schwadroniert, wenn mehr Muslime als Christen von den Geheimdiensten überwacht werden?
Eine Gesellschaft, die einen christlichen "Marsch für das Leben" unter Hohn des ZDF einen Spießrutenlauf absolvieren lässt, aber jede 
Moskauer Flugplatz 2011
Forderung an die muslimischen Vertreter vehement und mit Programmen aus Eigenleistung gegen den Extremismus der eigenen Reihen aufzutreten.
Wo sind die tausenden gemäßigten Muslime während hunderte Mohammed Merah huldigen oder die muslimischen Bewohner Abdeslam, den Terroristen von Paris durch Molenbeek lotsen und vor der Polizei vier Monate lang verstecken?

Immer wieder wird abgestritten, dass unser heutiges "aufgekärtes" Europa nicht trotz sondern wegen dem Christentum da ist wo es steht. Die Verfechter behaupten, es wäre dem Christentum mit Kritik und im Kampf abgerungen worden, was heute besteht. Diesen Kampf aber nun auf etwas auszuweiten, dass sich wirklich tödlich, wirklich gefährlich erwiesen hat und immer wieder erweist - das bleibt aus.


Lee Rigby, 2013 auf offener Strasse in London abgeschlachtet
Solange Samthandschuhe angezogen werden, solange die Kritik und die Aktion gegen die eigenen Stimmen der Vernunft gerichtet ist und sie sofort mit anderen Radikalen auf eine Stufe stellt, solange wird das weitergehen. Und während Anschläge wie in Paris durch selbstbewusste Bürger mit eigenem Verteidigungspotential wenigstens schnell beendet werden könnten, so sind gegen Bomben wie in Madrid, London oder Brüssel keine Mittel zu finden. Die Bomben sind billig, leicht zu bauen und noch leichter zu verstecken und zu transportieren. Umso mehr, wenn der Polizei die Hände gebunden werden.
Paris, November 2015
Und wenn wir "Westler", wir "Europäer", wir "Humanisten" und "Christen" erst dann wirklich merken, was vor sich geht, wenn es uns trifft, dann stimmen nicht nur die Bezeichnungen nicht, dann ist uns nicht mehr zu helfen, bevor alles zu spät ist.