Sonntag, 31. März 2013

Auferstehung, Segen und das Osterfest


Unser neuer Heiliger Vater spendete eben den Segen. Es war einer der Momente, in denen ich merke, wie froh ich bin ein Katholik sein zu dürfen. Wer gesehen hat, mit wie viel Freude, Glück und Liebe die Menschen seinen Weg über den Petersplatz begleiteten, wie viel Liebe er den Behinderten und Kindern entgegenbrachte, dem muss doch das Herz aufgehen.
Die Botschaft heute lautet, der Herr ist auferstanden, es gibt Hoffnung. Die Liebe ist mächtig genug zu siegen.

Aber etwas habe ich vermisst. In der Ansprache vor dem Segen zählte Papst Franziskus Kriege und Konflikte auf, die unsere Welt derzeit verwüsten und Menschenleben zerstören. Dabei ließ er die Verfolgung unserer Brüder und Schwestern ebenso unerwähnt, wie die beiden Geißeln, die momentan dafür verantwortlich sind. Ich verstehe warum, es geht um eine Friedensbotschaft, nicht darum, Schuldige zu benennen oder jemanden anzuklagen. Aber das Opfer der Christen weltweit, welches sie für ihren Glauben bringen, sollte nicht unerwähnt sein, muss vielmehr in die Öffentlichkeit gerückt werden. Das empfinde ich als wichtig. Auch damit jene, die behaupten verfolgt zu werden erkennen, was wirkliche Verfolgung bedeutet und jene, die davon ablenken oder das Opfer kleinreden wollen als Verführer enttarnt werden.



Aber vielleicht sehe ich allein dies so, vielleicht liege ich, wie so oft, falsch.
In jedem Fall wünsche ich allen Christen und allen, die an der Freude teilhaben, ein frohes, friedliches und glückliches Osterfest.

Mittwoch, 27. März 2013

Poetischer Glaube

Durch einen Beitrag im Blog Op-Jugend der Arenberger Dominikanerinnen bin ich auf ein Video aufmerksam gemacht worden. Ich gebe zu, ich war skeptisch und angesichts des Textes, der ein halb kirchenkritisches Publikum ankündigte erwartete ich ehrlich gesagt die alltägliche Intoleranz, über die jene Künstlerin geschrieben hat.
Keine Ahnung habe ich, ob es nicht doch so kam, aber im Video sieht es anders aus.
Sehr, sehr sehenswert und vielen, vielen Dank an Juliane Link.
Leider klappt es mal wieder nicht mit dem einbinden, daher nur ein Link:
www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=NKIz1_9OsU0

Dienstag, 26. März 2013

Magdi Cristiano Allam ist aus der Kirche ausgetreten

Die Schlagzeile ging zuerst durch italienische Medien, bei denen Sig. Allam zum Teil auch gearbeitet hat. Ich muss zugeben, ich habe vorher von ihm nie etwas gehört, daher war ich bei der Lektüre des Artikels und bei den Kommentaren auf diversen Blogs dazu eher verwirrt. Leider treten jeden Tag Menschen aus der Kirche aus, bislang war dies eher kein Grund, darüber großartig zu berichten (außer natürlich "kirchenkritisch").
In diesem Fall aber geht es um einen Journalisten, Autoren und Politiker ägyptischer Abstammung und islamischer Erziehung, der sich erst vor wenigen Jahren offen und damit unter Lebensgefahr taufen ließ. Das er in Italien dazu ein berühmter Mann ist und noch obendrauf vom Heiligen Vater Benedikt XVI. höchstpersönlich in der Osternacht getauft worden ist verschärft die Bedrohung für ihn, wie beispielhaft die Einstufung dieser Taufe als feindseeliger Akt gegen den Islam durch Yusuf al-Qaradawi zeigt. (Wem der Name nichts sagt: dieser gilt unter sunnitischen Muslimen als einer der führenden islamischen Gelehrten.)

Papst Johannes Paul II. küsst den Koran
Nun ist Sig. Allam also ausgetreten, weil er es unerträglich, gefährlich und religionsabgewandt findet, wie sich die katholische Kirche und insbesondere die Päpste gegenüber dem Islam verhalten (haben). Er bezieht sich dabei darauf, dass Papst Johannes Paul II. den Koran geküsst hat und Papst Benedikt XVI. in der Blauen Moschee gen Mekka gewandt betete, noch dazu in einer Haltung die Christen nicht unbedingt mit dem christlichen Gebet assoziieren.
Papst Benedikt XVI. betet in der Blauen Moschee

Man merkt dem Text vermutlich meine Haltung diesbezüglich an. Ich bin da ganz bei Sig. Allam. Auch ich finde diese, als Gesten des Miteinander und der Versöhnung gedacht Handlungen als ein paar Schritte zu weit. Das liegt nicht zuletzt daran, dass ich den Islam eben nicht als "vom gleichen Gott" inspiriert empfinde, ein Gebet an diesen für eben nicht ein Gebet an Gott sein kann. Das liegt auch daran, dass diese Gesten auch nach Jahrzehnten einseitig sind. Christen dürfen nicht nach Mekka, christliche Priester dürfen keine Predigten in Moscheen halten, wie es in einigen islamischen Ländern um die Christen bestellt ist kann jeder bei Open Doors oder Kirche in Not nachlesen. Es sind nicht Christen, die Heiligtümer der Muslime heute noch entweihen, zerstören, verbieten oder in eigene Gotteshäuser umwandeln, wie es gerade mit der Hagia Sophia von Nicäa und bald mit der von Istanbul geschieht.
Ich finde, ein Politik der ausgestreckten Hand von unseren Päpsten ist richtig und wichtig. Dabei aber bestimmte Grenzen nicht zu überschreiten und selbst Forderungen wie vollständige Anerkennung der Christen, Juden und Andersgläubigen zu stellen ist mindestens ebenso wichtig. Das ist eines der Dinge, die ich an der Kirche, der auch ich angehöre, zu kritisieren habe. Wer verteidigt unseren Glauben und unsere Brüder, wenn selbst die Päpste das Buch ehren, in dem zu Mord und Totschlag an uns aufgerufen wird. 
Um wie viel mehr muss dies einen Menschen erschrecken, der vor genau dieser Gewalt, dieser Intoleranz unter Einsatz seiner eigenen Sicherheit und der seiner Familie flieht und zu der großen Alternative sich bekehrt. Welche Enttäuschung und welche Angst muss da vorherrschen. Wie muss es wirken, dass in der Kirche, deren Märtyrer, die für ihren Glauben gestorben sind, der Papst durch das Tragen von roten Schuhen gedenkt, mittlerweile sogar Taufen von Konvertiten heimlich geschehen, und dies nur von wenigen offen bekannt und publik gemacht wird.

Jetzt kommt, wie so oft, das ABER: entweder glaubt man, was man im Credo betet, oder eben nicht. Die Kirche hat in der Vergangenheit Fehler begangen, bis hin zu besagtem Mord und Totschlag. Dabei litten dann Christen und Nichtchristen. Dies wusste Allam sicher, als er eintrat, und wie alle wirklich Gläubigen sah er diese Fehler, sah die Reue der Kirche und der Katholiken dafür und nahm es hin. So sollte er auch mit Fehlern die jetzt gerade geschehen umgehen. Sie bereuen und versuchen, etwas daran zu ändern, indem er sich in den Gemeinden, durch Wort und Schrift äußert.
Außerdem ist es nicht ganz so einseitig, wie es auf den ersten Blick scheint. Zwar ist die katholische Kirche dabei, die bloße Hand ins Maul des Löwen zu stecken, aber das keineswegs blind. Erst im Dezember 2012 hat der gleiche Papst, der in der Blauen Moschee betete, die 800 Märtyrer von Otranto heilig gesprochen, oder besser, die Dokumente dazu unterzeichnete, während sein Nachfolger dies vollzog. Johannes Paul II. hielt 1982 in Santiago di Compostela, der Grabstätte des heiligen Jakobus, eine Rede, in der er an die Wurzeln Europas erinnerte. Jakobus wird auch als Heiliger der Reconquista verehrt und trägt u.a. den Beinamen "Maurentöter".
Papst Franziskus am Grab des hl. Pius V.
Unser neuer Papst Fanziskus hat als eine seiner ersten öffentlichen Handlungen das Grab des heiligen Papst Pius V. besucht. Auch dies kann man als eine Aussage werten, denn dieser Papst hat sich der starken und wachsenden islamischen Bedrohung seiner Zeit entgegen gestellt und gilt als einer der Gründer der Heiligen Liga.
Dies mag angesichts eines Kusses vielleicht nicht so einprägsam sein, aber auch dies sind klare Aussagen. Es liegt an der katholischen Gemeinde, wie es bewertet und was es besonderer Beachtung schenkt. Als Christen sind wir der Liebe und dem Frieden verpflichtet. Die Schwierigkeit, dies nicht nur zu vermitteln sondern mit einem aggressiven Gegenüber zu leben ist groß. Statt auszutreten sollte man sich lieber bemühen, Feindseeligkeit aufzuzeigen und den Opfern zu helfen. Und beten, dass die Vermittler einen Weg finden, die Feindseeligkeit zu beseitigen.



Akif Pirincci über aktuelle Demographie



Das Schlachten hat begonnen.
Sehr direkt nimmt er Bezug auf das, was gerade in Deutschland immer wieder passiert. Bei der Lektüre musste ich an diverse Internetseiten denken, die ich in letzter Zeit besucht habe. Dort betrauern Familien ihre meist jugendlichen oder knapp über 20 Jahre alten Söhne, Brüder, Freunde und Verlobten mit dem Hinweis, dass sie keinen Hass empfänden, nur Trauer und den Wunsch nach Gerechtigkeit. Liest man sich den Artikel durch und vergleicht die realen Urteile, so kommt man zum Schluss, dass selbst dieser menschliche Wunsch nicht erfüllt wird.

Montag, 25. März 2013

Malteser

Normalerweise erscheint hier keine Werbung, aber ich möchte mal eine Ausnahme machen.
Derzeit laufen in Deutschland wieder eine große Zahl ehrenamtlicher Helfer der Malteser umher und sammeln Geld, welches dringend benötigt wird um die große Zahl an Hilfsprojekten dieses Ordens zu finanzieren. Und natürlich suchen die Malteser auch immer ehrenamtliche Helfer.
Sollten also ein paar Euro übrig sein und oder ein wenig Zeit und Energie würden diese den Maltesern sehr helfen.



                                                          www.malteser.de

Spendenportal:


Linksextremistisches Demokratieverständnis

Es wird mittlerweile zur Normalität in Deutschland. Politische Gegner werden schon lange nicht mehr mit Argumenten geschlagen, Andersdenkende erhalten keinen Respekt, wenn ihre Vorstellungen nicht den eigenen entsprechen. Das mittlerweile aber Gewalt gegen den politischen Gegner eingesetzt oder zumindest toleriert wird ist unerträglich.
Ich hatte bereits über Attacken auf Politiker einer Kleinpartei vor dem Kölner Rathaus berichtet, nachdem eines der Mitglieder dieser Partei bereits kurz zuvor während einer Demonstration leicht verletzt worden war.
Jetzt meldet die Partei Die Freiheit den Rücktritt eines ihrer Mitglieder, nachdem dessen Auto demoliert und beschmiert wurde. Der Politiker gibt auf, weil er Angst hat, dass seine Familie attackiert wird und verweist auf Brandstiftungen an anderem Ort.
Darüber freuen sich die Täter nahezu öffentlich. Nebenbei bemerkt, das selbstgewählte Symbol dieser Leute ist wohl ein brennender Müllcontainer, wie das beigefügte Bild.
Zu keinem der genannten Vorgänge gibt es bislang von anderen Parteien oder Politikern eine öffentliche Stellungsnahme. Es erfolgt keine Distanzierung, keine Ablehnung, keine Verurteilung.
Es erinnert mich ein wenig, an die Bombenserie aus dem Jahr 2011, als Linksextremisten mehrere Brandbomben bei der Berliner Bahn deponierten, die Medien und mehrere Politiker aber nichts von Terrorismus sagen wollten. Fast vergessen und Alltag.

Doch es geht leider noch weiter. Während Sarah Wagnknecht keine Sekunde Innehalten für die Opfer des Stalinismus übrig hat, unterdessen sie selbst laut Gerichtsurteil als Stalinistin bezeichnet werden darf (bspw. aufgrund ihrer Äußerung, Stalins Massenmorde seien alternativlose Notwendigkeiten gewesen) behauptet Katharina König, Mitglied des thüringischen Landtages, der Papst habe die Nazi-Verbrechen verharmlost (ab min 1:39). Es handelt sich hierbei um die gleiche Politikerin, die den "schwarzen Block", jene Gruppierung die sich für viele verletzte Polizisten und schwere Sachbeschädigung in zahllosen Fällen verantwortlich zeichnet, als einen Teil der politischen Linken darstellt. Dabei hat sie offensichtlich kein Problem damit, wenn diese Menschen das Leben anderer gefährden oder deren Lebensgrundlage und Gesundheit zerstören.
Dazu versucht "Die Linke" die gewaltbereiten und grundrechtverwehrenden Proteste, die mit dem Deckmantel der edlen Absicht die Opfer der Bombenangriffe nicht durch Nazis instrumentalisieren zu lassen bedeckt meist zu gewalttätigen und zerstörerischen Strassenschlachten werden, bei denen Beamte die Leidtragenden sind, zu verharmlosen und Gerichtsurteile als verfassungsfeindlich darzustellen. Sie spricht hier von Kriminialisierung, einseitiger und vorverurteilender Prozessführung. (Nebenbei, die gleiche Partei bezeichnet Deschners Werke als Aufklärung und Notwendigkeit.)
Dabei stimmt ein großer Teil der Presse und Medien in diesen Chor mit ein. Die Tatsache, dass Medienvertreter und Unterstützer der Ausschreitungen das polizeiliche Beweismaterial meinen besser bewerten zu können als Sachverständige und Richter finde ebenso vielsagend, wie die mangelnde Konsequenz aus ihrer Behauptung, die Ausschreitungen wären nicht auf bestimmte Personen zurückzuführen. Wenn dem so wäre, so müsten sie sich gleichwohl vollständig von den Aktionen distanzieren und zurückziehen um nicht als Unterstützer von Gewalt zu gelten.

Dabei Frage ich mich mittlerweile, warum es keine ununterbrochene Antifa und Die Linke Demo vor dem Dorf Jamel gibt. Da würden sich dann wenigstens die Richtigen gegenüberstehen. Aber womöglich verstünden sie sich besser, als ihnen selbst lieb ist..

Sonntag, 24. März 2013

Palmsonntag

Da heute der letzte Sonntag der Fastenzeit und der Sonntag vor unserem höchsten Fest verzichte ich heute darauf, ein Kyrie einzustellen.
Statt dessen:
 
 
Und vollständiger

Samstag, 23. März 2013

Musikempfehlung: Gregorianische Gesänge

Vielleicht hat der ein oder andere bemerkt, dass ich ein großer Fan gregorianischer (in einem weitgefassten Sinn) Musik bin.
Daher möchte ich hier hin und wieder nicht nur einzelne Stücke einstellen, sondern auch Gruppen und CDs vorstellen und empfehlen.
Heute empfehle ich Chant de l'eglise de Rome, VIe - XIIIe siècles.
Gesungen von Ensemble Organum unter der Leitung von Marcel Peres.
Ein Auszug, Dominus dixit ad me,  mit wunderbaren Bildern der Buchmalerei unterlegt:

Anders als viele andere Gruppen wird hier eher in tieferen Stimmlagen gesungen und interpretiert. Zumindest bei mir berührt gerade das.

Freitag, 22. März 2013

Forsetzung I zu "Jetzt ist es raus..."

Fortsetzung des Kommentars: "Jetzt ist es raus".
Einleitend noch ein paar Worte zu den Methoden, welche Deschner anwendet, bevor ich mich zu denen seiner Sympathisanten und ihn verteidigenden Leserschaft, ich werde sie vereinfachend Anhänger nennen, wende.
In der auf diesen Text folgenden und letzten Fortsetzung werde ich dann einige Beispieltexte bearbeiten.



 Mangelnde Relation


Zwar bereits erwähnt, in seiner permanenten Anwendung aber einer Herausstellung würdig ist Deschners Art, keine Vergleichsmöglichkeiten zu entwickeln oder gar zu geben. Wann immer er auf Opfer und ihre Zahlen zu sprechen kommt, was sehr häufig der Fall ist, fehlt dem Leser jegliche Relation. Ein Beispiel sind die Opfer von Kriegen und Schlachten. Zwar im Grunde korrekt beschreibt er blutige Massaker durch Christen, mitunter auch im Namen der Religion oder mit dem Segen von Geistlichen oder sogar (nicht selten aber vermeintlich) der Kirche. Dabei löst er die Geschehnisse völlig aus dem historischen Rahmen und bewertet sie nach seinen und zumeist heutigen Maßstäben.
Was aber passierte in eroberten Städten? Gibt es Unterschiede zwischen dem Verhalten christlicher, islamischer, buddhistischer, hinduistischer, schamanischer oder atheistischer Heere und ihrer Anführer? Dies wäre die Gegenprobe zur Behauptung, etwas sei "charakteristisch" oder "begründet in ...".
Aufgrund dieser mangelnden Relationsmöglichkeit wundert es dann nicht, dass gerne die Behauptung vorgebracht wird, das Christentum habe mehr Opfer gefordert alle Kriege zusammen. Mitunter wird auf detaillierte Gegendarstellungen geäußert, die meisten Kriege seien zudem religiös oder christlich bedingt. Dies funktioniert ausschließlich, wenn man keinen Blick in die Weltgeschichte, logischerweise vor allem in den nichtchristlichen Raum wirft und auf der anderen Seite alle großen menschengemachten Katastrophen wie etwa die Weltkriege ebenfalls dem Christentum anlastet. Hier trägt die Geschichtsforschung, aber wieder auch unsere Medienlandschaft eine Mitschuld an diesem weit verbreiteten Eindruck. Mittlerweile über Jahrhunderte lag der Schwerpunkt unserer Forschung ausschließlich auf Europa, Entwicklungen in anderen Hochkulturen fanden nur bei Berührungspunkten statt. Die Geschichte Chinas oder des Aztekenreiches ist hierzulande ebenso selten behandelt wie die der Sassaniden oder der Zulus. Sie treten im Bewusstsein oft erst auf, wenn es zu Kontakten mit Europäern kommt. Die Frage an den Kundigen über Opfer der Kriege muss gestattet sein, wieviel er denn etwa über die chinesischen Einigungskriege und die Zahl ihrer Opfer weiß.
Ohne eine Vergleichsmöglichkeit, ohne Angaben zu den Verhältnissen bleiben Bewertungen dem eigenen Eindruck, nicht seriöser Forschung überlassen.


Verdrehungen 

Schon fast zur Gewohnheit wird der Verweis auf die vielen Zitate, wörtliche Wiedergaben von Geschriebenem und Gesagtem, welche Deschner als Beweise seiner Behauptungen anführt. Allzu oft sind diese Zitate aber verdreht oder, dies kennen wir ja bereits, aus dem Zusammenhang gerissen. Ein Fall, wo beides zusammetrifft möchte ich als Beispiel hier anführen, auch wenn es nicht direkt aus der Reihe "Kriminalgeschichte" stammt sondern aus einem Interview darüber, welches als PDF auf Deschners Seite zu finden ist. Dort antwortet Deschner auf die Frage, wie er denn die katholische Kirche für den zweiten Weltkrieg verantwortlich machen wolle:
Und zu Beginn des Zweiten Weltkrieges drohte Pius XII. den <<Millionen Katholiken in den deutschen Heeren>>: <<Sie haben geschworen, Sie müssen gehorsam sein.>> Er hämmerte ihnen ein, dass der <<Führer>>  das legale Oberhaupt der Deutschen sei und jeder sündige, der ihm den Gehorsam verweigere.
Zu finden auf Seite 13 & 14 des PDF Dokuments bzw. auf den mit 15 und 16 bezifferten angezeigten Schriftseiten.
Deschner zitiert hier aus einem Interview , welches der damalige Papst Dr. Edoardo Senatro für Osservatore Romano gab. Dieser hatte ihn gefragt, ob man nicht gegen die Vernichtung der Juden protestieren müsse. Darauf antwortete der Papst:
Lieber Freund, vergessen Sie nicht, daß in den deutschen Heeren Millionen Katholiken sind. Soll ich sie in Gewissenskonflikte bringen? Sie haben geschworen. Sie müssen gehorsam sein.
Aus dieser Antwort kann man verschiedenes interpretieren. In positiver Auslegung etwa den Unwillen, einen Bürgerkrieg auszulösen, in negativer Sicht die Befürchtung, die Deutschen würden sich im Zweifel eher für Hitler als für die Kirche entscheiden. Der Spiegel berichtete vor ziemlich genau 50 Jahren, der Papst hätte dabei an die Erfahrungen aus dem Kulturkampf Bismarcks gedacht.
Somit hat Deschner hier zwar korrekt zitiert, durch die Auslassung der Frage, eines Teiles der Antwort und des Kontextes (in diesem Fall die seit 1932 bestehende Auseinandersetzung zwischen Hitler und dem Vatikan sowie der großen Zahl katholischer Geistlicher in KZs) das Zitat entfremdet, einem anderen Sinn untergeordnet. So wird aus der Zurückhaltung um keinen Konflikt zu schüren eine Forderung nach Anerkennung.
Nebenbei erwähnt, die Methode der Auslassung zieht sich auch hier wieder durch Deschners Argumentation. Er führt dieses Zitat u.a. als Belege der Unterstützung Hitlers, des Holocaust und des Krieges durch den Vatikan auf. Das dem nicht so wahr belegen bspw. die unmittelbar nach Kriegsausbruch verfasste Enzyklika Summi Ponticiatus bis hin zur Schilderung von Ereignissen in Rom. Aufschlussreiche Literatur zu diesem Thema empfehle ich bald in einem eigenen Eintrag.

Fortschreitende Forschung 

Etwa 27 Jahre hat es gedauert von der Publikation des ersten Bandes der "Kriminalgeschichte des Christentums" bis zur Veröffentlichung des letzten Bandes in diesem Jahr. Rechnet man hinzu, dass vieles von dem, was er in seiner Reihe veröffentlicht bereits vorher in anderen seiner Bücher verwendet wurde könnte man durchaus noch wenigstens ein Jahrzehnt drauf legen. Fast 40 Jahre sind heute im Bereich der Forschung ein beachtenswerter Zeitraum, in welchem sich viel verändern kann.
Diverse lexikalische Reihen werden über Jahre und Jahrzehnte erstellt. Ein hervorragendes Beispiel sind die Reihen des sogenannten Pauly. Im 19. Jh. wurde dieses Lexikon erstmal innerhalb von ca. 30 Jahren erstellt. Daran arbeiteten 48 Fachpersonen, und während dieser Arbeit wurde es aufgrund der immer weiter fortschreitenden Forschung nötig, wenigstens einen Teil der Publikation noch einmal zu überarbeiten und neu herauszugeben. Dabei war die Erkenntnis ausschlaggebend, dass man die Darstellung immer weiter ausdehnen musste. Man konnte vieles nicht erläutern ohne andere Details zu beleuchten, die eigentlich gar nicht vorgesehen waren. Je mehr von der Geschichte erklärt werden sollte, desto mehr musste man dazu vorstellen.
Diese Ausuferung wurde dann symptomatisch. Der Nachfolger, 1890 begonnen brauchte statt der veranschlagten 10 Jahre am Ende 78, die Zahl der Mitarbeiter ist mit 1100 Autoren riesig.  Und noch immer sind aus Sicht heutiger Historiker bestimmte Bereich darin zu kurz gekommen (neben der Tatsache, dass viele Artikel veraltet sind und einige sogar ideologisch verbrämt), so ist die Spätantike zwar behandelt, aber keineswegs gründlich untersucht worden.
Um jetzt nicht weiter zu langweilen, auch an der aktuellen Reihe (DNP) arbeitete ein Vielzahl an Personen, obwohl längst nicht so umfangreich wie sein Vorgänger sind auch hier rein lexikalisch 13 Bände erschienen, dazu eine Vielzahl Sonderbände zu Themen und Fächern.
Bezeichnend an all diesen Arbeiten sind ihr (thematischer) Umfang, die hohe Zahl an Mitarbeitern verschiedener Richtungen und die stete Neubearbeitung. Es kommt nicht selten vor, dass ein Autor die in seinen Artikeln gemachten Aussagen durch neue Quellen (oder anderen Versionen bekannter Texte) oder allgemein Informationen etc. ändern muss.
Deschners Methoden haben sich hingegen in den letzten Jahrzehnten eher versteift als auf Kritik und nachgewiesen Fehler einzugehen. Auch wenn ich möglicherweise den Eindruck erwecke, diese Beiträge sind alles andere als die ersten öffentlichen Kritiken an ihm und seinem Werk. Dazu werde ich in der folgenden Fortsetzung einige Beispiele liefern.



Graf Zahl


Natürlich ist die "Kriminalgeschichte" geprägt von Zahlen. Jahreszahlen, Opferzahlen, Täterzahlen, Mengen an Quellen und Literatur, auch wenn Deschner völlig zurecht darauf verweist, dass jeder einzelne Ermordete im Namen der Religion, mit Segen der Kirche oder durch die Hand eines gläubigen Christen einer zuviel ist und ein himmelschreiendes Unrecht darstellt. Das hindert aber den Autoren und seine Leserschaft nicht daran, die Zahlen ins Zentrum der Betrachtung zu rücken. Dabei ist es nicht immer leicht, aus den erhaltenen Angaben ein realistisches Bild zu erhalten. Berühmtestes Beispiel ist die Schlacht an den Thermophylen, bei der laut Herodot einige tausend Hellenen einem persischen Heer von nahezu fünf Millionen gegenüber gestanden haben sollen. Die moderne Öffentlichkeit kennt oft sogar nur noch die angeblich 300 Spartaner.
Bereits der Militärhistoriker Hans Delbrück, welcher Ende des 19. und Anfang des 20 Jh. arbeitete, hat diese Zahlen detailliert und gut nachvollziehbar als Legende entlarvt. Seiner Ansicht nach handelte es sich um ein Heer von maximal ca. 50 000 Mann. Andere gehen von bis zu ca. 250 - 300 000 Mann aus, in jedem Fall aber nur ein Bruchteil der in den Quellen gefundenen Angaben.
So ähnlich verhält es sich auch mit Bevölkerungsschätzungen, wie aktuelle Beispiele zeigen. Die Erhebung von 2011 um die Einwohner Deutschlands zu erfassen stellte fest, dass die angenommen Zahlen zu hoch angesetzt waren. Es waren 1,3 Millionen Menschen weniger da als vorher angenommen. Dafür überraschte man uns im Januar mit der Meldung, dass 500 000 Türken mehr in Deutschland leben, als bisher angenommen. Zwar kam diese Zahl durch eine Änderung in den Normen der Statistik zustande, an der Änderung der Zahlen ändert dies jedoch nichts. So sind Zahlen etwa über die Opfer christlicher Verfolgung der amerikanischen Ureinwohner (der durch Deschner noch immer beibehaltene Begriff "Indianer" spricht nicht unbedingt von Wertschätzung) höchst skeptisch zu betrachten. Die Demographie der amerikanischen Bevölkerung beruht im wesentlichen auf Schätzungen, die größten Verluste unter ihnen sind durch unbewusst eingeschleppte Krankheiten entstanden. Gänge Methode, auch bei Deschner, ist es, die Verluste der geschätzten Bevölkerung einzuteilen in durch Krankheit verursacht und Folge der Kolonisierung / christlichen Verfolgung. Das dies inkonsequent und subjektiv gedacht ist, zeigt beispielhaft die Geschichte der Mi'kmaq. Diese hatten gegen den Willen der mit ihnen handelnden Europäer acht Jahre lang Krieg mit ihrem benachbarten Volk geführt. Im Anschluss an ihren Sieg wurden sie von Seuchen heimgesucht, am Ende der ersten Seuchenwellen lebten nur noch weit weniger als die Hälfte von ihnen. Das alles, ohne das ein Christ die Hand erhoben hätte.
Auf der Gegenseite steht bspw. die Geschichte der Azteken, deren Reich durch die Gewalt der Conquistadores einstürzte. Hier sind die Verluste der Bevölkerung durch Krankheiten prozentual gesehen nicht so hoch wie bei den vorher geschilderten Ereignissen, aber noch immer weit über die Hälfte der Gesamtbevölkerung starben daran. Aber auch hier ist es zu kurz gegriffen, sämtliche Verluste einfach den Spaniern bzw. den Christen anzulasten. Die Blumenkriege der Azteken zeitigten Folgen, an denen Europäer keine bewusste Beteiligung hatten. Es ist schwer hier ein auch nur annähernd klares Ergebnis zu erhalten. Noch komplexer wird es, wenn man die Ergebnisse etwa von Felix Hinz und seiner 2005 erschienen Arbeit über Identitätsneubildungen in der Region einbindet.

Konkrete Zahlen auf der Basis von Schätzungen, die nicht annähernd alle Faktoren berücksichtigen und einseitige Schuldzuweisungen als Basis nutzen sind also nichts als bloße Polemik. Sie dienen der Anklage, halten aber keiner seriösen Forschung stand. Der berechtigten Klage über die Verluste an Menschen durch die Hand von Christen ist damit nicht gedient, die Aufarbeitung nicht gefördert. Eher ist es Grundlage zu neuem Zwist, möglicherweise sogar Schlimmeren.

Verehrung

Deschner erfährt unter vielen seiner Leser eine geradezu stilisierende Verehrung. Ich persönlich nehme an, dies hat mit dem Thema und seiner persönlichen Haltung dazu zu tun. "Der Feind meines Feindes ist mein Freund" lautet wohl das passende Sprichwort dazu, um die Ausgangsbasis zu schaffen. Ein übriges hat Deschner selbst, oft unter Beihilfe verschiedenester Personen des Medienbetriebes, dazu beigetragen. Er stilisiert sich und seine Werke als "bis heute unwiderlegt", und das nicht erst seit seiner "Kriminalgeschichte".
Bereits im Vorwort zur zweiten und dritten Auflage seines Buches "Abermals krähte der Hahn" welches ursprünglich 1962 erschien schrieb er über sich bzw. sein Werk:

Da bisher an meiner Darstellung nichts widerlegt worden ist, ist
auch nichts zu ändern.
Andere Autoren haben dies in den letzten Jahren und Jahrzehnten als dreiste Lüge entlarvt, was jedoch weder in Rezensionen seines Werkes noch bei denjenigen verfing, die sich für ihn begeistern konnten.
Für seine Kriminalgeschichte baute er dies sogar noch aus. Das gesammelte Feedback auf seiner Seite klingt anerkennend, lobend wenn nicht gar jubelnd. Hinter manchem dieser Zitaten steckt eigentlich eine kritische Beurteilung. Deren Verfassern wird dann das Geschriebene aufgrund der Anerkennung der Wirkung Deschners und des Umfanges seiner Arbeit, selektiv zitiert, als Zustimmung ausgelegt. Das diese Anerkennung noch keine Beurteilung des Inhaltes ist bleibt außen vor.
Natürlich ist dies ad hoc kaum zu widerlegen, entbehren die angeführten Zitate einer, heute ja durchaus üblichen, Verlinkung auf die entsprechenden Texte im Internet oder die in wissenschaftlichen Kreisen eigentlich üblichen Quellenangaben (bspw. "Tolles Buch." Max Muster, Rezension "Demagogischer Unsinn als Fakten verkauft", Eifler Käfigbodenzeitung, 31.12.2099).
So bleibt es dem Leser bspw. bei der Diakonie Bayern nachzufragen, ob sie wirklich Deschners Werk kritiklos gut und wissenschaftlich fundiert finden.
Im Internet findet sich andererseits auch einige gute Beispiele für die Verehrung Deschners und die mangelnde Kritikbereitschaft. In einem davon, mittlerweile acht Jahre alt, breitet ein anonym bleibender Schreiber nicht nur exakt das Thema der Verehrung breit aus, sondern schildert auch einen der Fehler Deschners. Dieser hatte in dem Werk, welches das oben zitierte Wort der nicht erfolgten Widerlegung zierte, die Behauptung gefunden, dass 9 Millionen Hexen durch den Heiligen Stuhl umgekommen seien. Er widerlegt knapp aber stringent diese Behauptung und damit das Vorwort.
In der anschließenden Diskussion wird dies aber nicht anerkannt, vielmehr werden einfach weitere Anschuldigungen erhoben, die Unfehlbarkeit Deschners auf das "Gesamtwerk" bezogen etc. Die Diskussion entgleist schnell ins emotionale, wobei Christen und insbesondere Katholiken jede Kompetenz abgesprochen wird und selbst die unhaltbarsten Legenden wieder nach oben geholt werden, um dies zu untermauern.



Diffamierung


Zum Mittel der eigenen Legendenbildung bedienen sich sowohl Deschner als auch seine Anhänger wie oben gezeigt gerne des Mittels der Verleumdung und Verallgemeinerung, während sie genau dies beklagen.  Bestes Beispiel hierfür ist der Umgang mit der Tagung in Schwerte, die zur fachlichen Diskussion über seine Reihe einberufen worden war. Die dortigen Sprecher werden in Diskussion und Rezensionen reduziert auf ihren Glauben und ihre Konfession, bestenfalls, wie in der Besprechung durch Hermann Josef Schmid, wird nach der Betonung ihrer (vermeintlichen) theologischen Heimat noch ihr Titel genannt, nicht ohne die ein oder andere süffisante Bemerkung dazu zu reichen.
Andererseits signalisieren Tagungsort, Tagungsdauer und illustrer Teilnehmerkreis - 20 Professoren, überwiegend katholische Theologen (vornehmlich Professoren der Kirchengeschichte oder Alten Kirchengeschichte und Patrologie), ein Privatdozent, ein Arzt und Karlheinz Deschners Lektor und Freund Hermann Gieselbusch - ebenso wie die Vorlage der Referate durch den bekanntesten katholischen Wissenschaftsverlag, daß es sich bei dem dreitägigen Deschner-Symposium in der Katholischen Akademie um eine für katholisches Forschungs- und Argumentationsniveau repräsentative Veranstaltung und bei dem hinsichtlich seines Argumentationsniveaus nun zu überprüfenden Sammelband um ein in mancherlei Hinsicht aufschlußreiches Dokument handelt, dessen Thesen nicht nur in den zahlreichen, vielfältigen und auflagestarken katholischen Presseorganen, sondern dank des immensen Einflusses der Katholischen Kirche in den Entscheidungsgremien der öffentlich-rechtlichen Medien künftig eine nicht geringe Rolle spielen dürften. So verdient das Argumentationsniveau dieses Bandes Beachtung auch seitens derer, die nicht vorweg zur katholischen Klientel zählen, sondern sich der Lektüre aus Sachinteresse oder aus weltanschauungskritischen Gründen zuwenden.
Sehen wir einmal, welche "illustren" Teilnehmer wirklich dabei waren. Allen voran zu nennen ist m.E. Prof. em. M. Radnoti-Alföldi. Sie ist weder Theologin noch Kirchengeschichtlerin (in irgendeiner Epoche). Ihr Hauptwerk gehört in den Bereich der "Antiken Numismatik", einer sogenannten Hilfswissenschaft der Alten Geschichte. Ich denke nicht zu übertreiben, wenn ich sie als eine der wichtigsten Persönlichkeiten in diesem Bereich tituliere. In jedem Falle aber hatte sie einen Lehrstuhl der Alten Geschichte inne bis sie 1992 emeritiert wurde, reiht sich also ein in die Gruppe der Professoren. Im Jahr der Schwerte-Tagung, 1992, erhielt sie das Bundesverdienstkreuz.
Ebenso für mich von Bedeutung, es liegt wohl an meiner eigenen Fachrichtung, ist der mittlerweile verstorbene Prof. Richard Klein. Er gehörte ebenfalls zu den Althistorikern, erarbeite Bibliographien von Marcus Aurelius und Iulianus Apostata und gab schließlich die in Historikerkreisen renomierte Fachzeitschrift "Gymnasium" mit heraus.
Dann der leider ebenfalls verstorbene Professor für Strafrecht & Kriminologie, dazu später Rektor und Präsident der Universität Augsburg,Wilfried Bottke. Auch er Professor, auch er kein Theologe.
Prof. em. Günter Stemberger als (katholischen) Theologen oder Kirchentheologen zu bezeichnen würde seine Karriere und wissenschaftliche Reputation stark verkürzen. Zwar hat er auch Theologie studiert, seine Arbeit und Anerkennung liegt allerdings im Bereich der Judaistik. Also ein Fachmann der Religion aber eben auch der Kultur und Geschichte der Juden.
Und die Ausnahmen zur Regel scheint Prof. Wolfgang Speyer zu machen. Dieser hat zwar in der Tat auch Theologie studiert, zu diesem Zeitpunkt hatte er jedoch bereits ein Studium der klassischen Philologie, der Alten Geschichte sowie der Philosophie abgeschlossen und arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich der, na wo sonst, Alten Geschichte. Geforscht hat er vor allem in Sachen frühes Christentum und gilt in diesem Bereich ebenso wie Prof. Klein als Koryphäe.

Will man diesen Autoren also eine Parteilichkeit anhand ihrer Berufswahl anhängen, so ist dies in meinen Augen Verleumdung im Versuch, die Bedeutung ihrer Forschung zu schmälern oder ganz zu negieren.
Aber auch das von Schmid scheinbar als Stigma benutzte Studium der Theologie lässt keine Unfähigkeit zur Differenzierung voraussetzen. Sieht man sich die Veröffentlichungen der Theologen die an der Tagung teilnahmen an, so finde ich keine Negierung oder Relativierung der Verbrechen die durch oder im Namen  der Kirche und der Glaubensgemeinschaft verübt wurden. Auch diese Menschen daher wegen ihres Berufes und ihrer Ausbildung als befangen zu erklären dient nur einem Zweck. Schmid geht jedoch weiter. Er bringt die Sprache in I.4. auf den Antimodernisteneid und behauptet:
Der Inhalt des noch bis ins Jahr 1967 obligatorischen und von katholischen Klerikern (bis etwa zum Geburtsjahrgang 1942) abgelegten Eids ist in unserem Zusammenhang vor allem deshalb bemerkenswert, weil er von nahezu allen am Schwerter Deschner-Symposion beteiligten katholischen Theologen abgelegt wurde und nicht nur im Blick auf die Entwicklung ihrer geistigen Unabhängigkeit von nicht geringer Bedeutung gewesen sein dürfte
 Schmid unterstellt also, dass alle Theologen, die zu Zeiten der Wirksamkeit des Eides aufgewachsen sind und studiert hatten keine geistige Unabhängigkeit, also keinen kritischen, selbstständigen Geist und Verstand entwickeln konnten. Das ist nicht nur eine ungeheure Herabwürdigung jeder einzelnen Person die in dieser Zeit katholische Theologie studierte, sondern macht aus dem Studium durch diesen Eid in anderen Worten eine Indoktrination, vergleichbar höchstens noch mit den Kaderschulen des Dritten Reiches und der Sowjetunion. Und unter diesem Blickwinkel müsste in der Konsequenz der bspw. in den genannten Staaten Studierte danach völlig unfähig sein, Kritik an dem jeweiligen System zu üben. Die Vielzahl an system- oder diktatorenkritischen Publikationen aber eben solcher Autoren ist ein Indiz für die Unwahrheit dieser Unterstellung, ebenso wie die hohe Zahl an Studenten der katholischen Theologie, deren Arbeiten oder Lebenswerke Kritik enthalten oder Distanz zur Kirche entwickeln.
Im Text geht es weiter mit der völligen Absprache von angeblich notwendiger Unparteilichkeit und Kompetenz. Zum Thema der Unparteilichkeit muss Deschner selbst das Wort erteilt werden:
„Ich schreibe aus Feindschaft. Denn die Geschichte derer, die ich beschreibe, hat mich zu ihrem Feind gemacht“, begründet Deschner sein Schreiben.
  

Qualifikation, Theologiestudium und Konfessionsabstammung


Das nächste Paradoxon an dieser Argumentation, so man sie so nennen will, ist die mangelnde Qualifikation durch ein verderbendes oder falsches Studium, wie es bspw. in Punkt eins der Betrachtungen ausgeführt wird. Blickt man nämlich auf den hier ja eigentlich besprochenen Autor, so entdeckt man: auch dieser Mann hat "nur" ein Theologiestudium. Seine Qualifikation zur historischen Arbeit ist somit aus fachlicher Sicht gering. Das Handwerkzeug der Historiker hat er nicht kennen oder nutzen gelernt, außern in den Auszügen, in denen es im Studium der Theologie angesprochen wird.
Dieser Makel ist wohl auch den Anhängern Deschners bewusst, steht doch im Wikipedia-Artikel über den Autoren:
"Er hörte unter anderem Vorlesungen über Literaturwissenschaft, Rechtswissenschaften, Philosophie, Theologie und Geschichte."  (Stand Februar/März 2013)
Ich bitte bspw. oben genannte Professoren bei selbigem, von der "communitiy" geschrieben Lexikon nachzuschlagen und zu erfassen, wie viele andere Akademiker die Liste der Bereiche, aus denen sie jemals Vorlesungen gehört haben aufgeführt haben. 
Ich für meinen Teil habe im Laufe meiner Studienzeit Vorlesungen und Seminare aus mindestens 8 anderen Fachbereichen außer denen meines Studiums gehört. Dies qualifiziert mich jedoch in keinem dieser Bereiche zu irgendetwas. Um genau zu sein, wenigstens drei davon gehörten zu den Naturwissenschaften, ein Bereich in dem ich mich nicht ohne gewisse Verlegenheit als völligen Versager bezeichnen muss.

Bezeichnend auch die permanente Betonung der Konfession oder der Nähe zu dieser Konfession. Es scheint dort Allgemeinwissen zu sein, dass ein Mensch katholischen Glaubens oder mit Sympathien zu dieser Konfession nicht in der Lage sei, historische Ereignisse und Zusammenhänge nicht erkennen kann oder sie reflexhaft versucht zu verschleiern. Er muss sich demzufolge zwangsläufig gegen Deschner stellen und damit gegen den scheinbar Einzigen, der in der Lage war, die Wahrheit zu ergründen und zu verkünden, obwohl er doch aus katholischem Umfeld stammte.
Diese Sicht erscheint mir zynisch, ist sie nichts anderes als die Behauptung, Deschner sei ein Übermensch über den sonst von Natur aus verderbten Katholiken. Eine Vorverurteilung die Deschner andersherum als ein Elend beschreibt.
Und noch ein Hinweis muss an dieser Stelle sein. Unter Deschners Quellen und Literaturverweisen finden sich in herausragendem Verhältnis solche, die von Katholiken verfasst wurden. Dies widerspricht der Haltung, Katholiken würden verheimlichen und entstellen zumindest grundlegend.

Schlussendlich wenden wir die Methode Schmids einmal als Gegenprobe bei seiner eigenen Person an. In seinem Text wird er vorgestellt:

Hermann Josef Schmid, Dr. phil., geb. 1939 in Köln; 1964-66 Bundesvorsitzender der Humanistischen Studenten-Union (HSU); 1968 Promotion in Philosophie an der Universität Freiburg; seit 1969 an der Pädagogischen Hochschule Ruhr; 1976 Habilitation; seit 1980 Professor für Philosophie an der Universität Dortmund; Arbeit an der Revision entwicklungsblinder und weltanschaulich verseuchter Nietzsche-Interpretation; Hauptwerk: Nietzsche absconditus oder Spurenlesen bei Nietzsche. Beiratsmitglied des Internationalen Bundes der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) e. V.

Mir persönlich sticht dabei ein Wort ins Auge: verseucht. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, verehrter Leser, aber bei mir löst solche Wortwahl unwillkürlich Assoziationen aus. Wenn die Sprache anfängt, bei Biologie bzw. Medizin Vergleiche zu Krankenheiten zu ziehen wenn es um Menschen und ihr Werk geht kann ich nur annehmen, dass tiefste Verachtung die Ausgangsbasis ist.
Dazu kommt das Betätigungsfeld. Nicht nur, dass Nietzsche scheinbar den Kern wenn nicht sogar den Lebensinhalt des Prof. Schmid darstellt, er ist zudem eine der Führungspersönlichkeiten des Bundes der Konfessionslosen und Atheisten. Deren Veröffentlichungen sind gekennzeichnet von vehementen Angriffen auf christliche, vor allem aber katholische Institutionen und Personen sowie Glaubensinhalte, dies bereits seit Jahrzehnten. Diese Grundeinstellung behindert natürlich eine unvoreingenomme Bewertung der Vortragenden und Inhalte der Schwerter Tagung.

Bis auf den ersten Absatz bitte ich dies nicht ernst zu nehmen, es dient nur, stark verkürzt, zur Spiegelung.

Im Fazit erscheint mir hier, dass eine Ideologie, die zudem aus Abneigung, Feindschaft und offenem Hass geboren ist, hier eine Person und sein Werk aufwerten, während es das Objekt und die Menschen die es betrachtet bereits im Vorfeld verurteilt hat. Und genau dies wird dann wiederum den Christen, dem Christentum und seinen Institutionen vorgeworfen.



Der Text wurde nicht korrektur gelesen, Fehler (von denen es vermutlich reichlich gibt) ruhig melden, ich korrigiere sie dankbar.
Die letzte Fortsetzung folgt in einigem zeitlichen Abstand, da ich hierbei direkt auf einige Textstellen eingehen werde, bis auf die theologische Fakultät aber keines der Institute in meiner Reichweite die Reihe vorliegen hat.

Donnerstag, 21. März 2013

Was zum...

Ich weiß, man soll nicht fluchen. Aber was zum Geier geht hier vor? Gerade erst war ein Politiker einem Bombenanschlag durch Salafisten nur Dank des rechtzeitigen Einschreitens der Polizei entkommen, da wird ein anderes Mitglied dieser Partei bei einer Demonstration durch ein Wurfgeschoss von den Füßen geholt. Und um einen drauf zu setzen werden gewählte Mitglieder des Rates Köln, die ebenfalls dieser Partei angehören, vor dem Rathaus wegen ihrer Parteizugehörigkeit tätlich angegriffen.
Dabei geht es um die Partei Pro-NRW (oder pro Deutschland oder pro Köln - ich seh da nicht durch).
Man mag von dieser Partei und ihrem Programm halten was man möchte und dies mittels Demonstrationen oder Flugblättern oder sonstigen demokratischen Maßnahmen verbreiten. Wenn ich aber lese, dass Mitglieder dieser Partei ermordet werden sollten und ihre gewählten Vertreter vor dem Rathaus angegriffen werden oder während einer Demo verletzt werden - und sei es "nur" ein Veilchen und eine Nacht im Krankenhaus, dann frage ich mich, wo denn bitte die objektive Berichterstattung bleibt, wenn unsere Medien das nicht nur kaum berichten sondern auch noch darüber spotten.
Nicht genug damit, in einige Pressemitteilungen oder Kommentaren finden sich doch glatt Rechtfertigungen für Angriffe, stellen die Täter als provozierte Opfer dar. Mindestens immer aber finden sich Erklärungen und Definitionen über diese Partei, die sie als "rechtsradikal" bezeichnen. Ich frage mich, ob bei den "Grauen Panthern" oder "Bündnis 90" ebenfalls solche erklärenden Texte beigefügt wären.
Beleidigsbekundigungen oder wenigstens Aufrufe die demokratische Ordnung zu erhalten höre ich von anderen Parteien nicht. Begriffe wie "Respekt" oder "Differenzierung", wie sie bei deutlich schlimmeren Vorfällen von unseren Politikern gerne benutzt werden um Wogen zu glätten, habe ich bislang nicht gelesen oder gehört. Wenigstens vom Rat Köln hätte hier etwas symbolisches erfolgen müssen.
Vielleicht merkt man es dem Text an, ich bin wirklich besorgt und aufgebracht. Wenn Politiker nicht nur offen körperlich attackiert werden sondern weder Politik noch Medien sich klar dagegen stellen sondern es stillschweigend hinnehmen oder womöglich sogar gutheißen, dann ist der Weg vorgezeichnet, dem wir folgen.
Entweder wir bringen jedem Menschen Respekt entgegen und verurteilen Gewalt egal von wem und gegen wen sie gerichtet wird, oder wir machen uns lächerlich mit Appellen und Aufrufen zur Toleranz.

Ein Pfarrer als Bundespräsident

Ein Jahr nun ist Gauck unser Bundespräsident. Ein evangelischer Pfarrer, Bürgerrechtler aus der DDR, der nun die Repräsentation unseres Landes darstellt.
Das Medienecho ist geteilt. Während die ihn wegen seiner Worte gegen Ausländerdiskriminierung an deutschen U-Bahnhöfen und Besuchen historischer Orte bejubeln sind andere Stimmen kritischer. Seine Äußerungen zur Sexismusdebatte, seine angebliche Forderung nach mehr Auslandseinsätzen usw. In meinen Augen ist aber die fundierteste und ehrlich berechtigte Kritik jene aus der FAZ.
Darin wird kritisiert wie er auf den fahrenden Zug unerläuterter Europabefürwortung aufgestiegen ist oder, was ich ebenfalls bereits ansprach, seine mangelhaften Kenntnisse der Geschichte.
Am prägnantesten aber finde ich folgenden Absatz auf den Punkt gebracht:

Ist Gauck sein Pfarramt peinlich geworden?

(...)
Und noch eine Wende: Zu Gaucks Charisma gehörte von Anfang an auch seine Tätigkeit als Jugendpfarrer in der kommunistischen DDR. Zu Beginn seiner Amtszeit versprach er ausdrücklich, etwas aus seinem früheren Berufsleben als Pfarrer zu übernehmen, „gerade hinsichtlich der Begrifflichkeiten“: „Die großen alten Worte des Glaubens müssen immer wieder neu gesprochen werden, weil neue Generationen erreicht werden wollen.“ Jetzt fällt ihm selbst auf die Frage nach einer „identitätsstiftenden Erzählung von Europa“ mit keinem Wort das Christentum ein. Selbst wenn er über den „Mythos Europa“ spricht. Wie kann es geschehen, dass ein evangelischer Pfarrer, kaum ist er ein Jahr Berufspolitiker, es für inopportun hält, darauf hinzuweisen, dass eigentlich alle Geschichten von Europa auf die Sache mit Gott zurückgehen, selbst die Flagge der Europäischen Union mit dem Sternenkranz (Offenbarung des Johannes, Kapitel 12, Vers 1-3)?
Während Zeitschriften und Zeitungen wie Focus und Süddeutsche nicht genug darauf verweisen können, dass man Gauck immer noch anmerke er sei Pfarrer gewesen bringt es nur die FAZ fertig, mal genauer hinzusehen.
Gaucks Weihnachtsansprache hat mir in Bezug auf ihn die Augen geöffnet. Immerhin hat er den christlichen Hintergrund und die Bedeutung des Festes für Christen wenigstens erwähnt. Zentral war das Fest in seiner Rede eher nicht. Und, soweit mir bekannt, ist er der erste Bundespräsident, der aus Weihnachten ein interkonfessionales Fest gemacht hat - es also vom Kern der christlichen Lehre, Jesus als fleischgewordener Sohn Gottes, gelöst und zu einer demographischen Begegnungsveranstaltung umänderte.
Vielleicht stehe ich mit dieser Ansicht alleine da, aber ein Priester sollte an Weihnachten etwas über Jesus erzählen.

Mittwoch, 20. März 2013

Kirchenhasser, so geht tolerante Kritik

Die Achse des Guten hat einen Beitrag des Physikers und Satirikers Vincent Ebers online gestellt. Er kann mit Religion nicht viel anfangen, außer ein Comedyprogramm daraus zu formen. Diese Zeichnen sich aber eben nicht nur Dauerbeleidigungen aus, sondern durch einen auf seiner von seinem Beruf geprägten Analyse.
Natürlich ist der Vergleich mit Verkaufsstrategien nicht schmeichelhaft, aber damit kann ich sehr gut leben, ist unsere umgekehrte Sicht sicherlich auch kein Kompliment.
Am Ende kommt er zu einem Schluss, den ich als absolut tolerant empfinde. Wenn für ihn kein Gott existiert, was kümmert ihn dann der Glaube, dass er "des Teufels" ist, den es dann ja für ihn ebensowenig gibt.
Kurz gesagt, er lehnt den Glauben ab, aber sollen die Gläubigen machen, was sie wollen.
Sehr lesenswert, m.M.n.

Unmodernität als Verkaufsschlager

Dienstag, 19. März 2013

Inauguration

Heute erhielt unser neuer Papst (u.a.) seinen Ring. Ich habe via Livestream von Radio Vatican an der Messe teilgenommen. Nebenbei, es war meine erste "multimediale" Messe.
Den Eindruck, welchen diese Messe und unser neuer Papst hinterließen kann ich nur mit einer Gesichtsbewegung beschreiben: ich habe viel gelächelt. Die Würdigung, die er seinem Vorgänger durch mehrmalige Verweise und Erwähnungen zukommen ließ fand ich beruhigend. Ich hatte nicht daran gedacht, dass der heutige Josefstag auch dessen Namenstag ist. Umso schöner der Hinweis.
Vielleicht bilde ich es mir ein, aber man sah dem Heiligen Vater seine Abneigung gegen die Verehrung seiner Person an, etwa wenn die Kardinäle sich vor ihn knieten oder seinen Ring küssen wollten.
Der Kommentator hat jedenfalls seine Arbeit sehr gut gemacht, auch wenn ich mehrmals auf Originalton stellen musste, um beim Gebet, dass ich mich bemühe auf Latein zu lernen, das Original hören zu können. Seine Hinweise, jeder Papst habe seine eigene Note geprägt fand ich passend, seine Erläuterungen zum zeremoniell oft sehr hilfreich, gerade als jemand, der viel erst wieder lernen muss und dem sein kleines Taschenmessbuch nicht immer weiterhelfen kann.
Die Predigt wiederum fand ich sehr ermutigend. Hüten, bewahren, als Thema. Vielleicht war dies ja auch an all jene von uns gerichtet, die große Veränderungen befürchten.
Die Veränderungen, soweit ich das beurteilen kann, hielten sich in Grenzen und waren für mich entweder passend, wie die Anwesenheit der Marienstatue, oder verständlich, wie die Ausgabe der Kommunion nicht mehr durch ihn selbst. Immerhin konnten ja stets nur wenige diese Ehre empfangen.
Ich jedenfalls warte jetzt ein wenig hoffnungsvoller auf seine Anleitung und mit viel mehr Sympathie.

Wahre Skandale

Die deutsche und leider auch ein großer Teil der westlichen Medien insgesamt haben die unangenehme Art sich auszusuchen, was sie an vorliegenden Skandalen öffentlich machen und wie weit sie es behandeln. Gerade als Katholik kennt man das bereits. Da kann bspw. ein Gärtner, der alles aufgibt um für die evangelische Kirche zu arbeiten kurz vor Weihnachten beim Krankenbesuch des Pfarrers seine Kündigung entgegen nehmen, und es berichtet maximal eine Regionalzeitung. Stirbt in Irland aber eine schwangere Frau wird die katholische Ethik als Schuldiger herangezogen und zu internationalen Protesten formiert, völlig ungeachtet der Todesursache oder den in diesem Fall wirksamen Gesetzen Irlands. (Nebenbei: im deutschen Wikipedia steht noch immer der ursprünglich propagierte Verlauf, kein Wort von der mittlerweile bekannt gewordenen resistenten Harnwegsinfektion oder den Statements der Ärzte..)

So auch diesmal wieder. Nachdem Claudia Roth (die Grünen) erst mit einem Massenmörder der als Diplomat des Iran fungierte abgeklatscht hatte instrumentalisierte sie die Toten des Tsunamis von Fukushima indem sie diese zu Opfern der darauffolgenden Reaktorkatastrophe umweihte. Der Wiederhall in den Medien war gering, keine Titelseite wurde von diesen Meldungen geziert.
Und jetzt legt der Vorsitzende des NSU-Ausschusses des Bundestages nach und spricht auf einer Veranstaltung deren Organisator "(...) zum Netzwerk des Islamisten Fethullah Gülen zählt." wie Serap Çileli auf der Seite ihres Vereines "peri e.V." berichtet.
Während es also reicht mit seiner Kunst auch den Geschmack von "Rechten" zu treffen um selbst als "rechte Band" von Publikumspreisen ausgeschlossen zu werden, auf den Protest von Künstlern, die kein Problem hatten mit Bushido zu Zeiten seiner frisch veröffentlichten Gewaltverherrlichungen aufzutreten, oder mit seiner Haltung zur Europapolitik auch NPDler anzusprechen um sofort in die rechte Ecke gestellt zu werden, darf ein Bundestagsmitglied, der für die Aufklärung der Probleme hinter einer Fahndung verantwortlich ist, sich nahezu kritiklos mit Islamisten treffen, die von einer Weltherrschaft träumen und durchaus offen sprechen.
Angesichts der Unfähigkeit unserer Behörden die Mordserie schnell aufzuklären und wenigstens ein paar Leben zu retten sprach mancher von einer Blindheit unsere Staates auf einem Auge.
Ich kann es nicht beurteilen, da mich die Vorgänge sehr irritieren.
Aber angesichts des Verhaltens unserer Medien möchte ich meinen, dort ist es genau andersherum.

Montag, 18. März 2013

Hass ist unsterblich

Gerade hatte ich eine Diskussion im Kommentarbereich der "Welt". Der Artikel drehte sich laut Überschrift eigentlich um unseren neuen Papst und seine Angewohnheit, Sicherheitsbedenken zu ignorieren, behandelte aber mehr oder weniger dessen erste Tage in den "Schuhen des Fischers" (oder eben nicht in diesen).
Unter diesem Beitrag geht es bereits wieder gewohnt säkular zu. Wenigstens die Hälfte der Kommentierenden macht Scherze auf Kosten des Menschen der nun Papst ist oder meint von Kreuzzügen bis zum Missbrauchsskandal erstmal eine grundlegende Entschuldigung vor der Auflösung der Kirche von diesem Papst fordern zu müssen.
Als einer der Kommentatoren dann meinte, einen Kommentar dieser Art noch mit dem Argument (sic!), der damalige Papst hätte ja auch nichts gegen die Judendenvertreibung (sic!) getan und mit Hitler und Mussolini gebandelt hat es mir ein wenig gereicht. Ich dachte, mit dem Hinweis auf die Aufarbeitung der Dokumente über Pius XII. die genau das Gegenteil belegen sei es getan.
War es aber nicht. Jedenfalls nicht für einen anderen Kommentator.
Dieser schimpfte mich einen Steigbügelhalter, betonte den Antisemitismus (sic!) der Kirche und erläuterte dann, wie grausam sein Lehrer, welcher ein Pfarrer gewesen sei, war, als dieser ihn prügelte, während er ihnen die "Judenschuld" beibrachte.
Nun will und kann ich nicht bestreiten, dass es in der Kirche der Vergangenheit, und wie ein gewisser Bischof vor einigen Jahren zeigte mitunter auch heute, einen festen und großen Platz für Antijudaismus gab. Dies gehört in der Tat zu den Verfehlungen, eine Schuld. Zwischen Antijudaismus und Antisemitismus gibt es einige Unterschiede, was die Taten in diesem Rahmen der Vergangenheit keineswegs weniger zu Verbrechen macht.
Was mich schon mehr ärgert ist die Darstellung der Erziehungsmethoden. Auch hier kann und will ich nicht leugnen, dass Pfarrer, Mönche und Nonnen Prügelstrafen einsetzten, mitunter sogar sadistisch oft. Die Isolation dieses Umstandes aus den Zuständen der Zeit, die ausschließliche Betonung der Verfehlung Geistlicher wirkt dagegen auf mich, wie ein Abschieben der Schuld, eine Sündenbock gefunden zu haben. Die Zahl der Lehrer und Eltern die ihre Kinder schlugen, ob mit oder ohne christlichen Hintergrund, dürfte wohl jeden Rahmen sprengen und dabei gar nicht mehr erfassbar sein. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass dies durchaus bis in die 80er hinein bestand hatte. Und auch heute kümmert es kaum jemanden, dass die Zahl der misshandelten Kinder in die zehntausende geht, ohne dass Geistliche bei der Tätergruppe aus dem Promillebereich kämen.

Aber das war noch nicht alles. Ich war dumm und verärgert genug, darauf einzugehen und es folgte Kommentator Nr. 3. Dieser hatte aber alles zu bieten. Seiner Ansicht nach war Luther Antisemit weil er als Katholik erzogen war, Hitler sowieso. Das ich die antijudaischen Äußerungen des Johannes von Antiochia, genannt Chrysostomos kannte und ablehnte bewog ihn, mich in triefender Ironie der Ketzerei zu beschuldigen, während er gleichzeitig darauf verwies, SS Bewerber hätten Kirchenmitglieder zu sein gehabt (sic!). Aus meinem Hinweis an einen anderen Kommentator, die Auseinandersetzungen in Spanien hätten bereits 1931 mit antiklerikalen Ausschreitungen inklusive Todesopfern unter dem Eindruck des Parteiprogrammes der damaligen Regierung begonnen und hätten sich im Bürgerkrieg durch die Ermordung einer großen Zahl Geistlicher in spontanen Gewaltakten fortgesetzt, während die Francisten ihre Verbrechen meist geplant und an Oppositionellen verübten (dafür in größerer Zahl), machte er, ich rechtfertige die Gewalt der Francistas durch die Anschuldigung der Hetze.
So ging das weiter, die ganze Kette rauf und runter. Woher die Reise kam wurde aber in einem Vorwurf deutlich: ich hatte noch kein Wort über den Antijudaismus der Kirche verloren, nur darauf hingewiesen, wer Luther war und wann er anfing seine Reden wider die Juden zu veröffentlichen, da warf er mir vor, ich würde den "Antisemitismus" der Kirche leugnen. Als ich darauf antwortete, ich hätte den "Antijudaismus" in der Kirche nicht mit einem Wort negiert antwortete er mir:
 Och, wenn man echte Zitate bringt und nicht mehr alles verdrehen kann, dann wird man kleinlaut
Diesen Tonfall verschärfte er noch weiter, wurde persönlicher und beleidigender.

Mein Fazit: ich bin ziemlich aufgebracht, könnte schreien vor Wut. Nicht nur wegen des persönlichen Tonfalles, sondern auch weil Argumente nicht beachtet wurden, Fakten erfunden oder verdreht wurden.
Ich weiß, solche Leute gibt es viele. Schubaldendenke, schwarz-weiß wobei Kirche schwarz ist. Man kommt nicht durch die dicke Wand der Überzeugung, egal wie viele Fakten man benennt. Ich bin ihnen schon tausend mal begegnet. Trotzdem: in meiner Idealvorstellung argumentieren die Menschen, wägen Argumente und akzeptieren belegte Fakten, auch wenn das Ergebnis kein eindeutiges Urteil zulässt. Und vor allem begegnet man sich mit Respekt und schätzt sein Gegenüber nicht niedrig, weil dieser anders denkt oder ist. Utopien eben...

Sonntag, 17. März 2013

Herr, erbarme dich


Ein Ausdruck der Verbundenheit der Christen, egal ob bspw. katholisch oder orthodox.
Ich hoffe Ihr hattet einen schönen und gesegneten Sonntag.

Sport und Moral

Fußball ist nicht meine Welt. Ehrlich gesagt, er interessiert mich gar nicht. Gelegentlich habe ich versucht mir Spiele anzusehen, aber ich kann dem nichts abgewinnen. Die sportliche Leistung, da 90 Minuten über den Rasen zu rennen kann ich nicht bestreiten, aber bei mir kommt keine Spannung auf, kein Interesse.
Daher war es lediglich eine Nachrichtenempfehlung auf meinem Smartphone, die mich auf diese Schlagzeile aufmerksam machte:
Auch so wäre das für mich eher uninteressant gewesen, weiß ich  doch von meinen wenigen Versuchen und Schlagzeilen um Hertha und Pauli-Spiele, dass Beleidigungen nicht unbedingt selten sind. Was mich wunderte war, die Meldung kam bei mir unter der Kategorie "Rassismus" als Nachricht. Also habe ich mir den Artikel, oder besser, die paar Sätze durchgelesen. Und ja, der Kenianer Ikenna Onukogu war tatsächlich Rassismus ausgesetzt in Wort und Tat.
Und ja, er hat sich dagegen mit einem Flaschenwurf gewehrt. Aus diesem Grund halte ich eine Strafe für Ikenna im Grunde für Richtig. Nicht nur, dass er mit einer Form von Gewalt reagierte, sein Wurf hätte jeden Treffen können, auch Unschuldige. Eine volle Flasche, es findet sich im Text kein Hinweis ob die Flasche leer oder voll war - ich nehme Letzteres an, da PET Flaschen sonst nicht besonders gut und weit geworfen werden können, kann durchaus Verletzungen verursachen, von der Beule bis zur gebrochenen Nase.
Jetzt kommt das ABER: da ich aus dem Schweigen zu den Folgen des Wurfes nichts fand, gehe ich von Folgenlosigkeit aus. Damit ist für mich eine "unbegrenzte Sperre" vom Tisch. Dazu kommen die Umstände, die dazu führten, dass der Torwart so handelte. Die Strafe der Fans bzw. für den Verein der Fans sollte, neben der Tatsache ihrer Existenz, bedeutend schwerer ausfallen. Nicht allein wegen dem Rassismus, sondern weil diese Menschen in ihrem Rassismus ebenfalls zur Gewalt griffen und nach dem Towart warfen.
Ich bin erstaunt über die Vorgänge, gerade angesichts der sonst üblichen Bestrebungen bei Verdacht bspw. Bands von Publikumspreisverleihungen auszuschließen...
Oder sehe ich das so falsch?

Christenverfolgung in Libyen

Derzeit berichtet das Blog "Kopten ohne Grenzen" immer wieder über Angriffe und Festnahmen von Kopten in Libyen. Unsere Medien üben sich, wie ja meistens beim Thema Christenverfolgung, in unwürdiger Zurückhaltung was die Berichterstattung angeht. Einige wenige Ausnahmen sind zu finden. So berichtet die NZZ immerhin darüber und verweist sogar darauf, dass der letzte Übergriff nur einer von einer länger werdenden Reihe ist.
Ist die koptische Gemeinde in Ägypten bereits schweren Anfeindungen ausgesetzt, so sind die sich verstärkenden Angriffe in Libyen ein Fanal für die in Nordafrika rasch an Schwung gewinnende Christenverfolgung, die Christen aber allgemein allen freiheitsliebenden Menschen Sorge bereiten sollte.

Freitag, 15. März 2013

Zwei Seelen...

wohnen derzeit in meiner Brust. In der einen jene, die sich über die Bescheidenheit und Demut des neuen Papstes freut wie ein kleines Kind. Ein großer Mensch braucht keine vergoldeten Stäbe und hermelinbesetzten Umhänge.
Auf der anderen die besorgte Stimme der Tradition, der die ausgefeilte Symbolik, bspw. ein roter Mantel mit weißem Kragenbesatz ebenso liebt, wie die Rückbesinnung bspw. auf die tridentinische Messe.
Ich bete, dass jenes mit diesem vereinbar sein wird, und dieser Papst den Weg dorthin findet.

Warum macht man nichts dagegen?

Vor kurzem wurde ein junger Mann namens Daniel, dessen Nachname in den Medien mit S. abgekürzt wird, umgebracht. Deutlicher noch: er wurde von vielen jungen Männern, die einen sog. Migrationshintergrund haben, zu Boden geschlagen, worauf sie auf seinen Kopf und Körper eintraten. Sein Hirn nahm dabei so schweren Schaden, dass keinerlei Aussicht auf Heilung besteht.

An dieser Stelle: mein tiefes, ehrliches Mitgefühl mit seinen Anghörigen. Ein solcher Verlust und dazu auf diese Weise... der Schmerz der daraus entsteht ist mir unvorstellbar.

So weit so schlimm. Aber damit nicht genug.
Jetzt berichtete eine einzige Zeitung darüber, wie sich die Freunde, Bekannten oder einfach "verwandte Seelen" der Mörder geben. Keine Reue, kein Erschrecken über die Tat und ihre Folgen. Das Opfer wird zum Täter erklärt, sei schuld an der Eskalation und den Folgen, die seine Mörder nun erwarte. Das Opfer, seine Kumpels, ja die ganze Gesellschaft wird beleidigt und verhöhnt, weitere Gewalt angedroht.

Zu Recht werden Menschen, welche die NSU und ihre Mordserie verharmlosen oder sogar bejubeln rechtlich belengt, zumindest gemeldet. Wieso gilt dies nicht auch im Fall Daniel S.?

Mich erinnert dies sehr an den Islamisten und Seriennmörder Mohammed Merah. Dieser hatte ziemlich genau vor einem Jahr kurz hintereinander sieben Menschen erschossen. Drei Soldaten, drei Kinder und den Vater zweier der Kinder. Erstere wählte er als "Verräter" aus, letztere weil sie jüdischen Glaubens waren. Dazu kommen mehrere Verletzte, die das Glück hatten zu überleben, deren Gesundheit jedoch wohl lebenslang unter den Folgen leidet. Unter den Verletzten sind drei Polizisten, welche bei der Belagerung Merahs angeschossen wurden. Nach der Tat wurde bekannt, dass neben einem beachtlichen Waffenarsenal, zu denen bspw. eine AK47 und Sprengstoffe gehörten, auch eine Kamera zur Ausrüstung des Mörder gehörte, mit der er die Qualen und das Sterben seiner Opfer gefilmt hatte um sie später als Trophäen ins Netz zu stellen.
Merah wurde bei der Erstürmung seiner Wohnung getötet, als er versuchte, bewaffnet zu entfliehen.

Wo ich darin die Parallele sehe? Neben der Verachtung für Menschen einer anderen Kultur:
Mohammeds älterer Bruder Abdelghani schrieb später ein Buch, in welchem er darlegte, wie ihre Mutter sie zum Antisemitismus erzog und erinnerte sich, dass nach der Tat seiner Mutter Glückwünsche und Solidaritätsbekundungen in großer Zahl zugingen. Ihre Schwerter Souad erklärte öffentlich, sie sei stolz auf ihren Bruder. Vor allem aber feierte Facebookseite ihn als Helden. Die Polizei schloss die Seite, bis dahin hatten aber bereits weit über 10 000 Menschen sich dieser Meinung angeschlossen. Wie viele es noch geworden wären kann man nur erahnen.
Eine Lehrerin forderte ihre Schüler auf, eine Schweigeminute für das "Opfer Mohammed Merah" einzulegen. Die Polizei hinderte Bewunderer Merahs daran, ihn öffentlich zu bejubeln, Graffiti wurden so schnell als möglich übermalt. Die Familie verklagte den Staat, ihre Anwältin erklärte öffentlich der Tod Merahs sei Mord gewesen.

Die Folge? Die Schule der jüdischen Opfer erhielt Briefe, Mails und Anrufe mit Drohungen, Spott und Häme. Kurz darauf kam es wieder zu übergriffen.
In den deutschen Medien äußerte sich der angebliche Antisemitismusforscher Professor Wolfgang Benz 
Ich erkenne bisher trotz der Brutalität der Tat keine neue Dimension eines Antisemitismus in Europa.
Wir wissen ja noch nicht einmal, ob die Morde wirklich ein antisemitisches Motiv hatten oder die Opfer von einem Terroristen zufällig ausgewählt worden sind.
Die Leiterin des EU  Aussenressorts, Catherin Ashton, zog einen Tag nach der Schiesserei an der Schule einen Vergleich, welcher von den meisten Hörern als das verstanden wurde, was er war: eine Rechtfertigung. Die Opfer seien Folge israelischer Politik, gemeint sind hier die Schläge gegen die Terrororganisationen Hamas, Fatah und Hisbollah, darum sei die Schuld Israel zu geben.

Man sollte auch erwähnen, dass es offene Ablehnung der Tat durch die muslimische Gemeinde in Paris gab, ein gemeinsamer Protestmarsch zog immerhin mehrere tausend Menschen an. Die gleiche Gemeinde machte aber wiederum sich selbst zum Opfer, indem sie unmittelbar nach Bekanntwerden des islamistischen Hintergrundes offen darüber klagte, dass dies nun wohl die sog. "Islamophobie" steigern werde.

Darum sehe ich eine Parallele. Menschen werden getötet, die Sympathisanten der Mörder stilisieren die Täter zu Helden und Opfern, die keine andere Wahl hätten, als zu morden. Und unsere Presse zieht mit, ebenso Politik und Justiz. Auf der Strecke bleiben die ermordeten und zusammengeschlagenen, deren Familien und alle, die danach Angst haben, mit der Bahn oder dem Bus zu fahren u.ä.

So vermehrt man Schmerz. Als wenn der nicht schon genug vorhanden wäre.


Euthanasie und Geschichte

Euthanasie ist als Begriff ein Euphemismus, eine Beschönigung. In wörtlicher Übersetzung aus dem (alt-)griechischen bedeutet es "schöner" oder auch "wohliger Tod". Heute diskutiert die Gesellschaft vermehrt über Sterbehilfe, eine Länder haben sie ganz oder teilweise legalisiert. Vor kurzer Zeit hatten die Akademiker Dr. Francesca Minerva und Dr Alberto Giubilini Schlagzeilen gemacht, als sie ein Grundrecht der Kindstötung für Mütter nach der Geburt verlangten.
Es ist noch gar nicht so lange her, da war es im Dritten Reich eine richtige Kampagne der regierenden Faschisten den von ihnen als "unwerten Leben" einen euthanos zu geben. Ich gebe zu, ich habe lange Zeit geglaubt, dabei wäre es zugangen wie beim Abtransport von jenen Opfern, die in KZs gequält und gemordet oder einem kaltblütigen Genozid zugeführt wurden.


Götz Aly hat in seinem Buch "Die Belasteten" den Finger genau auf diese Wunde gelegt. Wie entstand das Programm in der Weimarer Republik, wie verhielten sich die Eltern? Was erlebten die Opfer? Solche Fragen finden sich in seinem Buch beantwortet. Und dabei wirft sich die unglaublich belastende Frage auf: wie vertragen sich Liebe und Mord? Denn das Buch macht deutlich: die Eltern haben in einem Großteil der Fälle zugestimmt oder zumindest nicht den kleinsten Finger dagegen gerührt. Anders als beim Holocaust, politischen oder religiösen Protest hatten Widerständler aber wenig bis keine Probleme zu erwarten, ihrem Widerstand wurde, so Aly, in der Regel nachgegeben.
Dieses Buch ist ein salziger Finger in einer notdürftig behandelten Wunde und wirft einen Blick auf Ethik und Moral. Fragen die heute wieder drängend auf dem Tablet liegen.

 Eine Warnung zum Schluss, das Buch ist nichts für schwache Nerven. Die Opfer kommen zu Wort, berichten von den Zuständen und Abläufen und der Glaube an die Macht der Mutterliebe kann zu Schaden kommen.


Das Buch erhielt durch Alan Posener (Bild links) eine Rezension auf Welt online. Ich muss gestehen, ich mag diesen Journalisten und seine Art normalerweise nicht. Zu viel Rabulistik, seine Artikel sind durchsetzt von seiner Meinung und Interpretationen Und auch dieses Mal kann er es nicht lassen, Seitenhiebe zu verteilen gegen alles, was ihm nicht in den Kragen passt. Die Anmerkung zum seligen Kardinal Galen (zum behandelten Zeitpunkt noch Bischof) ist dafür beispielhaft, umso mehr, als dass diese mit dem Thema nichts zu tun haben und somit entgegen der Beteuerung nur der Herabwürdigung dienen.
Nun das große Aber. Die Rezension ist aber, bis auf die nicht weiter erläuterte angebliche Distanz zwischen Abtreibung und Euthanasie, sehr gelungen. Besonders der Satz:
Es gibt keinen Grund zur hochmütigen Annahme, man selbst würde in einer vergleichbaren Situation anders handeln.
Mit diesem Satz trifft es der Journalist auf den Punkt. Heute ist es üblich mit einer Hybris, mit einer überheblichen Arroganz auf die Vergangenheit zu blicken und aus der Perspektive des Nachgeborenen so zu tun, als seien die Menschen damals charakterlich, moralisch, ethisch und natürlich auch intellektuell weit hinter den Menschen von heute, zumindest in unserer Kultur.
"Sowas könne heute gar nicht mehr passieren" wird dann moniert. Der Mensch hätte heute viel mehr Mitgefühl und wüsste "richtig und falsch" besser zu unterscheiden.
Das dem nicht so ist beweisen unsere Medien und unsere Politik, ja auch verschiedene Bewegungen wie Rechtsextremisten und ihr angeblicher Gegenpol, die sog. Antifa, fast täglich. Politik bestimmt, welche Opfer wir betrauern, wessen Angehörige zu Staatsakten und Diskussionsrunden eingeladen werden, welche Taten bei Neujahrsansprachen thematisiert werden und welche von Verbrechensstatistiken der Regierungen verheimlicht werden. Die Zugehörigkeit zu einer Gruppe, politisch, religiös etc. bestimmten, wie viel oder besser wie wenig Respekt man dem Gegenüber entgegen bringt, bis hin zu Morddrohungen und Mordversuchen, welche dann nicht selten sofort in Kategorien eingeteilt werden, je nachdem wer wen versuchte umzubringen.

Den m.E. eindrucksvollsten Beweis liefert aber das Milgram-Experiment. Für jene, die es nicht kennen: ein Testkandidat wird gebeten an einem Experiment zum Thema "Strafe und Lernerfolg" teilzunehmen. Er wird an ein Gerät gesetzt und soll bei einer falschen Antwort oder auf einen Wink des Testleiters einen Schalter umlegen, der einem angeblichen zweiten Testkandidaten einen elektrischen Schlag verpasst, der dabei auch noch gesteigert werden kann. Dieser zweite Kandidat ist allerdings nur ein Schauspieler, der einzige Unwissende ist der erste Kandidat, der zudem durch bestimmte Sätze sollte er zögern animiert werden kann. Der Schauspieler vermittelt dabei den Eindruck wirklich Schmerzen zu haben.
Heruntergebrochen soll also gefoltert werden, um die gewünschten "Erfolge" zu erzielen. Die meisten der Kandidaten haben hierbei mitgemacht, kaum jemand hat sich geweigert.
Das Experiment selbst geriet ebenfalls in die Kritik. Das Erlebnis, als Folterer aufgetreten zu sein konnte, obwohl es natürlich aufgelöst wurde, bei den Probanden Traumata hinterlassen konnte.

Wir unterscheiden uns in Moral und Ethik von unseren Vorfahren weit weniger als in technischer Hinsicht.






Donnerstag, 14. März 2013

Meine "habemus papam" Stunde

Habe gerade den gleichnamigen Eintrag bei Herrn Alipius gelesen und finde die Idee sehr nett, darum schließe ich mal an.
Meine Frau hatte Notdienst und war daher fast 37 Stunden auf den Beinen. Eine Kollegin hatte dazu noch Dank des Wetters und des mangelnden Umgangs unserer Mitbürger einen Unfall gehabt, und so musste meine Frau für sie einspringen und deren Job heute noch mit erledigen. Da lasse ich sie, zumal bei dem Unwetter nicht fahren und hole sie lieber ab. Da wir ja auch erst Tag zwei des Konklave hatten, rechnete ich auch nicht damit, dass es schon vorbei wäre, also ließ ich das Radio aus (ich mag die Musik da eh nicht) und besprach mit meiner Frau lieber, wie es ihr geht und was sie noch schnell von mir zu essen bekommen möchte, bevor sie schlafen geht.
Vor dem essen horchte ich noch kurz auf die Glocken unserer Kirche, da war aber nichts, obwohl wir fast 20 Uhr  hatten.
Lange Rede, kurzer Sinn: ich habe mich an den PC gesetzt um die Tagesnachrichten zu lesen und da schlugen mir bereits mehrere Artikel entgegen. Zuerst dachte ich mir, die veräppeln mich, so schnell? Aber es stimmte, kurze Gegenkontrolle, da rief meine Frau auch schon "livestream".
Franziskus heißt also der neue Papst. Mir war klar, worauf er sich bezieht und was dies an programmatischer Aussage beinhaltet. Gefiel mir sehr, nicht zuletzt als Hundebesitzer und Vogelfreund.

So schnell?

Da stand er dann auch schon, bereits mitten in der Ansprache. Auf den ersten Blick sympathisch, eine einfache Soutane, sehr zurückhaltend, gefiel mir.

So schnell?

Beim Ave Maria nuschelte er und ich glaube kurz verstummte er auch. Das gefiel mir nicht, aber natürlich weiß ich nicht warum. Aufregung, Sprachschwierigkeiten, Gesundheit?

So schnell? Na, Gottes Wille.

Nebenbei schnell Infos einholen. Leider gehören weder spanisch noch portugiesisch zu meinen Sprachschatz, die Primärquellen sind mir also leider verschlossen geblieben. Aber ein Jesuit ist er. Super! Den Orden der Societas Jesu schätze ich sehr.

So schnell? Gottes Wille!

Während ich die Infos an meine Frau weitergebe meint sie, ich wirke geschockt. Nunja, nicht wegen dem neuen Papst, über den weiß ich zu wenig. Vieles was mir gefällt, vieles das ich nicht weiß - aber das Nuscheln sorgt mich.

Da bittet er um ein Gebet für sich, bevor er den Segen erteilt. Das erinnert mich sehr an seinen Vorgänger und lässt mich lächeln. Demut, Bescheidenheit. Dann der Segen, ein "Gute Nacht", sehr menschlich. Das wars schon. 
Aber die Schnelligkeit, mit der die Wahl getroffen wurde...
Trotzdem, ich bin froh, einen neuen Papst zu sehen und sollte Gott und unseren Kardinälen vertrauen. Ein neuer Mann am Ruder in dieser schweren See.

Glauben, Vertrauen, Liebe.


Mittwoch, 13. März 2013

Habemus Papam

Wir haben wieder einen heiligen Vater. Ich muss gestehen, ich stehe ob der Geschwindigkeit der Wahl ein wenig unter Schock und harre gespannt. Ich bete für ihn das er die Kraft habe, die zu erwartenden Widrigkeiten durchzustehen.

Daher zwei Stücke, die ich hier als passend empfinde



Verbündete oder solche die es nicht sind

Es ist erst ein paar Tage her, da berichteten einige deutsche Zeitungen über Vorfälle und Zustände in der Türkei die deutsche Soldaten betrafen.
Kurze Auffrischung:
Im November 2012 bat oder forderte, je nachdem welcher Übersetzung man glauben mag, die Türkei ihre Verbündeten in der North Atlantic Treaty Organization, kurz Nato, ihr Unterstützung für den Fall eines Angriffes durch syrische Truppen zu senden. Dabei ging es in erster Linie um das Flugabwehrsystem Patriot. 

Exkurs: Das Patriot System.

An der Stelle kurz ein Ausflug, es wird während des Lesens deutlich, warum.
Warum braucht die Türkei das System?
Die Türkei hat während des fortlaufenden Bürgerkrieges in Syrien mehrer Granatenangriffe über die Grenze hinweg erlebt und führt diese als Angriffe durch die syrische Armee an. Zwar ist dies nicht offiziell bestätigt worden, anders als der Abschuss einer türkischen Militärmaschine im syrischen Luftraum, aber für die Türkei war dies Grund, die Nato an ihre Bündnispflicht zu erinnern.

Wer besitzt Patriot System.

Der MDR berichtete:
In der NATO verfügen neben den USA, Deutschland, die Niederlande, Griechenland, Spanien und die Türkei über Patriot-Raketen. Außerdem haben Ägypten, Israel, Jordanien, Kuwait, Saudi-Arabien, Japan, Südkorea und Taiwan Systeme.
Dem aufmerksamen Leser wird aufgefallen sein: die Türkei verfügt selbst über Patriot-Systeme. Diese sind zwar nicht verbessert worden, kampfwertgesteigert wie es im Fachjargon heisst, aber völlig sinnlos sind sie ebenfalls nicht, was die Raketenabwehr betrifft.
Die USA, Niederlande und Deutschland haben von ihren Systemen Teile in die Türkei verlegt.

Welchem Zweck dient das System?

Es handelt sich um eine Waffe zur Luftraumsicherung. Es soll ballistische Raketen, also Raketen mit größerer Reichweite die in einem hohen Bogen auf ihr Ziel geschossen werden, sowie Flugzeuge und Drohnen abfangen. Die Raketen selbst sind etwas über fünf Meter lang und ca. einen halben Meter breit.
Interessant ist zudem zu wissen, dass die Nato schon vor fast drei Jahren einen "Raketenschild" in der Türkei errichten wollte, ein starkes System zum Zwecke des Abfangens feindlicher Raketen und Flugzeuge. Damals allerdings verstand die Türkei das Bündnissystem keineswegs so konsequent wie heute und forderte Gegenleistungen für etwas, um das es heute bietet. Im verlinkten Artikel wird deutlich, dass der Gedanke Israel und den USA einen Schutz vor Raketen zu gewähren auf den Widerstand von Teilen der Bevölkerung stieß.

Macht der Einsatz Sinn?

In einem Artikel der Welt findet sich die Antwort bereits in der Überschrift. Sie lautet:
Die Raketen sind nicht in der Lage Geschosse von der Größe einer Granate abzufangen, immerhin ist auch bei Raketen und Drohnen ein Versagen möglich. Außerdem können die Raketen nur bestimmte potentielle Ziele wie Ballungsgebiete und militärisches Terrain beschützen. Um die gesamte Türkei abzudecken bräuchte es ein vielfaches an Systemen zu denen die nun verlegt wurden.

Fazit

Neben der Tatsache, dass die Bevölkerung den Bundeswehreinsatz ablehnt spricht also auch der mangelnde Sinn dagegen. Gegen die wenig wahrscheinlichen Angriffe sind die Verteidigungssysteme fast wirkungslos.
Die Türkei hatte vormals dabei Probleme mit der Bündnistreue, forderte sie nun aber ein.

Aber zurück zum Thema. Nachdem der Einsatz bewilligt wurde und die jeweiligen Länder ihre Unterstützung zusicherten wurde bekannt, dass der türkische Regierungschef Erdogan die Kontrolle über die Raketen haben wollte, die Türkei also den direkten Befehl erhielte. Nicht erstaunlich, dass dies von den Nato-Partnern abgelehnt wurde.
Als die ersten deutschen Soldaten dann in der Türkei ankamen und in der Stadt Iskanderun einkaufen gingen wurden sie von einer großen Gruppe türkischer Zivilisten attackiert.Erst in diesem Rahmen erfuhr man in einigen kleinen Medien, dass dies US Truppen bereits in der Vergangenheit wiederfuhr. Es sei eine Folge der Vorgehensweise amerikanischer Truppen im Irak, die Gefangenen vor dem Transport schwarze Säcke über den Kopf stülpten. Diese Massnahme sollte Gegenwehr ebenso wie eventuelle Befreiungsversuche durch Freigelassene erschweren, wurde in der islamischen Welt aber nur als schwere Demütigung verstanden. In der Türkei wurde daraufhin 2006 der Kinofilm "Tal der Wölfe: Irak" gedreht, seinerzeit der teuerste Film der in der Türkei bis dahin gedreht wurde. Als Handlung dient ein Rachfeldzug eines türkischen Helden, der US- Amerikaner umbringt. Grund der Rache: US-Truppen hatten mehrere Türken, darunter Soldaten in Zivil, im Irak aufgegriffen und für Terroristen gehalten, ihnen darum besagte Säcke aufgezogen. Der Film wurde zum Publikumshit, erst 2012 übertroffen von "Fetih 1453" der die Einnahme von Konstantinopel verherrlicht und in meinen Augen jetzt schon der schlimmste geschichtsklitternde Propagandafilm der letzten Jahrzehnte ist.

Nach diesem Vorfall folgte nicht etwa eine große Entschuldigung Seitens der Türkei. Das nächste, was man vernahm war vor wenigen Tagen die Meldung, dass eine deutsche Feldjägerin, die bei einem Ministerbesuch den Verkehr regelte, von einem türkischen General angegriffen worden sei, so dass ihr deutsche Kameraden zu Hilfe kommen mussten. Die Frau behielt dokumentierte Prellungen zurück, eine Person die u.a. eine Nahkampfausbildung für ihre Tätigkeit durchlaufen musste. Auch dass deutsche Beflaggung unerwünscht sei, die hygienischen Zustände unerträglich wären, Feldpost kontrolliert würde und Kontakt zwischen den Nationen nicht gerne gesehen sei kam zutage.
Natürlich folgte prompt ein Dementi der Türkei, bei dem auch gleich eine Entschuldigung der Bundeswehr für die Vorwürfe propagiert wurde. Egal, was deutsche Soldaten gesagt hätten, alles sei falsch. Und auch unsere Offiziellen bemühen sich, den Einblick zu negieren, indem sie alles klein reden und auf "kulturelle Unterschiede" verweisen. Einzig der Grüne-Politiker Omid Nouripour forderte klar und deutliche Aufklärung und stellte sich damit neben Königshausen (FDP), den Beauftragten der Bundeswehr, welcher den Fall ans Licht gebracht hatte. Die angebliche Schlichtung endete, und dies ist Grund und Einleitung der Schlussfolgerung, dann in der Meldung der Tagesschau vom 8.3.2013.
Unter der Überschrift
Türkei macht Afghanistan-Abzug komplizierter
wird kurz und knackig erklärt, die Türkei habe sich entschieden ihrem Verbündeten Deutschland nicht zu erlauben, schweres und bewaffnetes Gerät über ihre Häfen aus Afghanistan zurück nach Deutschland zu transportieren.

Für mich steht fest: jemand, der nicht erlaubt, dass ein Schutz für ihre Verbündeten im Land installiert wird aber den auf eigene Bitte gesandten Soldaten nur Respektlosigkeit und Antipathie entgegen bringt und schließlich die Zusammenarbeit großteils verweigert ist kein Verbündeter.
Also nicht wie nach Hause mit unseren Jungs und Mädels. Ihre Familien würden sich freuen.

Und dabei haben wir noch nichtmal über die türkische Besetzung Nordzyperns und dem Verlust der dortigen, zumeist christlichen, Kulturgüter oder die Drohungen gegen Griechenland und Zypern wegen deren Förderungsabsichten gesprochen...
Geschweige denn der Leugnung des Genozids an den Armeniern...