Donnerstag, 13. Februar 2014

Überraschendes Glück

Es kommt vor, dass man in Zeiten totaler Frustration einen regelrechten göttlichen Schulterkopfer bekommt. So erging es gestern meiner Frau und mir. Da wir beide derzeit Termine im Rahmen der Kirche anstehen haben, ich bspw. möchte meine Firmung nachholen, die mir als Jugendlicher nicht vergönnt war, mussten wir zu einem Gespräch mit einem der Pfarrer unserer Gemeinde. Vielleicht erinnert sich der ein oder andere Leser, dass wir mit einem unserer Pfarrer eine schlechte Erfahrung gemacht hatten, als dieser während einer Predigt sagte, er habe kein Mitleid mit einem Bischof, der von der Presse zerrissen würde. Und so freuten wir uns nicht gerade auf das Gespräch, auch wenn es sich um einen anderen Priester handelte. Wir gingen in einem Vorurteil davon aus, dass die Priester sich, auch aufgrund der Messgestaltung, in Haltung und Meinung ähnelten.
Schon nach relativ kurzer Zeit konnte ich denn auch nicht anders und stellte ihm die Frage, ob dieses übermäßige Klampfenspiel durch den Besuch der Messe in anderen Gemeinden der Region zu vermeiden sei, denn wir hätten dabei Konzentrationsprobleme und verstünden dies nicht als Gottesdienst. Was dann kam hatten wir nicht erwartet. Ganz kurz wurde das Gesicht des Priesters ernst. Ich glaubte schon, wir hätten, auf deutsch gesagt, verschissen.
Dann sag man, ich kann es nicht anders beschreiben, regelrecht ein Gewicht aus dem Gesicht, er lächelte erleichtert. Er könne das verstehen, es ginge ihm ebenso. Da wären eben einzelne Personen der Gemeinde, die wären tötlich beleidigt, ebenso wie das Singbärchen selbst, wenn sie nicht zum Zuge käme. Den Familiengottesdienst befürworte er und riet uns zum Besuch einer anderen Gemeinde an diesem Tag. Aber grundsätzlich sei es ein Haltungsproblem, das auch ihn belaste und für das er keine Lösung finde. So hätte man ihn gefragt, ob man die Messe nicht spaßiger gestalten könne. Vor allem für die Kinder unterhaltsamer. Und natürlich wäre es auch ihm wichtig, dass die Kinder sich nicht tödlich gelangweilt gezwungen sähen, aber es handele sich um einen Gottesdienst, da stünden bestimmte andere Dinge im Vordergrund und das ein jeder Spaß habe sei nicht die Aufgabe der Messe - und überhaupt unmöglich.
So unterhielten wir uns weit länger als der Besuch eigentlich geplant war, und ihm wie uns merkte man an, wie befreiend, wie erleichertend und wie wichtig es für uns war, auf Menschen zu treffen, die Gottesdienst als Dienst für Gott und als einen Akt des Glaubens, der Verehrung verstehen und nicht als eine Show.
Da unsere bisherige Suche nach einer anderen Gemeinde in der wir Sonntags zur Messe gehen können nur lange Distanzen zu ansprechenden Gottesdiensten brachte ermutigt uns dies, doch wieder in dieser, unserer Gemeinde hinzugehen - wenn auch nicht zu jedem Priester.
Es fühlt sich an, als seien Gebete erhört worden - auch wenn das vermessen klingen mag.

2 Kommentare:

  1. da könnte man ja glatt neidisch werden, so eine Reaktion von einem Priester würde ich mir auch mal wünschen! Unsere Priester sind sicher tiefgläubige und gewissenhafte Männer, aber für meinen Wunsch, den Youcat beim Firmkurs einzusetzen, kam so gar keine Begeisterung auf, und die tollen modernen Kirchenlieder wurden auch energisch verteidigt... ich kann Dich verstehen!

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    1. Danke :) Aber die Mehrheit unserer Priester sieht das vermutlich auch anders, als dieser eine. Das es diesen einen aber gibt stimmt mich hoffnungsvoll und froh. Vielleicht gibt es ja auch bei euch solche und solche?

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