Worte spiegeln die Haltung des Schreibers wieder, darum ist es mir wichtig von einer Massenhinrichtung zu schreiben und nicht von einer "Schießerei".
Ein junger Mann betrat das Umpqua Community College nahe Roseburg in Oregon und erschoss dort 9 Menschen, verwundete acht weitere und tötete schließlich sich selbst, nachdem er bei der folgenden Schießerei mit der Polizei verwundet wurde.
Es handelte sich um eine Hinrichtung. Der Täter kannte den Ort, er studierte selbst dort. Er wusste, dass es eine sogenannte "gun free zone" war, also kein einziger anderer Student oder Lehrer dort bewaffnet sein würde. Vermutlich war ihm auch bekannt, dass es eine einzige Wache gab und diese ebenfalls unbewaffnet sein musste, nachdem die Campusleitung dies ein Jahr zuvor beschlossen hatte. Es juckt mich in den Fingern nun wieder einen Beitrag über die fehlgeleitete und -motivierte Waffendebatte zu schreiben, aber eigentlich geht es um Wichtigeres.
Augenzeugen und Überlebenden zufolge betrat der Mörder ein Klassenzimmer, zwang die Anwesenden mit einer Ausnahme sich in der Mitte des Raumes zu versammeln, sich hinzulegen und einzeln aufgerufen wieder aufzustehen. Die ersten beiden Opfer fragte er nach seiner Religion.
Spätestens bei dieser Frage sollte jeder Gläubige, jeder Vertreter des säkularen Staates und jeder Vertreter der Religionsfreiheit aufhorchen.
Zahllose Märtyrer unserer Tage
Wir sind solche Szenen gewohnt. Aus Syrien, aus dem Irak, aus Nigeria. Dort sind es islamische Terroristen und Radikale, die ihre Opfer nach ihrem Glauben fragen und sie mitunter zum konvertieren zwingen wollen, oft eine bestimmte Steuer erpressen aber sie zumeist dann umbringen. Oft möglichst grausam und langsam.Die Christen unter ihnen werden regelrecht vorgeführt. Videos von entführten Kopten oder Assyrern die in orangenen Overalls in der Wüste oder an einem Strand aufgereiht vor ihren Henkern knien, das Gesicht meist von Verzweiflung, Angst oder Fatalismus gezeichnet sind verbreitet und werden regelmäßig durch neue ersetzt. Die westliche Welt reagierte eine Zeit lang entsetzt und nimmt sie nun kaum noch wahr. Von Anfang an haben die Medien heruntergespielt, was dort geschah. Die Täter wurden zu Ausnahmeerscheinungen erklärt die ohne jegliche Unterstützung in der Bevölkerung der gewaltsam eroberten Gebiete zuschlug. Niemand stellte die Frage, woher die ortsfremden Terroristen wussten, an welche Türen sie das Ny-Zeichen, das arabische N für Nazarener, malen konnten und die klagen von christlichen Flüchtlingen von ihren Nachbarn und Kollegen verraten worden zu sein fanden ebensowenig Platz, wie die fortgesetzte Verfolgung in unseren Asylheimen und Kirchen.
Der Anschlag vom Anfang des Jahres auf Charlie Hebdo hatte da mehr Niederschlag - aber auch hier ist die religiöse Note, die aufgrund ihrer Religion hingerichteten Menschen den Journalisten Europas keine eingehende Betrachtung und Klage wert gewesen - viel eher ging es um die Absolution für die Religion der Täter. Denn es war nicht nur die Zeitungsredaktion, sondern auch ein jüdischer, koscherer Supermarkt, der zum Ziel wurde und in ihm Menschen jüdischen Glaubens. Aufgrund der Beziehung zwischen beiden Anschlägen konnte diesmal nichtmal relativierend auf Israel gezeigt werden, wie es noch im Fall von Mohammed Merah bspw. durch die EU Vertreterin Ashton geschah.
Der in Europa an Kraft gewinnende Hass auf Juden vor allem durch Muslime (sich wiederspiegelnd in den Anschlägen von 2012, den Anschlag auf das jüdische Museum in Brüssel, den Supermarkt in Paris und zahllosen Angriffen und Zerstörungen quer durch Europa) sollte längst zu einem Aufschrei und drastischen Maßnahmen geführt haben - aber auch das ist ein anderes Thema.
Päpste in Anerkennung
Beide katholischen Päpste haben im Amt auf die Bedeutung und die heute wieder stark wachsendeZahl der Märtyer für die Christenheit und die katholische Kirche im besonderen verwiesen.
Unser Heiliger Vater Benedikt trug die roten Schuhe, rot als Farbe des Blutes der Märtyrer, in welchem die Kirche entstand. Der Heilige Vater Franziskus hat allein in diesem Jahr mehrfach auf die enorme Zahl an neuen Märtyrern verweisen.
Christliche Märtyrer, ermordet in säkularen oder christlichen Staaten
Aber im Fall von Oregon ist es keine Schlussfolgerung, kein Hinweis aus Aufzeichnungen oder der Wahl der Opfer - es ist all dies zusätzlich zu klaren Aussagen des Täters, berichtet durch eine Reihe von Zeugen und Opfern.Er fragte die beiden ersten Opfer nach ihrem Glauben, bevor er sie gezielt tötete. Beide bekannten sich angesichts der auf sie gerichteten Schusswaffe zu ihrem christlichen Glauben. Man könnte nun darauf verweisen, dass viele seiner darauf folgenden Opfer nicht dieser Befragung unterworfen wurden. Allerdings verzichtete er auch auf tödliche Schüsse. So ist der Held desVorfalles, ein 30jähriger Armeeveteran, der unbewaffnet anderen zur Flucht verhalf und versuchte den Täter zu stoppen, von diesem mit mindestens fünf erfolgten Treffern niedergeschossen worden. Als er jedoch verletzt vor dem Täter lag verzichtete dieser auf einen tödlichen Finalschuss, wie ihn seine christlichen Opfer eben erhielten.
Dieses Drama spielte sich zudem innerhalb weniger Minuten ab. Die ersten Schüsse wurden nur 6 Minuten vor dem Eintreffen der Polizei und 8 Minuten vor dem Tod des Schützen abgegeben.
Also wurden Christen in den USA gezielt zu Opfern gemacht, ermordet aufgrund ihres Glaubens durch jemanden, der sich von Religion öffentlich distanziert hat.
Eine Reaktion auf dieses Detail, irgendeine, blieb bislang aus. Obama und die Wahlkämpfenden Parteiführer diskutieren lieber die Waffengesetze und brüsten sich damit, dieses Ereignis vorhergesagt zu haben.
Warum die Rede von Märtyrern?
St. Stephanus, der erste Märtyrer |
Kirchenfenster aus der Vendee |
Wenn wir in Deutschland von Märtyrern sprechen, dann meinen wir meist die Urgemeinde, die Christen, welche in Rom verfolgt und hingerichtet wurden. Oft zur Belustigung des Volkes in dramatischen Schauspielen. Doch die Verfolgung gläubiger Christen und insbesondere der Katholiken zieht sich weltweit durch die Jahrhunderte. Einige der "jüngeren" Beispiele sind die Vertreibung der Christen aus Japan ab dem frühen 17. Jh., die Niederschlagung der Royalisten und Gläubigen in der Vendee während der französischen Revolution oder die Verfolgung der Katholiken in Mexiko während des Guerra Cristera zwischen 1926 und 1929. Märtyrer wie José Sánchez del Río sollten heute viel stärker ins Bewusststein der katholischen Gemeinde gebracht werden um dem verbreiteten Geschichtsverständnis zu begegnen. Wer gelesen hat, mit welchen Mitteln man diesen 14jährigen Jungen dazu bringen wollte, seinen Glauben zu verraten und wie er dies alles ertrug, sollte bestimmte Narrative der säkularen Gesellschaft in Frage stellen.
Wer ist ein Märtyrer?
Vor einigen Wochen hat sich Dorothea auf ihrem Blog mit der Atombombe von Nagasaki und den dabei ebenfalls getöteten Christen auseinander gesetzt und in den Kommentaren wurde besprochen, was den Märtyrer zu eben diesem macht.
Für mich gibt es da klare Antwort - nur eben mehrteilig. Eindeutig ein Märtyrer ist, wer mittels Folter und Todesdrohung gezwungen werden soll, seinem Glauben abzuschwören und es nicht tut.
Ein Märtyrer ist auch, wer für seinen Glauben in den Tod geht. Wobei hier eine jahrhundertealte Diskussion besteht, ob dies auch gilt, wenn man den Tod sucht, also sein Leben regelrecht wegwirft. Letzteres bezweifle ich.
Als "Märtyrer des Herzens" möchte ich jene bezeichnen, die den Tod während des Praktizierens fanden, ohne das sie sich der Gefahr (im speziellen oder im allgemeinen) bewusst waren. Soll heißen, es sind zwar keine Märtyrer, aber ihnen einen besonderen Platz in den Herzen einzuräumen fühlt sich richtig an.
So beantworte ich die Frage nach den Christen in Nagasaki. Um sie tobte der Krieg, einen sicheren Ort in Japan gab es nicht mehr. So ist ihr Tod nicht durch ihren Glauben begründet, sondern durch ihre Nationalität, den Krieg und wie dieser geführt wurde. Trotzdem begegne ich jenen Menschen, die in solch einer Situation den Glauben nicht verlieren mit höchstem Respekt und Bewunderung.
Ich weiß nicht, ob mein Glaube so stark ist. Ich bezweifle, dass ich zum Märtyrer taugen würde - viel eher würde ich wohl das Hahnenerlebnis des Petrus teilen.
In diesem Sinn trotzdem ein
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