Mittwoch, 8. März 2017

"als er attackiert wurde und sich verletzte"

Aus der Kategorie: "Opfer zu Tätern" die sich durch viele Vertreter in unseren Medien bemerkbar macht, stammt eine Einleitung, die der berühmten Silvesternacht nur wenig nachsteht.
Ein Fußballspieler und ehemaliger Nationalspieler wird angegriffen und verletzt. Er muss ärztlich versorgt und 24 h im Krankenhaus bleiben.
Und der Sportbuzzer ist sich nicht zu blöde die Tatsache umzudrehen, dass ein anderer Mensch, in diesem Fall ein jugendlicher Türke, den Sportler verletzte.
Sie schreibt:
UPDATE: Der 28-Jährige war offenbar angetrunken mit Begleitern aus der vereinseigenen U17 des VfB unterwegs, als er attackiert wurde und sich verletzte. Nun drohen Konsequenzen.
Viele Menschen sind genervt ob sprachlicher Pedanten. Nämlich mit h ist dämlich, ich weiß nicht ob du es "kannst", ist da ein S im Adventskranz, mir und mich verwechsle ich nicht und viele weitere sprachliche Spielereien und mehr oder mindere Finessen finden nicht immer Anklang.
Was unsere Presse aber macht geht darüber hinaus. Diese Menschen verdienen ihr Geld durch das Melden von Ereignissen. Dabei merkt man dann in Auswahl, Tonfall und eben auch Wortwahl wie es um die Haltung, die Meinung oder politische Richtung der Damen und Herren an den Tastaturen bestellt ist. Was an sich nicht schlimm wäre, diente es nicht gleichzeitig dazu, die Leser dazu bringen zu wollen, ebenfalls in den eigenen Kategorien und Strukturen zu denken.
Der Fußballspieler WURDE verletzt. Ein anderer schlug ihn. In der Folge kam es zu einer Kopfverletzung. Das ist nicht identisch mit: er betrank sich, stolperte auf dem Weg zur Toilette und schlug sich den Kopf am Schüsselrand.
Man kennt das aus anderen Zusammenhängen. Wenn etwa ein Opfer einer "Prügelei" ins Krankenhaus und die Schlagzeilen kommt - und man hinterher erfährt, dass nicht zwei Streithähne die Fäuste geschwungen haben, sondern ein ahnungsloser Passant von einer Gruppe nach kurzem Wortwechsel mit einem Hagel von Hieben und Tritten attackiert wurde.
Auch der Begriff "Schießerei" wird gerne verwendet - obwohl i.d.R. ein einzelner Krimineller auf sein Opfer oder die Polizei oder einfach in die Gegend schießt und niemand das Feuer erwidert.

Informationen werden schon lange vage wiedergegeben und seit geraumer Zeit schlicht mit den falschen Bezeichnungen versehen. Dazu kommt, dass Recherche gar nicht mehr statt findet, sondern nur noch wiederholt wird, was Agenturen vermelden - oft im direkten Wortlaut. Sei es die "gender gap" - die Ungleichbezahlung nach Geschlecht, oder die "rape culture". In diesem Fall beides feministische Themen, die ziemlich deutlich beweisen, wie es um den deutschen Journalismus bestellt ist. Im Kleinen, also Wortwahl und Formulierungen, wie im Großen, also Themenwahl und Informationsgehalt bzw. -gewinnung.

Es ist unschwer zu erkennen, warum so viele Menschen dem Slogan "Lügenpresse" folgen. Selbst wenn es sich meist nicht um Lügen handelt, so ist der Informations- und / oder Wahrheitsgehalt der Berichte zweifelhaft. Das hätte als Kritik zu einer Verbesserung führen können - hat die Sachlage aber nur intensiviert.
Kein Wunder also, dass die Menschen sich, statt einfach interessante Artikel per Links in den sozialen Netzwerken weiterzugeben, lieber "alternativen Medien" zuwenden. Das diese per se besser sind, wage ich ebenso zu bezweifeln wie die Behauptung, sie seien schlechter.

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