Donnerstag, 28. Februar 2013

Vorbei

Jetzt ist es vorbei. Der Papst, der mit dafür verantwortlich ist, dass ich zurück in den Schoss der katholischen Kirche fand, ist nicht mehr Papst.
Ich muss gestehen, als er Papst wurde und in Köln sich "vorstellte", da war ich erst beim vorsichtigen Wiederfinden meines Glaubens. Und ich habe ihn und das Aufhebens damals nicht verstanden, sogar ein wenig belächelt. Aber das hat sich geändert, als ich Anfing, seine Reden zu lesen. Und das wiederum tat ich, weil in der Presse so viel Negatives berichtet wurde. Also wollte ich mir ein eigenes Bild machen, mich informieren aus erster Hand. Ich habe ihm mitunter nicht zustimmen können, etwa wenn er eine Annäherung an den Islam versuchte oder einem gewissen Kaiser widersprach, aber was die Wertschätzung von Leben, des Menschen insbesondere angeht, da fand ich ihn stets prägnant auf den Punkt gebracht.
Auch die Werte der Kirche vermochte er mir wieder näher zu bringen, mir zu erklären, wie es sich nun eigentlich verhält. Oft im völligen Gegensatz zu dem, was "draußen" so kurisert.
Darunter war mitunter etwas, dass ich durchaus noch lustig fand. Wenn etwa der Heilige Vater auf eine bestimmte Weise lächelte, dann sah er in der Tat ein wenig dem Schauspieler ähnlich, der in Maske den Impertor in der Science Fiction Saga "Star Wars" gegeben hatte. Ihm das aber negativ anzukreiden sprach Bände über die TaZ, die dies als große Titelseite zeigte.
Unvergesslich wird mir das Bild bleiben, wie er beim Friedenstreffen von Assissi 2011 inmitten der von ihm eingeladenen Vertreter jeder Religion saß und den Dialog suchte, etwas das bspw. bei der geradezu bösartigen Nachbetrachtung der Amtszeit durch Präses Schneider völlig ausgeblendet wurde.
Während von den Orthodoxen über die Juden bis zu einzelnen muslimischen Vertretern das Lob über die Ökumenebemühungen unseres Papstes nicht abrissen war es ausgerechnet der Vorsitzende einer Kirche die wie keine andere die Spaltung feiert und Luther verklärt, der kein gutes Haar an dem Vertreter lassen wollte, der die katholische Kirche in eine neue Größe geführt hat.
In Europa mögen die Menschen den Glauben verlieren und die Kirchen verlassen, nebenbei bei den Protestanten deutlich stärker als bei den Katholiken. Aber die übrige Welt steht zur Kirche. Ungeachtet der Reden der Europäer von der "weltfremden" Kirche, die sich nicht dem "Zeitgeist anpasse" wächst überall sonst in der Welt die Gemeinde. Für mich ist dies eher noch als die Verklärung von Kolonialismus ein Zeichen westlicher Arroganz und Eurozentrik.

Umso bewegender die Abschiedsrede von Kardinal Meisner. Er sprach mir dabei aus voller Seele.
Jetzt ist der Text viel länger geworden, als ich wollte.
Ich meinte: vielen Dank, Heiliger Vater. Für mich warst Du ein herausragender Papst, ein toller Geistlicher, ein vorbildlicher Christ und ein bewundernswerter Mensch, der all die Schmähungen und (z.T. absichtlichen) Falschdeutungen nicht verdiente. Und auch wenn Du "nur" in den Ruhestand gehst, empfinde ich einen Verlust, als wäre ein bedeutsamer Mensch in meinem Leben gestorben.
Ich wünsche Dir Glück und Frieden auf dem letzten Abschnitt Deines Pilgerweges.

Und verzeih mir das vertrauliche Du, es soll Liebe und keine Respektlosigkeit ausdrücken.


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