Donnerstag, 9. Februar 2017

Trump, AfD und Boykott

Heute war mal wieder ein der Tage, in denen ich bereits früh am Morgen in den Geschäftsräumen eines Partners gezwungen war, dass Radio anzuhören, welches über die Lautsprecheranlage in allen Räumlichkeiten ausgegeben wurde. Hätte ich Zweifel gehabt, dass ich meine Entscheidung sowas nicht mehr anzuhören korrekt sei, ich hätte sie heute ausgeräumt bekommen. Nicht nur, dass mir am frühen morgen Musik um die Ohren gehauen wurde, die vielleicht in einem Nachtclub zur Partybefeuerung gepasst hätte, es kam auch wieder eine satte Portion: wir sind viel aber nicht neutral - News.
Trump hat einen Tweet über die Tatsache abgesetzt, dass eine Kaufhauskette die Kollektion seiner Tochter aus dem Programm genommen hat. Das wurde angekündigt unter der Rubrik "Trump-Politik". Nun hat der Mann ein Kommunikationsverhalten wie ein frisch verliebter, egozentrischer Teenager der glaubt auch Bilder von seinem Frühstück würden die Welt entzücken. Und das er diesmal für die Angelegenheit den offiziellen Twitter-Kanal des Präsidenten statt seines privaten benutzte kann durchaus kritisiert oder diskutiert werden - aber was daraus gemacht wird, oder besser versucht wird zu machen, ist ein handfester Skandal.
Dabei bleibt eines festzuhalten und wird auch nicht geleugnet: es gibt massiven Druck auf alle Kaufhäuser und Filialen die Produkte von Donald Trump ODER seiner Familienmitglieder verkaufen. Das diese Form sozialer Sippenhaft eine Grenzüberschreitung ist, die einer Demokratie absolut unwürdig ist sollte eigentlich mindestens ebenso deutlich kommuniziert werden.
Da gibt es Boykottaufrufe die mit Begriffen wie "toxic" also "giftig" oder "verseuchend" nicht geizen - und die werden Medienschaffenden der Mainstreammedien interessiert es nicht.

Im aktuellen Fall bestreitet die Kaufhauskette, dass der Rauswurf mit den Demonstrationen oder Boykottaufrufen zu tun habe. Das kann man glauben, muss man aber nicht. Ich persönlich neige dazu, dies ebenso kritisch zu sehen, wie Trumps Äußerungen. Noch Mitte des letzten Jahres hieß es, ihre Kollektion verkaufe sich blendend und darum sei Kritik an den Herstellungsorten China und Vietnam angebracht.
Buzzfeed, also die Unterhaltungsfirma, die auch die "Gold Shower" Episode über Trump verbreitete, obwohl zu dem Zeitpunkt die Ungereimtheiten in dem Bericht aufgefallen waren, hatte noch im Juli 2016 vermeldet, dass die Firma so gute Absätze generiert, dass womöglich bald die 100 Millionen $ Grenze geknackt würde.
Und nun soll das anders sein, die Mode sich so schlecht verkaufen, dass man sie aus dem Programm nimmt - obwohl der Vater gerade Präsident wurde und einiges an kostenloser Werbung zu erwarten war.
Diese, in meinen Augen berechtigten Zweifel an der Darstellung der Firma spielen in der öffentlichen Darstellung keine Rolle. Nicht ein einziger Journalist stellt die Frage: darf der Präsident, wenn gegen ihn und seine Familie zu Protesten und Boykotten aufgerufen wird, wenn Dinge die den Geruch der Agitation tragen nicht als Präsident reagieren? Ist die Nutzung des Twitter-Tweets dann wirklich der Kern der Nachricht? Oder ist es nicht viel mehr die Frage, wie Gegner und Trump miteinander umgehen und klar kommen?


Und passend dazu hat sich heute Beatrix von Storch über den Boykottaufruf der Kölner "Toleranten" berschwert. Von Bernd Stelter über die üblichen Verdächtigen wie "Höhner" hatten diverse Künstler vom Maritim-Hotel gefordert, ihre Räume nicht der AfD zur Verfügung zu stellen. In einer "gemeinsamen Erklärung" wollen sie im Namen der "Weltoffenheit & Toleranz" verhindern, dass die AfD "im Schatten des Domes an der Spaltung unserer schützenswerten Gesellschaft arbeiten kann".
Das sich diese Aussagen im Kern widersprechen, merken die Unterstützer wie Ersteller nicht - und werden darum von der Besagten als "Erbärmliche antidemokratische Gutmenschenfanatiker" beschimpft. Das ist zwar harter Tobak, trifft es aber selbst für mich, der ich die Dame ebenfalls unsympathisch und oft polemisch finde.
Denn ganz offiziell zu und im Namen der Toleranz zu fordern, eine demokratisch legitime Partei aus einer ganzen Großstadt zu verbannen und ein Hotel sogar erpressen zu wollen, dass es unmittelbar vorher den Vertrag bricht ist genau das: erbärmlich und verheuchelt. Wer einer Partei, der im Durchschnitt 15% der aktuellen Stimmen geschenkt wurden als Feind im eigentlichen und aktiven Sinne entgegen tritt und nicht als Wahlkampf- oder inhaltlicher Gegner, der hat mit Demokratie nichts zu tun und spaltet mit einem Aufruf zu demonstrativer Missachtung von Grundrechten und Gesetzen selbst die Gesellschaft.
Und wer dabei den "Schatten des Domes" als Symbol anführt, der hat offensichtlich keine Nächstenliebe für jene, die in eben jenem Schatten ein Symbol für die gewollte Machtlosigkeit des Staates gegenüber migrantischen Sexualverbrechern und Kriminellen sehen, nachdem an Silvester 2015/2016 das bekannte Unglaubliche dort geschah und genau ein Jahr später nur durch massivstes Polizeiaufgebot verhindert wurde.

Es spricht absolut nichts dagegen für sich eine festzulegen, wo man kaufen will. Ich persönlich lehne es ab Apple-Geräte zu kaufen und folglich auch in deren digitalen Angeboten zu stöbern. Zum einen, weil deren Kundenpolitik sich an Steve Jobs "wenn das Gerät nicht funktioniert wenn man es normal hält, dann sollen die Leute es halt verkrampft anders in die Hand nehmen" orientiert und die Geschäftsidee mit dem Wort Monopolismus bestens zusammengefasst werden kann, sondern auch, weil sie mit starken Spenden und Beteiligung an Kampagnen in verschiedenen politischen Fragen mitmischen.
Ich diskutiere darüber auch mit Freunden und Bekannten, mit Mitgliedern von Gruppen die davon betroffen sind schon deshalb, weil sie es vielleicht gar nicht wissen.  Nicht im Leben aber käme ich auf den Gedanken zum Boykott aufzurufen. Die Bilder, in denen Männer in Pluderhosen und braunen Hemden, mit einem Koppelriemen quer über der Brust und einem Tschako auf dem Kopf mit Schildern vor kleinen Läden stehen, deren Fenster beschmiert sind, haben sich fest in meinem Kopf eingebrannt und wiederholten sich in der Neuzeit bereits, wenn es um israelische Ketten oder Produkte ging in der moderne. Das diese Methoden der Nazis unhinterfragt wieder populär werden ist für mich ein Skandal, der durch die Tatsache, dass sie diesmal angeblich gegen Nazis und Rassisten gebraucht werden auch noch eine Tendenz zum Wahnsinn haben.
 Und wenn dann, wie bei Trumps, auch noch deutlich die Sippenhaft dazu kommt ist jeder Leserkommentar, der behauptet, nur so könne man "Zustände wie im 3. Reich" verhindern an Idiotie nicht mehr zu überbieten.

Demokratie, Toleranz und Nächstenliebe leben davon, das Gespräch zu nutzen und Aktionen nur dann zu suchen, wenn absolut kein anderes Mittel mehr zur Verfügung steht, vorhergehende Versuche fehl schlugen und die allgemeingültigen Gesetze gebrochen werden. Absolut nichts von all dem geschieht derzeit - weder in den USA noch bei uns oder der EU. Und trotzdem sehen wir diese Art politischen Aktivismus' aufblühen und wachsen. Unwidersprochen und immer heftiger werdend.
Berkeley, NYU, Harvard und viele andere Plätze der wissenschaftlichen Bildung, Forschung und des freien Meinungsautausches sind zu Orten der Denkverbote und Vogelfreiheit für Konservative und Rechte geworden.

Ein youtuber, Kraut and Tea, hat dies mit einem Verweis auf die unruhige Zeit im Italien der 70er und 80er Jahre ziemlich gut verdeutlicht. Auch damals wurde mit Terror und Entführung und Mord, mit Gewalt gegen Andersdenkende gearbeitet. Bis die so attackierten mehr und mehr Sympathie gewannen und aus der Bedeutungslosigkeit aufstiegen.
Wir können jetzt ähnliches beobachten. Dass die Parteien in Deutschland nach links triffteten und es niemanden störte, dass die Rechten verschwanden und Rechtsradikale in der Bedeutungslosigkeit versanken - das war die Folge der Geschichte und des weitum abgelehnten Fremdenhasses der Letzteren. Aber das sich nun ausgerechnet die Linksextremen und Linksgerutschten genauso verhalten, nur eben gegen andere Ziele, hat die beinah untergegangene Rechte wiederbelebt und leider auch den Rechtsextremen neuen Zulauf beschert - letzteres aber eher nicht auf dem politischen Parkett.

An die Kölner Künstler: Ihr wollt eine Spaltung verhindern? Dann hört auf genau diese zu betreiben. Ihr wollt politisch aktiv sein? Dann geht in die Politik und setzt euch inhaltlich auseinander. Widerlegt mit Fakten und Argumente und nicht mit Boykotten, Plattitüden und Gewaltverharmlosung.

im Schatten des Doms an der Spaltung unserer schützenswerten Gesellschaft arbeiten kann – Quelle: http://www.ksta.de/25686472 ©2017im
im Schatten des Doms an der Spaltung unserer schützenswerten Gesellschaft arbeiten kann – Quelle: http://www.ksta.de/25686472 ©2017
im Schatten des Doms an der Spaltung unserer schützenswerten Gesellschaft arbeiten kann – Quelle: http://www.ksta.de/25686472 ©2017

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