Ein Neustart der Islamkonferenz, Offenheit ganz oben.
Die WELT schreibt dazu u.a.
Neu ist damit, dass allgemeine Themen der Integration oder der öffentlichen Sicherheit künftig in anderen dafür zuständigen Gremien außerhalb der DIK erörtert werden. Damit will man ein Zeichen setzen: Muslime sollen nicht mehr als Sicherheitsrisiko behandelt werden, sondern als gleichberechtigte Bürger der Bundesrepublik.Die Islamkonferenz wurde 2006 ins Leben gerufen, um bestehende Probleme und Sorgen im Dialog zu lösen. Von Beginn an gab es aber schon Probleme mit der Konferenz selbst. Einer der Höhepunkte davon war die Ausladung der kritischen Stimmen Kelek und Ates, wobei Letztere sich 2009 aufgrund von Morddrohungen und erlebter Gewalt für drei Jahre aus der Öffentlichkeit zurück zog.
Kelek hatte mehrfach ziemlich deutlich Thematiken angesprochen, deren Lösung eigentlich die Aufgabe der Konferenz gewesen wäre. Es darf kaum überraschen, dass sie aufgrund der Entwicklungen dann zu einem eindeutigen Urteil kam: Experiment erfolgreich gescheitert. Bereits letztes Jahr ahnte sie, und teilte diese Ahnung uns mit, wohin die Konferenz gehen würde und äußerte Sorge um diejenigen, für welche die Konferenz Besserung bringen sollte.
Nun also der Schwenk, und der Deutschlandfunk teilt uns daraufhin die Meinung einer jungen Muslima aus der "jungen Islamkonferenz" mit:
Grundsätzlich ist erst mal sehr positiv zu sehen, dass Bundesinnenminister de Maizière nun offen in die Gespräche gehen möchte. In der Vergangenheit hat nämlich, muss man dazu wissen, das Bundesinnenministerium die Agenda der Deutschen Islam-Konferenz bestimmt, und dies hat für besonders viel Kritik gesorgt, da somit auch Sicherheitsfragen dieses Gremium dominiert haben. So mussten muslimische Mitglieder erst einmal sich formell zum Grundgesetz bekennen und sich später dann auch gegen Islamismus und häusliche Gewalt aussprechen. Im Rahmen des heutigen Treffens soll es anders werden. Der Innenminister beteuert, dass nun die Agenda gemeinsam verabschiedet werden kann.
Das kann nur bedeuten, die Themen, die uns, wie man bereits an der Wortschöpfung "Islamismus" und der steten Beteuerung der Unvereinbarkeit mit dem Islam erkennen kann, so erschrecken nunmehr geklärt sind. Es gibt keinen Grund mehr, über Terrorismus, häusliche Gewalt, Parallelkultur, Zwangsheirat, Ehrenmorde usw. zu sprechen. Muslime sollen "nicht mehr als Sicherheitsrisiko behandelt werden".
Ich stimme zwar zu, dass jedem Individuum als solches zu begegnen ist. Jeder Mensch ist ein Mensch und als solcher sollte man auf ihn zugehen. Aber sind die Probleme wirklich aus der Welt?
Im Gegenteil.
Bevorzugung in der Justiz. (der Fall Jolie / Raman ausführlicher)
Zahl der Extremisten steigt sprunghaft an.
Neue Zielgruppe der Extremisten.
Schulen als Rekrutierungszentren.
Ehrenmorde an den Rand öffentlicher Aufmerksamkeit gedrängt. Aber es gibt sie, öfter als berichtet.
Selbstmordrate unter jungen Muslima in Deutschland angesprochen, aber weder thematisiert noch gelöst.
Terrorismus in Deutschland.
Ablehnung von Seiten der Minderheit.
50 000 Mädchen in Deutschland von Genitalverstümmelung bedroht.
Antisemitismus im Aufschwung.
u.v.m.
Die Islamkonferenz tat sich groß in Erklärungen, in Ablehnung bestimmter Probleme und in der Erklärungsflut bestimmter Studienergebnisse und Statistiken. Mir ist nicht bekannt, dass sie auch nur ein Problem davon gelöst oder wenigstens verbessert hat. Eher im Gegenteil: als eine Werbekampagne muslimischen Familien Hilfe im Fall der Radikalisierung anbieten wollte, wurde die Kampagne von Mitgliedern der Konferenz scharf attackiert und als rassistisch gebrandmarkt erfolgreich verhindert. Und wie man an den Zahlen zu den Problemen sieht: sie verschärfen sich. Mehr Radikale, mehr Gewaltpotential, mehr Eskalation, mehr Ablehnung beider Seiten, mehr Misstrauen.
Und darum sollte die Konferenz diese Themen eigentlich noch verstärken, und jedes mangelnde Verständnis für diese Sorgen sollte als ein Signal verstanden werden, denn das ist es. Verschweigen, schönreden und das Verbieten der Diskussion sind nur Schritte in die gleiche Richtung wie dramatisieren und erfinden.
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