Montag, 18. Juli 2016

Sorge um Cicero

Petra Sorge, Redakteurin beim Cicero, habe ich bereits thematisiert. Ihre Haltung ist die eines besserwissenden (ja, ich weiß, dass mir dieser Schuh ebenfalls passt), störrischen und von sich selbst als "gutem Menschen" überzeugten Kindes im besten Trotzalter. Diese sehr persönliche Charakterisierung drängt sich mir auf, nachdem ich zahlreiche ihrer Artikel zu lesen bekam.
So schloß sie sich etwa der Haltung an, dass der Erfolg der AfD bei der letzten Wahl in Wirklichkeit eine Wahlschlappe war, weil alle anderen Parteien zusammen immer noch mehr Wähler hätten.
Sie verteidigte auch einen der europäischen Propagandamitarbeiter der Hamas und sprach von neutraler und humanitärer Berichterstattung, bis dieser schließlich mit der Verharmlosung bzw. dem Lob auf die Hinrichtung mehrerer "Kollaborateure" durch die Hamas allgemein auffiel. Nicht nur, dass die Todesstrafe für Handel oder häufige Kommunikation mit Juden bzw. Israelis nicht in Frage gestellt wurde, der grausame Akt wurde als "sozial" bezeichnet, weil die Familien, die Hinterbliebenen, ihres Mannes und Vaters Beraubten, nicht selbst an den Pranger gestellt sondern versorgt wurde.
Die Resolution zum Völkermord an den Armeniern war noch nicht zu Ende beklatscht worden, die Rede Özdemirs in der er betonte, dass es vor allem um unsere Verantwortung an den damaligen Vorgängen ginge noch nicht in den Medien vollständig widergegeben (bis heute übrigens nicht), da schien es Sorge nötig, auf den Massenmord an den Herero und Namba hinzuweisen, der in der damaligen deutschen Kolonie durch deutsche Streitkräfte verübt wurde.
In einem bemerkenswerten Artikel unter der Überschrift "auch Linksradikale genießen Meinungsfreiheit" ging sie ihren Kollegen Kissler an. Stellte die Forderung nach Schließung des Portals "indymedia", auf welchem die gestohlenen Daten, also Namen und Anschriften der Teilnehmer des AfD Parteitages veröffentlicht worden waren - zusammen mit der Aufforderung "Hausbesuche" zu machen, was in vielen Fällen auch geschah, dem Protest Kisslers im Fall Pirincci gleich, dessen Redebeitrag bei Pegida verfälscht und so als Hetze und Mordaufruf wiedergegeben worden war und der daraufhin vom Buchhandel boykottiert wurde, dessen jahrzentealten Katzenkrimis sogar vom Verlag und Rechtehalter zurückgezogen wurden.
Nicht nur ein interessantes Bild von Meinungsfreiheit, sondern angesichts der intensiven Suche des "was hat er wirklich gesagt" im Falle eines 84 Mörders und dutzendfachen Körperverletzers, eines Terroristen auch in Hinsicht auf Princci ein wahrhaft peinliches, ja demütigendes Bild deutscher Schreiberzunft.  Dazu gleich mehr.
Das Referendum zur Ukraine in  den Niederlanden nennt sie "eine Perversion der Demokratie".

Im Rahmen der Silvestervorfälle in Köln und dutzenden anderen deutschen Städten bezog sie ebenfalls Stellung. So stellt sie sich hinter den Pressekodex und behauptet pauschal, das die Nichtnennung der Herkunft zu debattieren völlig unnötig gewesen sei. Und auch sonst waren ihre Positionen und Informationen unvollständig, voreilig und schlecht recherchiert. Den Feministinnen, die ihre Sache plötzlich mit dem Kampf gegen (realen wie vermeintlichen) Rassismus vermengten und unterordneten hielt sie die Stange - immerhin leben wir in Deutschland ja ohnehin in einer "rape culture" und das Oktoberfest ist ein einziger großer Vergewaltigungsmarkt...
Die AfD ist für sie nah bei der NPD, während sie dem SWR für die Ausladung der AfD zu den Sendungen der Vorwahlen als "kluge Entscheidung" betitelt.

Genau diese Frau Sorge also ist es, die sich hinstellt und natürlich aus ihrem Redaktionsstübchen nicht nur dutzende von Menschen mit ihren Nachfragen weitere Arbeit aufbürdet sondern zielgerichtet auf ein bestimtes Ergebnis hin arbeitet. Kern ist dabei die Meldung, man habe den Mörder von 84 feiernden, nichtsahnenden Menschen "Allahu Akhbar" rufen hören. Jenen mittlerweile allseits bekannten Ruf, den Islamisten gerne zu jeder intensiven Gelegenheit von sich geben, der aber letztlich im Islam rituell verankert ist. So wird auch der adhan, der Gebetsruf mit diesen Zeilen ausgeführt - auch für moderate Muslime.
Und schon da hört es im Artikel auch auf. Denn, leicht nachzulesen und zu -recherchieren, der Ruf bedeutet nicht "Gott ist groß", er bedeutet "Allah ist größer". Der Komparativ also, die Steigerung im Verhältnis zu allem und jedem anderen. Eine Kampfansage in sich. Schon diese semantische Grundinformation gelingt den beiden Autorinnen nicht nachzuvollziehen, wohl aber dem ein oder anderen Leser. Eine falsche oder mangelhafte Übersetzung, zumal von zwei wohlbekannten Wörtern die dann auch noch das einzige Thema des Artikels sind - mir wäre das peinlich.
Was folgt ist ein quälend langer Bericht darüber, wie die beiden Frauen versuchen herauszubekommen, woher die jeweiligen veröffentlicher ihre Informationen bekommen. Und obwohl sie "jeden" gedenken anzurufen, bei der ersten Quelle, der DailyMail sind sie nur mit der Herabwertung des Mediums aufgrund des großen Klatschteiles großzügig. Nun ist die DailyMail nun wirklich kein Hort des qualitativen Journalismus, dass Niveau entspricht, bis auf die Quantität des Klatschteiles, aber in etwa deutschem Standart.
Auch die Tatsache, dass dies Sorges einziges Statement zum Anschlag ist, spricht Bände. Da sterben so viele Menschen, noch viel mehr werden verletzt. Darunter Kinder. Und was die beiden Frauen interessiert ist: hat der Täter Allahu akhbar gerufen oder nicht.
Der Artikel endet damit, dass eindeutig Zeugen benannt werden, die den Ruf gehört haben wollen.
Und da endet die Investigation.
Während man dies bis zu jenem offenen und dem gesamten Inhalt widersprechenden Ende liest, drängt sich der Eindruck auf, es geht nur um eine schnell zusammenzufassende Meinung:
Die beiden halten die Verbindung zum islamischen Terrorismus für vorschnell und rassistisch, darum lehnen sie anderslautende Zeugenmeldungen ab.
Auch die Tatsache, dass sich der IS bereits dazu bekannte wird schlicht vom Tisch gefegt. In seiner Absurdität wäre das witzig, wenn es nicht so viele unschuldige Leben gefordert hätte. Da planen, arrangieren und morden diese Terorristen um ein Zeichen zu setzen und Europa in Angst zu versetzen (und natürlich möglichst viele "Ungläubige" zu töten) und dann glaubt man ihnen nicht, wenn sie voller stolz sagen: das waren wir.
Damit ist auch der Titel eigentlich hinfällig - denn selbst wenn, so würden die beiden dies noch immer nicht als Beweis gelten lassen.

Der Artikel ist kein Artikel. Er ist Meinungsäußerung und Gezeter mit einem Anstrich von Journalismus. Es wird sich über mangelnde Recherche und vorschnelle Berichterstattung aufgeregt, während man selbst es bei einem dutzend Anrufen und eMails mit Quellenanfragen belässt. Kein Interview mit dem oder den Zeugen, die betroffenen Beamten und Opferfamilien kommen nicht zu Wort.
Cicero muss sich ernsthaft die Frage gefallen lassen, warum dieser Text, der für eine in Utopien denkende 14jährige als Aufsatz durchgeht aber mehr eben auch nicht, bei ihnen veröffentlicht wird. Und ich stelle angesichts der "Erfolgsgeschichte" und Arbeitsweise von Sorge die Frage, warum sie nicht schon längst wieder auf Jobsuche geschickt wurde. Linke Meinungen müssen im Cicero sein. Es ist ein Debattenmagazin. Aber es sollte eben als Debatte geführt werden, mit allen darin enthaltenen Notwendigkeiten wie plausiblen Argumentationssträngen.

1 Kommentar:

  1. Na dann solidarisiere ich mich mal als Besserwisser: Ein Debattenmagazin, welches keine Debatten fūhrt, mūsste man dann doch als Nichtdebattenmagazin bezeichnen.

    AntwortenLöschen