Ein Händler in Miami ging so weit, bis zu 50 000 $ Rabatt auf seine Fahrzeuge zu geben. Er wolle damit an "diesem Freudentag etwas zurückgeben".
Währenddessen reagierten die Staatslenker der westlichen Hemisphäre, als hätten sie einen bedeutenden Menschenrechtler, einen verbesserer der Weltsituation verloren. Die Beileidsbekundungen aus Kanada und dem Weißen Haus lesen sich teilweise rührend. Kein böses Wort ist zu finden. Lediglich der künftige US Präsident findet eine klare Kante, die dafür aber auf den Punkt kommt.
Auch die deutsche Medienlandschaft wird nicht müde, den "am Ende" doch "großen Staatsmann" zu rühmen, der vielleicht nicht so wirklich golden war, aber doch irgendwie sowas wie ein Held im weitesten Sinne.... und so. Es ist erbärmlich. Mir wurde regelrecht schlecht.
Obama war der erste Politik der Weltmacht, der die Hand nach Kuba öffnete und dafür die Augen verschloß. Eigentlich ziemlich oft sogar bedenkliche Züge zeigte, aber das ist ein eigenes Thema. Photos vor den Wandbildern bekannter und gerne auf T-Shirts gedruckter Massenmörder waren für den sonst so sensiblen "Potus", der nach einem "Mass Shooting" in der Heimat auch schon mal ein Tränchen verlor, kein Problem. Händeschütteln mit dem "Ex-" Diktator und dessen Nachfolger / Bruder? Unbedingt. Das die Verhaftungswellen gegen Dissidenten weitergingen, ja unmittelbar vor und nach dem Papstbesuch, eine weitere gegen die "Frauen in Weiß" erfolgte - bloß nicht thematisieren.
Die weiterhin existierende Todesstrafe für Drogendelikte - kein Grund zur Kritik.
Das der jahrzehntelang regierende Diktator und sein Bruder nicht eine einzige offene und faire Wahl durchführen ließen - warum sich darüber krämen. Wir erleben doch gerade, dass der Volkeswille absolut nicht dem der "Eliten" entspricht (Brexit, Trump, AfD....).
Was man zu lesen bekommt, ist die Behauptung, dass Castro das Bildungsniveau wie die Gesundheitsversorgung drastisch verbesserte und sie damit weit über dem Niveau bspw. der USA lägen.
Auch die Weltbank hat 2014 verlauten lassen, das kubanische Bildungssystem läge an der Spitze Lateinamerikas und würde generell nicht schlecht abschneiden. Immerhin 47 Universitäten besäße das Land, die Alphabetisierung wäre umfassend.
Das die Schulen u.a. der politischen Indoktrination dienen wird zur Nebensache. Auch, dass Eltern, die etwas dagegen unternehmen, sei es durch eigene Meinung oder durch direkte Maßnahmen, dafür ins Gefängnis kommen scheint nicht zu stören. Man stelle sich vor, jemand würde die Kaderschulen der Nazis dafür loben, dass sie neben dem politischen und moralischen vergiften der Kinder und Jugendlichen einen guten Job im vermitteln von Lesen, Schreiben, Fremdsprachen und Algebra vollführten. Ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass darauf mindestens eine Woche Empörung folgen würden.
Wie weit es wirklich darum steht kann man in den weniger ideologisch geleiteten Gremien nachlesen. So findet sich die Universidad de la Habana im internationalen Ranking der Universitäten auf Platz 701. Und damit selbst in Lateinamerika eher im unteren Mittelfeld. Das mag nicht ganz stimmen, nach unten oder nach oben, aber es gibt einen guten Anhaltspunkt, wie weit es her ist, mit der Bildung. Und in der Tat verlässt sich die Weltbank bei ihrer Auswertung vor allem auf kubanische Angaben. Sie hat für diesen Sektor keine eigenen Untersuchungen angestrengt.
Das Niveau dürfte dabei u.a. auch darunter leiden, dass es, wie seinerzeit in der DDR, eine ideologische Überprüfung gibt, wenn sich jemand zu einem Studium anmelden will.
Gerne wird angeführt, dass Kuba immerhin 10% seines Haushaltes in die Bildung steckt. Ausgelassen wird dabei sowohl der Hinweis auf die völlige Verstaatlichung, die politische Doktrination, die damit einhergehende Überwachung und die wirtschaftliche Lage Kubas. Von fast nichts sind 10% immer noch so gut wie gar nichts - und wenn man davon u.a. Parteifunktionäre und politische Maßnahmen bezahlen muss... so ist es nicht verwunderlich, dass die Gehälter der Lehrer eben nicht der Erzählung der aktuellen westlichen Journalisten entsprechen und davon künden, wie hoch Castro und Kuba sie wertschätzen. In der Folge kann kaum jemand von dem leben, was in diesem Beruf herausspringt und es gibt einen seit Jahren bekannten Mangel an Lehrkräften auf Kuba.
So aber sind auch Vorfälle wie das Massaker am Canimar Fluß vom 6.7.1980 scheinbar völlig uninteressant. Drei Jugendliche hatten damals ein Touristenboot mit einer unbekannten Zahl an Touristen übernommen. Die Sicherheitswache wurde in einem Schusswechsel verletzt und wurde zusammen mit einem Touristen der nicht mit nach Miami wollte frei gelassen. Das Boot wurde in Richtung Meer gesteuert, dort jedoch von zwei Schnellbooten und einem Kampfflugzeug beschossen. Das wehrlose Boot wurde anschließend gerammt. Wer jemals gelesen oder verfilmt gesehen hat, was in der Karibik mit blutenden Schiffbrüchigen passiert, ahnt, warum es nur zehn Überlebende gab, von denen zwei zu den ursprünglichen Entführern gehörten.
Und das war nur ein einziger von vielen solchen Vorfällen. Die Leichen wurden nicht an die Familien übergeben, es gab keine Bestattung. Das mag heute kaum noch eine Erwähnung wert sein, aber Sippenhaft und Bestrafung selbst der Ermordeten sind in meinen Augen keine Kleinigkeit.
Es ist daher in meinen Augen ein weiteres Zeichen, dass unsere Gesellschaft, besonders aber unsere Politiker, Journalisten und Jugend scheinbar die Welt in einem bestimmten Licht sehen wollen. Fakten sind nur dann interessant, wenn sie der eigenen Anschauung nutzen. Und selbst dann. Anders kann ich mir Lobeshymnen wie die von Kanadas Premier Trudeau nicht erklären, der immerhin nach massiver Kritik an seinen positiven Worten über den verstorbenen Diktator nicht nach Kuba flog.
Deutschland schickt immerhin einen Altkanzler, den Gazprom Promoter Schröder und lässt das Loblieb der Linken Partei kritiklos im Raum stehen.
Mehr aufsehen als die plötzliche Liebe für einen Massenmörder fand bei uns die Reaktion Trumps - auch wenn das mein persönlicher, nicht zu beweisender Eindruck ist.
Die Zeit demonstrierte noch am ehesten die "wunderbar" subtile Art unserer Journalisten...
Für viele Kubaner war Fidel Castro der Máximo Líder. Sein Tod ist ein Schock für große Teile der Bevölkerung. "Alle Kubaner weinen heute Nacht", sagte die 42-jährige Marbelys einem Reporter der Nachrichtenagentur dpa in der Hauptstadt Havanna. Eine weitere Fau sagte: "Ich werde 100 Jahre weinen. Fidel hat uns Armen alles gegeben." In den Clubs und Bars von Havanna waren ungläubige Gesichter zu sehen, nachdem die Nachricht sich Freitagnacht verbreitete. Doch einige Besucher freuten sich auch über den Tod des kommunistischen Führers. "Gut, dass er tot ist. Jetzt fehlt nur noch der Bruder", sagte Jorge Gonzalez. Er müsse sich wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage prostituieren. "Was wir brauchen, sind Jobs."Während die "100 Jahre Trauer" also echt und einem "Schock" entspringen, so ist der "Besucher" nur angeblich zur Prostitution gezwungen...
Die fast 20% der Bevölkerung, die seinerzeit und seitdem geflohen sind, die vielen Opfer und die für Fluchtversuche bestraften, all diese und viele weitere werden wohl kaum Trauern. Aber was kümmert es die Zeit, sowas muss doch kein kritisches Hinterfragen der Worte jener hervorrufen, die man unter den Augen der kubanischen Behörden interviewt...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen