Der Kreuzknappe brachte eine Meldung und ein paar Verweise zu einem Phänomen, welches mittlerweile ärgerliche Ausmaße annimmt. Die ideologische Ausschlachtung von historischen und / oder religiösen Persönlichkeiten. Aktuell versucht man wiedermal besonders Christen, oder jene, welche an leicht zu überzeugenden Christen in Europa zu erreichen sind, damit von der eigenen Weltanschauung zu überzeugen, indem man ihre Heiligen kurzerhand für die eigene Sache umspannt und dafür auch mal Geschichte getrost beugt.
Einer der Verweise des Kreuzknappen leitet zur Jüdischen Rundschau bzw. einem Artikel von Nikoline Hansen vom Februar diesen Jahres, welcher gleich auf den Punkt kommt. Wer behauptet der heilige Nikolaus sei ein Türke oder Jesus ein Schwarzer oder ein Palästinenser gewesen, der klittert. Klittern, dass bedeutet Geschichte zu verdrehen, zu verfälschen, sich Elemente rauszusuchen und diese mit frei erfundenem oder bewusst falsch wiedergegeben zu entfremden.
Was den Nikolaus angeht (und auch Jesus), so leistet der Artikel sehr gute Arbeit. Darum nochmal den Link. Lesen und durchdenken. Wer zweifelt, ruhig auch mal nachlesen und dabei vielleicht mal die Grundlagen historischer Forschung ansehen.
Was den Artikel im Umfang wohl gesprengt hätte, darum aber ein wenig fehlt, ist der Hinweis, dass es "die Türken" als solche noch nicht gab, als jener Heilige auf den Folterbänken der Christenverfolger lag. Nichtchristen folterten einen Bischof - dieser Teil der Geschichte sollte vielleicht in dem Moment betont werden, wenn jemand versucht ihn in ein türkisches Umfeld zu verlegen. Meiner Erfahrung nach beginnen dann die Relativierungen.
Die sollten aber schon vorher beginnen. Wie gesagt sind die Türken als solche erst im 6. Jh.n.Chr. greifbar. Deutlich nach dem Tod des besagten Heiligen. Und auch eine gute Ecke weg von jenem Ort. Wie der Artikel auch ausführt, erreicht jenes Volk, dem man den Nikolaus gerne zurechnen will, erst im 11. Jh. die Region. 700 Jahre später.
Wer in diesem Kontext den Nikolaus noch als Türken ansprechen will (oder dies dann als etwas positives, vereinendes sehen möchte) der muss auch die Deutschen als Germanen bezeichnen und die (berechtigte) Kritik an dieser "Erblehre" und dem "Volkstümeln" vieler Abseitsrechter einstellen.
Völlig absurd wird die Ausschlachtung von Jesus für die palästinensische oder "black supremacy" Sache. Wahlweise wird unser Gottessohn zu einem Mitglied einer bis vor nicht allzu langer Zeit gar nicht als solche wahrgenommenen Volksgruppe oder zu einem Menschen mit sehr dunkler Hautfarbe erklärt. Er soll damit vereinnahmt werden als Mitglied unterdrückter, verfolgter Gruppen. Ohne jetzt zu sehr auf die Lage der Palästinenser einzugehen (die erste Gruppe von Flüchtlingen, die neben massivem Bevölkerungswachstum, eigenen Wahlen und internen Bürgerkriegen auch noch Probleme mit Übergewicht zu beklagen hat und sich vier oder fünf Sterne Hotels bauen kann während sie ihre eigenen kritischen Journalisten umbringt und Menschen wegen Handelns mit Juden ermordet und durch die Strassen schleift) - Jesus WAR Mitglied einer Volksgruppe, die von anderen dominiert wurde. Und deren Aufstände wurden von den Römern mit weitaus weniger von dem niedergeschlagen, was wir heute als Menschlichkeit und Achtung der Menschenrechte betrachten. Wer die Geschichte des Jüdischen Krieges nicht kennt oder noch nie etwas vom Bar Kochba Aufstand gelesen hat, sollte dies dringend nachholen.
Angesichts der damaligen Situation von "Privilegien" oder der "Aneignung" der "weißen Herrenmenschen" zu fabulieren oder umgekehrt zu behaupen unsere Religionsgründer, Heiligen oder geehrten Persönlichkeiten gehörten einer anderen Gruppe an, die in der ein oder anderen Art heute für Schlagzeilen sorgt um damit eine Einigkeit oder ein Verständnis oder wenigstens eine Neupositionierung der kritischen Stimmen zu erreichen ist lächerlich, geschichtsfern und in einer Art wissenschaftsfeindlich, wie wir es in der Geschichte Europas immer dann erleben, wenn autoritäre Regierungen oder Regime versuchen den Blick auf die Welt nach ihren Wünschen zu formen.
Einer freiheitlichen Grundordnung sind solche Töne und Methoden unwürdig. Von den antisemitischen Tönen des zitierten Kommentares von Hecht-Galinsky, die dort völlig offen das alte antijüdäische Bild des "die Juden ermordeten Jesus" nutzt, um ihn zu einem "ersten Märtyrer" einer anderen Sache, der palästinensischen, zu machen. Jeder Christ sollte hinter diesen plumpen Versuch der Manipulation sehen können. Jesus starb nicht für PLO, Fatah, Hamas oder irgendwen dieses Konfliktes sonst. Dieser Missbrauch sollte nicht hingenommen werden, und auch kein anderer.
Darum, dieses Jahr etwas spät aber immerhin, auch wiedermal der Hinweis auf die "weihnachtsmannfreie Zone". Zu Nikolaus und dem heiligen Abend nur "echte Nikoläuse".
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