Daraus entstand scheinbar einige Empörung. Diese drückten einige fragwürdige Gestalten dadurch aus, dass sie Drohungen und schwere Beleidigungen an die Bürgermeisterin schickten - und hier tritt die Redaktion der Sendung "quer" des Bayrischen Rundfunks auf den Plan. Sie widmen diesem letzten Umstand dann prompt 5 Minuten.
Das Format versteht sich eigentlich als eine Art Satiremagazin - gerät aber seit ein oder zwei Jahren mehr und mehr zu einem politkonformen Podium mit humoristischem Ansatz. Regierungskritik habe ich dort jedenfalls in den momentan brennenden Punkten Migrations- und Sicherheitspolitik, Integrationsarbeit und Co. noch nicht gefunden, bzw. lediglich im Sinne, dass die Tore noch nicht weit genug seien und Kritiker gleich verkappte Rassisten (die natürlich dann auch noch verwirrend argumentieren) seien.
Bis dahin fand ich das ärgerlich und hätte vielleicht irgendwann mal darauf Bezug genommen.
Aber irgendwas hat mich bewogen die Kommentare zu überfliegen, die direkt an erster Stelle unter dem Beitrag zu finden waren. Immerhin, nicht deaktiviert...
Und ein Vertreter der quer-Redaktion ließ sich immerhin zu einer Diskussion bewegen, die, teilweise unsachlich, aber immerhin ausgewogen erschien.
Bis die Argumente scheinbar knapp wurde. Was dann erfolgte addierte sich bei mir zu dem eigentlichen Vorgang und Beitrag, und zwangen mich, meinen Frust abzulassen. Hier also die Anwort auf eine Antwort auf einen Kommentar...
"Allein, dass Sie und andere sich so an einer Geschichte aus eine bayerischen Kleinstadt, bei der jemand nicht mehr Nikolaus sein durfte, aufhängen, zeigt ja schon, dass es offenbar keine gravierenderen Fälle gibt, die sie an die große Glocke hängen könnten."Bis zu dem Satz war es eine Diskussion von Standpunkten. Aber mit jenen Worten haben Sie das Ganze quasi ins lächerliche geführt.
1. Quer, also Sie, haben dieser "Geschichte aus einer bayerischen Kleinstadt" einen fast 5minütigen Beitrag, erstellt aus den Mitteln und gesendet auf einem Kanal der Öffentlich-Rechtlichen Fernsehns, gewidmet - und nutzen nun den provinziellen Charakter des Orts und die lokale Bedeutung des Vorganges um die Aufmerksamkeit von Privatpersonen über diesen Vorfall als Scheinargument gegen die Kommentierenden?
Da wäre Selbstreflektion vielleicht angebracht. Und jetzt bitte nicht behaupten, dass es sich um einen Beitrag über die Aufregung über die Aufregung handelte - die Suche nach der Metaebene macht es nicht besser. Denn Ihrer pseudo-Argumentation folgend müsste man dann dagegenhalten, was es ein Medium wie den BR schert, was ein paar Gewaltphantasten anonym durch die Lande senden - und nicht mal von der Polizei als ernstzunehmende Bedrohung gewertet wird.
2. Die Aufregung bestand, so weit ich das jetzt, der ich diese Operette erst zwei Wochen nach Ihrer hier kommentierten Antwort mitbekomme, darin, dass jemand eine/n ehrenamtliche Funktion / Nebenjob (?) entzogen bekam, die/den er seit Jahrzehnten ohne Vorfälle und strafrechtlich relevante Handlungen und daraus resultierenden Bedenken gegen seine Person seinerseits vollzogen hatte. Bis dahin war dieser Mensch also nie in Frage gestellt worden - erst als es um einen Facebooklike einer Aktion der Identitären Bewegung ging, in der sich diese gegen Kinderehe stellte (so jedenfalls schrieb es der Merkur), war seine Persönlichkeit in Frage gestellt.
Das mögen Sie klein reden wollen, aber hier gibt es mehrere sehr fragwürdige Ebenen.
a) Es ist unerträglich, wie die Übereinstimmung in einer korrekt formulierten, dringenden Sache sofort zur Denunziation und Identifikation genutzt wird. Wenn es nicht mehr möglich ist, mit jemandem in einer Sache wie Ablehnung von Kindesmissbrauch und Kinderehe einer Meinung zu sein, weil diese Person oder Gruppe anderweitig fragwürdig (und das ist das richtige adjektiv einer UNTER BEOBACHTUNG und nicht verurteilten Gruppierung) ist, dann ist Demokratie und Miteinander nicht mehr in Gefahr sondern schlichtweg bereits unmöglich.
(Nebenbei: wenn die Beobachtung wirklich so relevant wäre dürfte niemand, der einen Beitrag von verschiedenen AntiFa Gruppen oder der Partei "Die Linke" likt mehr einen Posten in einem öffentlichen Amt haben - im Zeitalter der Stasi-IMs und Bewerber auf öffentlichen Posten oder im Auftrag des Innenministeriums...)
b) einen einzelnen Artikel oder Beitrag zu liken oder zu teilen als Grundlage für eine komplette Meinungsänderung in Bezug auf eine Person und deren Anstellung zu nehmen ist peinlich und sollte auch in der Redaktion von quer, die sich doch sonst gegen Pauschalisierung und Generalisierung einsetzt zu ernsten Bedenken führen.
Schlimmstenfalls wäre ein klärendes Gespräch, eine öffentliche Distanzierung oder eine Regelung, Politik aus dem Auftreten des Nikolauses herauszuhalten als Reaktion angemessen zu werden. Was zum nächsten Punkt führt:
c) angesichts der Anti-Diskriminierungsgesetze (bspw. Art. 3 Abs 3 GG) und -forderungen, die es verbieten jemandem wegen Hautfarbe, Glaubensbekenntnis, politischer Einstellung usw. benachteiligt werden. Angesichts manigfacher fragwürdiger Äußerungen von Beamten, Politikern, Journalisten und Ehrenämtlern in den sozialen Medien und sonstigen Punkten der Öffentlichkeit handelte es sich hier meines laienhaften Erachtens um eben eine solche Benachteiligung. Darüber zu sprechen und zu diskutieren ist keine Gefährdung der Demokratie und solche Bedenken ins lächerliche zu ziehen diskreditiert lediglich den Clown.
3. Das Nachspiel mit den beiden unterschiedlichen Stellungsnahmen legen Sie befangen aus. Die Bürgermeisterin kann sich nicht irren. Sie ist es, die hier das Richtige unternahm und das Wahre verlautbart. Obwohl bis zu dem zu behandelnden Vorfall nichts den Leumund des Mannes zu mindern scheint, ist seine Äußerung, er sei wegen eines Facebooklikes und -teilens denunziert und ausgeschlossen worden, nicht glaubhaft?
Die Behauptung der Bürgermeisterin, er distanzierte sich nicht von der IB und sei ihr darum zu nah ist nicht einer detaillierten Analyse wert? Beispielsweise ist der Zwang sich von etwas zu distanzieren zu dem man lediglich einen einzigen "Daumen hoch"-click als Verbindung aufzuweisen hat kein Zug, der eher einer Diktatur als einer Dorfbürgermeisterin ansteht?
Nur als Verständnisbeispiel: ich stimme mit vielem, was Alice Schwarzer sagt überein. Trotzdem stehe in keinerlei Verbindung oder Sympathie zu ihr. Lehne eher ab, für was sie steht und wie sie aggiert. Jedenfalls in meinen Augen (!).
Das geht. Und wenn eine Bürgermeisterin dann beschliesst, wegen politischer Anschauungen jemanden von einer Tätigkeit ausszuschließen, die er 30 Jahre anstands- und klagenlos anständig vollzog oder ihm zu einem Bekenntnis zu zwingen, dann ist das ein Skandal. Und wenn Bürger beschließen, dass sie diesen Skandal nicht nur lokal sondern überregional als beispielhaft und ablehnenswert befinden ist
4. weder "quer", dessen Redaktion oder der BR dazu eingesetzt oder befähigt zu befinden, worüber sich der Bundesdeutsche aufzuregen hat. Diese Haltung haben die ÖR-Sender bereits im Mord- und Vergewaltigungsfall von Freiburg unter starker Kritik zurücknehmen müssen. Da wäre quer gut beraten, sich nicht über den Diskurs zu stellen.
Selbstreflektion, liebe Redaktion, ist besonders im Bereich der Satire wichtig. Sonst wird aus dem Spiegel der Gesellschaft ein Zerrbild.
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