Was diese nicht berichten ist der Widerstand, der sich dagegen in Spanien formiert hat. Gerade von den Linken, die nicht zuletzt die letzte Regierung stellten, wird dieser Akt als offener Affront gewertet, als Spaltung der Nation und historischer Revisionismus. Nicht selten liest man dieser Tage Kommentare, die den Opfern wie der gesamten Kirche unterstellen Francistas gewesen zu sein, also Gefolgsleute des Diktators.
Beispielhaft dafür fragt eine Kommentatorin unter dem Artikel über das Ereignis in einer der größten Zeitungen Spaniens:
¿Cuándo piensa la Iglesia pedir perdón a todas las víctimas que ocasionó en la Guerra Civil?
Wann wird sich die Kirche bei allen Opfern die sie im Bürgerkrieg verursacht hat entschuldigen?
Auf den Zug springt dann auch mancher Teil unserer Presse auf. Hinweise, dass Priester bereits vor dem Ausbruch des eigentlichen Bürgerkrieges Opfer von Gewalt bis Mord wurden, ja die Regierung sogar achselzuckend Angriffe auf Kirchen und deren zelebrierenden Gemeinde hinnahm sucht man vergebens in der ja durchaus angebrachten Kritik an der mangelhaften Aufarbeitung dieser blutigen Zeit.
Vor einiger Zeit kam mir der Film "Glaube, Blut und Vaterland" unter. Rein handwerklich ist er nicht unbedingt erste Wahl und auch die Handlung bzw. deren Darstellung ist sicherlich keine Konkurrenz für die großen amerikanischen Filme. Aber er behandelt eben diese Zeit und zeigt ein sehr differenziertes Bild, welches eben auch den Ausbruch der Gewalt vorführt. Von selbstgerechten Mordbanden beider Seiten bis hin zur Bewaffnung durch die Weltmächte. Ein generelles Urteil fällt der Film dabei nicht - weil das nicht geht.
In diesem Licht den Ermordeten Respekt zu erweisen, ihnen das zu lassen, was ihnen nach dem grausamen Ende bleibt- für ihren Glauben gestorben zu sein - das wäre ein Zeichen von Größe und dem Wunsch nach Aussöhnung gewesen.
Die Behauptung, die Opfer Francos hätten bislang keine derartige Würdigung gefunden ist zudem falsch. Es war bspw. die Kirche die in zähen Diskussionen durchsetzte, dass im "Tal der Gefallen", dem "Valle de los Caídos" auch die Akten von republikanischen Opfern des Krieges eingestellt wurden. Auf Mallorca kann man die Namen der Opfer des Regimes auf einer großen Metalltafel lesen, dem War Memorial in Washington nicht ganz unähnlich.
Ironischerweise wiederholt nun ein Teil der Linken die Argumente der Rechten, die vor wenigen Jahren, als die sozialistische Regierung Rehabilitierung und Anerkennung durchzusetzen suchte eben ihnen vorwarfen, alte Wunden wieder aufzureißen und das Land zu spalten.
Meine Meinung: jeder Mensch, der in diesem Krieg ermordet wurde ohne selbst zur Waffe gegriffen zu haben ist ein Opfer. Und aus katholischer Sicht ist jeder gläubige, praktizierende Christ, der wegen seines Glaubens umgebracht wurde ein Märtyrer - und unter Priestern, Nonnen und Mönchen ist die Zahl der Opfer sehr groß. Das anzuerkennen und nicht ständig polemisch zu unterstellen oder auszulassen - das wäre ein bedeutender Schritt zur Aussöhnung und Aufarbeitung der vielleicht auch der Gegenseite mehr Respekt und Anerkennung abverlangen würde.
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