Montag, 21. Oktober 2013

Wenn Toleranz die eigene Religion in Frage stellt

Es geht gerade die Meldung durchs Netz, wie intolerant ein katholischer Priester sich doch wiedermal gibt. In der Konstanzer Sankt Gebhard Kirche will ein Laienchor am 17.11. diesen Jahres ein "Oratorium" des Komponisten Karl Jenkins mit dem Titel "The Armed Man" vortragen. So weit, so unspektakulär, sind Kirchen doch mittlerweile beliebte Konzertorte. Was in diesem Fall zur Bitte des Paters Dr. Rudiger zur Auslassung einer Passage des Stückes führte, ist der Anwesenheit eines Muezzin-Rufes, des Adhan, in dem Stück, welches von betreffender Fachperson ausgeführt werden soll. In diesem Fall eben in einer Kirche.
Der Priester bat um diese Änderung, der Chor reagierte verärgert. Laut Welt sollte ins Programmheft folgende Erklärung für die Änderung:
Aus Rücksicht gegenüber koptischen und syrischen Christen, die teilweise schreckliche persönliche Verfolgungserlebnisse mitbringen, hat sich die Pfarrei St. Gebhard entschieden, auf den islamischen Gebetsruf, der auch eine Proklamation und ein Bekenntnis zum Islam beinhaltet, in unserem christlichen Gotteshaus zu verzichten.
Das Verständnis einiger Chormitglieder für die angesprochenen schrecklichen Erfahrungen war zu klein, und so eskalierte der Streit weiter. Einige weigern sich nun, sehen die Botschaft des Stückes gefährdet. Und irgendwie gelangte der Streit an die Presse. Die nun natürlich genüßlich berichtet, dass jenes Stück, inklusive Adhan, bereits in Kirchen vorgetragen wurde.
Man, also Chormitglieder, Komponist und Medien, verlangen Verständnis und Toleranz.
Mir fehlt dabei ihrerseits Verständnis und Toleranz.
Zum einen gibt es wirklich traumatisierte Menschen die unvorstellbares erleben, ertragen und erleiden mussten unter dem Ruf Allahu Akbar" der den Gebetsruf einleitet, oft und demonstrativ wiederholt wird und schließlich beendet.
Zum anderen bedeutet dieser Ruf in einer christlichen Kirche nichts geringeres als einen demonstrativen Verstoß gegen das Erste Gebot und sämtlicher Lehren der katholischen Kirche.
Der Text in Übersetzung lautet nämlich: 
Allah ist am größten
Ich bezeuge, es gibt keinen Gott außer Allah
Ich bezeuge, dass Muhammad der Gesandte Allahs ist
Ich bezeuge, dass Ali der Statthalter Allahs ist  
Kommt zum Ritualgebet
Kommt zur Erlösung  
Kommt zur allerbesten Handlung
Allah ist am größten
Es gibt keinen Gott außer Allah   
Übersetzung von der Seite eslam.de
Nur wer meint, dass der islamische Allah identisch ist mit dem christlichen Gott kann darin keinen Verstoß gegen Gebote und Lehren sehen. Da ich kein Theologe bin und jeder den Katechismus einfach selbst lesen kann, genauso wie die unzähligen islamischen Stellungsnahmen zum Christentum, Jesus und Gott und die zahlreichen Verbrechen an Christen dieser Tage möchte ich nicht weiter darauf eingehen.
Aber auf eine Schlagzeile in diesem Zusammenhang muss ich verweisen. Malaysia hat dieser Tag den Christen untersagt das in der Landessprache für Gott stehende Allah benutzen - es sei nur der islamische Gott gemeint.

Es spricht in meinen Augen nichts gegen einen künstlerischen Vortrag in einer Kirche, der auch Elemente des islamischen Glaubens repräsentiert. Praktizierte Riten aber schließen sich sehr wohl aus, umso mehr wenn sie aus Alleinvertretungsansprüchen, direkten Vergleichen oder Konversionszeugnissen bestehen, wie es der Adhan (zumal durch einen Muezzin) oder die 1. Sure nunmal sind und unternehmen.
Hätte der Komponist bspw. den ersten Absatz der achten Sure "Die Beute" vertont - ich glaube damit könnte man leben - denn dies ist eindeutig nicht Bestandteil unseres Glaubens und gleichzeitig kein Anspruch über andere, zumindest nicht über deren Glaubenswelt. Gleichzeitig hätte dies in einem Anti-Kriegsstück die islamische Position zum Krieg verdeutlicht.

Ein Dialog besteht nicht in der heimlichen Aufgabe der eigenen Positionen sondern dem Gespräch auf Augenhöhe und mit gegenseitigem Respekt. Das Koranschüler oder ein Mönchschor nicht in der Moschee das "Credo" vortragen kann ich verstehen und akzeptiere es. Nichts anderes erwarte ich andersherum.

Was die Gemeinde und besagter Priester jetzt und dieser Tage abbekommen kann sich jeder vorstellen. Wer möchte kann diese Menschen, die für ihre Mitchristen und ihren Glauben eintreten, unterstützen. Im Gebet oder durch eine aufbauende Nachricht. Kontaktdaten finden sich auf der Seite der Gemeinde unter Seelsorger und unter Pfarrbüro.

2 Kommentare:

  1. Hmm, naja. Wieso überhaupt solche Aufführungen in der Kirche? Ist jetzt auch wieder so ne Sache. Als Protestant hab ich keine heiligen Orte. Eine Kirche ist ein Gebäude, das zu Gottesdienstzwecken benutzt wird, und wenn da ein Theaterstück aufgeführt wird, ist es für mich halt ein Theater. Die römische Kirche sieht das anders...
    Ich verstehe die Theatergruppe nciht, daß sie ausgerechnet in einer Kirche auftreten will. Konstanz sollte auch über andere Veranstaltungsorte verfügen. Aber wenn ich in die Kirche will, dann muß ich mich an die Vorgaben des Hausherrn halten.
    Ich hätte aus evangelischer Sicht jetzt keine derartige Vorgabe gemacht, denn die syrischen und koptischen Christen müssen sich das Theaterstück nicht ansehen. Käme es im Fernsehen, könnten sie auch wegschalten. Soll der Islam doch seinen Alleinvertretungsanspruch vertreten, ich hab da meinen eigenen... und ja: Nur mit einer eigenen Position kann man auf Augenhöhe reden. Wie dem auch sei, unabhängig von der Religion: Wenn der Hausherr sagt nein, dann ist nein. Punkt.
    Was die christliche-theologische Bewertung des Adnan angeht sehe ich ein ganz anderes Problem: Mohammed. Denn der wird als Allahs Gesandter bezeichnet. Das wird kein Christ unterschreiben. Ob Allah und Gott identisch sind, da gibt es verschiedene Ansichten. Ich denke, daß die Muslime den gleichen meinen wie wir, daß sie Ihn aber falsch verstehen, weil wir beziehen us alle auf den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Andere sagen, was die Muslime über ihren Gott erzählen paßt so gar nicht zu unserem christlichen Gottesbild, das muß ein anderer Gott sein. Kommt halt drauf an, wovon man die Identität abhängig macht.

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    1. Wenn es um ein Friedenszeichen, ein Miteinander geht ist die Aufforderung an einen Teil der Gemeinschaft "bleibt halt weg" eher das Gegenteil, eine deutlichere Diskriminierung. Da möchte ich Dir also vehement widersprechen.
      Es gibt einen essentiellen Punkt, der Christen, die an die Dreieinigkeit glauben, an Jesus Christus als Sohn Gottes, nunmal ein und für allemal von Muslimen und deren Gott trennt. Und der ist im islamischen, aus ihrer Sicht geoffenbarten Verständnis von Jesus begründet. Für sie ist er "nur" ein Prophet, nicht Sohn Gottes und ganz bestimmt kein Teil der Dreifaltigkeit. Er ist nicht gekreuzigt worden, nicht gestorben, nicht aufgefahren. (Sure 4, 156 ff.) Bislang hat mir noch nie ein Theologe, der meint wegen des Ursprunges handele es sich um den gleichen Gott, diese Diskrepanz, dieses negieren der Lehre aufschlüsseln können.
      Andersherum führen Araber (und Muslime) ihren Ursprung und die Existenz Mekkas auf Ismael zurück, was nur gelingt, wenn man die jüdischen Texte und ihre christliche Wiedergabe stark umschreibt (und in der testamentarischen Geschichtsforschung müsste Abraham einen riesigen und sinnlosen Umweg gemacht haben).
      Und wie Du sagst, der räuberische, kriegführende, hinrichtende, versklavende, vergewaltigende Mohammed als Gesandter Gottes ist wohl schwer "neben" Christus zu stellen.
      Aber hier hast du Recht, da kommt es wohl auf den eigenen Schwerpunkt an.

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