Dienstag, 28. Juni 2016

Bud Spencer - Muskeln, Herz und Hirn

Nach Götz George nun auch noch Bud Spencer, eigentlich Carlo Pedersoli. Viele Prominente würdigen nun ihren "Helden der Kindheit" und vermutlich viel mehr trauern wirklich.
Als Kind habe ich seine Filme gesehen und eine Weile auch sehr unterhaltsam gefunden, bis ich feststellte, dass Casting und Handlung bei vielen nahezu austauschbar waren. Sein Charme (und bei den Rollen mit Terence Hill natürlich auch dessen) rettete oft darüber hinweg. Wer ihn außerhalb der Rolle sah oder erlebte bemerkte, dass er wirklich eine solche Ruhe ausstrahlte - keineswegs aber die dümmliche Friedlichkeit. Der Mann war selbstsicher und wusste, dass es harte Arbeit war, die ihn dorthin gebracht hatte wo er war.
Hochintelligent hatte er kurzzeitig sein Jurastudium zu unterbrechen, um Geld zu verdienen. Danach beendete er es, obwohl er bereits als Schwimmer 10 Jahre die nationalen Meisterschaften dominiert hatte und als Sportler berühmt geworden war.
Und hier eine der bemerkenswerten Eigenschaften des Sig. Pedersoli: er bemerkte, dass ihm Ruhm und Erfolg zu Kopf stiegen und änderte sein Betätigungsfeld - nur um dort noch mehr Ruhm zu ernten. Das aber dauerte. Viele Jahre spielte er in Statisten- oder Nebenrollen vor sich hin. Eine eigene Dokumentationsreihe war mäßig erfolgreich.
Erst im Verbund mit Terence Hill, eigentlich Mario Girotti, gelang ihm der Durchbruch - mit einem Italo-Western. Und bis heute sind es die alten Western, die ich von den gemeinsamen Filmen bevorzuge - auch wenn hier schon viele der "Crew" zu sehen waren und die Handlung meist sehr überschaubar war. Aber "die Rechte und die Linke Hand des Teufels" geben nicht nur Gut und Böse wieder, sondern auch durch die Rolle die "Bud" einnahm eine eher ambivalente Haltung. Eigentlich ein Gauner und Schurke, durchaus auch zu mehr Gewalt als einer Faust aufs Auge in der Lage, kann er nicht anders, als den guten Menschen beizustehen und sich auch noch pro forma an die Regeln zu halten.
Auch als Musiker und Autor versuchte er sich, lange nach seiner Glanzzeit und mit entsprechend eingeschränktem Erfolg.
Dabei sang er bereits in seinen Filmen mitunter. Banana Joe und Das Krokodil und sein Nilpferd als Beispiele.
 
Auch als Politiker versuchte er sich - ausgerechnet für Forza Italia, die Partei Berlusconis. Er blieb erfolglos, aus meiner Sicht zum Glück. Nicht wegen ihm, ich traue ihm zu, dass er manches bewegt hätte, sondern wegen der späteren Entwicklung der Partei als Leibpartei.
Auch als Erfinder versuchte er sich und reichte bspw. Patente für Waffen und kleine Helfer im Alltag ein.
Leider gab es auch Krisen in seinem erfolgreichen Leben. Und so kehrte der eigentlich schon in den Ruhestand getretene Pedersoli wieder ins Fernsehn und auf die Leinwand zurück, um seine Geldprobleme zu lösen. So kommt er auf über 120 Filme und Auftritte.
 Es folgten Biographien uvm.
Ich hoffe für ihn, dass er aus der Misere durch seine Arbeit entkam. Er hätte es verdient.

Nun starb er im Kreise seiner Familie. Laut seinem Sohn waren sie alle gekommen, um Abschied zu nehmen.
 Und so zeigte der große Dicke auch im letzten Moment des Lebens Größe. Sein letztes Wort soll "Danke" gewesen sein.

Ruhe in Frieden. Ich danke Dir. Für ein tolles Vorbild, für ein aufrechtes Leben und die unzählbaren Lächeln, die Du gabst und die Du verusacht hast.

1 Kommentar:

  1. Ich mochte Bud Spencer und wünsche ihm von Herzen unermessliche Freude beim ewigen göttlichen Hochzeitsmahl im himmlischen Jerusalem.
    Von seinem Filmen habe ich nach meiner Erinnerung nur "Sie nannten ihn Mücke" ganz und sogar wiederholt gesehen.
    Das sind etwas klamaukige Hau-drauf-Filme, in denen Probleme mit comic-artig verharmloster Gewalt gelöst werden.
    Ist eher nicht mein Fall, obwohl man sich einer Faszination und Sympathie mit den Guten und Befriedigung darüber, dass die miesen Typen ihre Strafe in Form von Haue kriegen, nicht entziehen kann.

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