Sonntag, 5. Juni 2016

"Was würde Jesus tun?"

Die in der Überschrift gestellte Frage dient Christen dazu, ihr eigenes Handeln zur reflektieren, zu betrachten. Bin ich gnädig, mitleidig, spendabel, gottesfürchtig? Darüber hinaus gibt es noch viele Adjektive mehr, die wir aus dem lesen können, was die Bibel uns über Jesus berichtet. Aufopferungsvoll, eremitisch bzw. nomadisch, gelehrt, schweigsam und beredt usw.

Darum ist die Frage "was würde Jesus tun" lediglich ein Rat, ein (sehr guter) Vorschlag, wie man sich verhalten sollte. Weder leben wir in seinen Zeiten, noch seinen Verhältnissen, noch sollten Christen soweit gehen und sich mit Jesus vergleichen wollen - denn auch das liegt in der Frage verborgen. Was Jesus zu tun bereit und fähig war und ist, das gilt noch lange nicht für den einfachen Menschen. Jesus würde einem hilfesuchenden Kranken Heilung schenken (eine Behauptung, die ich aus den exakt so in der Bibel zu findenden Beispielen ableite) - wer kann das von uns?
Kranken Menschen zu helfen hingegen - das ist machbar und scheint angesichts des Beispieles angemessen. Allen Kranken? Wie sollte man? Wir sind einfache Menschen und nicht Jesus. Wir können nur "unseren Beitrag" leisten. Rollstuhlfahrern im Alltag beizustehen, für die Forschung zu spenden, Verwandte und Freunde zu trösten und ihnen beizustehen, Erste Hilfe zu leisten oder jemandem der kolabiert ein Glas Wasser zu bringen und den Notruf zu wählen statt weiter einzukaufen - solche Dinge kann man aus "was würde Jesus tun" nicht direkt aber eben mittelbar ableiten.

Auch haben wir ein Problem bei der Beantwortung der Frage. Wir behaupten etwas, wir maßen uns an zu wissen, was Jesus tun würde. Wenn wir kein konkretes Beispiel haben oder über Umstände sprechen, die so vor 2000 Jahren gar nicht möglich waren, so kommen wir sehr leicht in Bedrängnis.
Der Kölner Bischof hat dies vor kurzem getan und vor einem für eine ordentliche Summe Geldes gekauften und transportieren "Flüchtlingsboot" gestanden und behauptet, Jesus wäre an Bord eines solchen Seelenverkäufers, wenn er heute auf Erde wandelte.
Ich beschrieb meine Haltung dazu vor Kurzem.

Aber dies ist nur ein sehr prominentes Beispiel für solches Verhalten.
LePenseur hat, wie immer mit deutlichen Worten, ein viel profaneres Beispiel kommentiert.

"Jesus würde heute über Fußball reden"


In meiner Phantasie kann ich manchen treuen Christen bei dieser Äußerung erschreckt einatmen hören. Jesus nicht zuhören? Ist das nicht bereits Blasphemie?
In diesem Fall nicht - denn LePenseur antwortet auf eine Anmaßung, welche zudem noch völlig daneben ist. Es gibt nicht einen Hinweis, dass Jesus sich irgendwann über einen Sport oder irgendeine Unterhaltungsform geäußert hat. Der Priester projeziert also seine Ideen und Vorstellungen, seine Präferenzen in Jesus. Macht ihn regelrecht zum Maskottchen. Das sollte viel eher zur Schnappatmung führen.

Demut gehört zu den christlichen, besonders aber zu den katholischen Tugenden. Gerade wenn man darüber spekuliert, was unser Herr unternehmen würde, sollte man mitunter mal kleinere Brötchen backen und sich der eigenen Grenzen bewusst werden.

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