Donnerstag, 23. Juni 2016

Motive des Täters von Orlando

Quelle: bearing arms
Was wurde nicht behauptet und entschuldigt, nachdem die ersten Einzelheiten über den Täter vom Massaker im Schwulenclub von Orlando bekannt wurden. Er sei dort über Wochen gesehen worden und äußerte sich im privaten Umfeld immer wieder abfällig über Homosexuelle. Er musste darum ein verkappter sein, der im Selbsthass ausrastete. Schuld ist also die Gesellschaft.
Geisteskrank sei er gewesen, und nicht zurechnungsfähig.
Die evangelikale Gesellschaft der USA habe ihn durch ihre Homophobie bestärkt.
Die Strukturen hinter dem Anschlag seien von der katholischen Kirche zu verantworten (Kommentator hier in meinem Blog).

Auch die Polizei von Orlando wirkte bei diesem Possespiel mit, bei dem der Präsident zuerst mal gar nicht von Terrorismus sprechen wollte, "bis man genaueres wisse", und vor Verallgemeinerung und Panikmache warnte (s. Satire).
Das gleiche Spiel haben Präsident und Polizei bereits beim Anschlag in Kalifornien gegeben. Währenddessen war diese Haltung beim Massaker in Colorado Springs nicht mehr zu finden.
Im Gegenteil. Kurz nach den Anschlägen von Paris im November stellte sich Obama in eben dieser Stadt vor die Kameras und behauptete im Zusammenhang mit den tödlichen Schüssen vor einer Planned Parenthood-Einrichtung, solche Verbrechen könne es nur in den USA geben.

Die Polizei gab bekannt, der Täter sei zwar Muslim gewesen, aber nicht auf der FBI-Liste der Radikalen bzw. Terrorverdächtigen. Nur um dann bekannt geben zu müssen, dass Omar Mateen bis 2014 eben doch auf dieser Liste stand und obwohl er wiederholt radikale Ansichten von sich gegeben hatte und wiederholt in der Öffentlichkeit davon sprach "als Märtyrer zu sterben" als "nicht gefährlich" eingestuft wurde.
Und nun hat die Polizei eine Mitschrift der Anrufe veröffentlicht, die der Täter kurz vor oder während seines Massakers tätigte. Sein erster Anruf bei der Polizei kurz vor Beginn der Tat bestand lediglich aus religiösen Floskeln und dem Bekenntnis zum IS und seinem Anführer.

Würden die Analytiker nicht alles in einer bestimmten Weise auslegen wollen, stünde ihr Urteil nicht bereits vorher fest, so würden die durch Erfahrung und wissenschaftlichen Prinzipien erarbeiten Ermittlungsschritte greifen. Ein Mensch, der einen Anschlag plant und sich über Wochen immer wieder an dem Anschlagsort aufgehalten hat wird dann normalerweise nicht als "verkappter Interessierter" oder "gesellschaftlich Gezwungener" gewertet, sondern als jemand, der seinen Plan mit der ausführlichen Inspektion des späteren Tatorts einläutet. Ortskenntnis ist stets von Vorteil. Nicht nur für Touristen auf dem Weg zur nächsten Sehenswürdigkeit und Einheimische, um Schleichwege zur Zeitersparnis nutzen zu können, sondern auch für Attentäter, Soldaten und Polizisten. Das gilt für Strassenbilder wie für Gebäude.
Das der Anschlag von Orlando so effektiv war, obwohl nur ein einzelner Schütze über viele Stunden an einem einzigen Standort aktiv war, liegt weder an der gewählten Waffe (von der die Medien massenhaft Unwissenheit demonstrieren oder bewusst Lügen und die populärste aber eben nicht involvierte Waffe zur Tatwaffe erklären) noch an den Fähigkeiten des Schützen. Ich erinnere an Breiviks Anschlag im Jahr 2011. Auch dieser wählte einen Ort, dessen Gegebenheiten er vorher auskundschaftete. So verhinderte er Fluchtmöglichkeiten und fand seine Opfer wie auf dem Präsentierteller.
Omar Mateen hat nichts anderes unternommen. Er wusste, wohin die Gäste einzig fliehen konnten, wo er seine ersten Schüsse abgeben musste um den Blutzoll am schnellsten in die Höhe zu treiben. Er wusste, wohin er sich zurückziehen konnte um nicht von Scharfschützen oder anderen Polizisten erwischt zu werden. Er scheint sogar über die Reaktionszeit der Polizei informiert gewesen zu sein und hatte eine Strategie deren Zugriff zu verzögern.
Anders, als die üblichen "shootings" in den USA, in denen die Täter zwar die Tat an sich planen, aber i.d.R. den Details glücklicherweise wenig Beachtung schenken, handelt es sich hier um ein funktionierendes und leider sehr effizientes Vorgehen.
Das dies nicht beachtet sondern lieber über "gesellschaftliche Normen" und "Homophobie in der westlichen Gesellschaft" oder eben "warum der Islam nichts damit zu tun hat" diskutiert wird, ist verrückt und gefährlich. Sich selbst zu belügen um ein Weltbild, ein Feindbild und das Bild eines "underdogs" aufrecht zu erhalten läuft darauf hinaus, das Problem nicht zu lösen sondern zu verschlimmern.

Und natürlich gibt es trotzdem, entgegen dem Geständnis und der Erfahrung auch die Möglichkeit, dass der Mann sich immer wieder in diesem Club aufhielt, weil er selbst bi- oder homosexuell war, wie ein angeblicher Liebhaber derzeit behauptet. Niemand, aber absolut niemand würde darüber Homosexuelle verallgemeinern oder in die Verantwortung nehmen.
Weil Mateen Muslim war und sich zum IS bekannte, auf diesem selbst offenbarten Motiv des Täters also, haben mehrere "right wingers" in den USA, allen voran Trump, moniert, man hätte auf sie hören sollen was ihre Pläne zum Kampf gegen den islamischen Terror angeht. Dies wird ihnen angekreidet. Von Hetze, Pauschalisierung und Schlimmerem ist die Rede.

Andersherum aggiert aber die LGBT-Bewegung jetzt genau so. Dutzende von Gruppen und Organisationen haben nunmehr der NRA, der "National Rifle Association" den Kampf erklärt.
Egal, was nun der Grund war, dass der Mörder zur Waffe griff, ob die Lehren des Islam oder seine Sexualität, es wird ein Verein verantwortlich gemacht, der absolut nichts mit diesem Schicksal zu tun hatte.

Hier eine Pauschalisierung von mir: nicht einer dieser Menschen nutzt sein Hirn zum nachdenken darüber, was an jenem Abend passiert wäre, wenn ein bewaffneter Sicherheitsmann oder sog. "concealed carrier", also mit Erlaubnis eine Schusswaffe verdeckt mit sich Führende im club gewesen wären. Omar wäre gestoppt worden.
Dutzende von Beispielen aus den USA, Europa, dem Orient, Asien und Afrika belegen: Waffenverbote haben Massenmörder und Serienkiller noch nie daran gehindert zu morden...

Hier haben sich Feindbilder eines innergesellschaftlichen Kampfes mit political correctness vermengt und versperren die Sicht auf Probleme und die Wege zu Lösungen.

2 Kommentare:

  1. "Die Strukturen hinter dem Anschlag seien von der katholischen Kirche zu verantworten (Kommentator hier in meinem Blog)."

    Ernsthaft?

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    1. Yap.
      http://staunend.blogspot.de/2016/05/welches-geschlecht-haben-sie-denn-heute.html?showComment=1465838135002#c5371212175209638523

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