Donnerstag, 19. November 2015

Waffen - Glauben, Fakten und Kriminalität

Eines der häufigsten Gegenargumente gegen weniger strenge Waffengesetze ist die Behauptung, Kriminelle kämen dann leichter an Waffen. Heutzutage wird dies auch über Terroristen behauptet.

Aber was steckt denn hinter dieser Behauptung?
Deutschland hat seit den RAF-Anschlägen der 70er Jahre ein "strengeres" Waffengesetz, welches sich nach den Amokläufen von Erfurt und Winnende nochmal verschärfen ließ. Dabei waren bereits die Waffen der RAF illegal beschafft und geschmuggelt und auch der Erfurter Schütze musste tricksen und hatte das Glück, dass die Behörde auf die gemeldete Inaktivität des "Sportschützen" nicht reagierte und auch dessen Dokumentenfälschung nicht auffiel, mit der er sich eine Waffe besorgte, die er nicht besitzen durfte.
Kurz gesagt: selbst wenn es leichter ist, legal an Waffen zu kommen, ziehen es Kriminelle vor, sich illegal zu versorgen.

Und dabei können sie in einen riesigen Topf greifen. Heute geht man in der BRD von offiziell bis zu 20 Millionen illegaler Waffen aus. Natürlich nur eine Schätzung - und eine illusorische oben drein. Als die besagte erste Waffenrechtsverschärfung erfolgte wurden quasi über Nacht 20 Millionen Schusswaffen in deutschen Haushalten illegal. Davon wurden in den folgenden Jahren mittels Amnestieprogrammen aber nur ca. zwei Millionen eingesammelt.
Während der Wiedervereinigung blühte der Schwarzmarkt mit Waffen der abziehenden SU-Truppen. Hinter vorgehaltener Hand oder in der Anonymität des Netzes wird von automatischen Waffen zu Spottpreisen gesprochen. Kurz darauf boomte der Schwarzmarkt dank des Yugoslawienkrieges - und das ist bis heute so. Der kürzlich in Bayern gestoppte IS Sympathisant hatte acht AK 47 bzw 74 aus Montenegro dabei.
Man darf also ohne Zweifel annehmen, dass wir weit über 20 Millionen illegale Schusswaffen im Land haben - und diese stehen 5,5 bis 7 Millionen legalen Waffen in den Händen von ca. 3 Millionen zivilen Sport- und Jagdschützen gegenüber.

Nachdem im Januar der Angriff auf Charlie Hebdo bereits mit Kriegswaffen (Sturmgewehre und einer RPG, ein Granatgeschoss mit Raketenantrieb) erfolgte, machten Polizei und Medien mal den Test und waren selbst schockiert. Innerhalb weniger Stunden waren vom Sturmgewehr über Maschinenpistolen kleine Mengen an Schusswaffen zu bekommen - sowohl in Frankreich als auch in Deutschland. Journalisten staunten schon vor drei Jahren, dass man in Berlin "über 1000 Euro für eine Kalaschnikov zahlen muss". Nicht nur, dass diese Waffen für Zivilisten gar nicht zu bekommen sind - diejenigen, die mit viel Zeit und Geld als Sportschützen oder Jäger eine Langwaffe, also ein Gewehr, erwerben dürfen, welches nur jeweils einen Schuss abgeben kann zahlen für ihre Waffen dann noch einmal deutlich mehr. So kostet die zivile Version des G36 mindestens 1500 Euro - den behördlichen Aufwand ebensowenig mitgerechnet, wie das Geld welches man für den vorgeschriebenen Safe und die Transportmaterialien aufwenden muss.

Die Folge daraus wäre: wenn Irre und Kriminelle an Waffen kommen wollen, so ist das für sie bereits kein Problem und eine Legalisierung würde es ihnen nicht erleichtern - nur die potentiellen Opfer in die Lage versetzen sich zu wehren.
Und die Beispiele für solche Ereignisse sind vorhanden. Meist hören wir allerdings nur in spektakulären Fällen, wie im Januar und November aus Paris davon. Davor und dazwischen gab es bereits, ich verweise nochmal auf meine Liste, mehrere Anschläge und stets waren die Mörder gut bewaffnet - meist weit besser als die Polizei. Sturmgewehre sind in Frankreichs Bandenkriegen mittlerweile Dauergäste.
Selbst im fernen Schweden tauchen sie mittlerweile in beängstigender Regelmäßigkeit auf. Etwa bei einem Juwelierraub in der kleinen Stadt Södertälje vor zwei Jahren - direkt neben einer Polizeiwache. Es war vermutlich Glück und nicht bessere Ausrüstung oder Ausbildung, die alle Beamten unverletzt ließ und einen der Angreifer zu Boden schickte. Oder im März diesen Jahres bei einem Mord in einem Restaurant mit über einem dutzend Verletzter neben zwei Toten.
So ist dieser Terror der französischen Polizei nicht neu. Schon 2009 wurde über fast schon militärische Aktionen inklusive der passenden Bewaffnung gegen die Polizei in den Vororten berichtet - und ignoriert.

Halten wir also fest: Terroristen von Islamisten über die Mörder der NSU haben genausowenig Probleme an Waffen zu kommen wie Kriminelle oder solche Geisteskranken, die planen einen Mord zu begehen.
Dabei greifen sie i.d.R. auf jene Waffen zurück, die unter gar keinen Umständen für Zivilisten legal sind, und deren Legalisierung nicht mal gefordert wird. Oder sie nutzen Alltagsdinge wie Autos und Schnellkochtöpfe. So geschehen beim Königinnentag 2009 in Holland, letztes Jahr zu Weihnachten in Frankreich und kurz danach in Graz und im September in Bern.


In den letzten Tagen wurde jege Menge Waffen der Islamisten sichergestellt, vor wenigen Monaten präsentierten die Beamten stolz Waffenlager der organisierten Kriminalität in Deutschland, Anfang des Jahres waren es in Dänemark und Frankreich bereits mehrere Waffenfunde.
Statt sich zu fragen: warum wurden die bislang so "selten" genutzt, wird behauptet, weitere Gesetzesverschärfungen würden an den Funden bereits illegaler Waffen etwas ändern und unsere völlig überlastete Polizei wieder in die Lage versetzen Bürger in ganz Deutschland zu schützen.
Für mich ist das ein gut verpackter aber grober Täuschungsversuch.
Nochmal: Kriminelle, Terroristen und Soziopathen haben bereits Waffen oder kommen dank völliger Ignoranz gegenüber den Gesetzen spielend an Schusswaffen.
Der einzige, der dumm aus der Wäsche kuckt, ist der Gesetzestreue. Entweder, weil er viel Aufwand und Geld investieren muss, um sie zu Hause in einem dicken Safe liegen zu haben oder weil er Gewalt ohne jeden Schutz ausgesetzt wird.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen