Dienstag, 24. November 2015

Apologeten - wenn Ideologen und Idealisten bewerten

Wäre es nicht die Realität, es wäre urkomisch. Die Phrasen, die dieser Tage von sogenannten Experten und wirklichen Fachleuten gedroschen werden. Das ZDF etwa lässt seine Kindernachrichten erklären, dass der Kolonialismus Frankreichs schuld sei an der Radikalisierung und den Anschlägen. N 24 schreibt gleich die Gesamtschuld unserer Gesellschaft zu.
Warum kommen so viele junge Dschihadisten aus Belgien? Perspektivlosigkeit und Alltags-Rassismus treiben junge Männer in die Arme der Extremisten. Doch es gibt noch einen weiteren, belgischen Grund.
Im vorherigen Bericht wird noch durch den belgischen Innenminister erklärt, dass Belgien soviele radikale Muslime produziere, weil der Konflikt zwischen Flamen und Wallonen zu viele Sicherheitskräfte beschäftige und damit binde.

Wer jetzt glaubt, das sei schon unfassbarer Unsinn, der hat das Beste noch vor sich.
Die ZEIT berichtet, dass eine "Willkommenskultur" die beste Waffe gegen Extremismus sei," und schreibt vom IS nur noch als "sogenannter IS", entsprechend der Forderung einer muslimischer Funktionäre und Politiker in Deutschland.
Pax Christi hingegen will verhandeln und sieht in der mangelnden Kommunikationsbereitschaft mit dem IS das Problem - auch wenn sie nicht so recht verstehen, warum der keine politischen Forderungen stellt.
Der Präsident des deutschen Reiseverbandes rät unterdessen, "Vorurteile abzubauen" und den Terror dadurch sozusagen klein halten, dass man als Tourist der in die islamischen Länder reist den Menschen Arbeit gibt - auch wenn man dadurch dann eben sozusagen für die bereits existierenden Terroristen wie in Tunesien zur Zielscheibe wird.
Und während ein konservativer Journalist, der ein Smiley an der falschen Stelle setzt seinen Job wegen Verhöhnung der Opfer und Verallgemeinerung der Flüchtlinge verliert argumentiert der BUND (ja, der Naturschutzverein), dass man nun die Klimaschutzvereinbarungen verschärfen und überhaupt durchsetzen solle - so könne man Frieden schaffen.

Und natürlich erklingt auch das Lied vom "der IS hat nichts mit dem Islam zu tun", eine Coverversion des "Islamismus hat nichts mit dem Islam zu tun". Dieses Thema wurde schon öfter besprochen, darum nur an der Stelle: Herr Mazyek - Sie sind ein Apologet und ein Opferbeschuldiger aller erster Güte. Treten Sie zurück, dann hat Ihr Verband die Chance einen fähigen Menschen zu wählen, der nicht nur die Schuld auf andere schiebt, sondern Missstände angeht.
Sätze wie
Es sei schmerzhaft, dass Deutschland auch ein Exporteur von Terroristen sei. Dies zeuge von einem gesamtgesellschaftlichen Versagen, zumal diese Menschen auf deutsche Schulen gegangen seien und zum Teil aus nicht muslimischen Elternhäusern stamme, betonte Mazyek.
sollten jedes Mitglied des Verbandes vor Scham im Boden versinken lassen. Erst erklärt dieser Kerl, dass der Islam missbraucht und missverstanden würde, als Sündenbock hinhalte etc. und dann beschuldigt er Deutschland und dessen Schulsystem, an der Radikalisierung von Menschen schuld zu sein, die lediglich eines in ihrem Wahn verbindet: der Islam. Aber Hauptsache, "wir sinds nicht".
Da lobe ich mir solche Muslime, die nicht auf andere, sondern auch sich selbst zeigen, und bereit sind die Probleme anzugehen. Die nicht betonen, dass es eine Minderheit sei, die den IS gut findet oder gar unterstützt - denn es sind mindestens 60 Millionen Muslime weltweit. Und das ist nicht nichts. Das ist bedrohlich - und da sprechen wir noch nicht über die Aktiven bei der IS, Al Nusra, Taliban, Islamija, Boko Haram und wie sie alle heissen. Diese töten. Jeden Tag. 99,9% von ihnen kommen weder von deutschen noch von französischen Schulen. Und auch sie verbindet lediglich eines.

(Auf Herrn Mazyeks Unsinn und seine Anschuldigungen gab es eine gute Replik von Thilo Thielke. Der hat sich die angebliche "pseudo-religiöse" oder "quasi-religiöse" Begründung mal angesehen)


Aber zurück zur Entschuldigungsphilosophie. Am verbreitetsten ist die Meinung: die Armut und die Diskriminierung in den Vororten, im Alltag treibt die jungen Menschen zum Terror.
Ralf Ostner stellt in einem absolut lesenswerten, nein -notwendigen Beitrag die Fragen:
Warum machen das Millionen ausgegrenzte Jugendliche in den Ban Lieus und vergleichbaren Ghettos der Welt eben nicht? Warum greifen sie nicht zum Terrorismus und Islamismus? Warum bleibt diese Reaktion auf eine Minderheit beschränkt, die jedoch volle Medienaufmerksamkeit erheischt?
Die oben zitierten Entschuldigungen und Pseudo-Begründungen sind es, die mich sofort nach der Qualifikation der Betreffenden fragen lassen. Denn sie haben offensichtlich nicht eine Sekunde darauf verschwendet, sich die Liste der Attentäter der letzten 20 Jahre anzusehen. Das sind eben nicht nur entrechtete Minderheiten ohne Arbeit und Perspektive. Sogar ein sehr großer Teil davon waren Studenten oder Menschen mit einem abgeschlossenen Studium. Ingenieure, Ärzte, Dolmetscher mit Sprachstudium usw. usf. Die absolute Mehrheit tauchte völlig unauffällig in den Gesellschaften unter, und zwar nicht nur den Parallelgesellschaften. Flugscheine zu machen ist für unterdrückte Armutspopulationen nicht nur schwer umsetzbar sondern schlicht unmöglich.
Viele Konvertiten, die ihr Lebtag garantiert nicht einen Tag Alltagsrassismus durchleben mussten gehören, worauf Herr Mazyek ja so genüßlich verwies, zu den Tätern. Aus aller Welt. Die wenigsten davon aus Elendsfamilien, die zusehen mussten, wie Brot auf den Tisch kommt.
 Also stellt euch endlich der Realität.
Und hört mit Ausflüchten aus. "Jede Religion hat ihre dunklen Seiten" und "auch unter Christen gibt es Radikale" und "die christliche Geschichte ist voll von sowas, also leise treten".
Das ist nur eines: entschuldigender Blödsinn ohne das kleinste Anzeichen von Intelligenz, Recherche oder Mitgefühl für andere als Muslime.
Jede Religion hat ihre dunklen Seiten? Sicher - denn jede Religion wird durch Menschen gelebt. Aber die wenigsten Religionen geben Vernichtungsbefehle aus, die klar und deutlich und dazu im imperativ geschrieben sind.
Auch unter Christen gibt es Radikale? Oh ja. Jahrhundertelang ließen diese sich im extremsten Pazifismus abschlachten - erst im Römischen Reich und anschließend bspw. im "goldenen Andalusien", dem muslimisch eroberten Spanien, wo es eine zeitlang so viele offen bekennende Christen gab, dass die wachsende Zahl der Märtyrer (im Christentum, anders als im Islam, jene die für ihren Glauben sterben ohne dabei zu versuchen jemanden zu töten oder zu verletzen) die Kirche zu Besonnenheitsaufrufen zwang. Menschen wie Breivik oder die IRA als Kämpfer für den Glauben zu verkaufen - das gelingt nur solange, wie man sich deren Statements und Ziele vorenthält.
Die Kreuzritter werden dann gerne als Beispiel christlicher Geschichte und Extreme angeführt - nur um zu vergessen, dass die brutalen Schlächter der ersten Welle des ersten Kreuzzuges von verschiedenen Städten im Rheinland ausgewiesen wurden und ihre Opfer eigentlich garantierten Schutz genossen - sogar Bischöfe sich in den Weg der Mörder stellten. Und ohne ein Wort darüber zu verlieren, warum die Levante eigentlich nicht mehr christlich dominiert war, oder wie damals generell und von allen Seiten Krieg geführt wurde usw. usf.
Aber selbst wenn das alles stimmen würde: seit fast 20 Jahren sterben Tag für Tag Menschen unter den islamischen Schlachtrufen und werden die islamischen Schriften bemüht dies zu begründen. Und Jahr für Jahr wird es schlimmer und rückt mehr nach Europa.
Wenn nicht bald die ideologischen und rassistischen Denkschranken fallen um Kritik, Auf- und Überarbeitung zu ermöglichen, dann wird es auf die eine oder andere Weise zu spät sein. Noch können wir die modernen, die aufgeschlossenen und toleranten Muslime unterstützen und hoffen, dass ihre Interpretation dominieren kann. Wenn diese sich aber nicht mehr trauen, wie es in so vielen islamischen Ländern bereits der Fall ist, oder sofort gehetzt werden, dann endet diese Chance. Was folgt ist entweder ein langer, blutiger Konflikt oder eine religiöse Verfolgungswelle durch Europäer, die von Phrasen und Anschlägen genug haben. Beides sind Horrorvisionen.
Darum hört auf zu verteufeln was euch nicht gefällt oder eure Denkschemata stört.
Hört auf mit irgendwelchen aus sozialistischen und sozialpädagogischen Reflexen geschusterten Entschuldigungen alles schönreden zu wollen.
Hört auf die vermeintlichen wie realen dunklen Kapitel der europäischen Geschichte als Vergleich und Entschuldigung für aktuell laufende Massaker zu verwenden.
 Ihr zeigt Verständnis - aber nur in eine Richtung. Und das ist die falsche. Ihr wollt Frieden? Dann fangt in euren eigenen Ländern, in der eigenen Bevölkerung an. Wir nähern uns einem sozialen Unfrieden, wie wir ihn seit vielen, vielen Jahrzehnten nicht mehr hatten. Lasst das Land nicht so zerbrechen. Zeigt nicht auf den Hass anderer, bekämpft erstmal den eigenen.
Wer brüllend bei Trauerkundgebungen gegen Missbrauch vorgeht demonstriert seine Menschenfeindlichkeit, nicht seine Courage. Hört auf damit.
Fürchtet nicht, was passieren könnte, während ein Terroranschlag nach dem anderen Familien zerreißt. Beklagt nicht im Licht brennender Kirchen ungekärte Brände in Heimen.
Hört zu. Argumentiert. Achtet die Grundrechte nicht nur von Flüchtlingen, sondern auch von Mitbürgern anderer Meinung.

Und ich weiß, ich schreibe umsonst. Spartakisten und Stahlhelme haben keine Spur in den Köpfen unserer Generation hinterlassen. Leider.



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