Dienstag, 17. November 2015

Aus der Kategorie Wunschdenken für Blinde und Menschenverachter

Die Zeit hat einen Artikel unter dem Titel
Willkommenskultur ist der größte Feind des islamistischen Terrors
veröffentlicht. Selten habe ich so einen Unsinn gelesen, der einfach mal alle Geschehnisse und Motive zugunsten einer "alle Menschen sind im inneren lieb" Haltung ausblendet.

Franzosen, Europäer und Amerikaner sind dieses Jahr in ihrem Kampf gegen den Terrorismus keinen Schritt weitergekommen. Im Gegenteil. Das fängt schon bei den Sicherheitsbehörden und den Geheimdiensten an. Wie, um Himmels Willen, kann es nach Charlie Hebdo passieren, dass ein so komplexer, logistisch ausgefeilter, simultan an mehreren Orten verübter Anschlag mit Sprengstoffgürteln, Schnellfeuergewehren und Granaten nicht vorher aufgeflogen ist?  

Das wird dann später beantwortet mit:  
Denn das ist das einzige, was wir noch nicht ausprobiert haben: die Araber und Perser so zu behandeln, als seien sie Menschen wie Du und ich, wie Nachbarn. 

Und schließlich wird noch die Frage nach dem "warum" beantwortet:

In den letzten 100, 50, 20, zehn und zwei Jahren haben Europäer und Amerikaner den Mittleren Osten misshandelt, ausgebeutet und verachtet. Nie stand die Frage im Zentrum, was können wir tun, damit es den Menschen dort unten besser geht. Immer ging es zu allererst um die Frage, wie man Öl rausholt und Terrorismus nicht rauskommen lässt. 

Das ist dreist. Frankreich kann sich rühmen, seine Muslime eben genau so zu behandeln, wie den Rest der Bevölkerung, Schon weil der Anteil der Muslime an der Bevölkerung 2011 bei 7,5% lag. Zwar haben sie ein Burka-Verbot erlassen - aber der Religion nicht alles zu erlauben ist typisch französisch. Charlie Hebdo widmete die Mehrheit seiner frechen und beleidigenden Zeichnungen darum auch nicht dem Islam sondern der katholischen Kirche, welche mehrfach vor Gericht unterlag (und nicht ein einziges Mal einen Anschlag verübte....).
Die letzten Jahre haben Millionen Christen und Gegner der Ehegleichstellung für Homosexuelle auf den Strassen gesehen - einige wurden sogar wegen tragen des Symbols (eine stilisierte Familie) verhaftet. Geschah irgendetwas Vergleichbares?

Der "misshandelte" mittlere Osten hat u.a. die Barbaeskenstaaten hervorgebracht - eine Reihe von kleinen Stadtstaaten und Nationen die eigentlich dem Osmanischen Reich angehörten, aber durch Raubfahrten und Sklavenjagden die Mittelmeerküste Europas und die Seefahrt in Angst und Schrecken versetzten. Es dauerte über 100 Jahre und dutzende Interventionen, bis diese Gefahr gebannt wurde. Zu diesem Zeitpunkt waren zehntausende, wenn nicht hunderttausende ihr Opfer geworden.
Griechenland konnte sich erst im 19. Jh. vom Osmanischen Reich befreien.
Die "gebeutelten" und "verachteten" Staaten des Orients hatten so zu leiden, dass sie mehrfach den neuen Staat Israel angriffen und die teilweise extremen Verluste einfach so hinnahmen. Der arme Irak war so kolonialisiert, dass er entgegen dem Willen seiner "Herren" seinen kleinen Nachbarn angriff.
Das sind nur ein paar Beispiele.

Der einzige, der hier Öl gießt, ist der Autor. Er sucht die Schuldigen an der falschen Stelle und malt rotzfrech ein schwarz-weiß Bild der Geschichte, in dem Europa und die USA die Bösen und der Orient das Opfer ist. Eine Haltung, die der Bewegung der Romantiker entspringt und leider schon so lange viel zu viel Beachtung bekommt.
Mal eben so werden die Milliarden an Aufwendungen zum Bau von Gebäuden wie Krankenhäusern, Brunnen, Banken und die Bemühungen um den Aufbau eines funktionierenden und demokratischen Staatswesens (und nebenbei noch des Gedankens der Gleichberechtigung) geleugnet. 
Wie viele US Soldaten ihr Leben gelassen haben, wenn Taliban oder Al Quaida mal wieder Schulen oder Polizeikasernern, Kirchen und Moscheen oder Regierungsanlagen angriff, dürfte für einen Journalisten leicht zu erfassen sein.
Wie dreist, nein, wie verdreht im Kopf muss man sein, um dann zu behaupten "niemand habe irgendwas versucht um die Lage der Menschen zu verbessern". Wir haben, und jetzt geben auf. Wegen Menschen wie ihnen. Und jede Frau in Afghanistan, die sich in ein öffentliches Amt hat wählen lassen, jeder Dolmetscher der versuchte zur Verständigung beizutragen und jeder Lehrer und jede Lehrerin die auch Mädchen unterrichtete werden jetzt gejagd. Weil versuchte wurde, etwas zu verbessern und zu verändern.

Und an der Stelle muss ich es schreiben: so ein arroganter Wichtigtuer und so ein bösartiges Arschloch behauptet, durch "Willkommenskultur" könne man die Anschläge verhindern. Als wären die Täter nicht extra dafür hergekommen oder angeworben worden. Als würden Migranten in Europa als Sklaven misshandelt. Als würde man nur nett mit solchen Menschen reden müssen, um ihre Einstellung zu ändern. Als wären Hintergründe wie Religion und Machtgier nicht existent.

ZEIT: gib solchen Typen doch nicht auch noch Platz solchen bösartigen Humbug zu verbreiten.

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