Mittwoch, 9. Dezember 2015

Affentheater in Rom

Als Katholik ist man einiges gewohnt und manches akzeptiert man ohnehin - selbst als Konservativer.
Ich habe überhaupt kein Problem damit, wenn Kirchen sich anbieten als Diskussionspodium und dergleich zu dienen - auch wenn ich dann für bestimmte Vorkehrungen in Sachen Sakristei, Kreuz, Heiligenfiguren usw. bin.
Die Kirche steht in der Welt.
Allerdings sehe ich das anders in Bezug auf, ich formuliere es mal salopp, heilige Ort. Solche von hoher Bedeutung, Wichtigkeit oder besonderem Hintergrund. Lourdes, Grabeskirchen und natürlich der Petersdom (auch wenn die gesonderte Nennung eigentlich unnötig ist...) sind für mich Orte, für die rein weltliches keine Rolle spielen sollte. Die Verquickung von weltlich und geistlich hat unserer Kirche viel Schaden zugefügt, viel Porzellan zerbrochen, welches uns heute gerne vorgehalten wird. Und die Kirche wurde dadurch schuldig an manchem Leid - etwas, dass nie hätte passieren dürfen.

Die Diskussionen rund um die Position der Kirche drehen sich mittlerweile meistens um den "Zeitgeist", dem sie sich anpassen solle. Die Unterscheidung, die Trennung zwischen weltlich, politisch und religiös, theologisch, kirchlich ist dabei von hoher Bedeutung.

Natürlich muss die Kirche den Menschen zum verantwortungsvollen Umgang mit seiner Umwelt, seinen Menschen, der Natur auffordern. Und natürlich sollte auch jeder Kleriker bis hin zum Papst seine persönliche Haltung und Meinung haben und äußern dürfen, welche Probleme es gibt, woran sie seiner Meinung nach liegen und wie sie zu lösen sind.
Aber gerade das Thema Klimarettung und Umweltschutz ist derzeit mehr ein politisches und gesellschaftliches Eisen, welches die Kirche als solche mit großer Zurückhaltung und dem Verweis auf den verantwortungsvollen Umgang beantworten sollte - und nicht voll hinein in die geladene und teilweise gewalttätige Auseinandersetzung mittragen sollte.
Aus der Sicht des Historiker ist die Aufregung über den Klimawandel ein echtes Affentheater. Klimaschwankungen sind normal, kleine Eiszeiten hatten wir vor wenigen Jahrhunderten noch in Europa, die Römer hatten eine Wärmezeit inklusive blühendem Nordafrika und der Mensch täte schlicht gut daran, sich auf derartiges vorzubereiten, statt im arroganten Glauben zu verharren, er könne das Wetter bestimmen.
Derzeit aber spielt vor allem unser heiliger Vater in dieser Aufregung eine vielbachtete Rolle. So schickte er Schuhe nach Paris, wie tausende anderer auch, als Zeichen des Protests. Das dieser Versand und Aufwand wohl wenig klimaneutral ablief... geschenkt. Die Protestler aber trampelten (unbeabsichtigt aber auch unbeachtet) bspw. die Mahnmale für die eine Woche zuvor ermordeten Opfer des islamischen Terroranschlages nieder. Schon da wäre mehr Abstand oder Kritik in meinen Augen  wichtig gewesen.
Vor Monaten schon gab es die Enzyklika zum Thema Umwelt. 
Und jetzt wird der Petersdom im Rahmen der Festivitäten zum Heiligen Jahr mit Tierbildern angestrahlt. Es beginnt mit dem Motto des heiligen Jahres: Misericordes sicut pater - mitleidig / barmherzig wie der Vater. Es folgen nach Sternschnuppenregen vor Vollmond und einem Meer aus Kerzen eine mehrfach gespiegelte weiße Taube, deren Flügschlag klingend begleitet wird.
Dann folgen Landschafts- und Tierbilder. Mehrmals Affen, Tiger, Schmetterlinge, Quallen usw. Dazwischen sind auch mal Menschen verschiedenster Kultur zu sehen.

Aus künstlerischer Sicht eine sehr anschauliche und handwerklich gute Vorstellung. Die Schöhnheit unserer Welt ist in manchen Bilder greifbar.
Die dahinter stehende Botschaft und die dabei gewählten Bilder sind aber für den Ort, zumindest in meinen Augen, unpassend. Im Netz vervielfältigen sich spöttische Memes, Photoshopbilder die das ganze freundlich mitlachend oder zutiefst beleidigend auf den Arm nehmen.
Einer dieser Beiträge fragte bspw. wann der gehörnte Ziegenkopf projeziert werde.
Kein Staatsakt, kein Drama und durchaus ambivalent zu beurteilen, diese Veranstaltung. Ich hätte mir aber mehr Seriösität, mehr Würde, mehr Zurückhaltung gewünscht. Und weniger "Vatikan-Show für Nichtkatholiken".
Aber ich bin zum Glück weder Papst noch verantwortlich.



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