Dienstag, 29. Dezember 2015

Weihnachten ist vorbei. Was bleibt ist der Mensch.

Es war unser erstes Weihnachten mit unserer kleinen Tochter. Wie immer haben wir, meine Frau, welche nebenbei die beste Ehefrau von allen ist (der verstorbene Herr Kishon sehe mir diesen Anspruch nach) und ich uns versprochen, dieses Jahr nichts zu schenken. Und nicht daran gehalten. Aber dafür hielten sich alle anderen daran. Schwiegereltern (also ihre und meine) schickten Pakete für ihr Enkelkind. Punkt. Die herbeigeilten Postkarten mit weihnachtlichen Grüßen waren besonders kindlich gehalten.
Und so saßen wir am heiligen Abend vor unserem Baum und hatten unser Gottesgeschenk vor uns, wie es seine Geschenke auspackte. Oder etwas ähnliches. Meist wurden die Päckchen in den Mund geschoben und hingebungsvoll angesabbert, woraufhin die beste Ehefrau von allen ein Ablenkungsmanöver startete, damit ich schnell das Packpapier entfernen und das eigentliche Geschenk zum Vorschein bringen konnte. Und die ganze Zeit grinsten wir beide vor Glück.
Besser konnte es nicht werden. Wo die Jahre vorher immer ein wenig Wehmut zu Weihnachten dazu führte, dass meine Gattin ein oder zwei Tränchen zerdrückte, ob der wenig familiären Festtage, da reichten wir drei, bzw. drei und ein dicker Bauch in dem das neue Leben bereits kräftig strampelt, uns diesmal völlig.

Dann kamen die Weihnachsfeiertage und Freunde und Familie besuchte uns, mit ihnen wieder das Leben vor der Haustür.
Wie soll man da in jener liebevollen Hochstimmung bleiben, die man beim Anblick eines nicht mal ein Jahr alten Kindes empfindet, welches über ein Gummibuch freudig quiekt? Es geht. Mit zähneknirschen und vielen heruntergeschluckten Kommentaren, aber es geht.

Noch zwei Tage darauf ist der Alltag wieder da. Beruflich mit einem netten Beamten konfrontiert, welcher im Plauderton vom eigentlichen Thema Bildung im Bundesland abschweift um empört festzustellen, dass die Missachtung des Korans durch einen asylsuchenden Mann in einem Asylantenheim von einer deutschen Politikerin mit den Worten "das muß in einer offenen und multikulturellen Gesellschaft ertragen werden" verteidigt würde.
In mir ein Seufzen. Der endgültige Abschied von Weihnachten, von jenem kurzen Moment der Liebe, bei dem es nicht um ein soziales Miteinander und brennende Fragen von nationaler oder sogar internationaler Bedeutung ging.


Und der Kampf der Emotionen mit den Fakten beginnt wieder. Ich wünsche mich wieder zurück unter den Baum.
Zu Hause, nach einer wenigstens in freundlichem Ton geführten Debatte und einem nicht zu harten Arbeitstag, lese ich Nachrichten. Was habe ich verpasst?
Studenten unterzeichnen eine Kampagne um den Song "White Christmas" als rassistisch zu verbannen. Das diese lediglich ein Test ihres gesunden Menschenverstandes, ihrer Toleranz und Einstellung zur Redefreiheit war, wussten die Studenten nicht.
Danke. Ich mache den Computer wieder aus und gehe mit meinem Kind spielen, hoffend nächstes Jahr noch einmal so breit grinsen zu können.

Ich hoffe, alle Leser hatten ein schönes Weihnachtsfest und Feiertage und konnten ein wenig Liebe tanken für das, was das kommende Jahr so alles für uns bereit hält.

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