Ein offizielles Video aus England soll Bürger trainieren, wie sie im Falle eines "Feuerwaffenüberfalles oder -angriffes" reagieren sollen.
Wie immer: wer mit der Sprache Probleme hat, bitte kurz melden, ich übersetze dann.
Dieses Video rangiert bei mir auf der gleichen Ebene wie die "Dont talk with stranger / Sprich nicht mit Fremden" oder "Just say No" / "Sag einfach Nein" Kampagnen der letzten Jahrzehnte. Den Menschen wird erzählt, sie hätten nichts zu befürchten. Zumindest nicht, wenn sie bestimmte Verhaltensregeln einhalten. Im Falle der genannten Kampagnen zum Schutz vor Missbrauch und Vergewaltigung war der Effekt umgekehrt. Der Fokus der Eltern richtete sich auf "Fremde", die ihre Kinder ansprechen und verführen oder entführen wollten - dadurch geriet aber die Tatsache, dass die absolute Mehrheit des Kindesmißbrauches im bekannten Umfeld stattfindet in Vergessenheit. Nachbarn, Onkel, Mütter, Lehrer, Trainer und ja, auch Priester waren ja "Bekannte" und mehr - und konnten ihre Opfer daher leichter überzeugen, dass ihnen niemand glauben würde. Jahrelang lief die Verbrechensbekämpfung und -prävention damit in die falsche Richtung.
Das Video nennt nun keine gewaltbereiten Tätergruppe beim Namen. Ihr geht es um Verhalten bei akutem, nicht näher definierten Ereignis. Immerhin, nach etwa einer Minute Selbstlob, erwähnt der interviewte Polizist, dass man niemand dafür verurteilen werde, dass er sich verteidigt habe, als er dachte er habe keine andere Option mehr.
Nett. Die Frage: wie und womit wird leider nicht beantwortet.
Statt dessen beginnt bei Minute 1:14 nun der eigentliche Rat.
"If you hear gunshot" - wenn sie Schüsse hören... Ja, wenn. Bald ist Sylvester. 2013 kam es in Schweden, in Södertälje zu einem Feuergefecht zwischen Polizei und Juwelendieben, letztere mit automatischen Waffen. Die Videoaufnahmen der Einkaufsstrasse, in der dies passierte zeigen, wie Passanten selbst nach vielen Minuten des Schusswechsels noch immer scheinbar verwirrt umherstehen oder bei der Flucht der Banditen ihren Bummel abbrechen müssen, weil diese sie fast über den Haufen fahren. Es war kurz nach Sylvester und viele Leute haben noch nie einen Schuss gehört. Selbst wenn, entwickeln die Menschen dadurch keine Superohren, die sofort erkennen, was ein lauter Knall zu bedeuten hat und was für eine Waffe benutzt wird.
Realistisch wäre also anzunehmen, dass die Menschen den Knall in einer vermeintlich sicheren Umgebung erstmal nicht als Schuss sondern als Unfall, Bauarbeiten, Feuerwerk oder Streich auffassen. Erst wenn die Situation eindeutig wird - etwa indem man die Angreifer zu Gesicht bekommt, Opfer sieht, die Polizei eintrifft und Durchsagen zu hören sind oder, wenn auch weit weniger eindeutig, wenn Menschen um einen herum beginnen zu fliehen. Mindestens in einer dieser Situationen ist es dann aber bereits zu spät.
Wenn aber erkannt wird, was da passiert oder sogar direkt vor den eigenen Augen passiert, dann setzt bei vielen Menschen eine Schockstarre ein. Man kann nicht fassen was passiert, will es nicht glauben, steht vor Entsetzen still. Und bietet damit ein Ziel.
Diese Probleme ausgeblendet erzählt das Video dem Zuschauer, man habe zwei Optionen: fliehen oder verstecken.
Flucht scheint ja in der Tat die beste Wahl, die natürlichste Wahl zu sein. Aber auch das Video erwähnt ein Problem. Kann man überhaupt fliehen? Das Video sagt: flieht, wenn es sicher ist zu fliehen. Woran merkt man, dass es sicher ist zu fliehen? Gar nicht. Man merkt das Gegenteil, wenn man es versucht. Ist ein Angreifer in Sichtweite und man versucht zu fliehen, so wird man zum Ziel und kann nur hoffen, nicht ausgewählt zu werden. Ist die Fluchtroute, die man wählt den Angreifern bekannt oder sogar von diesen gesichert worden, so rennt man in deren Schusslinie oder in eine Sackgasse, eine Falle.
Die Attacken von Paris vom Januar und November sind zwei Beispiele, die man heranziehen sollte. Viele Menschen entkamen dem jüdischen Supermarkt im Januar, als sie angesichts der gezogenen Waffen losrannten. Sie hatten Glück. Der Attentäter war allein und wollte kein Massaker anrichten, sondern durch eine Geiselnahme die Freilassung anderer Terroristen erreichen - darum erschoss er erstmal "nur" vier der Anwesenden - und diese wurden aufgrund ihrer Religion gezielt zu Opfern.
Es stellte sich heraus, dass der Täter mit einer vollautomatischen AK47/74 und einer ebenso vollautomatischen Maschinenpistole vom Typ Scorpion bewaffnet war. Hätte er es also darauf angelegt, wäre ihm niemand durch den einzigen Ausgang entkommen.
Beim Angriff im November flohen die Menschen in den Strassen und im Konzerthaus ebenfalls. Die Terroristen hatten sich in kleine Gruppen aufgeteilt. Zum Glück für viele Fliehenden, haben sie sich dabei nicht im Angriff selbst koordiniert. So konnten die Unverletzten vor den heranrückenden Männern in die entgegengesetzte Richtung davonlaufen. Außer im Konzertsaal, wo viele der Flüchtenden auf dem Weg zum Ausgang den Mördern überhaupt erst begegneten oder in deren Schusslinien liefen.
Es sind wenige Einzelheiten bekannt, aber scheinbar schossen die Täter in den Strassen nur selten den Laufenden hinterher und zielten statt dessen vor allem auf die Gaststätten und die darin Schutzsuchenden und sich Versteckenden.
Das Überwachungsvideo zeigt, wie ein Angreifer mit seinem Gewehr an das Fenster des Restaurant tritt und die sich am Boden Versteckende anvisiert. Er zielt, scheint abzudrücken aber es löst sich kein Schuss. Unbekannt ist, ob aufgrund einer Fehlfunktion der Waffe oder weil er keine Munition mehr hatte. In jedem Fall rettete die Frau Glück oder ihr Schutzengel. Der Angreifer bleibt nicht, um das Problem an der Waffe zu beheben und seinen Mord zu vollenden, sondern schließt wieder zu seinen Mittätern auf. Auch hier wissen wir nicht, warum. Aus Augenzeugenberichten anderer Massaker kennen wir Täter, die in Seelenruhe nachluden. So etwa Breivik bei seinem Massaker in Norwegen. Er wählte nicht nur einen Ort, von dem die Flucht sehr schwer war, sondern auch durch offenes Gelände führte. Dazu versammelte er seine Opfer durch einen Trick. Egal ob Flucht oder Versteck, Breivik ermordete Fliehende wie Versteckte - er konnte über 40 Minuten wüten, ohne dass ihn jemand aufhalten konnte.
Danach stoppte ihn nicht die Polize, die Überlebenden verdanken keinem Eingreiftrupp ihr Leben. Breivik hörte einfach auf und ergab sich, nachdem er eigenen Angaben zufolge 69 Menschen ermordet hatte und seine Mission erfüllt sah. Telefonisch. Erst dann rückte ein Kommando auf die Insel, welches ihn ohne Widerstand festnahm.
Mehrere weitere Ratschläge zum Thema Flucht erscheinen im Video. Besonders der Hinweis, sich nicht von Anderen behinderen zu lassen ist in meinen Augen geradezu lächerlich.
Jesse Hughes, der Sänger der Band Eagles of Death Metal, welche in Paris spielte, als die Terroristen den Saal stürmten, sagte in einem Video, dass viele getötet wurden, als sie ihren Freunden und gelieben Menschen beistanden. Sie konnten sie nicht verlassen, wollten ihnen helfen oder sie beschützen oder überhaupt wiederfinden. Das Video rät aber, genau das zu tun. Getreu dem Motto, "du musst nicht schneller als die Wölfe laufen, nur schneller als ein anderer Fliehender" ist hier offen die Opferungsmentalität gefordert. Um mich klar auszudrücken - zu verlangen, dass sich jemand einer Gefahr aussetzt ist völlig inakzeptabel. Das gilt aber auch für die Aufforderung, andere im Stich zu lassen. Ohne jemals in einer solchen Lage gewesen zu sein vermute ich, dass meine Familie und Freunde mir den Versuch und das Risiko wert wären. Ich hoffe es sogar, so sehr wie ich hoffe, niemals in so eine Lage zu kommen.
Aber selbst wenn es um Fremde geht - wer ist so hartherzig? Selbstsucht mag unter uns heute wieder sehr verbreitet sein, aber Kaltblütigkeit wohl eher nicht. Ein verletzter Mensch am Boden ruft um Hilfe, wenn nicht mit der Stimme, so doch mit Körpersprache und Blicken. Wegzusehen - das dürfte schwer sein.
Umso mehr, als das es nicht unwahrscheinlich ist, um Hilfe gebeten oder angeschrien zu werden. Verzweiflung, Schmerz und Angst. Szenarien wie diese kann sich jeder wenigstens grob ausmalen. Unentdeckt, also ohne die Aufmerksamkeit der Täter auf sich lenken zu lassen während man die Verletzten ihrem Schicksal überlässt... schwer vorstellbar.
Eine Gefechtsauswertung des israelischen Militärs vor vielen Jahren hat bspw. ein Problem benannt: den Beschützerinstinkt der Männer. Sie versuchten weiblichen Kameraden auch dann noch zu helfen, wenn offensichtlich jede Hilfe zu spät kam. Und zwar nicht ausnahmsweise oder bei besonderer Verbundenheit, sondern ausgesprochen häufig. Hilferufe der weiblichen Soldaten führten schneller zur Demoralisierung der Männer, als bei ihren Geschlechtsgenossen - und auch hier waren Soldaten gleich welcher Nation noch nie dagegen gestählt.
Dies dann von Zivilisten zu verlangen... realitätsfern. Umso mehr in England, wo Lee Rigby auf offener Strasse erst angefahren und dann mit Messern angegriffen und enthauptet wurde. Passanten eilten herbei und versuchten zu helfen - verstanden zuerst gar nicht, dass es sich um einen Angriff handelte.
Ein weiteres Problem wird nicht erwähnt: ist man überhaupt in der Lage zu fliehen? Stöckelschuhe sind noch immer weit verbreitete, weibliche Bekleidungselemente. Nur wenige Frauen können darauf aber wirklich laufen, sprinten, schleichen und springen. Mancher wird dazu sagen: zieh sie aus und renn. Wenn aber in Bürogebäuden und Wohngebieten geschossen wird, dann füllt sich der Boden mit Dingen, auf die man nicht mit bloßen Füßen treten sollte. Glas-, Metall und Holzsplitter, Steinchen etc. Ich selbst habe Arthrose in den Knien. Sprinten, anhaltendes Rennen, auf den Knien bewegen oder Springen sind für mich unmöglich. Ältere Leute, kleine Kinder, Schwangere, Behinderte, Mütter mit ihren Kleinsten... all diese Gruppen fallen unter die oben erwähnte Gruppe der "Verlangsamer". Ihre Flucht hat deutlich weniger Chancen erfolgreich zu sein, als die gesunder, junger Menschen. .
Die Flucht im Video endet stattdessen, indem die Geflüchteten in Sichtweite ihres Gebäudes erst ein Versteck aufsuchen (!), dabei dann aber noch andere Menschen vom Betreten des Gebäudes abhalten. Während also andere Menschen in der akuten Gefahrensituation zurückgelassen wurden, soll man sich nun wieder exponieren - im Video geschieht dies, indem zwei Damen, eine in einer weissen Bluse und vermutlich auch noch in Stöckelschuhen, ihr Versteck verlassen und den jungen Mann, welcher mit Kopfhörern ihre Warnrufe wohl nicht hörte, zu ihrem Versteck geleiten.
Wer den Zuständigen mitteilte, dass die Schützen im Haus nie nach außen sehen und auf Distanzen über 30 Meter nicht mehr treffen oder unwillens sind, ein Gruppe außerhalb des Gebäudes anzugreifen, wäre interessant zu erfahren... aber es ist ja lediglich Fiktion. Oder nicht?
Ist also die zweite Option, sich zu verstecken, von Anfang an die bessere Wahl?
Vielleicht. Jesse Hughes berichtete auch, wie die Attentäter nach Opfern suchten. Mehrere Menschen hatten sich in die Garderobe der Band geflüchtet und dort versteckt. Bis auf einen sehr jungen und kleinen Menschen wurden alle gefunden und getötet.
Diejenigen, die sich im Januar im koscheren Supermarkt in den Keller geflüchtet und dort in der Kühlkammer versteckt hatten, wurden von Fernsehsendern verraten, als diese von ihrer dem Täter bis dahin unbekannten Präsenz erfuhren - und dabei ging es hier um eine Geiselnahme.
In Columbine wie in Erfurt, Sandy Hooks, gingen die Täter von "Tür zu Tür" um ihre Opfer zu finden. Wer Glück hatte, war gut versteckt und wurde nicht entdeckt. Eine verschlossene Tür rettete mitunter Leben - manchmal wurde sie aufgebrochen oder durch sie hindurch geschossen. Daher einer der wenigen nützlichen, für den Laien aber nicht umsetzbaren Ratschläge - nach festem, undurchdringlichen Mauern und Türen suchen - nur mit Glück wird man für diese aber einen Schlüssel haben, und sie sicher zu verbarrikadieren ist nicht so leicht, schnell und leise umsetzbar, wie mancher glaubt.
Beide Ratschläge hängen also von der Absicht, dem Ziel, der Ausrüstung, den Fähigkeiten der Mörder, den örtlichen Gegebenheiten und dem Fortgang der Ereignisse, bspw. der Geschwindigkeit der Rettungskräfte ab. Kurz zusammen gefasst: man kann Glück haben, oder eben nicht.
Die dritte Option wird uns in Europa, insbesondere in England nicht gewährt. Gegenwehr. Auch wenn man selbst damit nicht erfolgreich sein sollte, was angesichts besser ausgerüsteter Übermacht eine gewisse Wahrscheinlichkeit besitzt, so kann man die Täter doch aufhalten, ihre Pläne verkomplizieren, ihren Fortschritt verlangsamen und anderen somit Zeit zur Flucht oder dem heranführen von Einsatzkräften verschaffen - und je nachdem, welche Art von Täter man vor sich hat, kann man doch überraschenden Erfolg haben. Als im kleinen Örtchen Pearl in den USA ein junger Mann mit einem Massenmord begann, trat ihm der Vizedirektor mit seiner privaten Schusswaffe entgegen und der Täter ergab sich sofort, ohne dass der Direktor auf ihn schießen musste. Es gibt eine ganze Reihe von bekannt gewordenen Beispielen. In wie vielen Fällen Gegenwehr schon den Beginn verhinderte, wie viele es sich anders überlegten usw. werden wir wohl nie erfahren.
Ist es der eigene Arbeitsplatz oder Lebensraum, so hat man den Tätern vielleicht auch die Ortskenntnis voraus, und kann ihn überraschen, was selbst bei einem besser ausgerüsteten Täter die Chancen drastisch erhöht.
Das Video selbst ist zudem kein Einzelfall. Schon vor über drei Jahren hat die Stadt Houston, Texas (ja, richtig, das Bundesland der "Cowboys" im Kopf vieler Deutschen) ein graphischeres Video mit dem Titel "Run. Hide. Fight." veröffentlicht (in welchem übrigens mit falschen Zahlen zu Beginn eine merkwürdige Hoffnungslosigkeit kreiert wird). Der Titel und das Video wurden mit Steuergeldern und weiteren Steuergeldern der Homeland Security, der Heimatschutzbehörde erdacht, erstellt und als Copyright gesichert. Mit Erfolg. Mehrere andere Einrichtungen, wie die Ohio State University haben wiederum Geld bereitgestellt vor Ort nachzustellen und vor drei Monaten hochzuladen. Auch das Doctors Community Hospital
Beide Videos geben immerhin als letzte Möglichkeit die Gegenwehr an. Da beide Videos aber in sogenannten "gun free zones" spielen, die Angesprochenen also nicht bewaffnet sind, ist die Gegenwehr nicht auf Augenhöhe. Unbewaffnete Menschen, die sich mit Feuerlöschern und Schnürsenkeln gegen einen Menschen mit einer Schusswaffe wehren sollen, können nur hoffen ihn mit zu überraschen. Als 2009 in Fort Hood ein muslimischer Psychologe der US Army ein Massaker anrichtete, tat er dies innerhalb des Kasernernbereiches. Dies ist, zur Überraschung vieler Europäer, ebenfalls eine "gun free zone". Er konnte sich also sicher sein, dass niemand zurück schiesst. Mehrere Soldaten versuchten ihn anzugreifen und zu überwältigen, da eine Flucht unmöglich war. Sie alle wurden getötet oder schwer verletzt. Und diese Soldaten waren trainiert auch im unbewaffneten Kampf, mindestens einer von ihnen war ein Special Forces Angehöriger, also ein "Elitesoldat".
Natürlich ist es besser sich zu wehren, als einfach ermorden zu lassen, aber genau das wird vorgeschlagen, wenn Gegenwehr, zumal unbewaffnete, nur als letztes Mittel genannt, die Flucht vor einer unbekannten Zahl Angreifer durch eine unbekannte Situation und über zum Teil offenes Gelände als bevorzugtes Mittel genannt wird.
Aus den USA gibt es, neben dem oben zitierten Run.Hide.Fight Videos viele weitere, seit Jahren verbreitete Ratschläge und Umsetzungen. Fast allen solchen Videos ist gemein, dass sie vor allem die Wehrlosigkeit der Opfer voraussetzen. Lediglich in einem Video wurde erwähnt, dass 48% aller "active shooter events", also aller Vorfälle mit einem um sich schießenden Menschen gewaltsam beendet wurden, sowohl durch Polizei als auch Zivilisten oder außer Dienst befindlichen Polizisten mit Privatwaffen.
Auch die durchschnittliche Reaktionszeit auf solche Fälle, die mit 14 Minuten für die Betroffenen quälen lang sein dürfte, wird in diesem Video genannt, wie auch die Länge der Vorfälle in 50%: weniger als 12 Minuten.
Der Kern meiner Kritik ist: es Bedarf dieser Videos nicht. Sie ändern nichts, außer dem Betrachter den Eindruck zu vermitteln, man bereite sich auf etwas vor und es würde etwas zu unserer Sicherheit unternommen. Sich zu verstecken oder zu fliehen sind völlig natürliche Reaktionen auf eine Gefahr und werden jenen, die nicht vor Angst erstaren oder in Panik ausbrechen in den Sinn kommen, während die anderen auch mit dem Video an ihrer Reaktion wohl kaum etwas ändern.
Im Gegenteil, das RunHide Video des LA Counties macht die Sache, so die Menschen es sehen und sich erinnern, schlimmer. In ihm wird eine unmittelbare Reaktion auf den Ruf "Police" an der verriegelten Tür gezeigt (min. 6:40) statt wie im Fall der Luftwaffenpolizei der USA davon auszugehen, dass ein Täter mit Tricks und Gewalt versucht, die Türen zu öffnen oder festzustellen, ob Opfer darin sind.
Was die Videos ebenfalls vermitteln ist eine Lebenssituation. Völlig normal erscheint es uns in Europa, dass die Täter zwar bewaffnet sind, aber niemand sonst. In den USA kritisieren Verbände wie die NRA (bei uns auch als die Waffennarren bekannt) aber auch diverse Sheriffs diese Videos darum heftig. Das Recht auf Selbstverteidigung und die Möglichkeit sich zu verteidigen sind dort tief verwurzelt und ändern den Verlauf sowie die angebrachten Ratschläge.
Bei uns könnte das Video auf einen Satz reduziert werden.
Wenn etwas wie in Paris, Erfurt, Winnende, Toulouse, Kopenhagen, London, Brüssel, Madrid oder im Thalys oder an vielen, vielen anderen Orten passiert - dann habt ihr entweder Glück oder eben nicht.
Vielleicht trifft man die richtige Wahl zwischen Fliehen und Verstecken, vielleicht nicht. Vielleicht ist der Täter hinter euch her, hinter allem was ihm begegnet oder "nur" hinter bestimmten. Vielleicht ist die Polizei schnell vor Ort, vielleicht verwechselt sie einen selbst mit dem Täter. Vielleicht ist es ein Täter ohne Plan oder mehrere mit systematischem Vorgehen. Vielleicht ist nach dem letzten Schuss Schluss, vielleicht wurden aber Sprengsätze verteilt.
Vielleicht, vielleicht.
Menschen sind keine Erdbeben, keine Feuer und keine Herzstillstände.
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