Dienstag, 29. Dezember 2015

Lemmy ist tot. Möge er Frieden finden.

Mancher wird derzeit verwundert fragen: wer? Und jene die ihn kennen werden vielleicht fragen: und?
Für die ersteren: Lemmy Kilmister war ein Rock-Musiker mit einer sehr markanten Stimme.
Er führte wahrlich kein vorbildliches Leben und war das Gegenteil eines frommen Menschen.
Schon von der Schule wurde er geworfen, aus seiner ersten erfolgreichen Band ebenfalls. 1975 gründete er Motörhead, eine Band mit der er den Zeitpunkt des Rückzuges verpasste. Dies äußerte sich in einer langen Reihe von Konzertabsagen und Abbrüchen in den letzten vier Jahren. Da ging der am 24. Dezember 1945 geborene Sänger und Bassist bereits auf die 70 zu.
Er galt als geradeheraus bis grob und wählte selten feine Worte.
Das alles kingt nun gar nicht nach einem Menschen, der um seiner Verdienste Willen betrauert werden sollte, sondern lediglich, weil es stets ein Verlust ist, wenn ein Mensch stirbt.

Aber neben der Tatsache, dass seine Musik unzähligen Menschen auf der Welt Freude brachte und Inspiration für wenigstens zwei Generationen weiterer Künstler, da steht dieser eine Song im Raum, der etwas wichtiges erzählt. 1993 nahm er den Song "Don't let Daddy kiss me" auf. Ein Song gegen Kindesmissbrauch, mit dem Vater als Täter, mitten in einer der "danger stranger" (Fremde bedeuten Gefahr) Kampagnen, in denen Kindern eingetrichtert wurde, nicht mit Fremden zu sprechen. Heute weiß man es besser. Die absolute Mehrheit der Straftaten an oder gegen Kinder geht von Bekannten und Verwandten aus, während Fremde nur in extrem seltenen Fällen zur Gefahr wurden. Dies ändert sich erst in viel späteren Jahren, dafür dann drastisch.
Der Song ging mir damals, gerade in der Pubertät, sehr unter die Haut. Zwar hatten wir sowas nicht in der Familie und ich lernte bzw. erfuhr erst später von solchen Fällen in meinem Umfeld und Freundeskreis, aber allein die Vorstellung fand ich beängstigend, verstörend und die ungehörten Hilferufe dieser Kinder sind bis heute eine meiner Horrorvorstellungen schlechthin.
Das ist der Grund, warum ich um Lemmy traure. Ein Genußmensch, ein Hedonist und einer, der sich nicht um die Gefühle anderer sorgte - aber er nutzte seinen Ruhm und seine Begabung in diesem Punkt, um Opfern eine Stimme zu geben.
Danke Lemmy. Ruhe in Frieden.


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