Mittwoch, 9. Dezember 2015

Rotherham, Freiheit und Multikulti

Mittlerweile hätte es auch der isolierteste Eremit wissen können, aber erstaunlicherweise hält sich der Bekanntheitsgrad des Falles in Grenzen. Die Rede ist vom Vergewaltigungs- und Justizskandal in Rotherham.
Wem es so ging wie mir und es nicht kennt, Rotherham ist eine Stadt von knapp 260 000  Einwohnern im südwestlichenlichen Yorkshire, Nordengland.

Der Skandal

Seit 1997 bis 2012 (und vermutlich auch noch heute) wurden fast ausschließlich weiße Mädchen aus problematischen oder verarmten Familien (und von denen gibt es in der ehemaligen Industriehochburg viele) missbraucht. Laut einer Studie beläuft sich das Verbrechen auf mindestens 1400 Opfer.
Die Täter waren fast ausschließlich Pakistanis oder Briten pakistanischer Herkunft.
Über diesen offensichtlich auch rassistisch motivierten Mißbrauchsring waren die Behörden nachweislich seit 2001 informiert, aber erst nachdem 2012 ein Bericht in der Times über den Fall und das Versagen der Behörden berichtete, wurden ernsthafte Schritte eingeleitet. 2010 gab es allerdings bereits ein wenig erfolgreiches Verfahren gegen fünf Personen aus der besagten Tätergruppe.

Die Skandale hinter dem Skandal

Das ist bereits eine Geschichte, die einem nicht mehr aus dem Kopf gehen dürfte. Mädchen ab dem Alter von 11 Jahren wurden gezielt vergewaltigt, manchmal von ganzen Gruppen, und zur Prostitution gezwungen. Mitunter wie Pakete in Transportern auf den Weg zu verschiedenen Städten in England verladen. Mittlerweile sind sogar Überwachungsvideos aus Rotherham u.a. Städten veröffentlicht worden, die zeigen, wie die Täter scheinbar ziellos durch die Strassen fahren, bis sie ein oder mehrere Mädchen aufgreifen können. Dabei spielten u.a. auch Drogen und das sogenannte "Loverboy"-Verhalten eine Rolle (einer der Täter gewinnt das Vertrauen der Mädchen, bis sie ihn für ihren Freund halten. Sobald er sie zum Sex überreden konnte beginnt eine perfide Spirale von emotionaler und direkter Erpressung).
Mir hat diese Vorstellung wahnsinnige Wut, Frustration und Angst verursacht.
Aber damit nicht genug. Ein offizieller Bericht über die Zustände wurde bereits 2001 den zuständigen Stellen und Behörden in Rotherham vorgelegt und war auch den Ministern in London zugänglich. Diese hatten nämlich aufgrund der gestiegenen Kriminalität in bestimmten Bereichen eine Kampagne gestartet, welche Probleme in den Polizeibehörden aufdecken und beseitigen sollte.
Die für Rotherham zuständige Sachbearbeiterin stieß dabei auf besagten Vergewaltigungs- und Prostitutionsring. Da sie intern ermittelte kamen ihr aber nicht die Verbrecher vor die Finger, sondern Daten. Darunter nicht weitergeleitete Aussagen, nicht angenommene Anzeigen, Verhaftungen minderjähriger Prostituierter bei Razzien - erstaunlicherweise ohne verhaftete männliche Täter usw.
Es folgen Drohungen und Anfeindungen persönlicher Art gegen die Gutachterin, so dass diese schließlich nicht an die Öffentlichkeit tritt. Vom Bürgermeister, den zuständigen Stadtabgeordneten bis zum Polizeichef soll dieses mobbing gegangen sein.
Die Presse stieß 11 Jahre später trotzdem drauf und publizierte ein oder zwei Artikel, nachdem zwei Jahre zuvor bereits bei der Verhaftung und Verurteilung von fünf Pakistanis klar geworden war, dass da ein riesiger Sumpf lag.
2014 dann die Studie von Alexis Jay. Wer sie lesen will, clicke bitte diesen Link (englisch).
In ihr wurde nicht nur erstmals ein ungefährer Umfang klargestellt, sondern auch eine Beschreibung der Täter- und Opfergruppe und warum die Behörden nichts unternahmen.
Der erste Skandal hinter dem Mißbrauchsskandal: obwohl hier aufgrund der Tatsache, dass Mitglieder einer Ethnie fast ausschließlich Mitglieder einer anderen Ethnie attackierten und quälten rassistische Verbrechen vorliegen, fürchteten Ermittler und Verantwortliche selbst als "Rassisten" gebrandtmarkt zu werden, wenn sie die Untersuchungen aufnehmen und entsprechende Angaben veröffentlichen würden. Die Angst vor dem Schwert der politischen Korrektheit, der "social justice warriors", der selbstgerechten Weltenretter oder, wie in Deutschland heute verbreitet, der "Gutmenschen" hielt Polizisten, Beamte und Politiker davon ab, junge Mädchen aus der Hölle auf Erden zu retten.

Der zweite Skandal: die aufrechten Menschen unter den besagten Gruppen, Sozialarbeiter welche die Fälle trotzdem meldeten und versuchten zu helfen, Polizisten die trotzdem ermittelten, Politiker die Eingaben formulierten oder Untersuchungen veranlassen wollten wurden massiv unter Druck gesetzt. Bislang ist nicht nachgewiesen, dass jemand deswegen gefeuert wurde, aber Anweisungen, Versetzungen und Herabstufungen ebenso wie Abmahnungen und Drohungen sind dokumentiert bzw. bezeugt. Auch das Polizisten sich weigerten die Aussagen von Mädchen aufzunehmen, sie sogar anbrüllten und zwangen zu schweigen bis hin zur Abmahnung und Arretierung von Eltern der Betroffenen, die sich an die Wachen gewandt hatten steht zweifelsfrei fest. Ein Polizist namens Hassan Ali starb dieses Jahr vor seiner Vernehmung wegen des Vorwurfes, seinerseits versucht zu haben eines der minderjährigen Opfer welches sich bei ihm meldete mit Annäherungsversuchen belästigt zu haben.
Politiker sagten u.a. sie haben auf diese Weise gehandelt, weil sie nicht wollten, dass die konservative Partei, die EDL (englisch defence league) oder neuerdings die UKIP in ihren fremdenfeindlichen oder islamfeindlichen Haltungen gestärkt würde.
Dafür opferte man dann eben hunderte Mädchen.

Der dritte Skandal: Der Polizeichef und verschiedene Mitglieder der politischen Gremien weigerten sich, die Verantwortung auf sich zu nehmen und zurück zu treten - jahrelang.  Erst dieses Jahr ist der Stadtrat nach heftiger Kritik aus London geschlossen zurückgetreten und Rotherham erhielt eine komissarische Regierung.

Der vierte Skandal: Die Mehrheit der Opfer hat sich noch immer nicht gemeldet und wird es wohl niemals tun. Die Zustände sind zu dramatisch, die gezeigte Zurückhaltung in den betroffenen Gebieten hat ihre Spuren hinterlassen. Die dortige Bevölkerung hat kein Vertrauen zu Polizei oder Politik mehr. Es gibt allerdings auch noch immer keine Gegenmaßnahmen, keine Versuche sie zu erreichen. Lediglich drei Millionen britische Pfund wurden mobilisiert um den Opfern zu helfen, lediglich acht weitere Täter sitzen seit diesem Monat wieder auf der Anklagebank, nachdem sie das letzte Jahr, nach Anklageerhebung sich frei bewegen konnten. Dabei wird ihnen der Missbrauch an lediglich 14 Opfern vorgeworfen.
Warum das so ist, dass kann jeder von der Hand einer der Betroffenen lesen. Die damals erst 11 Jahre alte Sarah Wilson hat ihre Erlebnisse und ihr Leben in einem Buch geschildert (englisch). Es ist keine schöne Geschichte und sie stellt Biographien wie die Kinder vom Bahnhof Zoo an einigen Stellen in Sachen Grausamkeit in den Schatten - was etwas heißen will.

Der fünfte Skandal: neue Berichte sind bekannt geworden. Mittlerweile geht man von ähnlichen Banden in mindestens 10 weiteren Städten aus. Mit der gleichen Zusammensetzung. Als wären 1400 alleingelassene Vergewaltigungsopfer nicht bereits schlimm genug, so zeichnet sich ab, dass wir über zehntausende Reden - ein Skandal weit größer als die kirchlichen Mißbrauchsskandale - und diese zogen ungleich größere Presseaufmerksamkeit auf sich.

Der sechste Skandal: Trotzdem hatte der  ursprüngliche Bericht von Prof Jay, bei aller gebotenen Kritik und den genannten Fakten eingeleitet mit dem Hinweis, dass die Mehrheit der Kinderschänder und Leiter solcher Ringe weiße Engländer seien. Nicht, dass dies nicht faktisch richtig sein kann (ich würde angesichts der Dimension und der laufenden Ausweitung allerdings erstmal Fakten abwarten) - aber diese Reaktion entspricht dem, was kritisiert wird und war an dieser Stelle, in der Zusammensetzung der Opfer und Täter ein Hohn gegenüber den ersteren. Dem Bedürfnis niemanden schlechter darzustellen, weil er nicht weiß und aus dem betreffenden Land stammt - auch wenn man diese Gruppe dafür aufgibt.

Es gibt noch das ein oder andere Detail mehr, was man als Skandal oder zumindest als Sauerei bezeichnen müsste. Aber ich denke, mehr verkraftet eine gute Seele in einem Bericht nicht.

Der französische Autor Houellebecq hat dieses Jahr einen Roman herausgebracht, "Unterwerfung" im Titel, der letztlich fast das schildert, was in Rotherhamd seit über 15 Jahren passiert. Dafür wurde er angefeindet, als Rassist bezeichnet und als Rechtsradikaler verschrien.
Die Realität überholt die Phantasie mittlerweile - aber wir schwelgen auf rosa Wolken, auch wenn dies nur das verwaschene Rot derer ist, die für die Träume bluten .

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