Dienstag, 22. März 2016

Brüssel - die neue alte Realität

Ein Terroranschlag, nur kurz nachdem einer der Verantwortlichen für den Anschlag in Paris im November 2015 unter Steinwürfen, Protesten und Hochrufen auf den Mörder aus dem stark marokkanisch,
muslimisch geprägten Viertel Molenbeek in Handschellen abgeführt wurde, erschüttert Brüssel. Eigentlich sind es mehrere, denn eine ganze Reihe von Bomben wird gelegt und die meisten detonieren "erfolgreich", töten oder verletzen zahlreiche Menschen.
Und wieder sind die Medien scheinbar "überrascht", werden "Experten" hinzugezogen, Bilder von mit Langwaffen ausgerüsteten Polizisten gehen durch alle Kanäle und es dauert nur Stunden bis erst in den sozialen Netzwerken und dann den Nachrichtenseiten die ersten Relativierungen einsetzen. Zwar bekennt sich der IS umgehen zur Tat und droht, wie im November und Januar 2015 weitere Anschläge an - eine Drohung, die er bislang auch umgesetzt hat), aber natürlich hat dies nichts mit dem Islam zu tun, wir müssen, anders als bei anderen Gruppen, differenzieren.

Gewöhn Dich dran, Europa. Die Anschläge hören auf diese Weise nicht auf. Solange wir uns vor unseren eigenen, durchaus möglichen, dunklen Seiten mehr fürchten als vor dem, was Einzelnen von uns angetan wird, sei es in Madrid, London, Paris, Kopenhagen und vielen, vielen weiteren Orten mehr, solange wird es weiter gehen. Weitere Anschläge, weitere Opfer.
Brüsseler Metro nach dem Anschlag
Die Angst vor einer Überreaktion, vor Übergriffen oder Diskriminierung Unschuldiger ist berechtigt. Aber das sollte kein Grund sein, nicht endlich kritisch mit dem Islam und den muslimischen Gemeinschaften ins Gericht zu gehen. Es gibt viele Muslime, die das ebenso sehen, die bereits aufgestanden sind gegen Extremisten und Mörder, die durchaus auch Kritik an der eigenen Religion üben und eine Reformation anstreben.
Madrid 2004
Diese Menschen lassen wir mit den Extremisten im Stich, weil wir aus Angst vor uns selbst darauf verzichten ähnlich deutliche Worte und Handlungen zu finden und zu verlangen.

Fehlgeschlagener Anschlag Glasgow Airport 2007




Was ist das bitte für eine Gesellschaft, der es am Allerwertesten vorbeigeht, wenn immer wieder Züge voller Unschuldiger, Menschen jeden Alters, vom Kleinkind bis zum Greis, in die Luft gesprengt werden, der aber wutgeifernd über "racial profiling" schwadroniert, wenn mehr Muslime als Christen von den Geheimdiensten überwacht werden?
Eine Gesellschaft, die einen christlichen "Marsch für das Leben" unter Hohn des ZDF einen Spießrutenlauf absolvieren lässt, aber jede 
Moskauer Flugplatz 2011
Forderung an die muslimischen Vertreter vehement und mit Programmen aus Eigenleistung gegen den Extremismus der eigenen Reihen aufzutreten.
Wo sind die tausenden gemäßigten Muslime während hunderte Mohammed Merah huldigen oder die muslimischen Bewohner Abdeslam, den Terroristen von Paris durch Molenbeek lotsen und vor der Polizei vier Monate lang verstecken?

Immer wieder wird abgestritten, dass unser heutiges "aufgekärtes" Europa nicht trotz sondern wegen dem Christentum da ist wo es steht. Die Verfechter behaupten, es wäre dem Christentum mit Kritik und im Kampf abgerungen worden, was heute besteht. Diesen Kampf aber nun auf etwas auszuweiten, dass sich wirklich tödlich, wirklich gefährlich erwiesen hat und immer wieder erweist - das bleibt aus.


Lee Rigby, 2013 auf offener Strasse in London abgeschlachtet
Solange Samthandschuhe angezogen werden, solange die Kritik und die Aktion gegen die eigenen Stimmen der Vernunft gerichtet ist und sie sofort mit anderen Radikalen auf eine Stufe stellt, solange wird das weitergehen. Und während Anschläge wie in Paris durch selbstbewusste Bürger mit eigenem Verteidigungspotential wenigstens schnell beendet werden könnten, so sind gegen Bomben wie in Madrid, London oder Brüssel keine Mittel zu finden. Die Bomben sind billig, leicht zu bauen und noch leichter zu verstecken und zu transportieren. Umso mehr, wenn der Polizei die Hände gebunden werden.
Paris, November 2015
Und wenn wir "Westler", wir "Europäer", wir "Humanisten" und "Christen" erst dann wirklich merken, was vor sich geht, wenn es uns trifft, dann stimmen nicht nur die Bezeichnungen nicht, dann ist uns nicht mehr zu helfen, bevor alles zu spät ist.

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