Donnerstag, 10. März 2016

Herzschmerzen

Der ein oder andere hatte die Meldung, vielleicht auch die Bilder gesehen. Ich verlinke beides bewusst nicht. Nicht, weil es nicht richtig gewesen war zu melden, nicht weil die Bilder zu eindeutiges zeigen, nicht weil es grausamere Dinge geben mag - sondern weil ich es selbst nicht mehr zu sehen, zu lesen vermag.
In Russland, genauer in Moskau enthauptete eine usbekische Muslima, die als Kindermädchen auf ein vierjähriges Mädchen aufpassen sollte ihren Schützling. Ich weiß nicht, ob sie dabei oder falls nicht wie sie das Kind ermordete. Ich will es auch nicht. Was ich weiß, sie trug den winzigen Kopf des Kindes triumphierend durch Moskau. Präsentierte ihn Gaffern, Nachrichtenleuten und nichtsahnenden Passanten. Dabei trug sie ihr Messer und rief "Allahu Akhbar".
Hinterher wurde dann erst die Tat in die "richtige Richtung" gelenkt. Es sei die Tat einer Geisteskranken (zweifellos, wer sonst tut so etwas), deren Verstoßung durch ihren Mann zu dieser Tat geführt hätte. Sie selbst sagte aus, es sei ein Racheakt für Putins Bombardierungen. Mittlerweile ist ihr 19 Jahre alter Sohn wegen Kontakten zum IS und Anstiftung zum Terrorismus verhaftet worden. Er soll ihr den Auftrag gegeben haben.

Zwei, nein eigentlich drei Dinge schnüren mir das Herz zu.
Wie grausam muss ein Mensch sein, um ein winziges Mädchen, welches sich in den letzten vier Jahren mühsam zum aufrechten Sitzen, zum Krabbeln und schließlich zum Laufen und Sprechen durchgeschlagen hatte, als Schützling anzunehmen, um ihm dann derartiges anzutun. Es geht hier nicht um das Legen einer Bombe, oder einen Scharfschützenschuss auf eine Distanz, in der jener Mensch nur noch ein dunkle Schemen ist und man seinem Opfer oder Gegner nicht in die Augen sehen muss. Sie hat von Angesicht zu Angesicht das kleine, zu ihr vertrauensvoll hochblickende Kind ermordet und zerteilt, als handele es sich um einen Gegenstand.

Damit nicht genug, sie trug den Kopf herum, präsentierte ihn triumphierend, als sei es eine große Tat gewesen. Schockierte Menschen damit. Die Mutter, als sie die davon erfuhr, brach zusammen und musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. Ich kenne dieses widerliche Verhalten. Als im Paris der 1790er pausenlos das Fallbeil arbeitete um Kopf nach Kopf abzutrennen, da wurde vom Henker anschließend wenigstens die bekannteren Häupter einer gröhlenden, begeisterten, bluttrunkenen Menschenmenge präsentiert und Mitleid konnte man ebenso suchen, wie auf den Rängen römischer Amphitheater. Aber das es wieder und wieder in Europa und Russland passiert - und nicht mal ansatzweise die Aufmerksamkeit und Empörung auf sich zieht, die es verdient.

Im Gegenteil: wie eiskalt sind Menschen, die sofort, ohne eingehendere Untersuchung der Hintergründe, Motive und des Geschehens behaupten, die Täterin sei nicht von einer Ideologie überzeugt, nicht von ihrer Religion und ihrer Familie angestiftet sondern sei geisteskrank.

Immer wieder wird der Holocaust herangezogen. Die Muslime seien die Juden von heute, wird da gerne behauptet.
Nein, Stürmer und Co. mussten Geschichten von kindesmordenden Juden erfinden, um Abscheu zu entwickeln und Judenhass anzustacheln. Heute scheint es andersherum. Um Hass zu vermeiden, wird sowas sofort ins abstrakte, dem ritualhaften "hat nichts zu tun" verbunden.
Ich wette, das Ergebnis unterscheidet sich nicht. Und bis dahin kostet es Leben, wie das des kleinen vierjährigen Mädchens.


2 Kommentare:

  1. "Wie eiskalt sind die Menschen.." Ja. genau das bewegt mich, als Vater zweier kleiner Kinder auch immer. Wie kann man denn sehenden Auges seine Kinder den heraufbrechenden Umständen opfern?

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    1. Wieder eine gute Frage. Ich weiß es auch nicht. Ich weiß nur, was ich meinen Kindern beibringen werde, sie lehren werde und wie ich auf sie aufpasse.
      Ob das am Ende reicht, weiß nur einer.

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