Ganz anders ist dies im Falle des Islam. Unzweifelhaft steht fest, dass es auch im Islam Zeiten gab, in denen bestimmte Regionen sich unter ihren jeweiligen Herrschern toleranter zeigen. Das dies aber selbst dort und zu diesen Zeiten weiterhin unter Bedingungen geschah, die de facto unmenschlich und diskriminierend sind wird entweder ausgelassen oder schön geredet. Das diese Toleranz nicht unbedingt alle "Ungläubigen" betraf ebenso.
Der "Die Welt"-Journalist für historische Themen rund um Spanien, scheint Til Biermann zu sein. Seine Artikel beschäftigen sich stark mit dem resümierenden Vergleich des islamischen und des christlichen Mittelalters. Das er dabei eine klare, bewundernd klingende Tonart anschlägt, fällt jedem auf, der die dargestellten Sachverhalte nachprüft und abklopft. Leider werden seine Artikel, die vermutlich dem edlen Zweck dienen sollen Vorbehalte abzuschaffen, dann auch gerne weitergereicht, diesmal sogar bei thelounge.de. Im Original findet sich dieser Artikel wiedermal in der Zeitung Welt.
Allerdings ist das natürlich längst nicht das erste Mal. In unschöner Regelmäßigkeiten finden sich in den Printmedien und mitunter auch im TV Beiträge die uns berichten, welch Wunderland Al-Andalus war, während das christliche Europa in stumpfsinniger Trübnis genannt Christentum versank.
Al-Andalus und Asturien |
Schon einer der ersten Sätze könnte sich, mit anderen Hauptakteuren, in jedem als Propaganda verdammten Geschichtswerk der vergangenen Jahrhunderte wiederfinden.
In dessen südlichen Teilen blühte bis zum 12. Jahrhundert noch eine Wissenskultur, die zur Weltspitze gehörte. Mehr noch: Sie gründete sich auf die Zusammenarbeit zwischen zwei Weltreligionen, die heute als Antipoden gelten: Islam und Judentum. Der Niedergang von al-Andalus, wie seine Bewohner das maurische Spanien nannten, besorgte die Reconquista. Im Zuge der christlichen Rückeroberung schwand ein "goldenes Zeitalter" dahin.
Klopfen wir die hier genannten Punkte mal ab. Als da wären:
1. Im südlichen Teil Spanien bzw. Andalusiens blühte bis zum 12. Jahrhundert eine Wissenskultur, die zur Weltspitze gehörte.
2. Zusammenarbeit (oder noch stärker: "Symbiose") zwischen Judentum und Islam.
3. Diese Kooperation als Grundlage der Wissenschaftsspitze.
4. Der "Niedergang" erfolgte aufgrund der Reconquista.
5. Ein "goldenes Zeitalter" - bis zur Rückkehr der Christen.
Ich möchte gar nicht näher darauf eingehen, was "Weltspitze" im Hochmittelalter bedeuten soll. Fakt ist nunmal, dass im Frühmittelalter die islamische Welt vor allem in den Naturwissenschaften zumindest eine große Zahl Gelehrter fortsetzte, was in der griechischen Antike begonnen hatte, während das durch Kriege und Fehden verheerte Europa sich
Die Behauptung, das südliche Andalusien sei der Ort der größten Wissenschaftlichkeit gewesen und das bis ins 12. Jahrhundert hinein ließe sich nur durch ein ausführliches Werk überprüfen, in welchem man sämtliche Forschungen aller Länder, Regionen und Kulturen auflistete und ihre Bedeutsamkeit vergliche. Da mir dies in einem Blog nicht möglich erscheint beschreite ich einen ungleich einfacheren aber praktischeren Weg. Sehen wir uns mal die Größen der Bereich an, die uns Tilman Bierman im Artikel nennt. Astronomie, Mathematik, Philosophie, Chemie und Medizin.
Avicenna auf algerischer Briegmarke |
Zwei Mathematiker und Gelehrte die ins Bild passen sind al Zarqali und Gabir ibn Aflah. Beide lebten und arbeiteten in Spanien im 11. und 12. Jh.
Otto Mazal kommt in seiner Auswertung zum Schluss, dass die bedeutendsten der islamischen Blütezeit die Mathematiker al Haitam und al-Biruni gewesen sind.
Bei der Philosophie gehen die Meinungen weit auseinander, aber auch hier bietet der gesamte islamische Raum verschiedene Personen an, die hier als die bedeutendsten gelten könnten. Die Zahl derer, die nicht aus Spanien kamen ist dabei deutlich größer als umgekehrt.
Einer der bedeutendsten Astronomen des 12. Jahrhunderts war der griechischstämmige Sklave Al-Khazini. Er lebte in Persien. Sein Kollege auf dem Gebiet der Mechanik war Al-Gazari. Tätigkeitsraum - Arabien.
Um nicht noch mehr auszuufern: man merkt, die Verallgemeinerung, dass Andalusien ein Hort oder die Spitze war ist Übertreibung. Die Phase des 9. bis 12 Jahrhunderts ist die Blütezeit islamischer Wissenschaften, das sich dies auch in Spanien wiederfindet, liegt auf der Hand.
Ebenso, dass Juden in Spanien einen gewissen Einfluss auf die Wisseschaften sowie einige Vertreter in den berühmteren Kreisen hatten. Das diese aber einfach als Beleg für allgemein friedliche und produktive Koexistenz herangezogen werden geht ein wenig zu weit. Der berühmteste Arzt und Gelehrte unter diesen Juden dürfte wohl der im Biermann-Artikel erwähnte Maimonides sein. Dieser schrieb jedoch in einem im Artikel unterwähnt gelassenen Brief in den Jemen, der die dort unter starker Diskriminierung und Konversionszwang leidenden Juden aufmuntern sollte:
(...) Ihr wisst, meine Brüder, dass Gott uns um unserer Sünden willen mitten unter dieses Volk zerstreut hat, das Volk des Ismael, das uns unbarmherzig verfolgt und auf Wege sinnt, uns zu schaden und zu entwürdigen.(...)Gern werden diese Worte exklusiv auf Christen bezogen (so wie auch im verlinkten Artikel sofort die Rede auf die Massaker durch Kreuzritter kommt). Zu diesem Zeitpunkt war er aber im Exil in Ägypten, als 14jähriger hatte er bereits mit seiner Familie aus Al-Andalus fliehen müssen. Er schreibt an Juden unter muslimischer Herrschaft. Wenn er also die Worte "unter ihnen verstreut" nutzt kann dies in erster Linie nicht Christen meinen, im weiteren Sinne angesichts der christlichen Pogrome sowohl Christen als auch Muslime. Nach "Symbiose" klingt dies nicht, dazu aber später ausführlicher.
Maimonides-Statue in Cordoba |
Nur ein paar Daten die belegen, dass auch in Sachen Wissenschaft die Reconquista nicht mit dem großen Besen durch Spanien fegte.
1218 wird die Universität von Salamanca gegründet, 200 Jahre vor dem Ende der Reconquista. Der Papst beantrage in den 50ern die allgemeine (soll heißen in allen Teilen der christlichen Länder) Anerkennung. Kurz nach Ende der Reconquista wird sie zu einem Zentrum der Scholastik.
1526, ca. 40 Jahre nach der Reconquista wird in Granada ein Kolleg gegründet aus welchem 1531 eine Universtät wird, an der neben Kunst, Theologie und Kirchenrecht auch Philosphie gelehrt wird.
Auch die Frage, wie das arabische Wissen eigentlich ins übrige Europa kam beantwortet zumindest zu einem großen Teil die Reconquista. Die sog. Übersetzerschule von Toledo entstand in direkter Folge der Rückeroberung und unter der Regie ihrer Anführer. Maßgeblich waren dabei christliche Kleriker wie der Erzbischof Raimund von Toledo und die Mitarbeit der unter arabischer Herrschaft nicht konvertierten Christen, der Mozaraber. Raimund ist nebenbei auch ein Beleg dafür, dass es nicht christliche Zerstörungswut war, die manche Errungenschaft verschwinden ließ, denn die Bewässerungsanlagen der Araber inspirierten ihn dazu ein solches System in Zentralspanien zu verbreiten.
All das kann natürlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass am Ende der Reconquista das Alhambra-Edikt steht, die Vertreibung von Juden und Muslimen aus Spanien und allen seinen Ländereien (was sich insbesondere auf das südliche Italien auswirkte) sowie kurz darauf auch aus Portugal. Dies ist der wirkliche und wahre Grund zum Klagen.
Leider wird dieser Umstand dann, ungeachtet der Fakten, wiederum zur Behauptung, der Islam sei toleranter als das Christentum (gewesen) ausgeschlachtet. Das viele Juden bei den Medici aufnahme fanden, sich im Papststaat ansiedeln durften oder von Venedig ausdrücklich "toleriert" wurden wird gerne ausgelassen.
Zu 5. Sicher gab es unter den Umayyaden weniger Diskriminierung, Verfolgung und Intoleranz als bspw. im Mainz der Kreuzfahrer oder im Spanien der Westgoten. Deswegen aber von einem "Goldenen Zeitalter" zu sprechen ist, mal wieder, eine völlige Übertreibung. Der Begriff "Goldenes Zeitalter" soll, folgt man einschlägigen Lexika, einen Idealzustand beschreiben, in dem alle glücklich Zusammenleben und keinerlei Diskriminierung, Verfolgung oder Verbrechen existiert, niemand fürchten muss in Armut zu versinken und die Mitglieder aller Gemeinschaften sich umeinander kümmern. Eine Utopie also, der Himmel auf Erden. Dies soll, so der Autor, angehalten haben, bis die Christen es zerstörten.
Im Zuge der christlichen Rückeroberung schwand ein "goldenes Zeitalter" dahinMan sollte meinen, angesichts der drei Absätze:
wüßte es Biermann besser, als das er weiter von einem "Goldenen Zeitalter" sprach. Er verrät sich aber durch die Zeitstellung und die Relativierung. Die von ihm vorgestellte Kritik Lewis' und Jasperts bezieht sich auf die Zeit nach den Umayyaden, die recht ausführlichen Bemerkungen Lewis zur Eroberung und den Lebensumständen der Christen und Juden in Al-Andalus fasst er zusammen zur "Unterwerfung" - kein Wort über die Raubzüge. Diese formuliert er an anderer Stelle, bei der Kritik an den Mitteleuropäern, lieber so:Allerdings hat dieses Bild von einem "glänzenden "Garten" (Heinrich Heine) intellektueller Libertät Widerspruch provoziert. So bedeutete die religiöse Toleranz der islamischen Welt stets: Duldung nach vorheriger Unterwerfung. Das hieß, wie der britische Historiker Bernard Lewis ausführt, höhere Steuern für Juden und Christen und optische Diskriminierung, etwa durch einen "Zunnar"-Gürtel.Auch der Historiker Nikolas Jaspert kritisiert den Mythos des blühenden, friedlichen, toleranten al-Andalus. So verbrannten die aus Nordafrika im 12. Jahrhundert in al-Andalus einfallenden streng muslimischen Almohaden zahlreiche Bücher. Werke großer Gelehrter aus Córdoba wie die des Muslim Ibn Ruschd und des Juden Musa ibn Maimun, heute bekannt als Averroës und Maimonides, waren darunter. Diese beiden Philosophen-Ärzte markierten den Höhepunkt der muslimisch-jüdischen Hochkultur in al-Andalus. Sie mussten vor den Almohaden, den berberischen "Bekennern der Einheit Gottes", fliehen. Maimonides entzog sich den Zwangsbekehrungen der Fanatiker, indem er nach Ägypten entwich. Averroës, der dem Islam "rein und vollständig die Wissenschaft" geben wollte und Schriften von Aristoteles ins Arabische übersetzte, setzte sich als alter Mann nach Nordafrika ab, wo er 1198 in Marrakesch starb. Vielleicht beginnt mit seinem Tod tatsächlich die von Pervez Hoodbhoy beklagte Dunkelheit.
Hätten die Franken den Vorstoß der Muslime nicht gestoppt, hätten sie Europa beizeiten durch die Finsternis des Mittelalters führen können.Allein der Hinweis auf die "Finsternis des Mittelalters" disqualifiziert den Journalisten für Artikel über Geschichte. Seit Jahrzehnten sind Mediävisten bemüht endlich das gefügelte Wort und den damit vermittelten Vorurteilen des "Dunklen Mittelalters" zu begegnen. Das "Proseminar Geschichte: Mittelalter" von Prof. Goetz widmet bspw. sein an Ansteiger in die Geschichte gerichtetes Vorwort dieser Falschdarstellung welche sich auf dem Anspruch der Aufklärung und Rennaisance gründet,
besser zu sein - eine Weltsicht aus Arroganz, die durch das bestehen auf dieser Abwertung nur fortgeführt wird. Wie wenig dies dem wahren Charakter des Mittelalters und seines Verlaufes entspricht kann man sich in dutzenden von Büchern über die Kunst und Lebensfreude, über Buchmalerei und Baukunst ansehen. Das Einsteigerpaket der WBG bietet da die ein paar Einblicke, ebenso wie das Buch "Das leuchtende Mittelalter".
Teppich von Bayeux |
Wer aber an einer Universität studierte sollte es auch besser wissen als dem christlichen Europa vorzuwerfen, es sei in Unwissenheit oder Wissenschaftsabgewandheit versunken. Und sei es nur, weil man die Geschichte der Universität mal nachgelesen hätte (oder der Krankenhäuser...).
Man könnte auch auf den Gedanken kommen, den Schwerpunkt der Geisteswissenschaften wie er im Europa des Frühmittelalters vorlag einmal gegen den arabischen zu stellen um festzustellen, wo deren lag und kommt auf die im Artikel eigentlich beklagte Entwicklungsbremse. Nach weniger als vier Jahrhunderten der Auseinandersetzung mit den Wissenschaften der Antike kommt diese Welt zum erliegen. Bis heute.
Wie die "Unterwerfung" aber aussah und wie wenig dies zum vermittelten Bild passt, wird nach 10 Minuten Recherche sichtbar. Am Anfang standen offensichtlich Raubzüge zur See und zu Land, die sogenannten ghazwa. Die Methode zur See kennen wir bspw. auch von den Wikingern. Eine Flotte landet überraschend an, die Krieger überfallen die dortigen Bewohner und massakrieren jeden, der Widerstand leistet. Frauen und Kinder werden gefangen, z.T. vergewaltigt, und versklavt. Die Häuser geplündert, das Vieh geschlachtet, weggetrieben oder geraubt. Zurück bleibt ein verwaister Landstrich, die zurückgelassenen oder entkommenen Überlebenden werden ihre Familien i.d.R. nicht mehr wiedersehen. Die Eroberung selbst fand keineswegs friedlich statt. Die christliche Bevölkerung von Toledo und und Sevilla versuchte im Jahr 713 einen Aufstand. Die Städte wurden dafür abgestraft, die Noblen hingerichtet, Toledo gebrandschatzt - von Truppen die zu beachtlichen Teilen aus Saqualiba bestanden - aus zum Kriegsdienst gezwungenen Sklaven. Eroberte Städte erlebten oft eine Versklavungswelle, i.d.R. aber Plünderungen und Morde. Letzteres war nicht dem Islam geschuldet sondern der damaligen Art, Krieg zu führen, widerspricht aber den Gesten von Musa Ibn Nusair al-Bakri hatte die Eroberung Spaniens nach erfolgreichen Raubzügen im Sommer 710 angeregt und kehrte auf Befehl seines Kalifen im Jahr 714 / 715 mit weit über tausend Kamelen und unzähligen Sklaven nach Syrien zurück, nicht ohne vorher noch einen Raubzug über die Pyrenäen unternommen zu haben. Dies nur als Verdeutlichung der Vorgänge.
Historiengemälde über das Schicksal einer Versklavten |
Nicht nur Aufstände in den eroberten Gebieten bezeugen wenig Interesse an muslimischer Herrschaft. Im Nordwesten Spaniens hielt sich das Königreich Asturien gegen die Angriffe und wurde schließlich ein Ausgangspunkt der Rückeroberung.
In den folgenden vier Jahrzehnten versuchten die Araber weiter nach Frankreich vorzudringen, eroberten Narbonne und von dort aus weite Teile Frankreichs, und obwohl Karl Martell sie 732 schlug und heute gerne behauptet wird, dies habe sie vertrieben, gab es bis in die 90er Jahre des 8. Jh. immer wieder Überfälle, Raub- und Eroberungszüge. Die dabei angerichteten Verwüstungen erscheinen keineswegs willkürlich. So brandten sie die Hilarius- und Martinuskirche In Poitiers nieder. Aus dieser ständigen Kriegslage, in welcher die Franken die Araber schließlich zurückdrängen konnten, entstanden die katalonieschen Grafschaften als Bollwerk.
Friedensbemühungen, etwa bei der Eroberung Korsika oder den Angriffen auf Italien sind nicht bekannt.
Die christliche und jüdische Bevölkerung in den eroberten Gebieten hatte einen Status als "dhimmis" inne. Das heisst, sie mussten eine Sondersteuer entleisten, die dschizya. Es war ihnen nicht erlaubt Kirchen / Synagogen zu bauen oder zu renovieren. Kennzeichnende Kleidung und Behinderungen in der öffentlichen Ausübung. Karriereeinschränkungen und das Verbot muslimische Frauen zu heiraten.
Dies wurde nicht von der Eroberung an durchgesetzt und einzelne Punkte wurden von bestimmten Herrschern nicht allzu streng angewandt, aber je weiter die Invasion zurücklag, desto rigoroser wurde das Leben. Spätestens unter Abd ar-Rahman II. (822-852) wurden die Marschrichtung klar. Die in Staatsdiensten verblieben Christen und christliche Soldaten wurden entlassen, Weinhandel in seinen Städten unterbunden, Eunuchen anstelle der Christen eingesetzt. Und ab diesem Zeitpunkt wurde des stets schlimmer.
Hin und wieder wird darauf verwiesen, dass es keinen ernsthaften Widerstand gab, da das Leben besser war als unter Westgoten oder unter christlichen Herrschern, die islamischen Herrscher sehr tolerant. Neben den oben erwähnten Gegenbeispielen wird darunter aber eine große Zahl an Aufständen (auch unter den Muslimen selbst - etwa 741 im großen Berberaufstand in dessen Folge die Soldaten des Kalifen sich gegen die spanischen Araber wandten und sich einen Platz erkämpften), gewaltlosen Rebellionen und Pogromen verborgen. Eine Aufstellung der Aufstände findet sich wieder bei Bat Ye'or:
The humiliating status imposed on the dhimmis and the confiscation of their land provoked many revolts, punished by massacres, as in Toledo (761, 784-86, 797). After another Toledan revolt in 806, seven hundred inhabitants were executed. Insurrections erupted in Saragossa from 781 to 881, Cordova (805), Merida (805-813, 828 and the following year, and later in 868), and yet again in Toledo (811-819); the insurgents were crucified (...).
Der über die dhimmis verhängte erniedrigende Status und die Beschlagnahmung ihres Landes provozierte viele Revolten, welche mit Massakern bestraft wurden, wie in Toled (761, 784-86, 797). Nach einer weiteren Revolte in Toledo im Jahr 806 wurden 700 Einwohner hingerichtet. Aufstände brachen aus in Saragossa in den Jahren zwischen 781 und 881, Cordoba (805), Merida (805-813, 828 and the following year, and later in 868) und erneut in Toledo (811-819). Die Aufständischen wurden gekreuzigt(...).Bei dem Begriff Widerstand muss auch der Name Elogius fallen, dessen heutige Darstellung zudem beispielhaft ist, für die Verzerrung des Toleranzbegriffes.
Elogius wird in vielen Texten vorgeworfen, er und sein Umfeld hätten "Mohammed ohne Not geschmäht" im Versuch Märtyrer zu werden. Wie genau sich diese Schmähungen darstellen lässt sich kaum nachvollziehen. Angesichts der heute teilweise heftigen Reaktionen auf wissenschaftliche, künstlerische wie polemische Auseinandersetzungen oder schlichte Unfälle darf man annehmen, dass es seinerzeit nicht viel bedurfte, um diese Anklage zu erhalten. So wurden allein zwischen 850 und 860 über 50 Menschen hingerichtet. Elogius verteidigte diese und früher ermordete in Wort und Schrift, wofür er verhaftet wurde. Obwohl er freigelassen wurde verweigerte der Emir die Anerkennung seiner Bischofswahl und als er dann eine Konvertitin zum christlichen Glauben vor der verhängten Hinrichtung (soviel zur Religionsfreiheit) zu schützen suchte, wurde er festgenommen, verurteilt und 859 geköpft.
Nicht viel besser ergingt es manchmal den heute als Beispiele der Toleranz angeführten Juden in hohen Positionen. Darunter ragt der Fall von Joseph ibn Naghrela im 11. Jh. hervor, der als Jude und Sohn eines jüdischen Wesir des Hochverrates beschuldigt wurde. Darauf stürmte ein wütender Mob den Palast und kreuzigte ihn, um danach ein Massaker an den Juden von Granada (jenes von 1066) anzurichten. Wie viele Juden zu Opfern wurden, weiß man heute nicht genau, alte Schätzungen gehen von 4000 Opfern aus, womit dieses Pogrom jenen im Rheinland in nichts nachstand.
Überlebende flüchteten nach Lucena, wo, auch unter muslimischer Kontrolle, die wohlhabende und einflußreiche jüdische Gemeinde sie Aufnahm. Hier scheinen sie keiner Verfolgung ausgesetzt gewesen zu sein, was ein differenziertes Bild auf verschiedene Regionen von Al-Andalus wirft - exakt wie die verschiedenen Versuche die Juden im Rheinland vor dem Mob der Kreuzfahrer zu schützen und zu verstecken dies für jene Region beisteuern. Völlig zu Recht wird heute trotzdem oft auf die Schandtaten christlicher Ritter in Mainz, Köln, Speyer, Worms, Regensburg, Trier und Xanten an der jüdischen Bevölkerung verwiesen. Warum dies aber eine völlig unterschiedliche Wahrnehmung oder Darstellung zwischen Al-Andalus und dem Rheinland nach sich zieht kann man nur mit Wunschdenken begründen.
Nicht wenige Historiker gehen zudem davon aus, dass die Konversion der Christen und Juden in Al-Andalus aus wirtschaftlichen Gründen gar nicht erwünscht war, denn damit fielen die Einnahmen der dschizya aus. So erklärt auch Michael Borgolte in seinem Buch "Christen, Juden, Muselmanen. Die erben der Antike und der Aufstieg des Abendlandes 300 bis 1400 n.Chr.":
Diese Beutezüge (nach Italien) sollten kompensieren, was den Kämpfern in Spanien durch die nachlassende muslimische Expansion und die Steuerausfälle wegen der immer zahlreicheren Übertritte von Christen zum Islam entgangen war.Das diese Ausnutzung erheblich dazu beitrug, dass nicht von Anfang an eine massive Unterdrückung stattfand liegt auf der Hand. Als das nicht funktioniert scheute man sich nicht, die christlichen Nachbarn jedes Jahr erneut zu überfallen, zu plündern, morden und daraus die eigenen Finanzen auszugleichen, wie das frühe 9. Jahrhundert blutig belegt.
Wie man diese Phase, die mit blutiger Eroberung, Versklavung, Unterdrückung und Vertreibung begann, sich Zeit ihres Bestehens durch mal mehr mal weniger gelebte Diskriminierung auszeichnet und die ersten Pogrome auf europäischem Boden aufzuweisen hat, mit Opferzahlen die das Rheinland eigentlich in den Schatten stellen müssten, sich mit Raub- und Sklavenzügen finanzierte und schließlich in Zwangsislamisierung und Vertreibung endete als "Goldenes Zeitalter" darstellen kann ist mir nicht nachvollziehbar.
Das man die positiven Aspekte und die tolerantesten Phasen in dieser Region zur Kenntnisnahme bringt ist edel, wichtig und richtig. Das man darüber den Rest unter den Tisch fallen lässt kann man aber nur als Propaganda bezeichnen, insbesondere wenn Verdienste der gesamten arabischen Welt dann dort fokusiert werden um den Eindruck zu vergrößern. Biermann macht sich hier der Geschichtsklitterung mitschuldig. Umso mehr, als das er offensichtliche Verachtung für die europäische Vergangenheit einer unangebrachten Glorifizierung der arabischen gegenüberstellt.
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AntwortenLöschenDanke für die Aufklärung, , aber die Rede von den bösen Christen die die tollen und lieben Moslems in Spanien allegemacht haben, die hält sich hartnäckig.
AntwortenLöschenEine ältere, etwas einfach gestrickte, hoch offiziell katholische Verwandte war mal auf Bildungsreise in Spanien, sie berichtete mit Tränen in der Augen von den bösen, bösen Christen, die die lieben, lieben Moslems......
Ich habe sie dann gefragt, warum sie nicht mit Kopftuch herumläuft, ihren Alkoholvorrat in den Ausguss schüttetet und anfängt den Ramadan zu halten!
Es ist einfach hoffnungslos!
Sie hält sich aber nur hartnäckig, weil kaum jemand (mit nachvollziehbaren Fakten) dagegen spricht. Meine Kollegen machen sich da in weiten Teilen rar, ein paar spielen mit und nur ganz wenige merken die Fehler an. Wenn man stur bleibt, Fakten bringt, diskutiert ...man wird die Welt und die Menschen nicht ändern, aber denjenigen, die wirklich redebereit sind kann man so auf Augenhöhe begegnen und überzeugen. Wichtig ist, die Emotionen aus dem Spiel zu lassen und klare Fakten auf den Tisch zu bringen.
LöschenIn meinem Umfeld gab es in letzter Zeit einige solche Stimmen. Ich habe zugehört und danach "ins Blaue geraten" welche Argumentationen verwendet wurde. Das erstaunen habe ich dann zur Gegendarstellung und zur Beweisführung genutzt (zugegeben, da ging es meist um die "katholische Hexenverfolgung").
Nicht aufgeben. Es gibt immer Hoffnung. Deswegen sind wir doch Christen :)
Über den völligen Abbruch der wissenschaftlichen Tätigkeit im Islam gibt es ein recht lesenswertes Buch von Dan Diner: "Versiegelte Zeit: Über den Stillstand in der islamischen Welt"
AntwortenLöschenDanke für den Hinweis, das war mir bislang nicht bekannt.
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