Es gibt Teile der christlichen Geschichte, die heute entweder fast vergessen sind oder im Chor der "das Christentum ist schuldig an..." Sänger einfach untergeht oder irgendwie disharmonisch klingt. Ein solcher Fall ist m.E. die Geschichte des japanischen Christentums. Mir zumindest war vieles nur aus der unterhaltungstechnisch großartigen Serie "Shogun" mit Richard Chamberlain bekannt, und diese entpuppte sich im nachhinein als dem Medium Film & Fernsehn entsprechend was die Darstellung des katholischen Christentums anging.
So wurden die Jesuiten als hinterhältig und nahezu rein politisch agierende Schurken dargestellt, die auch einen frommen Franziskaner ins Gefängnis in steter Erwartung der Hinrichtung bringen.
Schon bei der Lektüre des grundlegenden Romans von James Clavell bemerkt man die Unterschiede. Zwar sind auch hier die spanisch-portugiesischen Katholiken nicht gerade positiv dargestellt, aber weit weniger skrupellos.
Für einen fachfremden Europäer ist es ein wenig kompliziert, vernünftige Recherchen über japanische Geschichte zu betreiben, zudem in Japan wie in Europa lange der Navigator Wiliam Adams in positivestes Licht gerückt wurde, seine Handlungen als Heldentaten bejubelt. Macht man sich aber die Mühe und geht den Biographien bspw. von Franz Xaver nach, wird aus dem schwarz-weiß Bild bald ein vielfarbiges, welches natürlich auch seine dunklen Flecken besitzt. Erreicht man aber die Zeit der Christenverfolgung in Japan und deren Auswirkungen im frühen 17. Jh. ändert sich die Perspektive erheblich. Und hier setzt der Sittenroman von Kaga Otohiko ein.
Otohiko konvertierte 1987 zum Katholizismus und
Der Roman spielt Ende des 16. bis Anfang des 17. Jh.n. Chr. vornehmlich in Japan (an den Orten Kanazawa und Nagasaki) und gegen Ende auch in Manila. Dabei geht es vor allem um einen japanischen, christlichen Adligen der meist als Ukon bezeichnet wird, obwohl dies eine Postenbezeichnung ist. Richtig hieß er eigentlich Takayama Hikogoro, nach seiner Konvertierung Takayama Justo. Einzelne Kapitel sind in Briefform eines Jesuitenpaters geschrieben. Beide berichten in der Postperspektive vor allem "vergangenes" aus Sicht der Hauptpersonen. So beschreibt zum einen ein Japaner zum anderen ein Europäer die Geschehnisse und Entwicklungen, was dem Autoren Kaga Otohiko m.M.n. sehr gut gelingt. Der Leser kann so in beide Erfahrungs- und Motivationswelten eintauchen, Kulturen und ihre Unterschiede erfahren.
Ein immer wiederkehrendes Element ist das Märtyrertum. Obwohl die Christenverfolgung erst unter der Herrschaft von Tokugawa Ieyasu zu einer landesweiten Erscheinung wurde gab es vorher schon Diskriminierung, Verfolgung und Hinrichtungen. Wie dies aufgenommen wurde, was die Christen dabei empfanden, unterschiedliche Ansichten und Reaktionen unter den Christen - all dies wird ebenso besprochen wie der Kontakt zu Rom, Europa und den in Asien tätigen Missionren. Dabei wird zwar oft idealisiert, die wirklichen Probleme und Verbrechen, auch von Seiten der Katholiken, aber nicht verschwiegen.
Auch wenn das Buch auffordert, sich einzulesen um ein wenig Hintergrundwissen und -verständnis mitzubringen, so ist es selbst gleichzeitig eine gute Einführung in eine andere Sichtweise. Wertschätzung für japanische Christen, Anerkennung ihres großen Glaubens und ihres Märtyriums.
Ich habe viel mit genommen aus dem Buch - schon allein deshalb empfehle ich die Lektüre.
Kaga Otohiko
Kreuz und Schwert
ISBN 3-86124-900-6 oder 978-3-86124-900-9
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