Mittwoch, 3. April 2013

Femen - als Helden verehrt, menschenverachtend in der Tat

Als Femen mir zum ersten Mal in den Nachrichten begegnete, sollte die Fußball WM beworben werden. Dagegen stellten sich einige junge Frauen halbnackt vor Stadien und Regierungsgebäude und prangerten, so jedenfalls das mir damals vermittelte, (Zwangs)Prostitution und Menschenhandel an. So weit, so für mich anerkennenswert. Was danach aber folgte machte mich eher skeptisch bis hin zur aktuellen tief empfundenen Ablehnung dieser Organisation und ihrer Methoden. Mittlerweile bin ich der Überzeugung, dass hier eine radikale und gewaltbereite Sekte heranwächst, die sich existierende Ungerechtigkeiten und Misstände zunutzen macht.

Femenanführerin mit Gefolge und typischem Gruß
Zu dieser Ansicht bin ich bei der Lektüre eines Interviews mit einer der Anführerinnen der Gruppe gekommen. Sie droht darin unverhohlen Gewaltanwendung gegen Männer im allgemeinen, auf Nachfragen gegen bestimmte Personen an. Im auf der Internetseite präsentierten Manifest wird eine religiöse Note eingeführt, indem man einen Verstoß gegen die Ordnung der "Göttin" anprangert. Ein Artikel der Frankfurter Rundschau verweist auf die Methoden der "Ausbildung" und Rekrutierung. Körperliche Ertüchtigung inklusive Kampfsport gehören dazu, ebenso wie die Bezeichung als "Soldatin" und die massen- und medienwirksame Rekrutierung bei Großveranstaltungen auf der Bühne. Zugegeben, die Ausbildung wirkt eher posierlich, die Großveranstaltungen füllen weder den Alexander- noch den Roten Platz, aber was nicht ist...
Und wie sieht es in der Umsetzung aus? Femen arbeitet mit Gewalt, Vandalismus, Drohungen, Desinformation und Inszenierung. All das ist leicht erkennbar und keineswegs, wie oft behauptet wird, von östlichen Medien fälschlich unterstellt.
Ein paar Beispiele:
2012 sägten Femenaktivistinnen in Kiew ein Holzkreuz um. Propagiert wurde, es handele sich um einen Protest gegen die Verurteilung der Pussy-Riot Aktivistinnen, welche in Russland eine Messe in der erst 2000 wiedererrichteten  Christ-Erlöser Kathedrale der russisch-orthodoxen Kirche gestürmt und mit einem Punksong als Protest gegen die Kooperation der Kirche mit Putins Regierung die Religionsfreiheit störten. Schon diese Aktion war mehr als nur ein wenig schlecht gewählt. Denn die Kathedrale war von den Sowjets im Kampf gegen die christliche Religion gesprengt und mit Spendenmitteln erst nach dem Ende der Sowjetunion wiederrichtet worden. Ausgerechnet an diesem Ort eine Messe zu stören sprach von mangelnder Rücksicht.
Dafür belangte der russische Staat die Gruppe, stellte sie vor ein Gericht und verurteilte sie. Jede erhielt zwei Jahre Haft, die sechs Monate in Untersuchungshaft wurden angerechnet. In der Berufung wurde eine der drei Frauen auf Bewährung entlassen. (Zwei Tage nach dem Urteil stürmten in Köln, wie zuvor in Wien, die katholische Kathedrale und störten auch hier die Messe.)
Femen machte daraus scheinbar lebenslange Haft oder gar eine Todesstrafe. Anna Guzol sagte:
Was ist denn ein kleines Stück Holz im Vergleich zu drei verlorenen Leben?
Femen sägte also ein Kreuz um und posierte am Stumpf als der Gekreuzigte. In Kiew, welches bekanntlich nicht in Russland liegt. Das Kreuz war von Katholiken aufgestellt worden. Zum Gedenken der Opfer des Stalinismus. Kurzzeitig versuchte Femen die Bedeutung des Kreuzes zu leugnen, indem sie auf die größere Installation einige Meter weiter verwiesen und von einer Journalistenverschwörung sprachen. Im Interview des DeutschlandRadio stellten Femen-Aktivistinnen dann selbst klar:
Femen-Direktorin Anna Guzol weist solche Anschuldigungen zurück. Femen sei konsequent antireligiös und antikirchlich.

Das Beispiel scheint auch prompt Schule gemacht zu haben, aus einem angeblichen Protest wird reihenweiser Vandalismus.

Mit Vandalismus auch in Museen hat Femen jedenfalls keinerlei Probleme, wie diese rechts abgebildete kostspielige Attacke im Louvre zeigt. Abgerundet durch medienwirksames Posing neben dem angerichteten Schaden inklusive dem "Femengruß".



In einem anderen Fall versuchte eine Aktivistin den Patriarchen der russischen Kirche anzugreifen, wird aber im letzten Augenblick daran gehindert. Auf ihrem Körper steht "Kill Kirill" - tötet Kirill.
Die Gewaltbereitschaft demonstrierten sie jüngst bei einem körperlichen Angriff auf den Europaabgeordneten Brok. Erst hinterher wird zusätzlich bekannt, dass die Anschuldigungen die Femen als Legitimation für die Attacke anführte, frei erfunden waren.
Kirchenhass und Respektlosigkeit
Auch bei Protesten gegen Nazis und Prostitution fordern sie Todesstrafen ("Kill Nazis") und Quälereien ("Burn Fuckers") auf ihren nackten Oberkörpern oder Parolen. Dabei vergleichen sie sich, dankbar von der TaZ aufgegriffen, mit der von Quentin Tarantino erfundenen und verfilmten Killerbande Inglourious Basterds indem sie bei einer NPD Gegendemo sich selbst als Inglourious Breasterds bezeichnen. Die auch bei Touristen berühmte Hamburger Rotlichtmeile verpassen sie als Eingangsparole das wohl berühmteste KZ-Motto. Dabei ist eine der Akteurinnen, die sich stolz auf diese Aktion zeigt, eine CDU Politikerin. Faszinierenderweise ist für die CDU dabei die Mitgliedschaft bei Femen kein Problem.



Inszenierung in Notre Dame
Die katholische Kirche wird von Femen mit besonderer Aufmerksamkeit "beehrt". Zu Weihnachten störte die Gruppe die Gläubigen auf dem Petersplatz, das gleiche wiederholte sie beim Rücktritt des Papstes und bei der Wahl des neuen Heiligen Vaters, zwischendurch sowieso. Das sie dabei die Religionsfreiheit einschränken, das Versammlungsrecht stören und mit den Forderungen "kein Papst" und "shut up" u.a. auch Meinungsfreiheit etc. attackieren scheint in den Medien niemanden so recht zu stören. In Paris feierten die Frauen den Rücktritt des Papstes, indem sie die Kathedrale Notre Dame stürmten, die dortigen Gläubigen belästigten und die ausgestellten Glocken traktierten. Nach dem Rauswurf lärmten und störten sie noch vor dem Gotteshaus.
Femen auf dem Petersplatz während des Angelus


Dabei achten sie darauf, sich als Opfer zu inszenieren. Wer sich die Videoaufnahmen betrachtet, stellt fest, dass sie keine Hemmung haben um sich zu schlagen und zu treten, während die meisten Wachleute oft nur zögerlich zugreifen und sich bemühen, niemanden zu verletzen. Eine Bildserie belegt das wie ich finde recht eindrucksvoll. Darauf ist unter anderem eine Dame zu sehen, die sich bei der WM unter schwedische Fußballfans (inklusive einer Anzahl weiblicher Fans) ihre ohne spärliche Bekleidung vom Leibe reißt und dann inszeniert. Wäre die Welt und insbesondere die Männerwelt wirklich so schlecht wie von Femen behauptet, wäre die Reaktion der versammelten und alkoholisierten Männer wohl anders ausgefallen.
Ob Weltwirtschaftsforum, übertriebene Korrektheit eines Möbelhauses, Berlinale oder französische Justiz, nichts, was nicht den Zorn der Femen-Frauen auf sich zieht oder für ihre Zwecke genutzt wird.
Bei einem Protest in Kiew wird wieder klar, wie durchgeplant die Inszenierungen sind.Wieder ist es eine Kirche, wieder wird medial alles festgehalten. Zur Sicherheit, dass die Bilder im Westen auch verstanden werden sind auch Schilder in Deutsch dabei.
Im Interview wird denn auch von einer "Schuld der christlichen Gemeinschaft" gesprochen. Der Tonfall sollte bekannt vorkommen.
Stets sind entweder die Medien eingeladen oder man bzw. frau sucht sich Orte, an denen sich die Medien bereits befinden. Der Zorn, die Angst und der Verlust der Menschen, die gestört, angegriffen oder angebrüllt werden, die ihrer Religion, ihrem Hobby oder ihrer Arbeit nicht nachgehen können, wird dabei weder von Femen noch von den Medien festgehalten oder gesendet.

Natürlich gibt es eine große Zahl an Dingen, die es lohnt, kritisiert und kontinuierlich abgebaut zu werden. Seien es Zwangsprostitution und Menschenhandel, Genitalverstümmelung, Verschleierung oder Zwangsehen. Auch die Sexualität eines Menschen unter Strafe zu stellen ist in meinen Augen falsch. Das aber fordert die katholische Kirche nicht, ob es die orthodoxe tut entzieht sich meinem Wissen, ich bezweifle es aber.
Vergewaltigung wird in meinem Empfinden viel zu nachlässig, ja geradezu generös gegenüber den Tätern verfolgt und bestraft. Rassismus ist eines der großen Übel unserer Zeit, auch wenn der Focus der Öffentlichkeit leider einseitig zu sein scheint.
Dem aber mit jener Menschenverachtung zu begegnen, wie es Femen unternimmt, Hass und Gewalt als legale Mittel, Gewaltverherrlichung und -androhung als Methoden zu nutzen führt nur zu einer drastischen Verhärtung der Fronten und vermutlich auch über kurz oder lang zur Eskalation.
Dabei zu pauschalisieren und rücksichtlos alles anzugehen, was man für den "Feind" hält zeugt von blinder Wut und Verbitterung.

Und schlussendlich ist es billig, die ständig zur Zielscheibe zu machen, die sich nicht wehren. Wenn Femen nackt bei der Hadsch in Mekka steht würden ich zumindest ihren Mut anerkennen können.

1 Kommentar:

  1. Hab da grad Kritik auch von anderer Seite gefunden:

    http://feministphilosophers.wordpress.com/2013/04/05/women-against-femen/

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