Heute, am 24.4., begehen die Armenier ein trauriges, jährliches Ritual. Sie Gedenken der Opfer des Völkermordes im Osmanischen Reich, der Aghet.
An der Stelle mal eine Filmempfehlung: Aghet - Ein Völkermord. Eine Doku, in welcher Schauspieler Briefe, Dokumente, Eingaben, Tagebucheinträge von Augenzeugen und Opfern vorlesen, dabei Bilddokumente der Zeit und der Geschehnisse gezeigt werden. Beide stammen u.a. aus der Sammlung des Auswärtigen Amtes, welches diese Dokumente seit dem Völkermord selbst aufhebt und bereits in einem Band Auszüge veröffentlichte.
Wir Deutsche sind ja einiges gewöhnt, da unsere Vergangenheit nicht nur aufgearbeitet sondern auch umfassend präsentiert wird. Schulklassen, die durch die KZs geschleust werden um sich die Grausamkeiten schildern und auf Photos zeigen zu lassen. Dokumentationen, die uns die gestappelten Leichen abgemagerter Häftlinge zeigen, erschossene und erhängte und vergaste Opfer unserer Großeltern- und Elterngeneration. Wer sich eingehender damit beschäftigt sieht die Opfer der Fronten und des Bombenkrieges, die Opfer der Verbrecher unter den Siegern und die zahllosen Unglücklichen, die zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort waren und zwischen den Kämpfenden ums Leben kamen.
Wir kennen diese Bilder. Darunter sind unterträglich grausame. Bilder, welche gequälte Gesichter, schmerzvolle Morde oder unentschuldbare Experimente zeigen - oder die blanke Unmenschlichkeit, die nicht nachvollziehbare Leere an Mitgefühl, Mitleid oder schlicht Herz.
Darunter fallen Bilder wie die Exekutionen von Müttern mit ihren Kindern. Die beiden folgenden Links enthalten solche Bilder. Bild 1 und Bild 2
Darum sind viele der Bilder, welche den Völkermord an den Armeniern zeigen für uns keine großen Schockerreger. Aber letztlich zeigen sie die gleiche Grausamkeit, das gleiche dahinterstehende menschenverachtende, rassistische Gesicht, welches die Nazis zu unserem mahnenden Zeigefinger machen. So bspw. dieses Bild, auf dem die Mörder posieren, während sie die abgemagerten Armenier ertränken. Wer es verkraftet kann ganze online Archive mit Bildern ermordeter Armenier auffinden, oft zusammen mit ihren Peinigern.
Schlimm genug also. Dieses Verbrechen im Osmanischen Reich. Doch bis heute verweigert die Türkei eine Aufarbeitung. Erdogan ließ ein Versöhnungsdenkmal in einem türkischen Grenzdorf abreißen und als Frankreich vor zwei Jahren versuchte, die Leugnung dieses Genozids gesetzlich unter Strafe zu stellen, regte sich durch die Inlandstürken und die Türkei selbst derart viel Widerstand, dass dieses Vorhaben scheiterte.
Bei uns wurde, angesichts der laufenden Debatte um die Türkei, den Flüchtlingsdeal und unsere Pressefreiheit, ein weiterer Skandal laut.
Die Türkei regte sich über die auf der Seite der EU Kommission zu lesende Meldung über ein "Projekt Aghet" in Dresden auf. Dort hatte die Dresdner Sinfoniker ein Konzert am heutigen Tag geben wollen eben in Gedenken an die Mordopfer und dem Ringen um ihr Andenken. Dieser Terminverweis war Grund genug zur Beschwerde - die EU knickte ein und entfernte den Hinweis.
Weiterlesen bei Spiegel.
Meine Gedanken und Gebete sind bei den Armeniern, den Familien der Opfer und allen, die sich für Gerechtigkeit und Gedenken einsetzen. Jeder Völkermord ist ein Verbrechen - und Frieden und Versöhnung bedürfen der Aufarbeitung.
Ich hoffe, es wird eines Tages gelingen. Auch für die Opfer der folgenden Generation, wie Hrad Dink.
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