Donnerstag, 7. März 2013

Freiheit der Kunst in Deutschland

Heute wurde die Band Frei.Wild aus Südtirol von der Preisverleihung des Bundesverbandes Musikindustrie, genannt "Echo" ausgeschlossen.
Ich selbst kenne die Band erst seit dem Rummel, der jetzt um sie gemacht wird, habe probehalber mal ein paar Songs bei youtube und im Amazon MP3 Shop angehört. Mir ist weder antisemitisches, rassistisches noch allgemeiner Menschenhass zu Ohren gekommen. Ein paar Bezeichnungen, bspw. "Volliditioten" usw. waren nicht nett und einige Wendungen stammen mit Sicherheit nicht aus der Sprache des politisch korrekten Mainstream, aber das war es auch schon.
Der Tagesspiegel schreibt in seinem Artikel zu den Vorgängen:
Die Band bezeichnet ihren Erfolg bei Rechtsextremen zwar als Problem, geht jedoch nicht auf die Ursache dieses Problems ein. 
 Auch erwähnt die Zeitung, dass sich die Band mehrfach und eindeutig von jeder Form des Extremismus distanziert, auch in Liedern.
Mir schießen dabei eine Reihe von Gedanken durch den Kopf.
1. Es ist noch nicht allzulange her, dass ein gewisser Rapper mit Pseudonym Bushido den Bambi für Integration bekam. Die Frauenrechtsorganisation Terre des femmes veröffentlichte damals einen Protestbrief, in dem sie unter anderem Texte wie "Berlin wird wieder hart, denn wir verkloppen jede Schwuchtel" sowie "Ich entscheide, wann du Homo stirbst" dann "Mit der Rechten werd ich wichsen, mit der Linken dich schlagen" und schließlich "Dein Silikon gehört mir und meiner Crew".
Das sind Inhalte die in meinen Augen wirklich menschenverachtend und diskriminierend sind.
Damals ließen Rosenstolz auf der Bühne ein wenig Unmut hören, der ein oder andere Künstler folgte. Aber einzig Heino, dem ebenfalls "rechtes Gedankengut" unterstellt wurde und wird und dem wegen seines neuen Albums geballte Beleidigungen der "Tolerantenszene" in der Musikbranche entgegen schlagen, ließ Worten auch Taten folgen und gab seinen Bambi zurück.
Ausgerechnet Mia aber, die heute wegen Frei.Wild dem Echo fern bleiben wollte hat zu einer Zeit, als Bushido sich noch nicht mal versuchte von seinen Texten abzuheben mit genau diesem Menschenverachter zusammengearbeitet, war sich nicht zu fein, sich mit ihm ablichten zu lassen. Für mich hat Mia damit eines klargemacht: nicht Menschenverachtung ist ihr zuwider, sondern es geht ihr um die Seite von der sie kommt.

2. Die Toten Hosen sind vermutlich unter den Gewinnern des Echo diesen Jahres. Campino hatte sich in einem Interview letzten Jahres so geäußert, dass er Linksextremismus weit weniger schlimm findet, weit begründeter. Die Gruppe spielte seinerzeit häufig in besetzten Häusern und vor einem sog. "autonomen Publikum", also jenen Leuten, die man von den Krawallen des 1. Mai kennt und auf deren Konto eine Reihe von Angriffen auf Polizisten und Sabotage von BW-Fahrzeugen geht.
Bisher hat sich deshalb weder Mia noch Kraftwerk noch sonst eine Band vom Echo distanziert. Es ist also ok, eine Band, weil unter ihren Hörern auch Nazis sind, von denen sich die Band aber nachdrücklich distanziert, zu diskriminieren und zu kriminalisieren, während Bands deren Hörer sich gerne mit der Staatsmacht blutige Auseinandersetzungen leisten und fremdes Eigentum wie Dreck behandeln gerne gesehen Gäste sind.

3. Wenn die Zusammensetzung des Publikum bestimmt, wie man über einen Künstler zu denken hat, ist diese Gesellschaft am Ende. Dann findet wieder eine Zensur statt, eine Auswahl dessen, was gespielt, gemalt, geschrieben werden darf. Denn dann gibt es vorher immer die Überlegung: wem könnte das gefallen?
Sind wir wirklich wieder an der Grenze zu den Wahlen von 1933/34? Ist Sippenhaft und Gesinnungscheck wieder genehm, Meinungs- und Glaubensfreiheit wieder vorbei?
Wenn nicht bald gegengesteuert wird segeln wir sehenden Auges erneut über die Kante. Dieses Mal halt nur auf der scheinbar anderen Seite.

2 Kommentare:

  1. Und welche Macht man dadurch den Nazis jetzt schon gibt. Bekloppt.

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    1. Allerdings. Man will nicht, dass die unser Leben nach ihren Wünschen gestalten und macht deshalb genau dieses... Diese Welt ist wirklich verrückt geworden.
      Beste Grüße
      T.S.

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