An dieser Stelle: mein tiefes, ehrliches Mitgefühl mit seinen Anghörigen. Ein solcher Verlust und dazu auf diese Weise... der Schmerz der daraus entsteht ist mir unvorstellbar.
So weit so schlimm. Aber damit nicht genug.
Jetzt berichtete eine einzige Zeitung darüber, wie sich die Freunde, Bekannten oder einfach "verwandte Seelen" der Mörder geben. Keine Reue, kein Erschrecken über die Tat und ihre Folgen. Das Opfer wird zum Täter erklärt, sei schuld an der Eskalation und den Folgen, die seine Mörder nun erwarte. Das Opfer, seine Kumpels, ja die ganze Gesellschaft wird beleidigt und verhöhnt, weitere Gewalt angedroht.
Zu Recht werden Menschen, welche die NSU und ihre Mordserie verharmlosen oder sogar bejubeln rechtlich belengt, zumindest gemeldet. Wieso gilt dies nicht auch im Fall Daniel S.?
Mich erinnert dies sehr an den Islamisten und Seriennmörder Mohammed Merah. Dieser hatte ziemlich genau vor einem Jahr kurz hintereinander sieben Menschen erschossen. Drei Soldaten, drei Kinder und den Vater zweier der Kinder. Erstere wählte er als "Verräter" aus, letztere weil sie jüdischen Glaubens waren. Dazu kommen mehrere Verletzte, die das Glück hatten zu überleben, deren Gesundheit jedoch wohl lebenslang unter den Folgen leidet. Unter den Verletzten sind drei Polizisten, welche bei der Belagerung Merahs angeschossen wurden. Nach der Tat wurde bekannt, dass neben einem beachtlichen Waffenarsenal, zu denen bspw. eine AK47 und Sprengstoffe gehörten, auch eine Kamera zur Ausrüstung des Mörder gehörte, mit der er die Qualen und das Sterben seiner Opfer gefilmt hatte um sie später als Trophäen ins Netz zu stellen.
Merah wurde bei der Erstürmung seiner Wohnung getötet, als er versuchte, bewaffnet zu entfliehen.
Wo ich darin die Parallele sehe? Neben der Verachtung für Menschen einer anderen Kultur:
Mohammeds älterer Bruder Abdelghani schrieb später ein Buch, in welchem er darlegte, wie ihre Mutter sie zum Antisemitismus erzog und erinnerte sich, dass nach der Tat seiner Mutter Glückwünsche und Solidaritätsbekundungen in großer Zahl zugingen. Ihre Schwerter Souad erklärte öffentlich, sie sei stolz auf ihren Bruder. Vor allem aber feierte Facebookseite ihn als Helden. Die Polizei schloss die Seite, bis dahin hatten aber bereits weit über 10 000 Menschen sich dieser Meinung angeschlossen. Wie viele es noch geworden wären kann man nur erahnen.
Eine Lehrerin forderte ihre Schüler auf, eine Schweigeminute für das "Opfer Mohammed Merah" einzulegen. Die Polizei hinderte Bewunderer Merahs daran, ihn öffentlich zu bejubeln, Graffiti wurden so schnell als möglich übermalt. Die Familie verklagte den Staat, ihre Anwältin erklärte öffentlich der Tod Merahs sei Mord gewesen.
Die Folge? Die Schule der jüdischen Opfer erhielt Briefe, Mails und Anrufe mit Drohungen, Spott und Häme. Kurz darauf kam es wieder zu übergriffen.
In den deutschen Medien äußerte sich der angebliche Antisemitismusforscher Professor Wolfgang Benz
Ich erkenne bisher trotz der Brutalität der Tat keine neue Dimension eines Antisemitismus in Europa.Die Leiterin des EU Aussenressorts, Catherin Ashton, zog einen Tag nach der Schiesserei an der Schule einen Vergleich, welcher von den meisten Hörern als das verstanden wurde, was er war: eine Rechtfertigung. Die Opfer seien Folge israelischer Politik, gemeint sind hier die Schläge gegen die Terrororganisationen Hamas, Fatah und Hisbollah, darum sei die Schuld Israel zu geben.
Wir wissen ja noch nicht einmal, ob die Morde wirklich ein antisemitisches Motiv hatten oder die Opfer von einem Terroristen zufällig ausgewählt worden sind.
Man sollte auch erwähnen, dass es offene Ablehnung der Tat durch die muslimische Gemeinde in Paris gab, ein gemeinsamer Protestmarsch zog immerhin mehrere tausend Menschen an. Die gleiche Gemeinde machte aber wiederum sich selbst zum Opfer, indem sie unmittelbar nach Bekanntwerden des islamistischen Hintergrundes offen darüber klagte, dass dies nun wohl die sog. "Islamophobie" steigern werde.
Darum sehe ich eine Parallele. Menschen werden getötet, die Sympathisanten der Mörder stilisieren die Täter zu Helden und Opfern, die keine andere Wahl hätten, als zu morden. Und unsere Presse zieht mit, ebenso Politik und Justiz. Auf der Strecke bleiben die ermordeten und zusammengeschlagenen, deren Familien und alle, die danach Angst haben, mit der Bahn oder dem Bus zu fahren u.ä.
So vermehrt man Schmerz. Als wenn der nicht schon genug vorhanden wäre.
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