Donnerstag, 21. März 2013

Ein Pfarrer als Bundespräsident

Ein Jahr nun ist Gauck unser Bundespräsident. Ein evangelischer Pfarrer, Bürgerrechtler aus der DDR, der nun die Repräsentation unseres Landes darstellt.
Das Medienecho ist geteilt. Während die ihn wegen seiner Worte gegen Ausländerdiskriminierung an deutschen U-Bahnhöfen und Besuchen historischer Orte bejubeln sind andere Stimmen kritischer. Seine Äußerungen zur Sexismusdebatte, seine angebliche Forderung nach mehr Auslandseinsätzen usw. In meinen Augen ist aber die fundierteste und ehrlich berechtigte Kritik jene aus der FAZ.
Darin wird kritisiert wie er auf den fahrenden Zug unerläuterter Europabefürwortung aufgestiegen ist oder, was ich ebenfalls bereits ansprach, seine mangelhaften Kenntnisse der Geschichte.
Am prägnantesten aber finde ich folgenden Absatz auf den Punkt gebracht:

Ist Gauck sein Pfarramt peinlich geworden?

(...)
Und noch eine Wende: Zu Gaucks Charisma gehörte von Anfang an auch seine Tätigkeit als Jugendpfarrer in der kommunistischen DDR. Zu Beginn seiner Amtszeit versprach er ausdrücklich, etwas aus seinem früheren Berufsleben als Pfarrer zu übernehmen, „gerade hinsichtlich der Begrifflichkeiten“: „Die großen alten Worte des Glaubens müssen immer wieder neu gesprochen werden, weil neue Generationen erreicht werden wollen.“ Jetzt fällt ihm selbst auf die Frage nach einer „identitätsstiftenden Erzählung von Europa“ mit keinem Wort das Christentum ein. Selbst wenn er über den „Mythos Europa“ spricht. Wie kann es geschehen, dass ein evangelischer Pfarrer, kaum ist er ein Jahr Berufspolitiker, es für inopportun hält, darauf hinzuweisen, dass eigentlich alle Geschichten von Europa auf die Sache mit Gott zurückgehen, selbst die Flagge der Europäischen Union mit dem Sternenkranz (Offenbarung des Johannes, Kapitel 12, Vers 1-3)?
Während Zeitschriften und Zeitungen wie Focus und Süddeutsche nicht genug darauf verweisen können, dass man Gauck immer noch anmerke er sei Pfarrer gewesen bringt es nur die FAZ fertig, mal genauer hinzusehen.
Gaucks Weihnachtsansprache hat mir in Bezug auf ihn die Augen geöffnet. Immerhin hat er den christlichen Hintergrund und die Bedeutung des Festes für Christen wenigstens erwähnt. Zentral war das Fest in seiner Rede eher nicht. Und, soweit mir bekannt, ist er der erste Bundespräsident, der aus Weihnachten ein interkonfessionales Fest gemacht hat - es also vom Kern der christlichen Lehre, Jesus als fleischgewordener Sohn Gottes, gelöst und zu einer demographischen Begegnungsveranstaltung umänderte.
Vielleicht stehe ich mit dieser Ansicht alleine da, aber ein Priester sollte an Weihnachten etwas über Jesus erzählen.

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