Ich war 2013 im zunehmenden Kampf gegen meine eigene Erkrankung und den Versuch, mein Leben damit zu arrangieren ziemlich beschäftigt und hatte daher wohl übersehen, dass es "Malu Dreyer", der damals neuen Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz ähnlich, eher schlimmer ergeht. Sie hat Multiple Sklerose und saß deswegen eine Zeit im Rollstuhl.
So wenig ich die Frau mag und so inkompetent und undemokratisch ich sie finde, man muss ihr zusprechen, dass sie darüber nicht (mehr) in die Öffentlichkeit tritt. Sie tat es vor drei Jahren, aber nicht in diesem Wahlkampf. Gut so.
Nun machen das andere für sie. Die der SPD nahestehende SZ hatte eine Bilderserie verlinkt, wenn es in Artikeln um sie ging, welche sie eben vor drei Jahren im Zusammenarbeit mit dem SZ Magazin schießen ließ und sie im Rollstuhl zeigen. Geschmacklos, aber nun gut, sowas gehört dazu. Auch bei Schäuble wird hin und wieder über sein RAF verhängtes Schicksal berichtet und keine Konferenz ohne den Stuhl deutlich zu sehen.
Eine Diskussion darüber sollte trotzdem möglich und sachlich sein.
Nun hat sich aber ein CDU-Lokalpolitiker erlaubt, die besagte Verlinkung mit harschen Worten zu bedenken. Von "Mitleidstour" ist die Rede. Nun herrscht angeblich Redefreiheit, aber in Wirklichkeit natürlich nicht. Würde diese Freiheit bestehen, würde man dies vielleicht kommentieren als das, was es ist: bösartige und mitleidlose Unterstellung. Mehr nicht.
Haben wir aber nicht. Daher wurde der betreffende Politiker zum Rücktritt von seinem Ämtern und zum Austritt aus der CDU aufgefordert. Weil er beides ablehnt, trat statt dessen der Ortsvorstand zurück. Den Rücktritt finde ich ehrenvoll und angebracht und von guter Signalwirkung. Die örtliche CDU, die diesen Menschen ja dorthin gebracht hat, wo er gehört wird, zeigt sich verantwortlich und zieht persönliche wie parteiliche und politische Konsequenzen. Im laufenden Wahlkampf, kurz vor der Wahl verschwinden die bekannten lokalen Gesichter von den Wahllisten. Was dies für die Wahl selbst bedeutet sollte jedem klar. Dafür ein Lob von mir.
Auch hier könnte die Sache nun beendet werden, meinethalben ein Verfahren der CDU zum Rauswurf des besagten Mannes, vermutlich mit negativem Ergebnis, aber wer weiß.
Ist sie aber nicht. Die SPD macht nun doch Wahlkampf mit Rollstuhl. Statt anzuerkennen, dass die Verantwortlichen reagieren und sich distanzieren, statt wenigstens lediglich die betreffenden Wähler aufzufordern so jemandem an der Urne zu zeigen, dass sie ihn nicht wollen, machen sie natürlich die Spitzenkandidatin und die gesamte Partei dafür verantwortlich und fordern Reaktionen von Frau Glöckner. Klagen über das "Wahlkampfverhalten der CDU".
Wie war das noch gleich mit Differenzierung?
Größe haben hier jedenfalls nur besagte CDUler gezeigt - und diese sind dadurch nicht mehr wählbar.
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