Vera Lengsfeld, Bürgerrechtsaktivistin, DDR-Widerständlerin (und als solche vom eigenen Ehemann für die Stasi bespitzelt), ehemalige Bundestagsabgeordnete, Mutter und noch vieles Verdienstvolles mehr, hat einen Artikel über die Initiative "Danke Deutschland" veröffentlicht, die am Samstag, den 20.2. ihr Neujahrsfest feierten. "Ihr" bedeutet, dass die Gründer und meisten Mitglieder ursprünglich aus Vietnam kommen, bzw. deren Familien von dort flohen. Als "boat people" suchten sie Schutz und Hilfe, erhielten dies oft nicht aber manchmal doch, etwa von der Organization "Cap Anamur", die auch heute recht aktiv ist, um im Mittelmeer zu helfen.
Einige der Geretteten und in Deutschland aufgenommen, wollten ihre Dankbarkeit ausdrücken und gründeten besagten Verein.
Wie Frau Lengsfeld zurecht feststellt: diesen Menschen gelang die Integration - ohne dass sie ihre Wurzeln ablegen oder vergessen. Und oben drauf sind sie dankbar - obwohl auch sie angefeindet wurden (im Osten rief man sie lange beleidigend "Fidschis") und mindestens eines der in den 90er Jahren brennenden Asylantenheime beherbergte auch Asiaten wie Vietnamesen, aber über diese Dinge hinweg erleben sie, wie sie im großen und ganzen akzeptiert, mindestens ebenso oft wie angefeindet auch herzlich begrüßt werden.
Sie stehen damit aber relativ allein. Nun ist es in einem freien und recht gleichen Europa auch nicht logisch, in einer Union, die den Austausch, die Freizügigkeit zwischen in Frieden und relativem Wohlstand lebenden Nationen zum Inhalt gesetzt hat, Dankbarkeit zu erwarten. Die Polen, die hierzulande als Spargelstecher, Krankenpflegerinnen, Handwerker unter Gesellenstatus usw. schuften, tun dies zwar für sich, aber letztlich zum Wohle aller Beteiligten. Der deutsche Staat, unsere Gesellschaft, ihre Familien und die polnische Gesellschaft - alle profitieren davon. Ein Dank wäre zwar schön - aber von beiden Seiten.
Wenn aber Personen zu uns kommen, die vor Verfolgung und Krieg flüchten, dann ist Helfen Pflicht und das ohne Dank zu erwarten. Dauert dieser Zustand über Jahre an, ändert sich daran wenig - aber es kommt die zwischenmenschliche Beziehung hinzu. Und hier wäre von demjenigen, dem geholfen wird, es eine schöne Geste, bei entsprechender Gelegenheit zu danken. Wie gesagt, keine Pflicht - lediglich menschlich.
Darum empfinde ich Dankbarkeit für den Dank unserer vietnamesischen Zuwanderer. Und damit auch Dank dafür, dass diese Menschen hier sind. Danke an allen, die ihnen halfen, manchmal auch gegen Widerstände.
So geht Integration, so baut man eine Gemeinschaft auf.
Allerdings wird das Werk durch Ignoranz geschädigt. Nicht nur irgendwelche wütenden Bürger, die protestieren, nicht durch Rechtsradikale, die Hakenkreuze an die Wände schmieren oder Pegida.
Obwohl es den Verein seit 2011 gibt und er ein tolles Beispiel allein durch eine private, kleine Gruppe Menschen aufgebaute Zusammenarbeit ist und letztlich Symbol für alles "multikulturelle" Lobhuddeln der letzten Monate und Jahre, erfährt er keine Würdigung durch unsere Politiker, die betreffenden Ämter, unsere Medien oder alle "wir-sind-bunt-darum-stehen-wir-über-dem-Gesetz" Gruppen.
Statt moralisch mit Worten wie "Pack" oder immer wieder Belehrungen wie "diese Flüchtlinge sind eine Chance für unseren Arbeitsmarkt" oder "warum alle Behauptungen Vorurteile sind" auf die Bürger einzuprügeln um ihnen endlich Toleranz ins Hirn zu rammen, wäre es doch sinnvoll, so einen Verein zu fördern und öffentlich zu machen. Es würde beiden, den Flüchtlingen und den "verstockten" Deutschen zeigen, wie es gehen KANN und SOLLTE.
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